Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Liste Lila Pudel 191-200 (Projekte)

Oberkellner, Saturday, 09.06.2012, 19:05 (vor 4310 Tagen)

Juan Somavia (Generaldirektor ILO)

"Trotz einiger Fortschritte bleiben immer noch viel zu viele Frauen auf den am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten sitzen", sagte Juan Somavia, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (Ilo), zu der Studie, die am Donnerstag in Genf vorgestellt wurde. In Hinblick auf Löhne, Arbeitsplatzsicherheit, Status und Ausbildung bestehe nach wie vor eine gewaltige Kluft zwischen Frauen und Männern. "

Somavia forderte, Frauen noch stärker zu fördern und im Berufsleben durch rechtliche und soziale Regelungen besser abzusichern. Andernfalls werde die "Verweiblichung der Armut" anhalten und auch die nächste Generation erreichen. "

http://www.ftd.de/politik/international/:uno-warnt-vor-verarmung-von-frauen/170626.html

Josef Broukal (SPÖ)

"Wien - "Vorerst unerklärlich" ist die geringere Erfolgsquote von Frauen beim letztjährigen Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) für die Universitäten. SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal hatte am Donnerstag deshalb den EMS als "Frauen diskriminierend" bezeichnet. Die Medizin-Uni Wien hält dem in einer Aussendung entgegen, dass der selbe Test zeitgleich in der Schweiz abgehalten worden sei und dort keine signifikanten Erfolgsunterschiede zwischen Männer und Frauen gebracht habe. Sollten heuer wieder Ungleichheiten auftreten, überlegt die Medizin-Uni Wien eine Frauenquote.

Ungleichgewicht

Beim von den Medizin-Unis Wien und Innsbruck im vergangenen Juli erstmals abgehaltenen EMS waren 56 Prozent der Testteilnehmer weiblich, die Aufnahme schafften allerdings nur 45 Prozent Frauen. Abgetestet wurden neben naturwissenschaftlich spezifischen Testaufgaben auch allgemeine Studierfähigkeiten wie Textverständnis, Konzentrationsfähigkeit sowie Planen und Organisieren. Dabei haben gerade in letzteren Bereichen Frauen ebenfalls signifikant schlechter abgeschnitten.

Ein ähnliches Bild zeigte sich an der Medizin-Uni Graz, die einen anderen Test für die Zulassung einsetzte. Mit diesem wurde vor allem naturwissenschaftliches Grundlagenwissen abgefragt - Resultat: 56 Prozent der Angetretenen waren Frauen, aber nur 41 Prozent der Aufgenommenen."

Der Vizerektor der Medizin-Uni Wien, Rudolf Mallinger, kündigte an, dass bei ähnlichen Ergebnissen als Erstmaßnahme heuer ein "geschlechtergerechter Zulassungsmodus" denkbar sei, der Frauen und Männern anteilig die selben Chancen einräume. Damit könnte es neben der Quotenregelung für ausländische Studenten zu einer Art zweiten Quote für Frauen kommen. Mittelfristig strebt die Medizin-Uni allerdings ein Testverfahren an, das stärker den "möglicherweise beeinflussenden Faktor der schulischen Vorbildung in Österreich berücksichtigt". Zunächst soll aber einmal eine GutachterInnengruppe die Ursachen für die Erfolgsunterschied klären. So wird etwa im laufenden Zulassungsverfahren erstmals der von den Testteilnehmerinnen und -teilnehmern besuchte Schultyp erhoben. (APA)

http://diestandard.at/2797430

Martin Rosowski (Geschäftsführer Männerarbeit Evangelische Kirche Deutschland)

Der Frauenrat mobilisiert gegen den zu erwartenden Import von 40.000 Zwangsprostituierten. Und die Kripo schließt sich an. Aber wo bleibt eigentlich der Protest von Spielern und DFB?

