Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

Homepage - Archiv 1 - Archiv 2 -- Hilfe - Regeln für dieses Forum - Kontakt - Über uns

126199 Einträge in 30939 Threads, 293 registrierte Benutzer, 293 Benutzer online (0 registrierte, 293 Gäste)

Entweder bist Du ein aktiver Teil der Lösung, oder ein Teil des Problems.
Es gibt keine unbeteiligten Zuschauer!

    WikiMANNia
    Femokratieblog

Liste Femanzen Maren Kroymann (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 11.01.2015, 11:24 (vor 3412 Tagen)

F340 Maren Kroymann geboren am 19.07.1949 in Walsrode (Niedersachsen) – Studium der Anglistik, Romanistik und Germanistik in Tübingen – ab 1971 arbeitete sie in Berlin im Hanns-Eisler-Chor - erhielt 2000 den Berliner Frauenpreis für ihr Werk als Kabarettistin und Schauspielerin und ganz besonders für ihr feministisches Kabarett – Botschafterin des Vereins „Coming out day e. V.“ – Anschrift: Maren Kroymann, Witzlebenstrasse 3, 14057 Berlin - www.marenkroymann.de - info@marenkroymann.de – http://www.tagesspiegel.de/images/330448_0_105b2816-jpg/1782090/4-format1.jpg


Verschwundene Minderheit
Der geplante Gedenkort für die während der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen legt den Schwerpunkt auf die schwulen Männern - und spielt so den Nazis in die Hände, die die Auslöschung der Identität der Lesben als Minderheit betrieben
VON MAREN KROYMANN
Das Mahnmal soll an die Unterdrückung von Schwulen und Lesben während der Nazizeit erinnern. Schwule und Lesben sind unter dem Nationalsozialismus aber auf unterschiedliche Weise unterdrückt worden. Etwas vereinfacht gesagt: Homosexuelle Männer wurden getötet, Frauen totgeschwiegen.
Brutal und offen erkennbar verbrecherisch ist die erste Art der Unterdrückung, mindestens ebenso nachhaltig in der Auslöschungswirkung für die Identität der gesamten Minderheit die zweite. Gegen die erste Art kann man aufbegehren, kämpfen, sich zusammentun, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickeln, kurz: ein Gefühl der Identität entwickeln. Die lesbischen Frauen dagegen überlebten um den Preis, dass es sie offiziell nicht gab.
Mir kommt es so vor, als ob diese Überlebenstechnik - so zu tun, als ob man nicht da ist - heute immer noch die Basis des lesbischen Ichgefühls in dieser Gesellschaft ist. Wie soll jemand Selbstbehauptung lernen, der gar nicht existiert?
Bei den Nazis war es so: Wenn Frauen, die als lesbisch bekannt waren, sich von ihrem Lesbischsein distanzierten, wurden sie nicht mehr behelligt. Und wenn sie ihre Sexualität von vornherein erfolgreich versteckten, wurden sie gar nicht behelligt - ein besonderes Strafrecht wie gegen die "warmen Brüder" gab es gegen Lesben nicht. Alles in allem ist dies eine Praxis, die mich fatal an heute erinnert.
Das Sichverstecken, das Vortäuschen einer anderen Realität, ja das Sich-nicht-einmal-als-Minderheit-Definieren ist den Lesben offenbar in weit höherem Maß zur zweiten Natur geworden, als wir es wahrhaben wollen. Dass wir Lesben in der Gesellschaft heute immer noch so viel weniger sichtbar sind als die schwulen Männer, dass es immer noch so lähmend wenige Promilesben gibt, die souverän dazu stehen, vor allem unter den älteren, hängt auch mit dieser Tradition der verinnerlichten Selbstauslöschung zusammen - die es im Übrigen nicht erst seit den Nazis gibt und die mit den Nazis auch nicht aufgehört hat. Es ist ein Patriarchatsphänomen. Selbst bei einer verachteten Minderheit gibt es noch Rangunterschiede nach Geschlechtszugehörigkeit.
Das Mahnmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, das jetzt zur Rede steht, soll die Toten würdigen, an die erinnern, die ihrer sexuellen Orientierung wegen litten. Es soll aber auch für die Menschen heute gelten. Denn es gibt sie noch, die Ausgrenzung, die Diskriminierung, die Repression, deren Leidtragende wir mit diesem Mahnmal betrauern. Es gibt sie in anderer Form, aber basierend auf denselben Vorurteilen.
Um Ressentiments, ja Homophobie zu erleben, müssen wir nicht unbedingt nach Polen fahren. Es reicht auch, sagen wir mal, Baden-Württemberg. Oder Berlin-Neukölln. Ein Mahnmal ohne Lesben aber heißt, dass unser Nichtvorhandensein auf höchster symbolischer Ebene sanktioniert wird.
Es wäre dann wie so oft: Wir Lesben fehlen, und es fällt gar nicht auf.
Es wäre so schön, wenn dieses Kunstwerk den Menschen in diesem Land, auch uns Homosexuellen, eine Utopie von Akzeptanz vermitteln könnte. Das wäre dann gleichzeitig ein Beweis dafür, dass es uns heute gibt und dass wir jetzt einen Platz in der Gesellschaft haben.
Ja, wir Homosexuellen - und das ist eben wichtig: nicht nur ihr Schwulen. Es sind ja Künstler beauftragt worden, dieses Mahnmal zu schaffen. Kunst hat die Möglichkeit, mit Bildern, mit Symbolen zu arbeiten, mit Materialien, die Assoziationen, Gefühle wecken. Man muss da nicht konkrete Menschen eines Geschlechts abbilden. Es hätte sicher eine gedankliche Umsetzung auf einer über den Geschlechtern stehenden Ebene gegeben.
Ein Mahnmal für die schwulen NS-Opfer und daneben eine Tafel, die in dürren Worten sagt, dass es den Lesben aber auch nicht richtig gut ging in der Nazizeit, wäre wohl künstlerisch auch nicht das Mittel der Wahl. Es geht ja nicht darum, formal politische Korrektheit zu demonstrieren.
Nun gibt es ein Kunstwerk, auf das sich eine Jury geeinigt hat, und es bildet Männer ab. So ein Videofilm, auf dem Frauen zu sehen sind, müsste doch eigentlich machbar sein. Eine einfache, zugegebenermaßen etwas vordergründige Lösung, auf die man hätte früher kommen können.

