Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Liste Femanzen Kategorie Politik5 (Liste Femanzen)

Oberkellner, Saturday, 05.11.2011, 18:07 (vor 4527 Tagen)

Johanna Kutsche (Grüne Jugend Sachsen), freie Journalistin
Wie die Frauen Leben in ostdeutsche Dörfer bringen
 
In manchen ostdeutschen Dörfern leben vor allem alte Leute und perspektivlose Männer. Doch eine Studie zeigt: Es gibt Pioniererinnen, die den ländlichen Raum aufwerten.
 
Viele Kleinstädte in den neuen Bundesländern ähneln sich. Die Marktplätze sind frisch renoviert, sanierte Altbauten funkeln in der Sonne. Über die Plätze ziehen eine Katze, eine alte Frau, ein Penner. Viel mehr Leute gibt es in vielen Landstrichen der ehemaligen DDR nicht. Die Arbeitsplätze fehlen, vor allem aber die Perspektiven. Wer kann, geht weg. Vor allem die jungen, gut ausgebildeten Frauen ziehen davon. In den Westen, oder in aufstrebende Städte wie Jena, Leipzig oder Dresden. Es fehlen junge Frauen, Kinder und eine Perspektive. Zurück bleiben alte Leute und Männer, die mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen.
Der aktuelle Demografiebericht der Bertelsmannstiftung bestätigt diesen Eindruck. Bis 2030 wird die Zahl der alten Leute im Osten rasant zunehmen, die Gesamtbevölkerung schrumpfen. Eine Entwicklung, die selbst Einwanderung oder steigende Geburtenzahlen kaum aufhalten können. Der Leipziger Wolfgang Tiefensee wollte als er für den Aufbau Ost zuständig war Frauen mit viel Geld in den Osten holen – wurde deswegen aber verlacht.
 
Uta Bauer und Susanne Dähner vom Büro für integrierte Planung Berlin führen seit drei Jahren im Auftrag des Bundesfamilienministeriums Erhebungen durch, die die Lebenswirklichkeit von Frauen in den neuen Bundesländern genauer unter die Lupe nehmen.
 
Mehr Abiturientinnen im Osten als im Westen
 
Dass die Zahl der jungen Frauen mit Abitur im Osten höher ist als die der Abiturientinnen im Westen, aber auch höher als die Zahl der Abiturienten im Osten, hatten sie schon in einer früheren Studie herausbekommen. Genau diese hohe Qualifizierung und die sogenannte hohe Erwerbsorientierung gilt als Grund dafür, warum so viele junge Frauen die neuen Bundesländer verlassen.
 
Ihre neue Studie "Mehr Raum für starke Frauen" zeigt nun, dass die Frauen, wenn sie nach den Lehr- und Wanderjahren gut ausgebildet zurückkommen, ihre Heimat auf den Kopf stellen. Denn viele von ihnen kehren als Unternehmerinnen zurück, schaffen Arbeitsplätze und sorgen damit dafür, dass ehemals verschlafene Dörfer zu neuem Leben erwachen.
 
Zurück in die Heimat nach den Lehr- und Wanderjahren
 
Beispiel Sylvia Rahm-Präger. Die Rügnerin verlässt nach dem Schulabschluss ihre Insel, um in Berlin zu studieren und eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. 13 Jahre lebt sie in der Hauptstadt, promoviert und bekommt das Angebot, eine Dozentur in Seattle anzunehmen. Rahm-Präger möchte ihre Tochter nicht zurücklassen und lehnt ab, sucht sich neue Möglichkeiten. Die gelernte Melkerin und promovierte Agrarwissenschaftlerin kommt auf die Idee, zurück nach Rügen zu gehen. "Das war eine ganz pragmatische Entscheidung, ich habe mehrere Projekte durchgerechnet. Und am Ende blieb eben die Molkerei", bilanziert Rahm-Präger. 1998 eröffnet sie in Poseritz die neu gebaute Molkerei und schafft acht Arbeitsplätze, die sie nur mit Frauen besetzt. "Dann wird nicht so gestänkert," zwinkert sie, "nein, im Ernst, ich arbeite gerne mit Frauen zusammen."
 
Rügen hat mit 8,1 Prozent (Quelle: Agentur für Arbeit Stralsund, 2011) zwar inzwischen die niedrigste Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vorpommern. Als Sylvia Rahm-Präger in den 1990ern ihre Molkerei eröffnete, war die Situation allerdings ganz anders. "Ich hatte unglaublich viele Bewerbungen", sagt sie. Seit 2002 schreibt sie schwarze Zahlen und hat eine Erzeugergemeinschaft ins Leben gerufen, die Rügener Produkte auf der Insel und dem Festland vermarktet.
Zahlreiche Fälle wie diese zählt die Studie auf und dennoch stellt Susanne Dähner klar: "Es ist kein quantitatives Phänomen, diese Frauen sind Pionierinnen." Die Rolle dieser Pioniererinnen aber sollte man nicht unterschätzen.
 
Denn, das zeigt die Studie ganz deutlich, wenn sich gut ausgebildete Frauen für das Leben in entlegenen Gegenden entscheiden, bringen sie ihre Arbeit als Selbstständige entweder mit oder sie machen sich vor Ort selbstständig.
 
Und das setzt eine Kettenreaktion in Gang. Zweites Beispiel: Dörthe Thie. Die Zahntechnikerin hat ihre Ausbildung noch in der DDR absolviert und zieht mit ihrem Mann 1990 nach Blankenfelde. Für sie ergeben sich ganz neue Perspektiven: "Das war eine Goldgräberstimmung damals, ich konnte endlich mit Keramik und Gold arbeiten." In der DDR wurde Gold zugeteilt, nach der Wende freuten sich nicht nur die Zahntechniker, sondern auch die Patienten auf neue, zeitgemäße Brücken und Implantate.
 
Thie packt die Gelegenheit beim Schopf, in das neu gebaute Blankenfelder Haus wird im Keller ein Labor eingerichtet. "Wir haben auf Matratzen geschlafen und hatten keinen richtigen Herd, aber unten im Labor stand ein supermoderner Keramikofen", erinnert sie sich.
 
Erst kommt die Frau, dann die Firma und Arbeitsplätze
 
Und dann geht es los. Thie setzt vor allem auf Privatkunden, ihren Mann, ein gelernter Zimmermann, bildet sie zum Zahntechniker aus, wie viele andere der heute fünfzehn Mitarbeiter. Thies Fall ist exemplarisch für die in der Studie als Pionierinnen bezeichneten Frauen. Erst kommt die Frau, dann die Firma, dann Arbeits- und Ausbildungsplätze, schließlich die Infrastruktur.
 
Auch bei Jana Reiche ist es so gekommen. Ihr Mann bekommt eine Stelle in der Prignitz, einem Kreis in Mecklenburg-Vorpommern, der zu den am dünnsten besiedelten Landstrichen in Deutschland gehört. Die Reiches ziehen also aufs Dorf und bekommen ein Kind. Als das älter wird, machen sich Reiche und ihr Mann Gedanken um eine geeignete Schule. In Potsdam hätten sie eine Reformschule gewählt, in der Prignitz gibt es so etwas nicht.
 
