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Jetzt sollten wir den Mut haben, die Gleichstellungsbeauftragten zu entlassen (Feminismus)

SpiegelIn, Monday, 12.08.2013, 19:55 (vor 3917 Tagen)


Frau Professorin, es ist vollbracht

«Studenten» gibt es an den Universitäten kaum noch. An ihre Stelle sind «Studierende», also ­Geschlechtsneutrale, gerückt. Woher stammt die Berechtigung, derart künstlich in unseren ­Sprachgebrauch einzugreifen?


Die Uni Leipzig benutzt nur noch weibliche Bezeichnungen: Der Titel Professorin gilt künftig auch für Männer. Soll ich mich daran gewöhnen, Professorin zu sein? Ich gehöre ja bereits zu den Waschlappen, die «Liebe alle» schreiben. Bei anderen Mails schreibe ich ­«Liebe Kolleginnen und Kollegen», weil ich weiss, dass eine Gender-Verliebte unter den Adressierten ist. «Liebe Kollegen» liegt immer noch ohne Protest drin, falls das Rundmail an Geschlechter geht, die Naturwissenschaften studiert haben oder frei von Quotenfrauen sind. Im inneruniversitären Betrieb ist die Anrede zu einer Kunstform ­geworden. Dies wird so bleiben, weil die ­Gender-Verantwortliche der Uni Bern bereits Ent­warnung gegeben hat. Im Gegensatz zu Leipzig hat meine Uni diese unnütze Umkehrung nicht nötig. Der Sonne und die Mond sind froh.

Der traditionelle emanzipatorische Geschlechterkampf ist vorbei. Der Kampfschauplatz hat sich allerdings nicht weniger kämpferisch von der Strasse zur Schrift verlegt. Ein paar nette Gesten, etwa wenn wir Männer noch immer gerne den Frauen die Türe öffnen, sind ge­blieben. Es ist auch klar, dass man die weibliche Form bei Aufzählungen der männlichen vor die Nase setzt, was keinen Kavalier stört. Einer Frau Komplimente zu machen, ist allerdings schwierig geworden. Unsere hormonell gesteuerten Bemerkungen werden oft als sexuelle Belästigung gedeutet.
Eine bestimmte Schicht von Frauen

Zur Verteidigung der Frau muss man aber ­feststellen: «Gender» ist meist nur ein Thema für eine bestimmte Schicht von Frauen. Die derzeitige Quotendiskussion am Ende der Kar­riere­leiter ist für junge Menschen uninteressant. Die Sprachpolizei scheint eher ein selbsternannter Haufen von literaturfeindlichen Frauen zu sein, die mit dem Wort an die Hebel der Macht wollen. Es ist ihnen sogar egal, lächerlich zu wirken, etwa wenn sie Kinderbücher umschreiben. Wen kümmert es schon, ob das Mädchen im neuen Pixi-Kinderbuch ein rosa T-Shirt tragen darf?

Das perfideste an Gender ist allerdings, dass man daraus einen Wissenschaftszweig ­machte. 2011 gab es 173 Gender-Professuren an deutschen Unis und Fachhochschulen, die fast ausschliesslich mit Frauen besetzt waren. An der Universität Bern rühmt man sich seit 1990, die erste Abteilung für die Gleichstellung in der Schweiz institutionalisiert zu haben. Seit 1995 haben wir sogar ein eigenes Sprachreglement.

So gibt es etwa fünf Grundregeln, die «ein wichtiger Beitrag zur tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter» sein sollen. Die Grundregeln haben wenigstens etwas Gutes. Man darf die Frauen nicht als Einklammerung der femininen Endung missbrauchen, beispielsweise Feminist(in), Mann o Mann! Es ist auch zu begrüssen, dass man in offiziellen Texten kein Binnen-I antrifft, wie etwa bei Profes­sorInnen, auch kein hässlicher «Gender-Gap», (Student–innen). Unsere Gender-Polizei hat es geschafft, die ständige Wiederholung von beiden Geschlechtern zu vermeiden.