Prostituierte sein werden – oder besser: angeboten werden sollen. Viele dieser Frauen werden nicht freiwillig nach Deutschland kommen.“ Der deutsche Nationaltorhüter solle dem Frauenhandel öffentlich die Rote Karte zeigen: „Machen Sie deutlich, dass Sie Ihren Sport nicht mit dieser Verletzung der Rechte und Würde von Frauen verbunden sehen wollen! Sagen Sie, die Sie in den Augen vieler ‚richtige Männer‘‚ sind, dass richtige Männer gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution sind!“
Oliver Kahn sagte nichts. Auch seine Kicker-Kumpel aus der Nationalmannschaft, die ebenfalls einen solchen Brief bekommen hatten, blieben stumm. Nur Jens Lehmann schickte eine E-mail. Der Nationaltorwart Nummer zwei versprach, das Anliegen des Frauenrats mit seinen Kollegen zu besprechen.
Lehmanns Kollegen wären gut beraten, schon jetzt zu überlegen, was sie antworten werden auf die Frage: Wie hältst du’s mit der Zwangsprostitution? Denn die wird ihnen in den kommenden Monaten nicht nur von den elf Millionen Mitgliedern des Deutschen Frauenrats gestellt werden, sondern auch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter und von der internationalen Menschenrechtsorganisation amnesty international. Beide Organisationen haben sich der Kampagne des Frauenrates angeschlossen. Zur Zeit wird beraten, welche Form die Aktionen 2006 annehmen können. Interessierte SportjournalistInnen sind ebenfalls herzlich willkommen im Bündnis. Und die Oberbürgermeister der zwölf Austragungsstädte sowieso.
Die Vorbereitungen auf die WM laufen auf vollen Touren. Nicht nur Hoteliers und Kneipenwirte erwarten voller Vorfreude rund drei Millionen überwiegend männliche Fußballfans aus aller Welt. Die sollen ab dem 9. Juni einen Monat lang deutsche Kassen klingeln lassen. Auch diejenigen, die die Ware Frau anbieten – Zuhälter, Bordellbesitzer, Frauenhändler – reiben sich die Hände angesichts der Profite, die das Mega-Männer-Event verheißt. 30.000 bis 40.000 Zwangsprostituierte, so schätzt der Deutsche Städtetag, werden zur Fußball-Weltmeisterschaft vor allem aus den osteuropäischen Staaten nach Deutschland geschleust, um den Fans zu Diensten zu sein. Das Phänomen ist bekannt von anderen potenzwütigen Herren-Events wie Messen oder Geschäftsreisen nach Brasilien.
Massensport und Prostitution sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Das ist nicht erst seit den Olympischen Spielen in Athen 2004 bekannt, wo neben Athleten auch Tausende (Zwangs)Prostituierte aus aller Welt stationiert waren. Zeit also, dass auch die Spieler und Sportfunktionäre nicht länger die Augen verschließen und sich zum Frauenkauf verhalten.
Das Rotlicht-Milieu jedenfalls rüstet auf. In Berlin-Charlottenburg wurde gerade eins der größten Bordelle Deutschlands eröffnet, an der Heerstraße unweit des Olympiastadions wollen Zuhälter einen Straßenstrich einrichten, damit die Fans nach dem Spiel gleich zugreifen können. In Hamburg, wo die Polizei im November einen 85-köpfigen Frauenhändlerring sprengte und 300 Zwangsprostituierte befreite, hat die Interessengemeinschaft St. Pauli soeben die Aktion ‚Fair beim Verkehr‘ gestartet. Denn die 200 einschlägigen ‚Geschäftsleute‘ an der Reeperbahn machen sich Sorgen – um die Freier. „Ein Teil der Modelle macht einen miesen Job“, klagt Sprecher Karl-Heinz Böttrich-Scholz. Das müsse sich bis zur WM ändern. Deutschlands größter Gummipuppen-Händler Beate Uhse hat diese Sorgen nicht und jubiliert schon jetzt. „Einen Schub“ erhofft sich der ‚Erotikkonzern‘ (Jahresumsatz: 220 Millionen Euro) von der Fußball-WM: „Das Sportereignis wird den Umsatz im Einzelhandel und die Nachfrage an Erotikfilmen beflügeln.“ In Dortmund ist gar die Stadt selbst dabei, optimale Bedingungen für das Geschäft mit Frauenkörpern zu schaffen: Dort will man zusätzliche ‚Verrichtungsboxen‘ aufstellen. So hatte das Bundeskriminalamt seine Aufforderung an die zwölf WM-Ausrichterstädte, sich auf den Zustrom von Zwangsprostituierten vorzubereiten, wohl nicht gemeint.
Im Gegensatz zum BKA aber sieht der Deutsche Fußballbund keinerlei Handlungsbedarf. Auch die Aufforderung der damaligen Frauenministerin Renate Schmidt im Sommer an den DFB-Präsidenten Mayer-Vorfelder verhallte ungehört. Man engagiere sich bereits anderweitig, zum Beispiel für die SOS Kinderdörfer und Unicef, ließ der DFB verlauten. Und das Büro der Nationalmannschaft erklärte, man sei sich zwar „seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung durchaus bewusst“. Ein Einsatz für „offizielle Sonderthemen“ sei aber dennoch nicht möglich. Man werde aber dem „gut gemeinten Appell“ aus „grundsätzlichen Erwägungen“ nicht folgen.
„Skandalös“ findet Henny Engel, die Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, die Abfuhr. „Hier geht es schließlich um Menschenrechtsverletzungen.“ Jetzt trommelt der Dachverband, seine 55 Mitgliedsorganisationen – von Akademikerinnen- und Juristinnenbund bis zu den kirchlichen und parteipolitischen Frauenverbänden – für eine große Kampagne zusammen: ‚Rote Karte gegen Zwangsprostitution!‘ Strategie: „Wir wollen uns die riesige Medienpräsenz bei der WM zunutze machen, um für das Thema Zwangsprostitution zu sensibilisieren.“
Die Organisation Solwodi, die die Opfer von Frauenhandel betreut, plant einen Notruf für die aus dem Ausland eingeschleppten Frauen. Von Mai bis Juli, sollen sie sich an eine vielsprachig besetzte Not-Hotline wenden können – von der die meisten Opfer vermutlich leider gar nicht erst erfahren.
Auch die ersten Männer melden sich zu Wort: „Männer schaffen den Markt für Prostitution und somit auch für Zwangsprostitution“, erklärt Martin Rosowski, Geschäftsführer der ‚Männerarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands‘, die ebenfalls bei der Kampagne mitmacht. „Es kann nicht im Sinne aufgeklärter Männer sein, die Dienste von Opfern des Menschenhandels auszunutzen.“
Diese Botschaft wünscht sich der Bund Deutscher Kriminalbeamter nun auch von den DFB-Fußballern: „Ich halte das für eine Verpflichtung der Veranstalter“, sagt BDK-Pressesprecher Bernd Carstensen. „Bei der WM für Sicherheit zu sorgen heißt schließlich nicht nur, dass die Fußballfans mit heiler Haut nach Hause kommen!“ Auch bei amnesty international, wo man seit zwei Jahren mit der Kampagne ‚Hinsehen und Handeln‘ weltweit gegen Gewalt gegen Frauen kämpft, findet man die vornehme Zurückhaltung des DFB „ein starkes Stück“. Denn: „Die WM trägt schließlich ursächlich zum Problem bei.“