Also trommelt Jana Reiche Gleichgesinnte zusammen. Denn es gibt noch andere Zugezogene; viele sind selbstständig oder pendeln nach Hamburg. Ein bunter Haufen von Ost- und Westdeutschen, Städtern und Dörflern, Frauen und Männern debattiert zwei Jahre über Bildung und über Lerninhalte. Am Ende beschließen sie, eine Schule zu eröffnen. Reiche erklärt: "Wir haben im ganzen Kreis gesucht und sind dann in Baek fündig geworden, einem 225-Seelen-Dorf." Dort steht eine Schule leer.
 
Kurzum, aus den 1998 noch sechs Schülern werden über die Jahre 36. Die Germanistin und Pädagogin Reiche wird Schulleiterin. Und der graue Betonbau verwandelt sich in eine bunte Montessorischule – mit Hort und Kindergarten und sechs Jahren gemeinsamer Grundschulzeit.
 
Ein Laden bringt nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Leben ins Dorf
 
Inzwischen ziehen Familien wegen der Schule in die gottverlassene Gegend. "Das sind natürlich viele Freiberufler und Pendler. Aber andere schaffen sich auch Arbeitsplätze." Eine Frau zum Beispiel eröffnet einen Bioladen. Das schafft nicht nur ihr Arbeit, sondern belebt das Dorf. Mit dem Verfall von Dorfläden und Gaststätten beginnt nämlich auch der Fall eines Dorfes. Mit dem Bioladen gibt es wieder einen Treffpunkt, einen Ort des Austausches.
 
Babette Scurrell, promovierte Soziologin der Bauhaus-Stiftung in Dessau, fasst das Phänomen so zusammen: "Das ist ein Kulturumbruch, der nicht durch Großstrukturen hervorgerufen wird. Man braucht viele kleine Experimente." Die großen politischen Programme zum Umbau Ost, die mit viel Geld versuchen, Beschäftigung und Perspektiven zu schaffen, sind für Scurrell also nicht der richtige Ansatz.
 
Dahinter steckt eine ganz einfache Wahrheit – Geld allein schafft keine Arbeitsplätze. Es sind einzelne Personen mit ihren Ideen und Netzwerken, die zur Wiederbelebung eines Dorfes führen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-10/ostdeutschland-frauen-demografie/
Männer
 
Im Dickicht der Männerbewegung
 
Nicht nur die Frauen sind auf der Suche nach dem neuen Mann, der einfühlsam, kinderlieb und trotzdem männlich ist. Wie soll es gehen? Mit Holzhacken oder Metrosexualität?
 
"Männer sind Schweine. Sie wollen alle nur das eine. Weil Männer eben so sind." Das ist mal eine Ansage. Nicht so wie bei Grönemeyer, der zögerlich fragt, wann ein Mann ein Mann ist. Ob Ärzte oder Grönemeyer – in beiden Songtexten steckt ein Stück Wahrheit. Männer sind im Aufbruch und sie werden mit allerlei Unheil assoziiert. Gewalt, Gefühllosigkeit, Männer werden mit allerhand negativen Eigenschaften belegt.
Andere Bilder wie die so genannte Metrosexualität des modernen Mannes sind jedoch nicht nur Modephänomene. In den vergangenen 30 Jahren hat sich das Rollenbild der Frau gewandelt. Nun sind die Männer an der Reihe. Denn, so erklärt Sebastian Scheele, wissenschaftlicher Mitarbeiter am GenderKompetenzZentrum an der Humboldt-Universität Berlin: "Männlichkeit ist immer relational zu Weiblichkeit und wird bestimmt davon, was für Weiblichkeit gehalten wird." Und so gibt es, vor allem in urbanen Milieus, immer mehr Männer, die sich mit sich selbst und ihrem Rollenbild auseinandersetzen.
 
Sie tun es nicht nur, weil ihre Frauen es von ihnen verlangen. Scheele erklärt, dass noch immer vor allem als männlich gilt, wenn ein Mann seine Familie ernährt, bis zur Erschöpfung arbeitet, Leistung bringt. Das Ergebnis dieser Männernorm: Männer achten weniger auf die Signale ihres Körpers, powern sich aus. Und sterben früher. Das belegen auch Zeitbudgetstudien des Statistischen Bundesamtes. Grund genug, sich zu ändern.
 
Genau da setzt die Männerbewegung an. Ein Teil der Szene ist antifeministisch, fühlt sich benachteiligt und will die Familienernährernorm um jeden Preis aufrechterhalten. Die Männer, die diese Haltung einnehmen, wollen dafür auch Dankbarkeit spüren.
 
Außerdem gibt es Männergruppen, die nach sich selbst suchen, eine Art "Urmännlichkeit" propagieren, wie Sebastian Scheele augenzwinkernd bemerkt. Christian Führholz ist so einer. Er ist begeistert von seiner Gruppe, in der 25- bis 55-jährige Männer den Sinn des Lebens suchen. Wie? "Wir veranstalten Camps in der Natur, hacken Holz, zelten, versorgen uns selbst. Da dürfen wir mal wieder richtig Mann sein." Man kann sich den schmächtigen Führholz kaum als Holz hackenden Macho vorstellen. Er lacht selbst darüber: "Das ist ein Spiel, ist doch klar. Wir unterhalten uns auch sehr viel, zum Beispiel darüber, wie man beim Chef Elternzeit durchboxt. Aber Sie müssen schon zugeben, einen Mann, der nicht auch eine wilde Seite hat, finden Sie nicht attraktiv."
 
Und das ist der Knackpunkt. Schwache Männer? Die will keine haben. Es ist zwar ein Klischee, dass Frauen auf selbstbewusste, starke Männer stehen. Das Problem ist bloß: Ein bisschen was dran ist da schon. Umso schwieriger gestaltet sich dann die Suche nach dem neuen Mann: Gefühle soll er zeigen, weniger arbeiten, sich um die Kinder kümmern. Aber irgendwie auch stark sein. Wie soll denn das bloß funktionieren?
 
Die Lösung lautet "positive Männlichkeit". Ein weiterer Ansatz der Männerbewegung, der gegen das Familienernährermodell mit all seinen Auswirkungen gerichtet ist. Klaus Schwerma ist Sozialwissenschaftler, arbeitet als Männer- und Geschlechterforscher. Zusammen mit dem Psychologen und Männerberater Andreas Goosses setzt er sich für eine emanzipatorische Männerpolitik ein.
Schwerma dreht die Frage nach dem neuen Mann noch einmal anders: "Wenn Männer sich an starke Frauen gewöhnen, müssen sich auch Frauen an schwache Männer gewöhnen."
 
Das kann auch ein Vorteil für die Frauen werden. Man denke nur an die Studien zum Partnerwahlverhalten von Frauen. Während Männer sich gerne nach unten orientieren, was den Status und die Arbeitssituation ihrer Partnerinnen angeht, orientieren sich die Frauen nach oben. Nur: Vielen gut ausgebildeten Frauen stehen weniger gut ausgebildete Männer gegenüber.
 