Im Jahresbericht habe ich einzig «Absolventinnen und Absolventen» gefunden und besonders komisch: Alumnae und Alumni. ­(Cicero dreht sich im Grab um.) Im Zweifelsfall werden die ursprünglich männlichen Begriffe verwendet, etwa bei den «zahlenden Mitgliedern». Persönlich hätten mir zwar modernere Vorschläge zu «Mitglied» gefallen: etwa ­«Ohneglied», oder positiv formuliert «Mitklit». Das zeigt aber nur, wie humorlos unsere Sprachpolizei ist. An der Uni Bern sind somit alle Studenten verschwunden. Im Jahresbericht kommt das Wort «Student» gleichzeitig mit «Studentin» bloss noch ein einziges Mal in einer Figurenlegende vor. Es gibt nämlich nur noch Studierende, also Geschlechtsneu­trale. Ich nehme an, die Sprachpolizistierenden haben die beiden Begriffe übersehen.
«Feindbild Naturwissenschaften»

Heute sind alle universitären Jahresberichte in Europa in der Hand der Sprachpolizei, was weiterhin nicht besonders schlimm ist, da aus dieser Ecke ohnehin keine Belletristik kommt. Auch wenn ich bisher bloss gelästert habe, muss ich eingestehen: Die neuen Formulierungen machen die Texte nicht unleserlich. Erstaunlich ist aber, dass man sich diese Mühe überhaupt macht, wohl wissend, dass eigentlich niemand einen Jahresbericht liest. Trotzdem darf man sich fragen, woher die Legi­timation stammt, derart künstlich in unseren Sprachgebrauch einzugreifen. Harald Martenstein hat es kürzlich in einem Zeit-online-Artikel auf den Punkt gebracht: «Das Feindbild der meisten Gender-Forscherinnen sind die Naturwissenschaften. Da ähneln sie den Kreationisten, die Darwin für einen Agenten des Satans und die Bibel für ein historisches Nachschlagewerk halten.»

Das Interessante findet sich in unserem Jahresbericht hinter den nüchternen, asexuellen Zahlen. Die Mehrheit der Studierenden an der Uni Bern sind nämlich Frauen. Die Mehrheit des universitären Personals sind ebenfalls Frauen. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, seit Jahren sind bei den Medizinern und den Biologen mehrheitlich Frauen in der Vorlesung. An der Vetsuisse-Fakultät in Bern sind es bereits fast 80 Prozent Studentinnen. Stöbert man in den Statistiken europäischer Universitäten, zeigt sich überall das gleiche Bild. Die Universitäten sind in Frauenhand. Mit einer Ausnahme: Geht es um hardcore naturwissenschaftliche Fächer, sind die Männer in der Überzahl. So beträgt der Frauenanteil an der ETH Zürich bloss etwa 30 Prozent. Von den 483 Studienabschlüssen in den Ingenieurwissenschaften waren bloss 61 von Frauen. In der Elektrotechnik und Informationstechnologie waren es von 72 nur 4 Frauen. Sobald ein Fach soft anmutet, gibt es selbst an der ETH Zuwachs. Im Studiengang Gesundheit, Wissenschaft und Technologie sind 65 Prozent ­Frauen eingeschrieben.
Kanarienvögel und Katzen

Die Chancengleichheit ist offensichtlich vollzogen, und die Frauen haben gewählt. Sie wählen allerdings bloss jene Fächer, die ihnen passen, dazu gehören keine technologielastigen Bereiche. Das ist die grosse Absolution für uns Männer. Wir dürfen unser schlechtes Gewissen an den Nagel hängen. Nehmen wir zur Kenntnis: Mit Ausnahme von ein paar Nischenbereichen gehören wir an den Unis zur Minderheit. Noch bestehende Ungleichheiten können nicht mehr mit einem sexistischen Automatismus uns Männern in die Schuhe ­geschoben werden. Gender ist zu einem Frauenproblem geworden!

Norwegen hat am meisten Geld in den Sand gesetzt, um eine paritätische Gleichstellung zu erzwingen. Dabei wurden die Kindergärtner zu einer Art Thermometer, um den Erfolg der Bemühungen zu messen. Tatsächlich gibt es fast 10 Prozent norwegische Kindergärtner; in anderen Ländern sind es meist nur um die 5 Prozent Männer. Der «Erfolg» ist also eigentlich ein Flop. Wissenschaftliche Untersuchungen lieferten das ernüchternde Resultat. Männer wollen nicht Kindergärtner werden, weil sie dann als Weicheier gelten. Ich würde für einmal also nicht die Schuld beim Manne ­suchen, sondern möchte ganz unterwürfig, zaghaft und leise fragen, wer wohl die Männer so beurteilt. Das wäre ein neuer Aspekt in der Gender-­Diskussion: statt Schuldzuweisung etwas mehr Biologieverständnis.