PS Jüngst feierte das Fanprojekt des 1. FC Köln am 19. November seine alljährliche Fan-Party. Wo? In der ‚Table Dance Bar‘ des ‚Pascha‘. 30 ‚Pascha-Girls‘ strippten für die 900 Fans von Poldi & Co., die auch den Kalender ‚Fan-Objekte‘ bestellen konnten. „Zu Freistößen kam es aber nicht“, berichtet Bild launig. Mit 20.000 Euro lässt sich das Fanprojekt von ‚Europas größtem Laufhaus‘ sponsern. Im April hatte die Kölner Kripo bei einer Razzia 23 illegale Frauen aus dem Bordell geholt, darunter auch Minderjährige.
Vielleicht haben Oliver Kahn und seine Kollegen zu alledem ja doch noch etwas zu sagen

http://www.unerwuenschter.link/index.php?id=526

Jörg Lau

Es kommt noch ein Aspekt hinzu: Die Debatte wird zum Glück nicht mehr nur zwischen Deutschen und Türken, Christen und Muslimen, zwischen Mehrheit und Minderheit geführt. Der Kampf der Kulturen findet tatsächlich statt, aber zunehmend innerhalb der jeweiligen Lager. Es stehen auch im Islam immer häufiger selbstbewusste Reformer gegen Konservative. Heute sind es vor allem Frauen mit - schreckliches Wort - Migrationshintergrund, die sich den Mund nicht mehr verbieten lassen und ihre Rechte einfordern - so wie die Anwältin Seyran Ates, die Soziologin Necla Kelek, die Autorin Serap Cileli, die SPD-Abgeordente Lale Akgün und nun auch die Grüne Ekin Deligöz. Die deutschen Türken könnten eigentlich stolz sein, eine ganze Reihe solcher bemerkenswerter Frauen hervorgebracht zu haben.

http://www.zeit.de/online/2006/44/kopftuch-deligoez

René Mägli (CH)