http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/08/28/a0119

Maren Kroymann im Gespräch Muss Leistung schön sein?
25.09.2011 • Maren Kroymann, Expertin für den Unterschied, weiß, was Frauen und Männer trennt: Ein Gespräch über Schlager und Selbstvermarktung, Frauenfußball, Männerbeine in Pumps und den aufrechten Gang.
Maren Kroymann radelt vor die Paris-Bar und lacht: „Hier wurde ich früher öfter abgewiesen!“ Seit der Pleite und Neueröffnung des berühmten Berliner Künstlerlokals, scherzen wir, hätten jetzt wohl auch Frauen unkompliziert Zutritt. Und die Kellner sind ausgesprochen nett.
Frau Kroymann, durch Ihre Shows und Kolumnen und sonstigen Wortmeldungen gelten Sie als Expertin im Geschlechterkampf. Was ist denn nun wirklich der Unterschied zwischen Männern und Frauen?
Schwer in einem Satz zu sagen, es gibt ja so viele Frauen und so viele Männer . . . Im Durchschnitt finde ich Männer immer noch selbstbewusster als Frauen. Obwohl es sich ändert, es gibt jetzt auch unverfrorene Frauen oder Frauen mit Größenwahn, aber seltener als Männer. Ich glaube, der Geltungsdrang ist bei Männern stärker. Frauen sind häufig pragmatischer und bescheidener, aber nicht, weil sie kein Konzept hätten, sondern weil sie sich eine Zeitlang auch in ein Team einfügen können. Männer, vor allem Führungsgestalten wie Regisseure oder Politiker, haben offenbar oft das Gefühl, dass sie immer der Gewinner, immer der Beste sein müssen, Motto: „Ich bin hier der Einzige, der weiß, wie’s geht.“ Dieses zwanghafte Erfolgs- und Dominanzstreben haben Frauen meines Erachtens weniger.
Ihr nächstes Konzertprogramm heißt „In my Sixties“ und enthält unter anderem ein Lied von den gewiss wenig frauenbewegten Rolling Stones. Wie passt das zusammen?
Ich werde „It’s all over now“ in einer Version bringen, in der die Stones wie die betagten Herren singen, die sie inzwischen ja sind. Der Geist und auch das Fleisch sind willig, aber die Kraft lässt nach. Ich lege meine Stimme tiefer und gebe mich halbwegs kurzatmig, wie’s halt im Alter kommen kann. Mick Jagger will ich gar nicht persiflieren, der ist ja super, aber in meiner Darstellung soll er etwas von einem Zausel kriegen, der sich ein bisschen darüber beschwert, dass die Frauen ziemlich unnett zu ihm sind.
Macht es besonderen Spaß, die Posen und das Gehabe von männlichen Rockstars zu parodieren?
Spaß macht es natürlich, aber eigentlich parodiere ich gar nicht so viel. Meine Interpretationen sind wahrscheinlich eher eine Mischung aus Verehrung und Durchschauen. Ich war nicht umsonst zehn Jahre Mitglied im Berliner Hanns-Eisler-Chor, um den Gestus eines Songs zu suchen und nicht einer äußerlich detailgenauen Imitation zu huldigen. Zum Beispiel singe ich auch „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“ von den Walker Brothers. Ich kann gar nicht so tief singen wie die mit ihren Baritonen, aber ich tu einfach so, als ob ich es könnte, indem ich den Gestus von Tieftraurigkeit herausdestilliere, den dieses Lied hat: Je trauriger die Geschichte wird, desto tiefer sinkt die Stimme. Als pubertierendes Mädchen ging mir diese Mischung aus Form und Botschaft wahnsinnig zu Herzen. So können nur Männer singen. Das nehme ich mir jetzt auch vor.
Gerade Gesangsstimmen transportieren doch auch viel Erotik, oder?
Und wie, denken Sie an Dean Martin. Er hatte eine Stimme, die Frauen bis heute anmacht, und er hatte dieses wunderbare Vibrato! Das setzte er hemmungslos ein und schlunzte dermaßen vor sich hin, das ist unfassbar. Bei den Filmhelden ist vielleicht Clark Gable sein Pendant, auch so ein Verführer und Frauen-in-sich-verliebt-Macher. Ich finde Dean Martin lustig und sympathisch, weil er eine souveräne Distanz zu seiner Anmacherotik hatte und sie so vorspielte, dass völlig kenntlich wurde, was er da trieb. Es ist wunderbar, ihn zu parodieren. Außerdem hatte er immer etwas leicht Besoffenes und war auch dadurch ein bisschen unseriös. Ich glaube, mich hat das Unseriöse sowieso immer stark angezogen.
Ist das der naheliegende Ausbruchsversuch einer höheren Tochter aus einem Tübinger Professorenhaushalt, die im Kirchenchor sang und beinahe Lehrerin geworden wäre?
Na ja, sinnlich passierte in meinem protestantischen Umfeld und während der Schulzeit im humanistischen Gymnasium wirklich nicht viel. Wenn dann so ein Schlager- oder Rocksänger wie Elvis Presley kam und mit frecher Direktheit seine Sexualität und sein Begehren geäußert hat, war das schon toll. Daheim war die Hochkultur – also suchte ich mir draußen das Triviale. Daheim gab es immer gesundes Essen. Also ging ich manchmal heimlich auf den Marktplatz zur einzigen Tübinger Imbissbude, wo immer die Alkoholiker und, wie man früher sagte, die Asozialen herumstanden. Dort aß ich eine Wurst und dachte mir: Wahnsinn! Das ist Großstadt!
Ihre Eltern wären wohl nicht ganz zufrieden mit Ihrer Karriere?
Mein Vater ist leider so früh gestorben, dass er sie nicht mitgekriegt hat. Aber meine Mutter hat bei meinem ersten Bühnenprogramm festgestellt, dass es gut ist, und dann hat sie mich sehr bestärkt. Im Prinzip jedoch war Unterhaltung, war Fernsehen in einer Familie wie der unseren degoutant. In Stuttgart entdeckte ich irgendwann die Puffgegend und schaute mich neugierig um. Wie gesagt, alles, was nicht akzeptiert war, hat mich natürlich interessiert. Schlager und Fernsehunterhaltung waren von der damaligen bildungsbürgerlichen Warte her im Grunde auch wie Puff. Ekelhaft! Das Letzte! Tja, und was tue ich heute? Ich singe Schlager und mache Fernsehen.
Um es mit dem Wiener Bohemien Peter Altenberg zu sagen: „Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein. Aber noch viel trauriger ist es, keine zu sein.“
Also, ein „Anderssein“ in der Unterhaltungsbranche kann man immer auch als Unprofessionalität deuten. Zum Beispiel bin ich manchmal unprofessionell, weil ich in Talkshows gehe, um eine Produktion, bei der ich mitwirke, zu promoten, und dann vergesse ich aber, Werbung zu machen, weil ich zu sehr in das Thema eingestiegen bin. Oft bin ich in einer Sendung auch die Einzige, die nichts zu promoten hat, weil ich nur wegen des Themas da bin. Das macht man eigentlich nicht. Aber ich hab gemerkt, dass die Zuschauer darauf sehr positiv reagieren – und die Redaktionen freuen sich natürlich auch, wenn sie nicht immer dieselben abgelaberten Selbst-Lobbyisten dabeihaben. Ich verstoße also gegen die Regeln der Selbstvermarktung und besetze dadurch eine Marktlücke. Absurder Vorgang, oder? Aber so kann ich meine Gedanken in die Welt setzen und muss nicht Geschichten aus meinem Privatleben preisgeben. Außerdem bin ich sowieso überzeugt davon, dass man nicht alles vermarkten muss.
Ihre Comedy-Show „Nachtschwester Kroymann“, die 1993 in der ARD begann, wurde 1997 nach nur neunzehn Folgen sang- und klanglos abgesetzt. Warum?
Offen geredet hat mit mir darüber niemand. Aber die ARD-Chefs standen nicht zu dieser Sendung, das habe ich dann gemerkt. Da konnte mir selbst meine mutige Redaktion bei Radio Bremen nicht helfen. Auch Doris Dörrie musste noch 2010 im ZDF hart um ihre Miniserie „Klimawechsel“ kämpfen, die eine Satire zwar über Frauen, aber eben aus weiblicher Sicht ist. Gedanklich eigenständige Frauen kommen im Fernsehen bis heute eher selten vor. Und ihr Humor, gerade wenn er scharf und frech ist und die allgemein zugestandene Schmunzelebene verlässt, erst recht nicht. Zur Zeit von „Nachtschwester Kroymann“ hatte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine andere Frau eine eigene Sendung – bis auf die Volksmusikszene natürlich. Dagegen gab es so einen Trend zu Sendungen von Travestiekünstlern wie Lilo Wanders oder Dame Edna. Besonders populär war Mary ohne Gordy. Der gängige Kommentar lautete: „Mensch, die hat ja schönere Beine als jede Frau!“ Mary zeigte das, was Frauen zu jener Zeit nicht mehr ungebrochen präsentieren wollten und konnten: Pumps, Beine, Po, falsche Wimpern, Big Hair. Männer, die Frauen spielten, waren eine willkommene Alternative zu den anstrengenden emanzipierten Frauen.
Wurde durch die übertragenen Spiele der Frauenfußball-WM die Deutungshoheit des Fernsehens über das Äußere von Frauen ein wenig gebrochen?
Ich glaube schon, denn dadurch konnten viele Zuschauer mitverfolgen, wie Frauen in Männerberufen die gleiche oder eine ähnliche Leistung erbringen müssen und können und dass es angesichts dessen nicht gerechtfertigt ist, immer nur die Hübschen zu fotografieren. Ich kenne ganz normale fußballbegeisterte Männer, die auf einmal darauf bestanden haben, dass es um Leistung gehen sollte und darum, wer gut kickt, und nicht ums Aussehen. Sie waren an der Sache, am Sport interessiert, nicht an der Verpackung: Man sollte diejenige zeigen, die das Tor geschossen oder die entscheidende Flanke geschlagen hatte. Ich habe im Gegensatz dazu bereits öfter von „Abbildungskarrieren“ gesprochen: Frauen müssen schön sein, um medial wahrgenommen zu werden. In Wahrheit muss eine Politikerin oder eine Fußballerin aber nicht schön sein, um gute Arbeit zu leisten. Die Vorteile, die Frauen haben, wenn sie im herkömmlichen Sinne gut aussehen, verfälschen das wirkliche weibliche Leistungspotential. Denn die, die nicht so gut aussehen, aber klug sind, werden einfach übersehen und kommen nicht vor.
Sind auch Männer von dieser Entwicklung, nur mit fotogenem Aussehen etwas erreichen zu können, betroffen?
Ja, ganz klar. Die haben von den Frauen bald gelernt, dass man mit gutem Aussehen überdimensional schnell weiterkommen kann. Es gibt bestimmte Männer, die sehen einfach wie Fernsehmoderatoren aus und die gibt es nur im Fernsehen, da machen sie Karriere. Im Alltagsleben habe ich solche noch nie getroffen. Demgegenüber fand ich es immer gut, dass durchschnittlich aussehende Männer wie Ulrich Wickert oder Günther Jauch Moderatoren sein können – schließlich soll es nach Leistung, nach Hirn, nach Witz gehen. Es lebe die Vielfalt, auch im Fernsehen! Ich schaue gern jemandem wie Uwe Seeler oder Berti Vogts zu. Das Individuelle ist doch schön.
Für heterosexuelle Frauen und homosexuelle Männer ist der Prozess des Alterns am schwersten, haben Sie einmal gesagt, weil sie sich am meisten durch ihre Körperlichkeit definieren. Sie haben sich 1993 selbst im „Stern“ als lesbisch geoutet.
Eigentlich sollten an dieser Geschichte noch andere prominente Frauen beteiligt sein. Die sprangen jedoch ab, und ich blieb übrig. Aber das war in Ordnung so, ich habe es nie bereut. Ich bin eine Mittlerin, scheint mir: Ich kann ganz gut etwas, das zu einer Minderheit gehört, der breiten Mehrheit verständlich machen. Und ich habe eine Schwäche für den aufrechten Gang. Ich hänge an der Idee der politisch denkenden Intellektuellen, wie es sie in der Zeit von Willy Brandt gab, ohne mich gleich zu ihnen zählen zu wollen.
Lässt Sie deshalb das Jahrzehnt der „Sixties“, in dem sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine vernehmliche Zivilgesellschaft zu formieren begann, nicht los?
Ja, vielleicht auch, aber in erster Linie ist es eine Art emotionaler Archäologie: Es ist schließlich die Zeit, die mich am meisten beeinflusst hat. Man ist als Kind und in der Pubertät am empfindungsfähigsten. Schlager sind immer Entwicklungshelfer. Nur in diesem Alter treffen sie einen bis ins Herz. Viele Künstler bleiben deshalb thematisch in ihrer Kindheit, weil damals alles neu war und die Sensibilität so fein ausgebildet. Da ging einem alles gleich direkt unter die Haut. Als erwachsener Mensch kann man die Dinge dann relativieren, ich mache das ja selbst nicht anders. Und wenn einen ein Kummer oder ein Schicksalsschlag trifft, tut es natürlich immer noch schrecklich weh und ist schwierig, aber ich kann solche Situationen mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen heute leichter ertragen. Es schmerzt nicht mehr so, dass ich deswegen sofort tot umfallen möchte. Das ist überhaupt das Gute am Älterwerden. Je näher man dem Sterben kommt, desto weniger werden die Situationen, in denen man unbedingt sterben will. Komisch, nicht?
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/maren-kroymann-im-gespraech-muss-leistung-schoen-sein-11370091.html