Klaus Schwerma fordert deshalb: "Das verlangt von Frauen eine Veränderung, wie sie Männer wahrnehmen. Es ist einfach zu sagen: Männer haben von Emotionen keine Ahnung, die gehen sowieso nur arbeiten und können mit Kindern nichts anfangen. Frau muss sich auch selbst verändern, um andere Männer zuzulassen und diese Männer auch attraktiv zu finden." Das Klagen über die Männer ist eben auch etwas, das Sicherheit gibt, meint Schwerma.
 
Gut, Frauen müssen sich also auf neue Männer einstellen. Aber was ist es denn nun, das den neuen Mann ausmacht? Es klingt fast ein wenig spießig, wenn Schwerma sagt: "Die neuen Männer denken über ihr Leben nach, sind in der Lage, ihre Gefühle zuzulassen, arbeiten Teilzeit, achten auf ihre Gesundheit, ertragen Cheffinnen, kümmern sich um die Kinder."
 
Goosses assoziiert mit dem Begriff positive Männlichkeit noch etwas anderes, ein bestimmtes Bild. Er wertet den ohnehin schon männlich konnotierten Begriff der Standhaftigkeit auf: "Standhaftigkeit genauso wie Gefühlsnähe, Stärke geben zu können, wie auch Zärtlichkeit leben zu können. Das ist für mich das Neue, die Breite in Anspruch nehmen zu können. Beziehungsorientiert zu leben, nicht geld- oder machtorientiert."
 
All das ist aber nicht in zehn Jahren zu erreichen, warnt Klaus Schwerma. Er ist jedoch sicher, dass es in Zukunft viele verschiedene Bilder von Männlichkeit geben wird. In bestimmten Schichten bleibt es vielleicht sogar bei den traditionellen Männernormen. Oder der neue Mann ist einfach das, was Sebastian Scheele darunter versteht: "Vielleicht müsste sich der neue Mann gar nicht an Geschlechternormen abarbeiten, nicht zwanghaft Männlichkeit anstreben. Er ist ganz lässig und entspannt."
 
Lässig und entspannt. Damit könnte auch frau gut leben.
http://www.zeit.de/online/2009/26/maenner-neu/seite-1
 Johanna Mikl-Leitner (Innenministerin Österreich)
LINZ. Die Wehrpflicht für Männer müsse bleiben, eine Wehrpflicht für Frauen sei aber ein „No-go“, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (VP). Darüber, sowie über fragwürdige Beraterverträge in ihrem Ministerium, spricht sie im OÖNachrichten-Interview.
OÖN: Frau Ministerin, Kanzler Werner Faymann (SP) tue Ihnen „in der Seele“ weh, haben Sie kürzlich gesagt. Schmerzt Ihre Seele immer noch?
 
Mikl-Leitner: Angesichts der kritischen Situation in der Welt und Europa bräuchte es einen Kanzler, der die Führungsrolle übernimmt und die Interessen der Republik vor parteipolitische Interessen stellt. Auch wenn die Koalition gemeinsam viel weiterbringt – das vergisst Werner Faymann des Öfteren.
 
OÖN: Was meinen Sie damit?
 
Mikl-Leitner: Wenn er etwa aus der Wehrpflicht-Diskussion parteipolitisches Kleingeld schlagen will.
 
OÖN: Spielt denn das Thema überhaupt noch eine große Rolle? Um die Wehrpflicht-Debatte ist es eher ruhig geworden.
 
Mikl-Leitner: Für mich spielt das Thema eine große Rolle. Weil das Bundesheer dringend reformiert werden muss – allerdings unter Beibehaltung der Wehrpflicht. Das ist für mich neben dem Sicherheitsaspekt und dem Katastrophenschutz auch eine gesellschaftspolitische Frage. Es wäre falsch, junge Menschen zu einer Nehmergeneration heranzuziehen. Es ist wichtig, dass jede und jeder seine Verantwortung übernimmt.
 
OÖN: Jede und jeder? Also auch eine Wehrpflicht für Frauen?
 
Mikl-Leitner: Nein, das ist ein No-go für mich. Die Frauen erfüllen schon längst ihre gesellschaftspolitische Verantwortung. Über eine Wehrpflicht für Frauen können wir dann reden, wenn Männer genauso viel Familienverantwortung übernehmen wie Frauen – also halbe-halbe.
 
OÖN: Sie klingen ja richtig feministisch.
 
Mikl-Leitner: Es geht um die Interessen von Frauen und Familien – so gesehen bin ich gern eine Feministin. Das gilt auch für das Schließen der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern. Auch da brauchen wir Taten. Deswegen fordere ich, dass etwa im Handel, wo gerade die Kollektivvertragsrunden laufen, künftig auch Karenzzeiten als Vordienstzeiten angerechnet werden – für die Gehaltseinstufung und automatische Gehaltsvorrückungen.
 
OÖN: Was halten Sie von Überlegungen, das gesetzliche Pensionsantrittsalter der Frauen rascher an jenes der Männer anzugleichen?
 
Mikl-Leitner: Das ist ein Thema, das man sicher unter Einbeziehung von Experten diskutieren sollte. Schließlich würde ein Mehr an Beitragsjahren auch zu höheren Pensionen für Frauen führen. Für viel wichtiger halte ich es aber, generell das faktische Pensionsantrittsalter endlich dem gesetzlichen anzunähern.
 
OÖN: Kommen wir zum Innenministerium: Gegen Ihren Kabinettschef Michael Kloibmüller läuft ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Es geht um den Vorwurf, er habe die Ermittlungen in der Telekom-Affäre beeinflusst und Telekom-Manager unter Druck gesetzt. Sollte er nicht bis zu einer Klärung der Vorwürfe seinen Dienst ruhend stellen?
 
Mikl-Leitner: Die Staatsanwaltschaft führt auch ein Ermittlungsverfahren gegen Herrn Faymann und Herrn Ostermayer (wegen der ÖBB-Inseratenvergabe, Anm.) – und die sind bekanntlich auch noch im Amt. Für Herrn Kloibmüller gilt wie für jeden anderen die Unschuldsvermutung. Ich erwarte mir, dass die Staatsanwaltschaft so rasch als möglich ermittelt und die Ergebnisse auf den Tisch legt. Dann wird darüber zu befinden sein.
 
OÖN: Ins Gerede gekommen ist das Innenministerium auch wegen Christoph Ulmer, einst Kabinettschef von Ernst Strasser. Warum hat ausgerechnet Ulmers Werbeagentur gut dotierte Verträge mit dem Innenministerium – noch dazu, wo er weiter karenzierter Beamter des Ministeriums ist?
 
Mikl-Leitner: Herr Ulmer ist Teilhaber einer Werbeagentur – und das Innenministerium braucht wie andere Institutionen auch Beratung für Werbung und Marketing. Das handhaben andere Ministerien auch so. Eine eigene Werbe- und Marketingabteilung im Innenministerium anzusiedeln, würde ein Vielfaches kosten. Im Übrigen gab es die Zusammenarbeit mit dieser Agentur, schon bevor Herr Ulmer dort war.
 