René Mägli, Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung der Reederei MSC, stellt seit Jahren ausschließlich Frauen ein - aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Mittlerweile ist er der einzige Mann in seiner Firma.
Ein Einblick in die Arbeitswelt von morgen.
-Der Weg zu Antworten auf die Frage, wie der Wohlstand der Industrienationen gesichert werden kann, führt an drei jungen Frauen vorbei, die vor der Tür eines schmucklosen Bürogebäudes in der Basler Innenstadt plaudern und rauchen. Er geht weiter in einen Aufzug, der in den zweiten Stock fährt -dorthin, wo selten ein Mann aussteigt. Und er endet in den Räumen der Schweizer Niederlassung der Mediterranean Shipping Company, MSC, mit insgesamt rund 30000 Mitarbeitern zweitgrößte Container-Reederei der Welt. Hier in Basel arbeiten fast ausschließlich Frauen: 84 der 85 Angestellten sind weiblich. Sie sind Controllerinnen, Sachbearbeiterinnen, Empfangsdame, Vertrieblerinnen, Direktorinnen, IT-Spezialistinnen oder Finanzvorstand.
Der erste Eindruck: Es sieht normal aus in dem europaweit, vielleicht sogar weltweit einzigartigen Unternehmen, das -in einer männerdominierten Branche -seit mehr als zehn Jahren nur noch Frauen einstellt. Mittlerweile ist die Belegschaft zu hundert Prozent weiblich. Und es herrscht dort eine konzentrierte Atmosphäre. Kein Kratzen, kein Beißen und auch kein Augenausstechen ist zu beobachten. Das, obwohl fast allen Außenstehenden, die von der hohen Frauenquote hören, unmittelbar die gleiche Assoziation in den Sinn kommt: Zickenkrieg.
Mikhal Yaacobi - Hosenanzug, Brille, langes dunkles Haar, strenger Zopf, rot lackierte Fingernägel -, stellvertretende Geschäftsführerin von MSC Basel, kennt die Vorurteile. Die 35-jährige Israelin hatte selbst ähnliche Bilder im Kopf, als sie vor rund sechs Jahren von der männerdominierten Niederlassung in Haifa nach Basel wechselte. Dort hatte sie sich zur Führungskraft im Vertrieb hochgearbeitet. Sie erinnert sich gut, wie damals die Geschichten von der besonderen Schweizer Niederlassung mit den Frauen kursierten, die bei internationalen Meetings immer einen so kompetenten und selbstbewussten Eindruck hinterließen. Und wie sie die Fantasien ihrer männlichen Kollegen beflügelten, so wie überhaupt die meisten Männer beginnen, von einem Leben als Hahn im Korb zu fantasieren, wenn sie Geschichten über MSC Basel hören.
Allerdings geht keine Bewerbung mehr von männlichen Kandidaten dort ein - und das, obwohl die Belegschaft von MSC Basel in den vergangenen 14 Jahren von 10 auf 84 Personen angewachsen ist und die Niederlassung als überdurchschnittlich erfolgreich gilt. "Vielleicht machen manchen die vielen Frauen Angst", vermutet Yaacobi.
Ihr Arbeitsplatz befindet sich im Großraumbüro im zweiten Stock. Von dort aus leitet sie ihre Mitarbeiterinnen an, Aufträge, die von Händlern in Zürich oder Genf abgeschlossen werden, an die MSC-Niederlassungen in aller Welt weiterzugeben: Zucker beispielsweise, der in Brasilien geladen und in einem Hafen in den USA wieder gelöscht werden soll. Fast 90 Prozent der Umsätze der Basler Niederlassung macht das Vermittlungsgeschäft aus. Die restlichen zehn Prozent bestehen aus dem Buchen von Logistikaufträgen für die Schweiz: Kleidung, die über den Rhein in die Schweiz importiert wird; Pharmaprodukte, die über die Binnengewässer verschifft werden.
Mikhal Yaacobi hat sich längst daran gewöhnt, fast ausschließlich mit Kolleginnen zu arbeiten. Weder vermisst sie Männer besonders, noch genießt sie es, dass es bei MSC Basel keine männlichen Kollegen gibt. Sie sagt schlicht: "Never change a winning team."
Vielleicht ist es gerade dieser Pragmatismus, der dazu führt, dass dem Besucher beunruhigende Fragen durch den Kopf gehen: Ist MSC Basel tatsächlich wegen der Frauen so erfolgreich? Falls ja, arbeiten sie nicht nur in Basel, sondern generell besser als Männer? Und wenn dem so ist: Wo wäre dann langfristig der Platz der Männer?
Alles beginnt mit einer Frage: Wer hält begabte Frauen klein?
Vermutlich liegt es an solchen Überlegungen, dass man plötzlich den beiden Möbelpackern genauer zusieht, die an diesem Vormittag in Basel Schreibtische von der dritten in die vierte Etage schleppen. So sehr man sich auch dagegen wehrt, es fällt schwer, dieses Möbelschleppen als einen normalen Vorgang in einer Firma auf Expansionskurs wahrzunehmen, die vor Kurzem eine weitere Etage angemietet hat. Stattdessen ist da das Bild zweier Männer, die einfache Arbeit erledigen, während um sie herum die Frauen für den anspruchsvolleren Teil zuständig sind.
Diese Beobachtung scheint zu der Tatsache zu passen, dass in Deutschland schon seit Jahren immer mehr Frauen studieren. Dass sie im Schnitt als zielstrebiger gelten und immer mehr Berufe vom Lehrer über den Mediziner bis hin zum Juristen "feminisiert" werden, wie Regine Gildemeister, Professorin für Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der Universität Tübingen, es nennt. So ist man versucht, die Packer in der Frauenfirma als eine für Männer bedrückende Vorschau auf die Arbeitsteilung der Zukunft zu deuten.