Interview Maren Kroymann: "Eine attraktive Frau darf sogar Stalinistin sein"
04.04.2010 00:00 Uhrvon Norbert Thomma, Interview: Kurt Röttgen

Maren Kroymann erklärt, warum Guido Westerwelle leicht tuntig wirkt, weshalb sich schwule Fußballer nur kollektiv outen sollten und Harald Schmidt zu abgebrüht ist.
Frau Kroymann, Sie wirken so entspannt und vergnügt.

Ich war ja eine Woche Skifahren – wunderbar!
Dabei müssen die vergangenen Jahre für Sie die schiere Hölle gewesen sein.

Bitte? Wie kommen Sie darauf?
Wenn man der Serie „Klimawechsel“ glaubt, taumeln Frauen ab 45 zwischen totaler Hysterie und tiefer Depression.

Um Gottes Willen, Sie sollten das nicht wörtlich nehmen. Doris Dörrie hat eine Satire geschrieben. Die Frauen darin sind verrückt, durchgedreht – es soll ja lustig sein.
Ich selbst hab’ das Klimakterium nicht so extrem erlebt. Schwitzen kenne ich, Herzrasen auch, ein paar Schwindelzustände, die Augen sind schlechter geworden. Aber was ist da normales Altern und was sind die Wechseljahre?

Die Damen im Film rennen zum Psychologen, schlucken Hormonpillen, der Kühlschrank ist voller Anti- Aging-Cremes, sie gehen zum Schönheitschirurgen, schrecken selbst vor einer Vaginalstraffung nicht zurück …

… und diese ganze Operationsnummer ist im wahren Leben ja wirklich nicht meine. Ich spiele nur eine Frauenärztin, die sich selbst Botox spritzt, die gemein und hinterhältig ist. Das war ein großer Spaß für mich, sonst bin ich ja oft die tapfer Emanzipierte, die Gute.
Die Ärztin, die Sie spielen, macht es sich in ihrer Praxis auf dem Gynäkologenstuhl bequem, der Liebhaber lässt die Hose runter und ...

… das ist eine grandiose Situation! Jede Frau kennt diesen Moment, wenn sie auf so einem Stuhl sitzt und dem Frauenarzt ausgeliefert ist. Und hier setzt sich eine Frau freiwillig hin, nicht als Opfer, sondern um ihre Lust zu befriedigen. Toll!
Meist leiden die Frauen in der Serie unter einem gnadenlosen Leistungsdruck der Männer, ästhetisch wie erotisch. Sind Sie froh, bei diesem heterosexuellen Konkurrenzkampf nicht mitmachen zu müssen?