OÖN: Es gibt auch einen gesonderten Beratervertrag mit Ulmer. Es ist schon sehr fragwürdig, wenn sich jemand als Beamter karenzieren lässt und dann vom Innenministerium extern bezahlt wird.
 
Mikl-Leitner: Dieser Beratervertrag ist ohnehin ruhend gestellt. Das habe ich veranlasst. Das wird derzeit rechtlich geprüft.
 
OÖN: Die ÖVP kommt in den Umfragen nach wie vor nicht vom Fleck. Machen Sie sich eigentlich Sorgen, ob Vizekanzler und Parteichef Michael Spindelegger das Ruder für die ÖVP noch herumreißen kann?
 
Mikl-Leitner: Wer Michael Spindelegger kennt, weiß, dass er in allen seinen Funktionen immer ein Stück gewachsen ist. Er ist gerade in dieser schwierigen Zeit der richtige Mann. Er ist fern von Populismus, sondern ein Fach- und Sacharbeiter, der mit Kompetenz und Ruhe führt.
 
OÖN: Manche würden sagen: Mit zu viel Ruhe.
 
Mikl-Leitner: Es geht nicht darum zu krakeelen, sondern sich auf die Sache zu konzentrieren. Das tut er und man soll ihn dann auch an seinen Taten messen.
 
Wehrpflicht: Streit um Darabos’ Pilotprojekte
 
Ein internes Papier der Sektion I des Verteidigungsministeriums hat gestern den Wehrpflicht-Streit kurz wieder aufflackern lassen. Darin äußern Experten Kritik an den von Minister Norbert Darabos (SP) geplanten Pilotprojekten zum Aussetzen der Wehrpflicht. Diese seien weder rechtlich noch finanziell gedeckt. Die ÖVP warf Darabos prompt „gefährliches Treiben“ vor. Darabos’ Sprecher gab zurück: Die Pilotprojekte seien durch das Regierungsprogramm gedeckt, die ÖVP habe nur „Angst, dass die Pilotprojekte funktionieren.“
http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/innenpolitik/art385,750119
Monika Vaupel (ASF)
Schwalm-Eder. Kritisch kommentiert die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Unterbezirk Schwalm-Eder, Monika Vaupel, die fehlenden Bemühungen des Bundesregierung, verbindliche Quoten mit verbindlichen Zeitrahmen und Sanktionen zum Thema „Frauen in Führungspositionen“ zu schaffen.
Die deutsche Wirtschaft habe ihre Chance gehabt, schreibt Vaupel. Zehn Jahre der Selbstverpflichtung hätten zu nichts geführt. Männer teilten die Spitzenfunktionen in der deutschen Wirtschaft noch immer unter sich auf. „Die bestausgebildete Frauengeneration aller Zeiten schaut weiter in die Röhre“, sagt sie.
Frauenministerin Kristina Schröder verplempere weiterhin wertvolle Zeit. Anstatt jetzt mit einem Gesetz mit verbindlichen Quoten endlich Nägel mit Köpfen zu machen, sei die Koalition vor der Wirtschaft eingeknickt.
„Wir brauchen keine weitere Schonfrist für die Männer in den Chefetagen. Was wir brauchen, sind mehr Frauen in den Spitzenfunktionen der deutschen Wirtschaft, in Aufsichtsräten und Vorständen“, fordert die AsF-Chefin. (red)
http://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/spd-frauen-fordern-verbindliche-quoten-1469019.html

Zita Gurmai, Präsidentin der Frauen in der Partei der Europäischen Sozialisten (PES)
Nur wenn Frauen und Männer zusammenarbeiteten, „können wir Gender Mainstreaming in jeder Hinsicht in der europäischen Gesellschaft garantieren“, fügte Gurmai, die auch Mitglied im FEMM-Ausschuss ist, hinzu.
http://www.frauenrat.de/deutsch/infopool/informationen/informationdetail/article/eu-frauenausschuss-sitzt-erstmals-ei...
Marlene Löhr (Landesvorsitzende Grüne)
Grüne laden zur Diskussion: Brauchen wir eine Frauenquote?
Anlässlich des 100. Frauentages kommt die Grüne Landesvorsitzende Marlene Löhr am Donnerstag, 14. April, nach Lübeck und wird mit Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck, und den Teilnehmern die Frage "Die Hälfte der Macht - brauchen Frauen die Quote?" diskutieren.
"Die Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft sind immer noch fest in Männerhand. Das gilt auch für das wichtige Kontrollgremium Aufsichtsrat. Es ist an der Zeit, von Appellen zu gesetzlichen Regelungen zu wechseln", so die Grünen.
 
Laut Vorschlag der Grünen soll bis 2015 eine Mindestquote für beide Geschlechter in den Aufsichtsräten aller börsennotierten und der Mitbestimmung unterliegenden Gesellschaften von 30 Prozent gelten und bis 2017 eine Quote von 40 Prozent erfüllt sein.

Mit diesem Vorstoß sind die Grünen in Europa nicht allein. Norwegen gilt als führend - durch die Quote wurde inzwischen ein Frauenanteil in Aufsichtsräten von 41 Prozent erreicht. Auch die Niederlande und Spanien haben entsprechende Regelungen auf den Weg gebracht. 
Deutschland liegt im internationalen Vergleich mit Indien auf einem der letzten Plätze. Gerade mal 10,6 Prozent der Mitglieder in deutschen Aufsichtsräten sind Frauen.
 
Ist die Quote ein notwendiges Instrument, um den Frauenanteil in den Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft zu erhöhen und zu gewährleisten? Warum ist es so wichtig, Posten in den Führungsetagen mit Frauen zu besetzen? Welche anderen Instrumente braucht es noch, um Frauen an der Verantwortung zu beteiligen? Diesen Fragen wollen die Lübecker Grünen mit ihren Gästen Marlene Löhr und Elke Sasse und allen Interessierten nachgehen.
 
Veranstaltungsdaten:
Donnerstag, 14. April, 19 Uhr, Akzent, Hüxstraße 83-85, Lübeck
Judith Schwentner (Grüne, Österreich)
Die ÖGB stützt Idee der Privatangestelltengewerkschaft für eine Extralohnerhöhung für weibliche Beschäftigte. Die Grünen wollen schon bei den kommenden Lohnverhandlungen Sondererhöhungen für die Frauen sehen.
Wien/Red. Sollen die Gehälter von Frauen außertourlich neben den jährlichen Lohnerhöhungen angehoben werden, um die Einkommenskluft zu den Männern zu schließen? Für diesen Plan der Gewerkschaft der Privatangestellten und Drucker (GPA-DJP), über den die „Presse“ am Mittwoch berichtet hat, kommt nun von ÖGB-Präsident Erich Foglar ausdrücklich Schützenhilfe.
Die Grünen wollen schon bei den kommenden Lohnverhandlungen, die am 22. September für die Metallbranche beginnen, Sondererhöhungen für die Frauen sehen. Die grüne Frauensprecherin Judith Schwentner verlangt konkret, die Verhandler müssten mit der Forderung nach einem Fixbetrag von mindestens 100 Euro zusätzlich für alle Frauen in die Kollektivvertragsrunden mit den Wirtschaftsvertretern gehen. Ihre Begründung: Von einem Fixbetrag, kombiniert mit einer prozentuellen Erhöhung, würden vor allem Bezieher niedriger Einkommen und damit Frauen profitieren.
Besonders Berufe mit vielen weiblichen Beschäftigten wie der Sozial- und Gesundheitsbereich seien bei den Löhnen stark unterbewertet. Außerdem verlangt Schwentner die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns.