Bis man auf René Mägli trifft. Denn der Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung scheint zu bestätigen, dass in der Wirtschaft eben doch noch alles beim Alten ist - oben die Männer, unten die Frauen. Der 56-Jährige sitzt im Besprechungszimmer im zweiten Stock an einem großen Tisch. Wegen des Umzugs hat er seinen Anzug gegen eine Jeans und ein weißes Hemd getauscht. Er trägt eine goldene Uhr und einen goldenen Siegelring. Um seinen Hals hängt eine Lesebrille an einer goldenen Kette. Vor ihm ein Aschenbecher.
Er ist nicht nur der einzige Mann, der im Basler Büro arbeitet und damit allein unter 84 Frauen. Er ist auch ihr Chef und derjenige, der seit rund 13 Jahren nur noch Frauen einstellt. Als "Pascha" oder "Schwuchtel" wurde er deshalb in Internetforen geschmäht. Doch Mägli, liiert mit einer Managerin - mehr will er nicht über sein Privatleben preisgeben -, ein vornehmer gebürtiger Basler, der ruhig und gewählt spricht, sagt nur: "Dass hier nur noch Frauen arbeiten, ist das Ergebnis einer strategischen betriebswirtschaftlichen Überlegung."
Einer Überlegung, deren Ursprünge bis in das Jahr 1981 zurückreichen. Damals, im Alter von 28, hatte der gelernte kaufmännische Angestellte Mägli die Reedereivertretung Shipmar AG gegründet, die er später an MSC verkaufte. Zunächst stellte er Männer wie Frauen ein. Doch je länger er die Niederlassung leitete, umso häufiger beobachtete er, dass seine weiblichen Angestellten ihren Job besser machten als ihre männlichen Kollegen, jedoch in der Hierarchie nicht höher rückten. Mägli suchte nach den Gründen und stellte fest, dass die Frauen vor allem deshalb nicht weiterkamen, weil männliche Kollegen sie "per Ellenbogeneinsatz klein hielten". Kurzerhand entließ Mägli einen männlichen Angestellten. Es war das Jahr 1995. Und ohne es jemals fest geplant zu haben, entschied er sich in der Folge fast immer für eine Frau, wenn er eine Stelle ausgeschrieben hatte.
Nicht, weil er keine Männer mehr einstellen wollte. "Sondern weil die Frauen besser geeignet waren." Schließlich, so Mägli, brauche er als Dienstleister kommunikative Mitarbeiter, die Fremdsprachen beherrschen, gern im Team arbeiten und schnell Prioritäten setzen können. Alles Eigenschaften, die durchschnittlich häufiger bei Frauen als bei Männer zu finden seien, so Mägli.
Außerdem habe er bemerkt, dass Frauen in der Regel sachbezogener arbeiten, weniger Energie in Positionskämpfe investieren, Fehler zugeben und weniger aufschneiden. "Ich behaupte nicht, dass Männer schlecht sind, sonst wäre ich auch schlecht. Doch das, was ich brauche, um mein Dienstleistungsunternehmen erfolgreich zu führen, habe ich in den letzten 13 Jahren bei den weiblichen Bewerberinnen gefunden."
Nur einmal noch habe er, vor neun Jahren, einen Versuch mit einem Mann gemacht. Doch der habe alles, was er nicht verstand, "einfach in eine Schublade gepackt", weshalb Mägli ihn schnell wieder entließ.
Laut einer anonymen Umfrage, die im Oktober 2008 unter den Mitarbeiterinnen durchgeführt wurde, wünschen sich 43 Prozent von ihnen zwar manchmal mehr Männer im Betrieb - wegen der "Abwechslung". Doch je länger sie bei MSC sind, desto weniger vermissen sie männliche Kollegen. Denn Zickenkriege finden dort kaum statt, wie Yaacobi und ihre Kolleginnen sagen. Dies wohl auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren immer wieder Frauen mit klassischen männlichen Eigenschaften - die also gern in Wettstreit miteinander treten oder per Anweisung führen wollen - das Unternehmen verlassen haben. Die Belegschaft ist mittlerweile homogen und Ergebnis einer besonderen Selektion.
Mägli findet das gut. "Ich habe kein Problem mit Frauen", sagt er, ohne dabei süffisant zu lächeln. Er ist das Gegenteil eines Machos. Seine Mails unterschreibt er gern mit dem Satz "Hoffe, Ihnen gedient zu haben". Und gegenüber seinen Mitarbeiterinnen, die er "aus Respekt" ausschließlich "Ladys" nennt, nimmt er eine Rolle zwischen Mentor, Vater und Gentleman ein.
Er bezahlt sie überdurchschnittlich, was die große Schweizer Gewerkschaft Unia bestätigt. Ist behilflich bei der Wohnungssuche, wenn eine von ihnen neu nach Basel zieht. Er betont, wie gut er mittlerweile die Körpersprache seiner Angestellten lesen und erkennen könne, wenn eine von ihnen etwas bedrückt.
Besonders zu Weihnachten legt er sich mächtig ins Zeug: Im vergangenen Jahr hat er den berühmten Schweizer Chorleiter Bo Katzmann und die Sängerin Nubya engagiert, die gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen eine CD aufgenommen haben - "The Ladies of MSC". Mägli nimmt "selbstverständlich" an diesen Veranstaltungen nicht teil. Darauf hinzuweisen, dass man die Songs auf der Firmen-Homepage findet, kann er sich dann aber doch nicht verkneifen.
Wäre es für die Firma noch besser, wenn auch der Chef durch eine Frau ersetzt würde? Mägli lächelt: "Sorry, dass ich als Mann noch immer an der Spitze des Unternehmens stehe, aber ich habe den Laden nun mal gegründet." Allerdings könne er sich gut vorstellen, dass irgendwann auch sein Job von einer Frau übernommen wird. Zum Beispiel von seiner Stellvertreterin Yaacobi.
Dass Wirtschaft weiblicher werden sollte, ist Allgemeingut. Doch meist nur in der Theorie