Ja. Das Älterwerden ist für eine Frau, die mit Frauen zusammen ist, leichter. Ich sehe immer wieder, wie auch jüngere Lesben ältere Frauen interessant finden. Sie mögen das Reife, vielleicht auch Überlegene, sie lieben das Untussige. Natürlich sind auch Lesben eitel, wollen gefallen. Doch Frauen gefällt etwas anderes als Männern. Intellektuelle, ältere Frauen gelten bei Männern eher als unerotisch, und wenn sie dann noch Humor haben, ist das für Männer ganz schwer auszuhalten. Klug und witzig sind wir selber, sagen die Männer, wir brauchen euch für etwas anderes.
Sie haben eine richtig gute Meinung von Männern.

Unbedingt. Ich finde, es gibt durchaus entwickelte Männer.
Hella von Sinnen war die erste prominente Frau im Land, die sich geoutet und öffentlich mit ihrer Partnerin Cornelia Scheel gezeigt hat. Sie sind diesen Schritt 1993 im „Stern“ gegangen. Was hatte Sie dazu bewogen?

Ich wollte die beiden nicht länger alleine im Regen stehen lassen. Außerdem passte der Zeitpunkt für mich: Meine letzte Männerbeziehung war schon eine Weile her, sodass niemand sagen konnte, mit dem hat’s nicht geklappt, jetzt ist sie in der Not lesbisch geworden. Und ich war durch Fernsehserien wie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ und „Vera Weskamp“ ein prominentes Gesicht. Solidarisch zu sein finde ich richtig, und ich lebe nicht gern verdruckst.
Es hat Ihnen nicht geschadet?

Nein. Ich hatte da schon mit „Nachtschwester Kroymann“ eine eigene Satiresendung für die ARD in der Planung – und die Hoffnung, die Menschen werden so aufgeklärt sein, dass es mich nicht die Karriere kostet. Man muss sich vorher prüfen, ob man das aushält. Das Leben verändert sich, man wird anders angeguckt.

In jüngster Zeit ist Guido Westerwelle kritisiert worden, weil er seinen Lebensgefährten Michael Mronz auf Reisen ins Ausland mitgenommen hat. Wenn er mit einer Frau unterwegs wäre, so Westerwelle, würde das keinen stören. Hat er recht?

Mronz macht ja nicht das klassische Damenprogramm und besucht Kindergärten. Er ist Geschäftsmann mit einer Eventfirma, und dagegen ist nichts zu sagen, ich wünschte, andere Politiker hätten erfolgreiche Frauen neben sich. Nur darf man doch genau hinschauen, ob Mronz so eine Reise begleitet oder ob er sie nutzt, um zu antichambrieren, Kontakte herzustellen, Vorteile daraus zu schlagen. Da würde man bei einer Frau auch meckern!
Westerwelle reagiert gereizt auf solche Vorhaltungen. Klaus Wowereit hat ihm geraten, nicht jede Kritik „unter den Generalverdacht der Homophobie“ zu stellen …

… und das ist richtig. Wenn Homosexualität selbstverständlich sein soll, dann gilt eben auch: Wir machen Fehler, wir müssen uns kritisieren lassen. Doch natürlich gibt es auch Homophobie. Wenn ich höre, Westerwelle soll seinen Partner nicht in islamische Länder mitnehmen, das sei eine Provokation, so etwas finde ich eine ganz rückschrittliche Position. Er muss als Homosexueller schon mehr einstecken als andere.
Der Journalist Elmar Kraushaar schreibt seit Jahren in der „taz“ die Kolumne „Der homosexuelle Mann …“. Er nennt Westerwelle „einen klassischen Klemmhomo“, weil er die Worte „schwul“ oder „homosexuell“ niemals öffentlich in den Mund nehme.

Westerwelle war ja nie schwulenbewegt, er kann für die Community keine Galionsfigur sein. Er hat sich 2004 mit seinem Partner geoutet, weil er mal Außenminister werden wollte, so nach dem Motto: Es lässt sich halt nicht mehr vermeiden. Ich habe immer das Gefühl, er benutzt das strategisch, das ist keine Sache, die aus dem Herzen oder einer Überzeugung kommt. Komisch ist – jetzt werde ich mal gemein –, dass er tuntiger wirkt als andere. Wowereit oder nun auch Ole von Beust sind souverän, lässig, humorvoll, irgendwie cool. Westerwelle ist ja intelligent, nur ist da auch etwas Besserwisserisches, das ins Arrogante lappt, und das vereint mit seiner klemmigen Art wirkt leicht tuntig. Beliebt macht das nicht. Auch das ist eine Spielart von Homophobie: In der Gesellschaft mag man besonders die männlich aussehenden Homosexuellen.
Der „Spiegel“ lobte gerade Miriam Meckel und Anne Will dafür, sie würden gar nicht aussehen wie „Kampflesben“.

Ich hab’ auch schon gehört: Von Ihnen hätte ich das nicht gedacht, Frau Kroymann, Sie sehen gar nicht so aus! Das war anerkennend gemeint. Mich hat es eher verwirrt, denn ich bin ja lesbisch. Sagt man zu einem Farbigen: Super, so pechschwarz sind Sie ja gar nicht!? Nachdem Will und Meckel den Satz „Ja, wir sind ein Paar“ gesagt hatten, hat sich „Bild“ tagelang überschlagen, man hätte denken können, wir sind eine extrem lesbenfreundliche Gesellschaft. Stimmt nicht. Es ging um schöne Frauen mit Dekolleté, die gut zu fotografieren sind. Es geht immer ums Aussehen. Sahra Wagenknecht ist so attraktiv, die darf sogar Stalinistin sein.
Ist das jetzt Kabarett?

Nein, mein Ernst! Ich schätze diese Lesben mit kurzen Haaren, Holzfällerhemd und gesundem Schuhwerk. Sie wurden lange verächtlich behandelt und verlacht, sie verdienen Verehrung und Dank.
Wären Guido Westerwelle und Angela Merkel für Sie als Kabarettistin attraktive Opfer?

Nein, eher langweilig.
Sie haben doch im „Vorwärts“ mal über „Das Busenwunder von Oslo“ geschrieben.

Das war eine Ausnahme. Da hatte die Kanzlerin einmal nicht das übliche Sakko an und bekommt eine sensationelle Presse, weil sie ihre Brüste zeigt. Plötzlich wird entdeckt: Das ist ja eine Frau!! So etwas amüsiert mich.
Wenn Sie mal richtig lachen wollen, was schauen Sie dann an?

Die Sendung „Pelzig unterhält sich“. Der kommt ab und an in der ARD …
… am 8. April zum Beispiel um 23 Uhr 30 …

… und macht keine klassische Satire. Ich sah ihn mal mit dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx, in dem Gespräch ging es um Gott und die Welt inklusive Missbrauch …
… und das klingt gar nicht lustig.

Doch! Pelzig ist intelligent, hintergründig, ohne seinen Gast zu verdammen. Man sieht da keine billige Politiker-Parodie, das ist absolut kulturvolle Unterhaltung. Das alte Kabarett ist für meinen Geschmack ein bisschen überholt. Eine hübsche Harald-Schmidt-Parodie würde ich gern mal machen, das ja.
Schmidt wird vom Feuilleton längst als omnipotenter Weltendeuter gehandelt – so wie etwa der Philosoph Peter Sloterdijk.