ÖGB-Chef begrüßt Vorschlag
Die Angestelltengewerkschaft hat zwar noch kein fertiges Konzept, will aber die Löhne für Frauen durch Sondergehaltsrunden zusätzlich zu den regulären jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen extra anheben. Verfassungsexperten haben eine solche „positive Diskriminierung“ für Frauen grundsätzlich als verfassungsmäßig zulässig bezeichnet.
ÖGB-Chef Erich Foglar meinte am Rande der Klausur des SPÖ-Präsidium in Wien, jeder Vorschlag, der in die Richtung gehe, die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern zu schließen, sei gerechtfertigt.

http://diepresse.com/text/home/politik/innenpolitik/691837

Caren Marks (SPD)

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
[..]Inzwischen haben wir nämlich festgestellt, dass die Haltung, es habe keinen Zweck, diese Frauen in Arbeit zu vermitteln, weil sie sich um Kin¬der kümmern müssten, nicht mehr richtig ist, sondern dass um¬ge¬kehrt ein Schuh daraus wird: Gerade weil die Frauen Kinder haben, brauchen sie die Hilfe durch Kinderbetreuung, familienfreundliche Arbeitsplätze und Netzwerke im Alltag, damit sie ihr eigenes Einkommen verdienen sowie für ihre Rente sorgen können und damit auch für sich und die Kinder Zu¬kunft und Perspektive finden.
[..]Mir geht es vor allem um Frauen, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jah¬ren geboren wurden und die ihre Kinder in den letzten Jahren gro߬ge¬zo¬gen haben.
“Kurioserweise” haben ältere Frauen, die nicht dem Scheidungsboom erlegen sind, kaum Probleme mit der Altersarmut. Dieses wurde im 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung festgehalten. Aus dem Bericht:
1.3.5 Alter und Bilanzierung des Lebensverlaufs (Seite 10)
Die heute älteren Frauen sind (trotz langjähriger Erwerbsunterbrechungen) im Alter größtenteils noch über den Haushaltszusammenhang (Ehemann) oder als Witwe durch abgeleitete Rentenansprüche hinreichend ab¬ge¬si¬chert.
Wieso unterliegen alte Frauen kaum der Altersarmut? Daraus folgt doch zwingend, dass heutige Probleme, auch die der Frauen erst durch die Politik verursacht wurden.
Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen):
[..]Wen trifft denn die Altersarmut tatsächlich? Sie trifft Frauen. Diese er¬rei¬chen trotz aller Anrechnungspirouetten der Ministerin mitnichten so vie¬le Beitragsjahre. Heute sind es im Schnitt bei Frauen 26,8, bei Män¬nern 40,2 Beitragsjahre.
Diese Zahlen sind evtl. im Bezug auf den Geldtransfer von Männern nach Frauen interessant.
Dagmar Ziegler (SPD):
[..]Ich möchte noch einen Aspekt erwähnen, was den Fachkräftebedarf an¬geht. Alle wissen, dass bei den Frauen in diesem Land ein Fach¬kräf¬te¬po¬ten¬zi¬al schlummert. Es könnten 460 000 Mütter als Fachkräfte für unsere Wirtschaft gewonnen werden, wenn es ein flächendeckendes Ganz¬tags¬an¬ge¬bot in Kitas und Schulen gäbe.
[..] Jeder Minister und jede Ministerin kocht aber aus Profilierungssucht das eigene Süppchen. Am Ende bleibt das Land auf der Strecke.
Dieses Problem existiert seit Jahrzehnten und da darf man doch mal fragen, wieso sämtliche Frauen in der Politik daran bisher nichts geändert haben? Die schlichte Antwort darauf lautet: weil es nicht gewollt ist.
Dagmar Ziegler (SPD):
[..]Erstens. Es gibt keine wirkliche Gleichstellungspolitik unter der Re¬gie¬rung Merkel. Sie haben keine Idee, wie Sie endlich für die gleiche Be¬zah¬lung von Frauen und Männern sorgen können. Sie verweigern einen Min¬dest¬lohn, der gerade Frauen helfen würde.
[..]Sie haben kein wirkungsvolles Konzept, damit Frauen in den Chef¬eta¬gen ankommen. Aber die Zeche für diesen Haushalt zahlen die Frauen. Wir haben Lösungen auf den Tisch gelegt: für die Durchsetzung der glei¬chen Bezahlung von Frauen und Männern, für einen gesetzlichen Min¬dest¬lohn und für eine 40-Prozent-Quote für Frauen in Führungspositionen. All das liegt vor, aber kein Handeln dieser Regierung.
Der Witz des Tages: Aber die Zeche für diesen Haushalt zahlen die Frauen. Warum sollte eigentlich eine Putzfrau nicht genauso viel verdienen dürfen wie Frau Marks? Im Gegensatz zu Letztgenannter macht die Putzfrau wenigstens noch einen Job, der wichtig ist. Wo bleibt da die Gleichstellung unter Frauen?
Miriam Gruß (FDP):
[..]Unterstützung und Perspektiven für Frauen sind angemahnt worden. Ich kann nur sagen: Ich begrüße es außerordentlich, dass wir bei¬spiels¬wei¬se ein Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen einrichten werden. Auch das wird kommen. Dafür haben wir insgesamt 3,1 Millionen Euro ein¬ge¬stellt.
Statt ein Hilfstelefon für alle Gewaltopfer einzurichten, wird mal wieder nur an Frauen gedacht. Es werden immer mehr Gelder für diese ausgegeben, aber die Zeche zah¬len die Frauen…
[..]Wir planen eine Initiative, um Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern, insbesondere Alleinerziehenden.
Noch mehr Gelder für Frauen, dabei wurde für den Wiedereinstieg in den letzten Jahren bereits Millionenfördergelder ausgegeben.
Steffen Bockhahn (DIE LINKE):
[..]Im Übrigen ist ganz erstaunlich, dass nach wie vor nicht wirklich, also richtig ernst gemeint, etwas unternommen wird, um Frauen den Zugang in klassische Männerberufe zu erleichtern. Aber es ist auch relativ klar, wa¬rum das passiert; denn natürlich – ich weiß, wovon ich rede – blo¬ckie¬ren Männer gerne, wenn andere sich nähern und wenn es darum geht, den eigenen Platz, das eigene Revier zu verteidigen, gerade dann, wenn es um viel Geld geht.
Dann sollte Herr Bockhahn doch mit gutem Beispiel voran gehen und einer Frau seinen Platz im Parlament zur Verfügung stellen.
[..]Die Bundesregierung, die Bundesbehörden und die Zusammensetzung der Fraktionen von Union und FDP sind abschreckende Beispiele dafür, wie es nicht laufen sollte. Die Frauenquote bei Ihnen ist abenteuerlich schlecht.
[..]Die Kollegin Ziegler hat schon vorhin kurz das Betreuungsgeld, lie¬be¬voll auch Herdprämie genannt, angesprochen.
(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das wird nur von Leuten gemacht, die Familienpolitik kaputt machen wollen, Herr Kollege! So ist es!)
Das ist ja nicht etwa nur eine schöne Idee, um irgendwem zu helfen, son¬dern es ist eine gigantische Ausrede. Außerdem stecken dahinter ein Rollenbild und ein Familienmodell, die, mit Verlaub, definitiv nicht in das 21. Jahrhundert gehören.