MSC Basel ist eine Ausnahme und Mägli ein Exot. Dennoch ist seine Firma ein interessantes Beispiel für den Umgang mit einer Herausforderung, vor der viele Unternehmen in reifen Volkswirtschaften stehen. Sie werden sich künftig nur dann behaupten können, wenn es ihnen gelingt, Frauen langfristig an sich zu binden und ihnen echte Karrieremöglichkeiten zu bieten.
Schon für das nächste Jahrzehnt prophezeien Experten dem deutschen Arbeitsmarkt einen gewaltigen Fachkräftemangel. Ohne Frauen wird er nicht auszugleichen sein. Doch sie sind nicht allein aus Mangel gefragt. Die 2007 von McKinsey vorgelegte Studie "Women Matter" kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen wegen ihres Führungsstils erheblich zum Unternehmenserfolg beitragen. So formulieren sie Erwartungen an die Mitarbeiter in der Regel klarer und verfolgen deren Umsetzung konsequenter. In zahlreichen Untersuchungen hat man zudem herausgefunden, dass heterogen zusammengesetzte Teams aus Männern und Frauen innovativere Lösungen und Produkte hervorbringen. Außerdem sind heute schon die meisten Kunden weiblich und werden immer finanzkräftiger.
Das Problem ist nur: Die Firmen tun sich schwer damit, ihre Mitarbeiterinnen zu halten, und noch schwerer, weibliche Führungskräfte zu gewinnen. Zwar beginnen die meisten Frauen ihre Karrieren vielversprechend. Doch irgendwann, meist nach der Geburt des ersten Kindes, brechen sie sie ab. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind in Betrieben mit 500 oder mehr Beschäftigten noch immer nur vier Prozent der Manager der ersten Führungsebene weiblich.
Deshalb ist das, was bei MSC in Basel passiert, mehr als ein exotisches Experiment, und es spielt auch keine Rolle, ob man Mäglis Art und Personalpolitik persönlich gut oder schlecht findet. Bei ihm bleiben die Frauen und machen gern Karriere. Allein das zählt. Wie gelingt Mägli dieses Kunststück? Und lassen sich seine Methoden übertragen?
In Basel ist es mittlerweile kurz vor Mittag. Mägli steht auf, er muss zurück an seinen Schreibtisch. Vorbei an der Herrentoilette ("Hier ist man immer ungestört"), geht er über lange Flure. Sein Schreibtisch steht in der hinteren Ecke des Großraumbüros, schräg gegenüber dem von Yaacobi. Beobachtet man ihn dort bei der Arbeit - Lesebrille auf der Nase, Gesicht zum offenen Raum -, fällt auf, dass nichts darauf hindeutet, dass er der Geschäftsführer ist. Das liegt daran, dass Mägli sowohl ein eigenes Büro als auch eine eigene Sekretärin für "Machogehabe" hält, weshalb er auf beides verzichtet. Es liegt aber vor allem daran, dass sich sein Schreibtisch nicht von denen der anderen unterscheidet. Ohne weitere Erklärungen wäre nicht erkennbar, wer Chef und wer Mitarbeiter im Unternehmen ist.
Claudia Dietrichs Schreibtisch steht im rechten Winkel unmitelbar neben dem von Mägli. Als die 25-jährige gebürtige Berlinerin vor rund zweieinhalb Jahren direkt nach ihrem Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre zu MSC kam, reizte sie vor allem das globale Geschäft der Firma, in der Frauen aus zehn Nationen arbeiten und 40 unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Mägli übertrug ihr die Hauptverantwortung für die Finanzen der MSC Basel. Dies ist typisch für ihn, weil er seinen "Ladys" immer gern ein bisschen mehr zutraut als die sich selbst.
"Er sagt den Frauen, dass sie gut sind und etwas können", so Dietrich. "In Sachen Selbstbewusstsein haben fast alle von uns am Anfang Nachholbedarf." Bei ihrem Einstieg in die Firma fiel ihr außerdem auf, dass firmeninterne Mails zu Sachthemen sehr freundlich und wortreich verpackt werden. Überflüssig würden das wohl einige Männer nennen. Bemerkenswert sei jedoch, so die Controllerin, dass es mit diesen Girlanden oft ein Ende habe, wenn es um zwischenmenschliche Konflikte in der Firma gehe. "Genau dann, wenn einige Männer anfangen, um den heißen Brei herumzureden", sekundiert ihre Chefin Yaacobi, "werden viele Frauen fokussiert."
Männer mögen Hierarchien. Die allerdings werden aus gutem Grund geschliffen
Die Kommunikation ist für die Israelin der auffälligste Unterschied im Vergleich mit ihrem früheren Job in Haifa. Bei den meisten Männern dürfe die Ansprache direkter sein, und man könne ihnen Anweisungen geben, ohne sie zu erklären. "Ist die Hierarchie einmal hergestellt, ist die Führung von Männern leichter." Die meisten Frauen arbeiteten dagegen lieber in Teams, und als Vorgesetzte müsse man ihnen Entscheidungen besser erklären.
Einerseits sei es deshalb schwieriger, die Mitarbeiterinnen anzuleiten, so Yaacobi. Andererseits entstünden dank der Diskussionen "oft sehr gute und neue Lösungen". Sie sagt auch, dass Frauen Konflikte oft persönlicher nähmen als Männer. Immer wieder habe sie erlebt, dass Kolleginnen anfingen zu weinen, wenn Kunden am Telefon laut wurden. "Frauen müssen lernen, sich solche Wutausbrüche nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen." Doch gerade weil Frauen emotionaler seien, gelinge es ihnen, besonders enge Beziehungen zu den Kunden aufzubauen. "Sie denken an die Geburtstage der Lieferanten und kennen auch noch die Namen von deren Kindern."