Er ist damit doch ein ganz klein wenig überschätzt. Ich war mal ein echter Fan von seinem politisch unkorrekten Humor. Doch inzwischen gibt er sich mit seiner Arbeit keine Mühe mehr. Schmidt bekommt viel Geld dafür, ist gebildet, schlau, aber er zeigt überhaupt keine Haltung, zu nichts. Er wirkt nur noch so … abgebrüht, ja: abgebrüht. Lachen kann ich dagegen bei Anke Engelke.
Dabei erfanden Sie für Frauen wie Anke Engelke oder Barbara Schöneberger mal den Begriff „Abbildungskarrieren“.

Das Wort gefällt mir immer noch. Ich schätze die beiden, sie sind gut und klug und schlagfertig. Schöneberger ist ja noch mehr als Engelke durch ihre großen Brüste ins Bewusstsein der Männer gekommen. Es gibt Fotos, da quellen ihre Titten richtig aus dem Oberteil. Man kann es selbstironisch sehen, aber es bedient den Grundsatz: Wer Körper zeigt, bekommt Aufmerksamkeit.
Sie sind in Tübingen aufgewachsen und dann 1971 nach Berlin … würden Sie sagen: geflohen?

Erst mal war ich nach dem Abi ein Jahr auf einem Frauen-College in den USA, das war für mein Selbstbewusstsein unheimlich wichtig. Ich hatte Schauspielunterricht, lernte fechten, besuchte Kurse in Psychologie. Dann hab’ ich in Tübingen studiert, Anglistik und Romanistik, bin für ein Jahr nach Paris, weil mein Französisch so schwach war – und da hat es politisch geschnackelt. Ich las Lenin, Marx, seine Feuerbach-Thesen … Berlin war da ein logischer Schritt.
Hat die Lektüre was gebracht?

Sie hat meinen Horizont erweitert. Ich bin da ganz altmodisch: Gut ist, was bildet. Philosophie, Soziologie, das Kapital I bis III. Ich war im Sozialistischen Frauenbund und habe im Eisler-Chor mitgesungen. Solidaritätslieder am 1. Mai, Demonstrationen gegen den Paragraphen 218, mein erstes selbst geschriebenes Flugblatt. Das brauchte ich zwar nicht fürs Examen, doch nur mit Schauspielschule im Rücken hätte ich mich 1982 mit meinem ersten Soloprogramm „Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh“ nicht vors Publikum getraut.
Was war das für eine Show?

Ich sang Schlager der 50er Jahre, die das Frauenbild dieser Zeit transportieren. „Cindy, oh Cindy, dein Herz muss traurig sein, der Mann, den du geliebt, ließ dich allein.“
Die unvergessene Margot Eskens.

Aber hallo! Oder Conny Froboess: „Komm her, du darfst mich küssen, mein little Boy, ich will in deinen Armen happyenden, mein little Boy, ich bleib dir treu …“ Damit wurden die Frauen wieder zurückgestutzt, die den Laden geschmissen hatten, als die Männer im Krieg oder in Gefangenschaft waren. Zwischen den Liedern hab’ ich Sketche gespielt. Das lief gut, zuerst auf der Volksuni, dann im Grips-Theater vor 350 Leuten, ins Alhambra-Kino in Moabit kamen schon 700, das Quartier Latin wurde voll …
… die Spielstätte heißt längst „Wintergarten“ …

… und dann folgte ein Plattenvertrag, ein Auftritt bei Alfred Biolek im Fernsehen. So ging das los.
Frau Kroyman, der Profifußball hat im Moment einen handfesten Skandal: Schiedsrichterfunktionär hat Liebschaft mit dem talentiertesten jungen Schiedsrichter, der ihm erst Liebesbeteuerungen zusendet und dann sexuelle Belästigung vorwirft. Haben Sie das ein wenig verfolgt?

Alles, was mit Schwul oder Lesbisch zu tun hat, lese ich. Es war ja längst überfällig, dass die Bastion Fußball mal fällt. Es ist doch merkwürdig, dass es große Bereiche der Gesellschaft gibt, in denen Homosexuelle gar nicht vorkommen. Ich hatte immer gedacht, hoffentlich outet sich nicht mal ein Fußballer alleine, die müssen es kollektiv machen wie die Frauen bei der Kampagne „Ich habe abgetrieben“. Dann entsteht nicht so ein wahnsinniger Druck auf einen alleine. Dieses Land ist ja nicht die Motzstraße nach 23 Uhr.
Mit der Emanzipation von Schwulen und Lesben sei es nicht weit her, schrieb die „FR“, man habe sich nur „an ein paar Symbolfiguren gewöhnt“. In den Chefetagen von Banken und Konzernen: Fehlanzeige.

Leider, ja. Und nennen Sie ruhig auch den seriösen Journalismus. Da gibt es nur Anne Will.
Es gibt auch die Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger, die von Harald Schmidt auf sehr unfeine Art zwangsgeoutet wurde. Und bekannt ist die frühere TV-Journalistin und Schriftstellerin Mirijam Müntefering, die sich für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften engagiert …

... und die schätze ich beide, aber ich rede jetzt von der oberen Machtebene dieser Branche. Wissen Sie, was ich noch beobachtet habe? Das gilt auch für Schauspieler, nur merkt es niemand. Bei den feuilletonfähigen Theatern, ist da jemand schwul oder lesbisch? Null! Die halten dicht. Es gibt nur die bekannten Dirk Bach, Georg Uecker, Ralf Morgenstern, Thomas Hermanns – alles die Abteilung Entertainment. Diese Tapferen dürfen sich im Ghetto der guten Laune tummeln. Den Grand Prix und das Dschungelcamp moderieren, das lässt man sie gerade noch, das gilt als kulturell nicht hochstehend.
Ein schwuler Bürgermeister geht, ein schwuler Hamlet nicht? Seltsam.

Mich müssen Sie da nicht fragen, ich halte es für längst überfällig, dass da welche aufstehen, es gibt ja so viele. Ich registriere eine große Angst, die Begründung ist immer: Ich möchte für alle Rollen infrage kommen, den Liebhaber, den Vater … Und nachher gelte ich noch als HIV-positiv!
Biolek und Hape Kerkeling sind erfolgreich.

Ich sag ja: Showbusiness! Auch sie decken einen Bereich ab, wo viele Bildungsbürger sagen: Wissen Sie, ich gucke nicht fern. Und sie sind beide geoutet worden, damals von Rosa von Praunheim, und da ist immer der der Böse, der andere outet.
Guido Westerwelle wird Schirmherr der Gay Games in Köln, das muss Sie doch freuen.

Ich find’s ja gut, aber es ist so durchschaubar. Dem Superstrategen geht es politisch so elend, da sucht er schon in der schwulen Community nach Unterstützung, die er früher ignoriert hat.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/interview-maren-kroymann-eine-attraktive-frau-darf-sogar-stalinistin-sein/1782054.html

Maren Kroymann ist "Wintergast" des Nordwestradios
Nordwestradio lädt ein zur Live-Sendung:

Sonnabend, 28. Februar 2004, 11.05 bis 12.00 Uhr
Bremen4u-Café, Sparkasse Bremen, Am Brill

Seitenhiebe mit Methode: Maren Kroymann ist "Wintergast" des Nordwestradios

So richtig passt Maren Kroymann in kein Klischee. Männer sagen ihr nach, dass sie mit Männern nichts anzufangen wisse. Frauen werfen ihr vor, frauenfeindlich zu sein. Sie weiß nur eines: Männer sind wie Frauen, entweder akzeptabel, oder nicht. Sind sie es nicht, kann es einem bei Maren Kroymann ergehen wie Jenny Elvers, Verona Feldbusch oder Nina Ruge. Bei denen, sagte sie, handle es sich um "dumme Kühe und angepasste Tussen."