Wenn Familien nicht so leben, wie Linke sich das vorstellen, gehören diese nicht ins 21. Jahrhundert?
Da ich auch das Stichwort Männer bei der Suche benutzt habe, welches meistens sowieso nur im Zusammenhang mit Frauen erwähnt wird, nachfolgend noch ein Aus¬schnitt, speziell zu Männern:
Steffen Bockhahn (DIE LINKE):
[..]Ich verweise darauf, dass es besonders junge Männer ohne Per¬spek¬ti¬ve wa¬ren, die die neuen Nazis gewählt haben. Bei den unter 30-Jährigen ha¬ben gerade die Männer die NPD gewählt. Das Traurige daran ist, dass Sie genau die Maßnahmen, die dazu geeignet sind, die Abwanderung und Perspektivlosigkeit junger Menschen in Ost¬deutsch¬land zu beenden, gestrichen und eingestellt haben.
Bei diesem Thema ging es um Fördergelder für den Linksextremismus. Ich habe mich allerdings gefragt, warum sich Herr Bockhahn hier so aufgeregt hat? Ein großer Teil der Fördergelder kommt doch Frauen zugute, die es allerdings vorziehen, in den Westen zu gehen. Statt die Ursachen zu bekämpfen, will Herr Bockhahn lieber noch mehr Gelder für die Bekämpfung des Rechtsextremismus. Stattdessen sollte Herr Bockhahn lieber darüber nachdenken, warum so viele Männer und auch Frauen die NPD gewählt haben.
Dorothee Bär (CDU/CSU):
[..]Auch im Haushalt 2012 wird die Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ wieder mit mehr als 92 Millionen Euro unterstützt. Das Bundesfamilienministerium ist im Moment dabei, die Ar¬beit der Stiftung zu evaluieren. Es wird untersucht, in welcher Weise durch die Mittel der Bundesstiftung auch langfristig positive Wirkungen für die Antragstellerinnen und ihre familiären und sozialen Netzwerke erzielt werden. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns ganz besonders für das im Entstehen begriffene Leben einsetzen und Geld in die Hand neh¬men, um Frauen, die nicht wissen, wie sie mit Konfliktsituationen wie einer Schwangerschaft umgehen sollen, zu vermitteln, dass sie auf uns bauen können, weil wir die Kinder schon schützen wollen, bevor sie auf die Welt kommen.
Wo diese 92 Millionen EUR genau landen, täte mich wirklich interessieren.
Caren Marks (SPD):
[..]Die Zuschüsse für Maßnahmen der Familien- und Gleich¬stel¬lungs¬po¬li¬tik sowie für Ältere werden mal eben um 3,4 Millionen Euro gekürzt. Im Kinder- und Jugendplan werden Mittel zur Förderung der Gleichstellung von Mädchen und Jungen komplett gestrichen. Maßnahmen der Frau¬en¬po¬li¬tik – ich denke, das kann man so deutlich sagen – fristen unter dieser Ministerin ein Schattendasein. Demgegenüber wird eine eigenständige Jungen- und Männerpolitik ausgebaut. So sollen zum Beispiel Ma߬nah¬men wie „Generationsdialoge – Neue Orte für Väter und Großväter“ mit fast 1 Million Euro gefördert werden. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme erschließt sich, glaube ich, nur wenigen. Deutlich wird, dass diese Mi¬nis¬te¬rin Gleichstellungspolitik überhaupt nicht verstanden hat; denn Gleich¬stel¬lungs¬po¬li¬tik schließt immer Frauen und Männer ein.
Das Frau Marks die Sinnhaftigkeit einer Männerfördermaßnahme nicht versteht, ist letztendlich egal. Wie bösartig muss eine Po¬li¬ti¬ke¬rin allerdings veranlagt sein, wenn sie bei einer Förderleistung von 1 Millionen EUR für Männer die Krise bekommt? Milliardenförderung für Frauen, aber bei 1 Millionen EUR für Männer geht Frau Marks anscheinend der Hut hoch. Allerdings würde mich interessieren, wer diese Gelder letztendlich erhält, da ich von diesem Projekt noch nichts gehört habe.
Caren Marks (SPD):
[..]Natürlich sind Initiativen, mit denen beispielsweise der Männeranteil in Ki¬tas erhöht werden soll, zu begrüßen – das ist gar keine Frage –, doch die Tatsache, dass nur wenige Männer in Kitas oder Pflegeberufen ar¬bei¬ten, hat nichts, aber auch rein gar nichts mit einer unzureichenden Män¬ner¬po¬li¬tik oder gar einer Benachteiligung von Männern zu tun. Männer wählen diese Berufe sehr selten, weil sie erstens schlecht bezahlt und zweitens nicht ausreichend gesellschaftlich anerkannt werden.
Schlechte Bezahlung? Folgendes habe ich dazu in einem Beitrag zum Thema bei den Kommentaren gefunden:
Beispiele der neuen Eingruppierung
• S3 (1750 Euro bis 2320 Euro): Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger
• S6 (2040 Euro bis 2770 Euro): Erzieherinnen und Erzieher in Nor¬mal¬tä¬tig¬keit
• S8 (2140 Euro bis 3250 Euro) Erzieherinnen und Erzieher mit besonders schwierigen fachlichen Tätigkeiten …
• S 16 (2630 Euro bis 3880 Euro) Leiterinnen und Leiter von Kitas ab 130 Plätze“
dbb tarifunion Nr. 28/2009
Wieso verdienen Frauen so unterschiedlich? Ich dachte, es gelte gleicher Lohn für gleiche Arbeit?
Caren Marks (SPD):
[..]Das sind die Fakten, die Sie, die Ministerin und die Kolleginnen und Kollegen von der schwarz-gelben Regierungskoalition, einfach ignorieren. Sie blenden die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben schlicht und ergreifend aus.
(Beifall bei der SPD – Rita Pawelski [CDU/CSU]: Darf ich einmal fra¬gen, wie das vor fünf oder sechs Jahren aussah? Sah das da anders aus? Was erzählt ihr hier für ein Zeug!)
– Liebe Rita, du weißt selbst, dass die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben von deiner Regierung ausgeblendet wird. Da brauchst du dich jetzt gar nicht aufzuregen.
[..]Die SPD hat bereits Vorschläge unterbreitet. Sie müssten diese ein¬mal gründlich lesen. Es wäre schön, wenn Sie sich unseren Vor¬schlä¬gen anschließen würden; dann würde es für die Frauen auch wieder bergauf gehen.
Das kann man doch eigentlich nur noch mit den Worten kommentieren: Frauen, Frauen und nochmals Frauen.
Zum Schluß möchte ich noch auf einen Artikel von agens hinweisen, da die The¬ma¬tik gerade passt.
Vereinbarkeit und Familie eine Sackgasse?
Einige Mütter in unserem Vorzeigeland Frankreich sind aufgewacht und ha¬ben den Spagat zwischen Beruf und Familie satt. Sie wollen endlich die Wahlmöglichkeit. Dafür steigen sie aus dem Beruf aus.
[..]Für Frankreichs Feministinnen ist diese “Freiheit” jedoch ein Schlag ins Gesicht. Gerade die gut ausgebildeteten Akademikerinnen wollen Fa¬mi¬lie leben. Frauen sind gleichberechtigt, aber unglücklich. Zeit-Online hat dies ebenfalls thematisiert. agens