All die genannten Charakterzüge und Verhaltensweisen kommen nicht ausschließlich bei Frauen vor - nur eben viel häufiger als bei Männern. Der wesentliche Grund, warum sich die Mitarbeiterinnen bei MSC Basel wohlfühlen: Mägli führt anders, weil viele Frauen anders geführt werden wollen. Partnerschaftlicher. Konkurrenzverhalten straft der Chef dagegen ab - durch Mitarbeitergespräche bis hin zu Entlassungen.
Bewegung ist nun, zur Mittagszeit, in die drei Etagen der Reederei gekommen. Während die einen wieder aus ihrer Pause zurückkehren, machen sich andere wie Ariane Mosetti auf den Weg nach Hause. Die 47-jährige gebürtige Baslerin arbeitet bereits seit 19 Jahren für Mägli, derzeit als Controllerin. Um 14 Uhr hat sie an diesem Tag Feierabend, zwei ihrer Kolleginnen an den Schreibtischen gegenüber sind heute gar nicht erst erschienen. Alle arbeiten Teilzeit. Mosetti hat ihre Arbeit vor vielen Jahren mit einer Kollegin geteilt, als sie ein Kind bekam. Eine Weile arbeitete sie 50 Prozent, bis sie dann, als ihre Kinder größer waren, wieder auf 70 Prozent erhöhte.
Teilzeitarbeit ist nicht einfach zu organisieren. Unter dem Strich zahlt sie sich aus
Solche flexiblen Arbeitszeitregelungen sind selbst für Führungskräfte selbstverständlich - auch das unterscheidet die Reederei von vielen anderen Firmen. Zwar sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Yaacobi, sie arbeite heute eher 150 als 100 Prozent. Doch bis vor kurzer Zeit hat sie auf der gleichen Position "aus privaten Gründen" zwei Jahre lang in 90-prozentiger Teilzeit gearbeitet. Und auch von den vier Department-Managerinnen, die die Führungsebene unterhalb von Yaacobi bilden, arbeitet eine 90, eine andere 70 Prozent.
Mägli hält nichts von der verbreiteten Meinung, dass nur derjenige aufsteigen soll, der sich ganz seinem Unternehmen verschreibt. "Jede meiner Mitarbeiterinnen darf selber entscheiden, wie viel sie arbeiten will."
Die Folgen: neue Erkenntnisse. So hat Mosetti die Erfahrung gemacht, dass es zwar mehr Koordinationsaufwand bedeutet, wenn zwei sich eine Stelle teilen. Aber auch mehr geleistet wird, weil beide ihre Arbeitszeit effektiv nutzen und sich gegenseitig vertreten können.
Yaacobi ist mittlerweile sogar überzeugt: "Je höher eine Position in der Hierarchie eines Unternehmens angesiedelt ist, umso leichter lässt sie sich in Teilzeit ausüben." Schließlich seien Geschäftsführer kaum noch mit alltäglicher Arbeit beschäftigt. Ihre Freiheit könnten sie für Business-Trips, Aufsichtsratsposten oder eben eine Reduzierung der Arbeitszeit nutzen. Die Israelin lobt das Basler Modell als "Arbeiten ohne Karrierestress". Die Frauen wüssten, dass sie Beruf und Privatleben unter einen Hut bekämen. Von den Müttern seien fast alle nach der Geburt ihrer Kinder schnell ins Unternehmen zurückgekehrt, und die Fluktuation liege bei "nahezu null".
Vielleicht wird irgendwann wieder ein Kollege angeheuert. Aber bestimmt kein Hahn im Korb
Wenn man den Experten Glauben schenkt, werden sich die heute üblichen Karrierewege wegen der wachsenden Nachfrage der Wirtschaft nach qualifizierten Frauen verändern. Julia Nentwich, Dozentin am Lehrstuhl für Organisationspsychologie der Universität St. Gallen, hat die Vision einer Teilzeitgesellschaft, in der Männer wie Frauen nur an drei bis vier Tagen pro Woche in ihrem Beruf beschäftigt sind und sich gemeinschaftlich um Hausarbeit und Familie kümmern.
Der Politikwissenschaftler Peter Döge, Autor von Büchern wie "Männer - Paschas und Nestflüchter", rät: "Jedes Unternehmen muss heute ganz individuell und ideologiefrei für sich prüfen, welche Spielräume es hat, eigene Karrierebilder zu verändern."
In Basel hat sich Mägli nach der Mittagszeit für einen Moment in eine Art Abstellkammer zurückgezogen. Sein "Reich", in dem sich eine Espressomaschine, eine kleine Küche, ein Stehtisch und allerlei Gerümpel befinden und wo er, neben dem Besprechungszimmer, rauchen darf. Er sieht derzeit keine Notwendigkeit, die Männerquote in seinem Unternehmen wieder zu erhöhen oder Frauen mit männlichen Eigenschaften anzulocken.
Ausschließen will er jedoch nicht, dass er noch einmal einen Mann einstellt. Es müsste aber ein besonderer sein. Einer, der es ertrüge, unter einer Vorgesetzten zu arbeiten, die nur in Teilzeit tätig sei. Und der dies nicht als Gelegenheit missverstünde, seine Chefin zu verdrängen.
"Diejenigen Männer, die noch nicht erkannt haben, dass Frauen ebenbürtig sind, tun mir leid", sagt der MSC-Geschäftsführer, während er an der Espressomaschine hantiert und sich über die Unordnung - dreckige Tassen, benutztes Geschirr - aufregt, die seine Ladys mal wieder in der Küche hinterlassen haben.
Fühlt er sich nicht manchmal allein unter all den Frauen? Sehnt er sich gar nach einem Kollegen, mit dem er sich hin und wieder, von Mann zu Mann, austauschen kann?
Mägli zieht an seiner Zigarette. "Seit rund 30 Jahren stehe ich an der Spitze meines eigenen Unternehmens. Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Ich brauche niemanden, der mich auf der Arbeit lobt."
Eine sehr männliche Antwort zum Abschied.
Ob Mägli einen wie sich selbst als Angestellten beschäftigen würde, bleibt am Ende offen.-
http://www.brandeins.de/archiv/magazin/lebensplanung/artikel/der-ladymacher.html