Angefangen hat Maren Kroymann beim Kabarett. Als Satirikerin, davon ist sie überzeugt, "darf man keine Angst haben, anzuecken". Hat sie auch nicht. "Nachtschwester Kroymann" wurde in der Kabarettszene zu einem Markenartikel. In TV-Serien wie "Oh Gott, Herr Pfarrer" und "Mein Leben und ich" betrieb sie, mit mütterlichem Einschlag, halbwegs seriöse Schauspielerei. Außerdem singt sie neuerdings "Gebrauchte Lieder", nicht immer ganz seriös, aber hingebungsvoll.

Politik macht Maren Kroymann gelegentlich auch. Frauenpolitik natürlich, und eher versehentlich als gezielt. 1993 outete sie sich mit ihrer Lebensgefährtin im "Stern" als bekennende Lesbe.
Danach wurde es für einige Zeit schwierig für sie, populäre Serienrollen im Fernsehen zu kriegen. Irgendwann legte sich die Aufregung wieder, und sie war zurück im Geschäft. Dafür, dass die Zeiten so geworden sind, hat nicht zuletzt sie selber gesorgt.

Als Wintergast des Nordwestradios wird Maren Kroymann am 28. Feb-ruar um 11.05 Uhr im Bremen4u-Café in der Bremer Sparkassenzentrale Am Brill erwartet. Moderator Otmar Willi Weber trifft auf eine Künstlerin, die Klartext für die einzig akzeptable Verkehrssprache hält.

Nordwestradio:
Ein Programm von Radio Bremen und dem NDR
UKW Bremen 88,3 und Bremerhaven 95,4 MHz,
Satellit Astra 1 E analog ADR Tr. 19 und
Astra 1 H digital DVB-S Tr. 71 sowie im Kabel

http://www.radiobremen.de/pressemitteilung2478_version-print.html


Die Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann übt scharfe Kritik an ARD und ZDF: „Die Öffentlich-Rechtlichen haben im ganzen Bereich Humor total geschlafen in einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz. Lachen ist denen offenbar nicht wichtig und nicht feuilleton-kompatibel genug“, sagte die 60-Jährige unserer Zeitung (Samstagsausgabe).