http://femokratie.com/frauenpolitik-haushaltsplan-2012/09-2011/

Was der Belegschaft jedoch Sorgen bereitet, ist die zunehmende Anzahl von Frauen unter den Wohnungslosen: War Obdachlosigkeit einst ein klassisches Männerproblem, so ist der Anteil der Frauen mittlerweile auf 25 Prozent angestiegen. Dass aber immer noch überwiegend Männer betroffen sind, wird damit erklärt, dass Frauen psychisch stärker sind, besser mit Konfliktsituationen umgehen können, eine höhere Toleranz- und Frustrationsgrenze haben und sich nicht so schnell aufgeben. Doch bleiben sie ohne Wohnung, sind damit häufig spezifische Probleme verbunden: Will eine Obdachlose etwa bei einem Bekannten übernachten, so steht sie häufig in einem materiellen und sexuellen Abhängigkeitsverhältnis. Kommt es zu Situationen, in denen rohe Gewalt dominiert, sind Frauen oft hilfloser. Generell landen Männer statistisch gesehen schneller auf der Straße, kommen dort mit den brutalen Gegebenheiten aber besser zurecht.

In den ohnehin beengten Räumlichkeiten im Ursulaheim führt der verstärkte Frauenanteil zu Platzproblemen, da die Geschlechter bei Übernachtungen getrennt werden müssen. Dies kommt zu den immer wieder auflodernden Konflikten zwischen den unterschiedlichen Charakteren hinzu. Mehr Geld von der Politik einfordern? „Fast aussichtslos“, meint Kiokpasoglou, „an solchen Projekten wird zuerst gespart.“ Um weibliche Betroffene kümmert sich im Heim eine spezielle Frauenbeauftragte.