Gender-Beauftragte sonnen sich gerne im Erfolg, wenn ehemalige Männerbastionen zu Frauendomänen werden. Solange es solche Bastionen gibt, wird weiter darum gekämpft. An den Universitäten sei der Prozentsatz an Frauen beim mittleren Kader und vor allem bei den Professorinnen zu gering. Professoren in meinem Alter hatten keine Mitbewerber, weil es sie nicht gab! Bei den Veterinären wird man bald auf 85 Prozent Professorinnen kommen, sollte es darunter solche haben, die auch bereit sind, Kühe künstlich zu befruchten. Dar­über jammern nämlich die niedergelassenen Veterinäre schon seit Jahren, dass die Frauen ihnen die gemütlichen und lukrativen Jobs in der Stadt wegnehmen, wo nur noch Kanarienvögel und Katzen behandelt werden. Es ist also kein Erfolg der Gender-Verantwortlichen, sondern ganz einfach absehbar, dass die eine Mehrheit von Studierenden zu einer Mehrheit von Dozierenden führen wird.
Die eigene Glückseligkeit

Junge Frauen und Männer hatten in den letzten Jahren die gleiche Chance zu wählen, und sie haben gewählt. Warum nicht einfach akzeptieren, dass Männer meistens weder Pfleger noch Kindergärtner werden wollen sowie eine Mehrheit der Frauen weder Mathematiker, Physiker noch Elektroingenieur werden will? Darin besteht kein Problem. Es ist aber Sexismus, wenn die Mehrheit der Gender-Verantwortlichen Frauen sind, die ihren Glauben ­anstelle von Fakten für den gesellschaftlichen Wandel benutzen. Es geht nämlich längst um mehr als um den Sprachgebrauch, und das machen uns die jungen Menschen vor.

Ich habe kürzlich anlässlich einer Vorlesung vor Medizinstudentinnen gefragt, wie viele von den anwesenden Damen jetzt schon wissen, ob sie ­ihren Beruf zu 100 Prozent ausüben wollen. Einsame zwei Hände gingen in die ­Höhe. Auf die gleiche Frage bei den Naturwissenschaftlerinnen waren es immerhin etwa 30 Prozent. Der einzige Protest auf meine Frage war, weshalb ich die Frage nicht auch an die Herren gerichtet hätte. Es war dies eine ­persönliche Feigheit. Ich weiss nämlich, dass auch viele der jungen Männer nicht mehr zu 100 Prozent arbeiten wollen. Wer kann es ihnen verübeln, dass mit dem geänderten Rollenverhalten auch ein neuer Lebenssinn entstanden ist?

Auch wenn wir es geschafft haben, die Männchen und Weibchen aus unseren offiziellen Amtstexten verschwinden zu lassen, ist es uns zum Glück nicht gelungen, die jugend­lichen Träume paritätisch werden zu lassen. Jetzt sollten wir den Mut haben, bei Bund, Kanton, Universitäten und anderen überbordenden Organisationen die Gleichstellungsbeauftragten zu entlassen. Es ist doch egal, was für Geschlechtsteile ein Mensch hat, solange er ungehindert einen Beruf wählen darf, der ihm Spass macht. Die eigene Glückseligkeit ist ein wesentlich höheres Gut. Schliesslich wollte ich ja auch nicht Päpstin werden.

Beda M. Stadler, Jahrgang 1952, ist Professor für Immunologie und Direktor des Immunologischen Instituts an der Universität Bern.

Jetzt sollten wir den Mut haben, die Gleichstellungsbeauftragten zu entlassen

Holger @, Monday, 12.08.2013, 20:10 (vor 3917 Tagen) @ SpiegelIn

Ich mache das endlose Zitieren zwar auch in reduziertem Umfang, aber wie wäre es eigentlich mit Originalbeiträgen der Poster hier, die etwas über 'Frauen sind Scheiße und gewalttätig' hinausreichen?
Immerhin geht es um die Vernichtung einer Kultur und vermutlich um deren Ende.
Da wäre etwas mehr Substanz schon angesagt.

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