Sie ist heiter, scharfsinnig, gelegentlich spitzzüngig – und gerade 60 geworden. Nächsten Freitag sehen wir Maren Kroymann in der „NDR Talkshow“ über dieses Alter reden, obwohl sie es bei der Aufzeichnung der Sendung noch gar nicht erreicht hatte. Allemal sehenswert und überaus komisch ist aber vor allem ihr neuer Kinofilm „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ nach dem Bestseller von Jan Weiler. Ein Gespräch übers Lachen und Lieben:
Frau Kroymann, haben Sie heute schon gelacht?
Heute noch nicht außer gerade bei unserer Begrüßung. Ich war etwas verkatert von der letzten Nacht. Wir hatten Gäste, weil im Fernsehen ein Film meiner Lebensgefährtin (der Dokumentarfilmerin Claudia Müller, Anm. d. Red.) gezeigt wurde. Die Gäste blieben bis drei... und ich habe nur vier oder fünf Stunden Schlaf gehabt. Bis jetzt bin ich nur mit dem Hund gejoggt, und dabei habe ich nicht gelacht.
Dauert es sonst morgens lange, bis Sie lachen können?
Eigentlich nicht. Sobald ich richtig wach bin, kann ich auch lachen. Prinzipiell bin ich sehr lachbereit und kann auch über doofe Sachen lachen.
Auch über sich selbst?
Na klar. Ich bin manchmal so dusselig, dass ich einfach lachen muss. Zurzeit habe ich etwas Probleme mit einem meiner Augen, das hatte gestern gewisse Probleme mit dem Eingießen des Champagners zur Folge. Das hat ja was von Slapstick.
Sie bringen gerne andere Menschen zum Lachen?
Das kann ich gar nicht so sagen, weil ich selber sehr gerne lache. Genauso wie ich gerne koche, aber auch gerne esse. Da bin ich schon extrem selbstsüchtig. Ich seh mir gern die Kollegen an und bin ein sehr gutes Publikum, das ist in Wirklichkeit meine größte Begabung (lacht). Ich kapiere schnell, bin extrem sympathisierend, sitze da und bin total glücklich. Ich bin ja auch genusssüchtig, freu mich gern über die anderen und genieße es, unterhalten zu werden.
Komik ist ja auch, andere zum Lachen zu bringen und dabei selbst nicht zu lachen – fällt Ihnen das manchmal schwer?
Manchmal schon. Ich habe gerade einen Film mit Hape Kerkeling gedreht, da war es wirklich schwer, weil ich über Hape immer so lachen musste. Wobei das Lachen beim Dreh keine Garantie dafür ist, dass es auch wirklich lustig wird. Es ist schon am besten, wenn man selbst todernst und furztrocken ist, das ist mir am liebsten. Ich werde gern unterschätzt und knall den Leuten dann richtig eins vor den Bug.
Gibt es Situationen, in denen Sie lachen müssen, obwohl es eigentlich unangebracht ist?
Ja, ich muss oft bei Peinlichkeiten lachen, manchmal auch in todernsten Situationen. Eigentlich ist das Lachen dann sogar am sinnvollsten, weil es den Ernst bricht. Ich lache aber auch überdimensional laut und häufig, wenn ich mich nicht ganz wohlfühle oder in Gegenwart von Menschen bin, die ich nicht so gut kenne. Da lockert mich das Lachen auf.
Lachen Sie über Ihren Hund?
Ja natürlich, Sie müssten mal sehen, wie der gucken kann. Man weiß genau, dass er ein Gespräch nicht verstanden haben kann, aber er guckt so, als hätte er es genau verstanden. Er hat manchmal auch eine Haltung wie Lady Di – dann legt er die Vorderpfoten ganz elegant übereinander, nimmt den Kopf etwas zurück und guckt nach oben. Er heißt zwar Anton, aber wir nennen ihn oft Sartre, weil er so eine intellektuelle Ausstrahlung hat. Er ist auch ein anti-klerikaler Hund – jedes Mal wenn er die Kirchenglocken läuten hört, fängt er an zu jaulen, ohne dass ich ihn dazu erzogen hätte. Das macht er allerdings auch, wenn er das Martinshorn von Polizei- oder Feuerwehrautos hört.
Was für ’ne Sorte Hund ist Anton eigentlich?
Ein Mischling, eine Art zu klein geratener Berner Sennenhund, schwarz-weiß mit ganz wenig braun. Sein Schwanz ist so kurz, dass alle Leute immer fragen, ob wir ihn abgehackt haben. Aber Anton ist so geboren.
In Berlin sind Hunde ja ein echtes Reizthema. Gehen Sie auch immer brav mit dem Tütchen fürs Häufchen Gassi?
Absolut. Ich habe eine Bauchtasche, in der immer drei Tüten drin sind. Wir haben von Anfang an demonstrativ und elegant seine Häufchen aufgesammelt. Am Anfang gab es immer noch ein paar Leute, die dann „Iiiiiiih“ sagten, wenn sie das gesehen haben – die habe ich dann gefragt, ob es ihnen lieber ist, wenn wir es liegen lassen. Ich habe ja schließlich auch 51 Jahre lang ohne Hund gelebt und fand die Hundekacke immer schon ekelhaft.
Wie sind Sie denn nach 51 Jahren auf den Hund gekommen?
Wir waren mal wieder im Urlaub in Italien, und der Hund des Hauses hatte gerade Welpen. Da gibt es einen kleinen Gemüsegarten mit Komposthaufen, daneben stand die Hütte mit den Welpen. Claudia ging auffällig oft los und sagte „Ich bring mal eben den Biomüll weg“. Und wenn sie dann zurückkam, hatte sie immer einen kleinen, extrem süßen Hund dabei. Als wir dann nach Hause fahren wollten, hatten wir quasi schon drei Wochen mit dem Hund zusammengelebt. Claudia sagte dann: „Wir nehmen den mit für unseren Freund Matthias, dessen Katze ist doch gerade gestorben.“ Als wir dann mit Anton bei ihm ankamen, hat Matthias natürlich gesagt: „Ick will doch keen Hund.“ Anton ist mir untergejubelt worden und hat ab diesem Tag unser Leben komplett verändert.
Wieso das denn?
Wir sind umgezogen in ein Haus mit Fahrstuhl, weil die Hundehüftgelenke das Treppensteigen nicht vertragen. Ich hatte gerade mein Auto abgeschafft, weil ich der Ansicht bin, dass man in Berlin keins braucht – nun haben wir wieder eins gekauft, um einmal am Tag mit Anton in den Grunewald zu fahren.
Wie lange sind Sie eigentlich mit Ihrer Lebensgefährtin zusammen?
Jetzt im August sind es 13 Jahre. Und nach fünf Jahren kam der Hund (lacht).
Als Lesbe geoutet hatten Sie sich vor 16 Jahren – hat es Ihnen jemals geschadet?
Finde ich nicht. Ich glaube, dass es mich stärker und souveräner gemacht und mir Freunde gebracht hat. Dieses Verstecken und Taktieren macht einen Menschen ja nur klein. Natürlich fanden es nicht alle toll, und für bestimmte Leute bin ich nach wie vor ein rotes Tuch: lesbisch, feministisch und provokant. Das ist für manch einen das Grauen.
An Mutterrollen hat es Ihnen vorher nicht gemangelt und nachher auch nicht.
Es gab mal eine kleine Flaute, und ich habe mich gefreut, als ich dann wieder eine heterosexuelle Mutter spielen konnte. Es wäre ja auch völlig absurd zu denken, ich könnte wegen meiner Vorliebe diese Rollen nicht mehr spielen. Das berührt meine Glaubwürdigkeit doch nicht. Ich bin ja noch nicht mal ein besonders burschikoser Typ, was man von Ulrike Folkerts sagen könnte. Wobei ich Ulrike ganz wunderbar finde. Für Lena Odenthal hat sie doch ein Denkmal verdient. Mit dieser Rolle hat sie tatsächlich das Frauenbild im deutschen Fernsehen verändert.
In „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ haben Sie mal wieder eine Mutterrolle – spielen Sie die gern?
Ja. Ich kenne mich mit Müttern gut aus. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass ich das jüngste von fünf Kindern war. Das jüngste kriegt die Mutter in ihrer Funktion als Mutter am stärksten mit. Meine Mutter hat vieles sehr gut gemacht. Sie hat mich nie betüddelt und mir nie den Hauch eines Vorwurfs gemacht – das muss eine Mutter erst mal nachmachen. Ich bin ihr sehr nah gewesen und habe viel von ihrem Wertesystem übernommen, das hat sie gut hingekriegt.
Zurück zu Ulrike Folkerts – der ist das Outing sehr schwergefallen – sind das vor allem berufliche Ängste?
Nein, privat hat man genauso Angst davor. Alle behaupten immer, sie seien total tolerant, aber dann soll man doch die Klappe halten, das ist der Familie und dem Freundeskreis am liebsten. Als ich mich geoutet habe, war das für meine Familie auch ein Schock. Zwar haben sich letztlich alle ganz okay verhalten, aber es gab auch die Ansicht: Ist schon schlimm genug, wenn man lesbisch ist, aber man muss es doch nicht auch noch sagen. Ich war aber stolz auf meine Freundin, und ich wollte sie nicht verstecken.
Wie war denn die Zeit vor Ihrem Outing? Ein Versteckspiel?
Nein, ich bin ja erst spät lesbisch geworden. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich öffentlich zu outen, nachdem ich gemerkt hatte, dass ich eine Frau liebe. Ich hatte eine ganze Reihe schwuler Freunde und hatte ihnen immer gesagt: Nicht verstecken. Wir müssen den Leuten ja die Chance geben, dass sie ihre Toleranz auch praktizieren können.
Hat sich durch das Outing von Promi-Lesben wie Ulrike Folkerts und Anne Will etwas geändert?
Ich glaube schon. Das sind Bezugspersonen, die anderen Lesben ein Signal senden. Wenn sich Frauen, die allgemein akzeptiert sind, dazu bekennen, dann gibt das Rückhalt. Und bei Anne Will und Miriam Meckel haben ja alle gejubelt, weil sie so Yellow-Press-tauglich und echte Schönheiten sind. Aber trotzdem ist es toll, dass sie es getan haben.
Wie erklären Sie sich, dass das Outing vielen Frauen noch immer sehr schwerfällt, während es für viele Männer fast eine Selbstverständlichkeit ist?
Männer sind in unserer Gesellschaft das wichtigere Geschlecht, deswegen ist ihre Homosexualität der größere Stein des Anstoßes. Sie sind diskriminierter, waren ja auch Gegenstand des Paragrafen 175. Frauen waren wohl zu unwichtig, um diskriminiert zu werden. Deswegen haben sie vielleicht weniger Übung im aufrechten Gang. Wenn man auch durchkommt, indem man sich wegduckt...
Ihre „Nachtschwester Kroymann“ wurde vor zwölf Jahren von der ARD aus dem Programm genommen, seitdem hat es keine Frau mehr mit einer eigenen Satire-Sendung ins Erste geschafft. Was war so schlimm?
Ich bin angeeckt, nicht unbedingt wegen Homosexualität, sondern wegen allgemeiner Frechheit: männerfeindlich, frauenfeindlich, lesbenkritisch, machokritisch. Es war die Zeit, als es langsam Richtung Comedy und größere Unverbindlichkeit ging. Plötzlich kriegte man Quote auch mit Humor, der nicht politisch war. Da hat man mir schon gesagt, ich bräuchte doch nicht immer so böse zu sein, die ARD-Beiräte seien alles ältere Herren zwischen 60 und 75, und die würden das nicht verstehen. Die kannten mich aus einer Serie und dachten: So ’ne blonde Frau wird schon okay sein. Und dann wurde ich auf einmal richtig böse, wie Satire das verlangt. Es gibt auch heute sehr gute satirische Frauen, aber die sind denen wohl zu spröde und zu wenig fernsehkompatibel.
Dabei schwächelt die ARD-Satire zurzeit ungemein.
Aber hallo. Und im ZDF sieht’s nur wenig besser aus. Die Öffentlich-Rechtlichen haben im ganzen Bereich Humor total geschlafen in einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz. Lachen ist denen offenbar nicht wichtig und nicht feuilleton-kompatibel genug. Die sagen sich: „Wir haben ja unser schönes Korrespondentennetz, dafür steht die ARD.“ Man muss ja nicht gleich Ingolf Lück präsentieren. Dabei gehört es in einer Demokratie zur Grundversorgung, dass es Satire gibt. Aber Matthias Richling ist ja nun auch nicht der große Analytiker – der kommt da raus in seiner Verkleidung, und alle klatschen schon mal. Und der Unterschied zwischen Harald Schmidt und Dieter Hildebrandt ist: Schmidt ist Unterhaltungsprofi, und Hildebrandt hat ’ne Haltung.
Sie sind also kein Fan von Harald Schmidt?
Der ist schon sehr gut, der ist sehr schnell im Kopp und hat das politisch Inkorrekte salonfähig gemacht. Und er hat das Fernsehen für die Intellektuellen zugänglich gemacht. Man konnte auf einmal sagen: Ja, ich gucke fern, ich sehe Harald Schmidt. Aber ich finde ihn trotzdem ziemlich überschätzt und gehypt, und vor allem hat er eine totale Macho-Sendung gemacht. Das konnte man zeitweilig sehr gut an der Auswahl seiner weiblichen Gäste sehen – Models und MTV-Moderatorinnen. Das spricht einfach gegen ihn.
Maren Kroymann
wird am 19. Juli 1949 im niedersächsischen Walsrode geboren.
Nach vier Brüdern ist sie das jüngste Kind der Familie, ihr Vater ist Universitätsprofessor für klassische Philologie, ihre Mutter, ebenfalls promoviert, arbeitet als Hausfrau. In Tübingen besucht sie die Grundschule und macht ihr Abitur in Stuttgart absolviert sie von 1962 bis 1966 eine Tanzausbildung an der Ballettschule des Württembergischen Staatstheaters. Nach einem längeren USA-Aufenthalt, wo sie sich dem Schauspiel widmet, studiert Kroymann Anglistik, Amerikanistik und Romanistik in Tübingen, Paris und Berlin. Dort legt sie 1977 das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab.
Neben dem Studium arbeitet sie am Tübinger Zimmertheater und an kleineren Bühnen in Berlin. Als Autorin und Sprecherin ist sie für die Berliner Sender SFB und RIAS tätig. 1982 startet Maren Kroymann ihr gefeiertes kabarettistisches Bühnenprogramm „Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh“. Als Fernsehschauspielerin wird sie ab 1988 durch die ARD-Serie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ populär. Mit „Nachtschwester Kroymann“ bekommt sie 1993 als erste Frau im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine eigene Satiresendung, der die ARD aber trotz guter Quoten keinen festen Sendeplatz gibt. Bei RTL ist sie ab 2001 jahrelang in der Comedy-Serie „Mein Leben und ich“ zu sehen.
Mittlerweile neun Jahre lang präsentiert Maren Kroymann ihr erfolgreiches Bühnenprogramm „Gebrauchte Lieder“. Großartige Kritiken beschert ihr schließlich der Kinofilm „Verfolgt“ (2006), in dem sie eine 52-jährige Bewährungshelferin spielt, die sich auf eine sado-masochistische Beziehung mit einem 16-Jährigen einlässt.
Seit ihrem Outing 1993 im „stern“ hat sich Kroymann den Ruf einer engagierten Lesbe erworben, im Jahr 2005 wird sie bei den Gay-in-May-Kulturtagen in Osnabrück mit dem Rosa-Courage-Preis ausgezeichnet.
Die 60-Jährige lebt zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, der Fernsehjournalistin Claudia Müller in Berlin