http://www.theintelligence.de/index.php/gesellschaft/soziales/3230-soziale-kaelte-und-eisige-temperaturen-obdachlose-...
Marion Boeker (Grüne)
Ansätze zum Gender Budgeting, der geschlechterdifferenzierten Analyse von öffentlichen Finanzmitteln, gibt es mittlerweile in 40 Ländern weltweit. Neben Australien, Frankreich und den skandinavischen Ländern haben insbesondere die Entwicklungsländer in den vergangenen Jahren entsprechende Initiativen ergriffen. So fanden beispielsweise die MitarbeiterInnen der Finanzbehörde Südafrikas im Rahmen einer Gender-Budget-Analyse heraus, dass ihre Programme zur Landreform nicht geschlechterneutral verliefen: Obwohl Frauen in den ärmeren Provinzen überproportional vertreten waren, kamen sie aufgrund gesetzlicher Restriktionen sehr viel seltener als Männer in den Besitz des Landes und der Mittel, um es zu bewirtschaften.
Ähnliche Benachteiligungen in der Verteilung öffentlicher Mittel deckte vor zwei Jahren auch die Women´s Budget Group in Großbritannien auf: 57 Prozent der Gelder aus den Beschäftigungsprogrammen von New Labour, so das Ergebnis ihrer Analyse, floss in die Programme für junge Arbeitslose, an denen Frauen jedoch nur zu 27 Prozent beteiligt waren. Für die arbeitslosen Alleinerziehenden, die zu 95 Prozent weiblich waren, standen dagegen lediglich acht Prozent der Mittel zur Verfügung.
FREITAG: Frau Böker, die Ampel ist geplatzt - was wird unter Rotrot aus dem Gender Budget? Marion Böker: Den entsprechenden Passus haben SPD und PDS in ihre Koalitionsvereinbarung übernommen und sich dazu bekannt, den Haushalt von Berlin geschlechtergerecht zu gestalten. Sie werden dazu demnächst einen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen, und ich sehe gute Chancen, dass auch Teile der Opposition dem zustimmen werden. Was dann als erster Schritt kommen muss, ist die geschlechterspezifische Erhebung sämtlicher statistischer Daten durch die Senatsverwaltungen und die Analyse der verschiedenen Posten im Berliner Haushalt, damit wir wissen, wohin das Geld der Bürgerinnen und Bürger geht und ob es dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit entsprechende Effekte hat.
Mehr wird es dadurch nicht werden - ist eine Situation so massiver Verschuldung wie in Berlin nicht der falsche Zeitpunkt für finanzpolitische Experimente?
Es gibt ja bereits Erfahrungen aus anderen Ländern, wo Gender Budgeting als Instrument der Armutsbekämpfung eingesetzt und weiter entwickelt wurde. Gerade die Länder des Südens mit ihren hohen Schulden- und Zinslasten haben ja die Erfahrung gemacht, dass konventionelle Sparpolitik mit Kürzungen im sozialen Bereich hohe Folgekosten auslöst und langfristig zu mehr Armut, insbesondere bei Frauen und Kindern, führt. Auf den Philippinen führte der Gender-Budget-Ansatz dazu, dass 19 nationale Ministerien ihre Ausgaben neu ausgerichtet haben und das Volumen dessen, was nachweislich Frauen zugute kommt, seit 1994 um das Dreifache gesteigert wurde.
Welche Vorteile könnte das Gender Budget für Berlin haben?
Bisher kamen Frauen mit ihren Forderungen ja immer erst, wenn das Geld schon verteilt war, und der Anteil, der in spezielle Frauenprojekte floss, lag bei höchstens einem Prozent des Gesamthaushaltes. Gender Budgeting bietet uns nun die Chance, über diese Form der Förderung hinaus zu kommen und statt dessen alle Haushaltsposten daraufhin zu untersuchen, was die dort eingesetzten Mittel eigentlich bewirken. Es geht also zunächst einmal um mehr Transparenz: Wird gebaut, wie sich Männer und Frauen ihre zukünftige Stadt - ihr Wohn- und Lebensumfeld vorstellen? Kommen die Arbeitsplätze, in die investiert wird, Frauen und Männern gleichermaßen zugute? Spiegelt das kulturelle Angebot der Stadt auch die Bedürfnisse und Beiträge von Migrantinnen und Migranten und ihrer Kinder in Berlin wider?
Geschlecht wäre demnach nur eine Kategorie unter anderen?
Es ist sicherlich die zentrale Kategorie, wenn es um eine geschlechtergerechte Verteilung der Gelder geht. Gleichzeitig müssen wir aber nach Alter, Schicht, Einkommen, kulturellem Hintergrund differenzieren und bestimmte Zielgruppen wie Menschen mit Behinderung, Schwarze Deutsche BerlinerInnen, Flüchtlinge, AsylbewerberInnen und Menschen ohne Dokumente mit einbeziehen. Sie alle sind schließlich an der Erwirtschaftung des Bruttosozialprodukt beteiligt und haben einen Anspruch darauf, dass die Mittel auch ihren Bedürfnissen entsprechend verteilt werden.
Wie soll das sicher gestellt werden?
Partizipation ist ein wichtiges Stichwort. Unsere Initiative schlägt deshalb vor, dass nicht nur Verbände, ExpertInnen und Organisationen in die Gestaltung des Haushalts miteinbezogen werden, sondern auch öffentliche BürgerInnen-Anhörungen dazu stattfinden sollen. Das hätte auch den Vorteil, dass die Menschen stärker an der Verteilung der Mittel, die sie ja erwirtschaftet haben, beteiligt wären.
Gerade hat die geplante Abschaffung der Reiterstaffel die Leute auf die Straße getrieben. Was macht Sie so sicher, dass die Bevölkerung sich für eine geschlechtergerechte Verteilung der Ausgaben stark machen würde?
Zum einen das große Interesse, das uns schon jetzt von vielen aktiven Berlinerinnen und Berlinern entgegengebracht wird. Außerdem geht es ja nicht darum, dass die PolitkerInnen das Heft völlig aus der Hand geben. Das Ziel eines geschlechtergerechten Haushalts soll nach unseren Vorstellungen dadurch erreicht werden, dass das Geld Männern und Frauen in dem Maße zugute kommt, wie sie es erwirtschaftet haben. Das setzt aber voraus, dass die unbezahlte Arbeit, die zu 99 Prozent von Frauen geleistet wird, in die Budgetberechnungen miteinbezogen wird, und die Ökonomie nicht länger auf diesem Auge blind ist.
Trotzdem wird das zur Verfügung stehende Geld ja dadurch nicht mehr.
Aber wenn wir Zahlen dazu hätten, welchen Anteil die Berliner Frauen am Wohlstand dieser Stadt haben, würden sich manche Fragen anders stellen. Ist es zum Beispiel gerecht, dass eine Frau, die drei Kinder großzieht, für den Eintritt ins Schwimmbad oder für die U-Bahn dasselbe bezahlt wie ein Alleinverdiener, der keinerlei unbezahlte Arbeit leistet? Das müsste dann nebeneinander gestellt und neu bewertet werden.
Momentan ist der Trend ein anderer: Weil das Land Berlin sparen muss, sollen alle möglichen Gebühren erhöht werden - unter anderem für Kitas und Tagesmütter.
Das halte ich in der Tat für eine überkommene Kahlschlagpolitik, die mit einer geschlechtergerechten Haushaltspolitik nicht zu vereinbaren ist. Zum einen sind Frauen überproportional von diesen Kürzungen betroffen, zum anderen sind sie auch ökonomisch falsch.
Ist vor dem derzeitigen Hintergrund die Gefahr nicht groß, dass das Gender Budgeting frauenpolitisch nach hinten losgeht? Schließlich haben wir in Berlin mehr Frauen- als Männerberatungsstellen, ein Frauengesundheitszentrum, aber kein Männergesundheitszentrum, einen Frauen-, aber keinen Männersenator. Liegt es nicht nahe, dass die Fördermittel, die bisher Frauen zugute kamen, jetzt mit dem Argument Geschlechtergerechtigkeit gekürzt werden?
Es gibt durchaus Fälle, in denen Männerförderung frauenpolitisch einen Sinn ergibt, nehmen Sie zum Beispiel den Bereich Bildung. Wir wissen aus Studien, dass Jungen mit Migrationshintergrund sehr viel häufiger als Mädchen die Schule ohne Abschluss verlassen, keine Lehrstelle bekommen und oft ein sehr traditionelles Geschlechterbild haben. Wenn wir uns hier weiterhin darauf beschränken, die Mädchen zu fördern, bekommen wir zwar gut ausgebildete, selbstbewusste Frauen, die dann aber auf Partner treffen, die ihnen nicht gleichberechtigt gegenübertreten und geförderte Emanzipationseffekte wieder zunichte machen können. Es ist also im Sinne der Frauen, den Jungen - und nicht nur denen mit Migrationshintergrund - eine gezielte Bildungsförderung zukommen zu lassen. Auch die Gesellschaft als Ganzes würde davon profitieren.
Geschlechtergerechtigkeit ist also nicht das einzige Ziel?
Nein, letztlich geht es darum, zu entscheiden: Wie wollen wir besser leben?
Was sollte in Sachen Gender Budgeting nun konkret geschehen?
Zunächst müssen solche Pläne vom Tisch, die der Selbstverpflichtung des Senats für eine geschlechtergerechte Haushaltspolitik offenkundig zuwiderlaufen. Parallel dazu sollte mit der geschlechtsspezifischen Analyse der einzelnen Budgets begonnen werden. Aus unserer Perspektive ist es wichtig, dass das von dritter Stelle und nicht von der Senatsverwaltung selbst übernommen wird. Darüber hinaus brauchen wir mehr geschlechtsspezifische Daten aus allen Bereichen: über das Steueraufkommen, die Erfahrungen bei der Arbeitsvermittlung, die Aufstiegsmöglichkeiten in unterschiedlichen Berufen et cetera. Parallel dazu könnte man schon beginnen, beispielsweise im Arbeits-, Wirtschafts- und Bildungsbereich Mittel geschlechtergerecht umzuverteilen.
International spielt Gender Budgeting schon seit der Aktionsplattform von Peking eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung hätte es, wenn Berlin sich nun diesbezüglich engagiert?
Ich halte das für eine ganz große Chance für Berlin, hier eine Vorreiterrolle zu übernehmen, insbesondere für Europa. Die europäischen Finanzminister haben ja im letzten Herbst auf einer Tagung von UNIFEM festgelegt, Gender Budgeting europaweit bis 2015 in die Wege zu leiten. Wenn Berlin nun - beispielsweise in Kooperation mit einer seiner osteuropäischen Partnerstädte - als erstes Bundesland in Europa ein eigenes Modell dazu entwickelt, wird es damit viel internationales Interesse auf sich ziehen und mit Sicherheit auch EU-Mittel zur Umsetzung beantragen können.
Das Gespräch führte Karin Nungesser.
Marion Böker ist Mitbegründerin der "Initiative für einen geschlechtergerechten Haushalt in Berlin". Sie kommt aus der autonomen Frauenbewegung und hat sich schon Anfang der neunziger Jahre in Münster mit der Untersuchung des kommunalen Budgets aus feministischer Perspektive befasst. 1998 wurde sie Bundesfrauenreferentin der Bündnisgrünen und kämpfte dort unter anderem aktiv für ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft. Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Frauenpolitik setzte sie durch, dass die Berliner Grünen das Konzept des Gender Budgetings in ihr Wahlkampfprogramm aufnahmen und später in die Berliner Koalitionsvereinbarungen um eine Ampelregierung einbrachten.

http://www.freitag.de/2002/20/02201701.php

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