http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/29126953/kabarettistin-kroymann-ard-und-zdf-haben-geschlafen

--
Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

wikimannia statt femipedia

Avatar

Die also auch

adler @, Kurpfalz, Monday, 12.01.2015, 09:26 (vor 3411 Tagen) @ Oberkellner

VON MAREN KROYMANN - TAZ 2006-08-28
Das Mahnmal soll an die Unterdrückung von Schwulen und Lesben während der Nazizeit erinnern. Schwule und Lesben sind unter dem Nationalsozialismus aber auf unterschiedliche Weise unterdrückt worden. Etwas vereinfacht gesagt: Homosexuelle Männer wurden getötet, Frauen totgeschwiegen. s_gender-diktatur s_kotzsmiley

Im Juni 2014 wurde sie mit dem Prix Pantheon als Sonderpreis in der Kategorie Reif & Bekloppt ausgezeichnet.
Bekloppt sicher, nach diesem Text. Aber reif? Eher erinnert das an die quängelnden Kinder, die an der Kasse stehen und flennen: "Auch haben wollen."

Es ging um das Mahnmal, eigentlich für die ermordeten Schwulen, das 2008 nach langer Diskussion in Berlin eröffnet wurde. Eine Stehle, in der ein Film von zwei sich küssenden Männern abgespielt werden sollte. 2006 war es beschlossen. Alice Schwarzgeld lancierte über die Emma ein Kampagne, dass Lesben, die nicht in Konzentrationslagern getötet, nicht verfolgt wurden, auch damit geehrt werden müssten. Bei der Eröffnung 2008 hatten die Kinder dann auch ihre Süssigkeiten an der Kasse bekommen. Es wird nun abwechselnd alle 2 Jahre ein Film mit 2 sich küssenden Frauen gezeigt. Egomanie kennt keine Grenzen, wenn sie nicht von der Gesellschaft gezogen wird.

Immer wieder suche ich dazu gern die geänderte Adresse des Artikels der Süddeutschen zu der Eröffnung des Mahnmals, der die unverschämte Gleichstellung von Nicht-Verfolgten zu Gedehmütigten und Ermordeten klar macht:

Süddeutsche 27.05.2008
Mahnmal für verfolgte Homosexuelle

Der Elsässer Pierre Seel war 17, als ihn die Gestapo wegen seiner Homosexualität verhaftete. Im Konzentrationslager musste er der Hinrichtung seines Freundes zuschauen. Die Häftlinge waren angetreten, es lief Musik. Man entkleidete den jungen Mann, stülpte ihm einen Eimer über den Kopf. Dann hetzte die SS Schäferhunde auf ihn, die ihn zu Tode bissen und zerrissen.

Die NS- Fassung des Paragrafen 175 galt in der Bundesrepublik bis zum Jahr 1969. Mehr als 50000 Schwule wurden im Dritten Reich verurteilt, etwa 10000 kamen ins KZ und standen als Häftlinge mit dem rosa Winkel auf der untersten Stufe der Lagerhierarchie. Manche mussten nach der Befreiung ihre Reststrafe absitzen.

Die Idee schien überzeugend, die schräg gestellte, wuchtige Stele die Gleichheit aller Opfer und dennoch Besonderheit zu verkörpern. Durch ein recht kleines Fenster kann man nun einen Film sehen, der eigens für diesen Zweck gedreht wurde. Da küssen sich zwei Jungs in gebügelten Hemden.

Auch um diesen Film gab es Streit. Alice Schwarzer vermisste die Frauen. Obwohl es eine systematische Verfolgung von Lesben nicht gab, hatte die Emma-Kampagne, mehr durch Lautstärke als durch Argumente, Erfolg. Man einigte sich auf einen Kompromiss. Alle zwei Jahre wird der Film gewechselt. 2010 sollen dann küssende Frauen zu sehen sein.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/488/176952/
Adresse Januar 2015:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/mahnmal-fuer-verfolgte-homosexuelle-kuessende-jungs-1.192688

Sich immer wieder an den Kopf fassend,
s_stirnpatsch adler

--
Go Woke - Get Broke!

powered by my little forum