Franz Müntefering (SPD), Abgeordneter des Deutschen Bundestages

SPD-Chef Müntefering will das norwegische Modell: In allen Aufsichtsräten deutscher Aktiengesellschaften sollen nach seinem Willen ab 2013 mindestens 40 Prozent Frauen sitzen.
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering sprach sich am Dienstag für die Einführung einer solchen verbindlichen Frauenquote nach norwegischem Vorbild aus. Er will sich dafür einsetzen, dass diese Forderung in das im April vorliegende SPD-Wahlprogramm aufgenommen wird. Eine gesetzliche Fixierung im Aktienrecht sowie ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft könne dann in der nächsten Wahlperiode verabschiedet werden.

Merkel dagegen

Müntefering verwies auf den seit 1988 geltenden SPD-Quotenbeschluss, der die Besetzung von Spitzenämtern in der Partei auf allen Ebenen zu 40 Prozent für Frauen vorschreibt. Ohne diese Vorgabe hätte die SPD die stärkere Beteiligung von Frauen an Führungspositionen nicht erreicht. Er sei sicher, dass dies auch in der Wirtschaft der Fall sei. Bislang haben nur die Grünen eine Frauenquote für hohe Wirtschaftsposten unterstützt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich ausdrücklich dagegen gewandt.

Datenbank für Interessierte gefordert

Müntefering traf in der Berliner SPD-Zentrale mit den Initiatorinnen der „Nürnberger Resolution“ zusammen, die sich eine deutliche Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsetagen der Wirtschaft zum Ziel gesetzt hat. Nach Angaben ihrer Sprecherin Martine Herpers fordert die Gruppe auch den Aufbau einer Datenbank für interessierte Aufsichtsratsmitglieder sowie festgelegte Qualifikationsstandards.

Das Anliegen habe seine „persönliche volle Sympathie“, sagte der SPD-Chef. „Ich bin gerne bereit mitzumachen.“ Es müsse gesetzlich fixiert werden, dass Frauen „stärker als bisher die Möglichkeit haben, in Spitzenpositionen dabei zu sein“.

Müntefering sagte, seine Lebenserfahrung in der Partei zeige, dass es ohne Quote nicht gehe. „Das wird wohl auch in der Wirtschaft und der Gesellschaft so sein, dass man da einen Eckpunkt setzen muss.“

Bisher sehr geringer Frauenanteil

In Deutschland sind nach Angaben der Initiative von etwa 1100 Aufsichtsratsmitgliedern börsennotierter Unternehmen lediglich zwischen sechs und acht Prozent weiblich. In den Vorständen der 30 DAX-notierten Unternehmen sind in Deutschland weiterhin kaum Frauen vertreten.
In Norwegen gilt seit 2008 für knapp 500 Aktiengesellschaften die 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten. Firmen, die dagegen verstoßen, drohen Strafen bis zum Entzug der Börsenzulassung. Auch Länder wie Schweden und Spanien haben ähnliche gesetzliche Vorschriften auf den Weg gebracht. Laut Studie der Beratungsfirma McKinsey bei den größten multinationalen Konzernen lag die Rendite in Unternehmen mit einem besonders hohen Frauenanteil im Topmanagement um zehn Prozent über dem Branchendurchschnitt.

http://www.focus.de/politik/deutschland/aufsichtsraete-muentefering-fordert-frauenquote-fuer-ags_aid_381331.html

Franz Josef Wagner,Kolumnist BILD-Zeitung

es gibt Nachrichten, die man erst einmal nicht glaubt, weil sie nicht zum Bild passen, das man von einem Menschen hat. Ihr unbeschwertes lächelndes Äußeres und Ihr Beruf, die Vorhersage des Wetters, haben Sie zu einer Instanz gemacht. Sonne, Regen, Regenschirm, kurze Hosen, Schal. Das Wetter, das Sie uns voraussagten, war wichtiger als die Tagesthemen. Es war wichtig für den Garten, den Balkon, wichtig für die Maurer, die Bauern, die Fischer, die Zeitungsausträger. Wetter ist so etwas wie in die Zukunft schnuppern.
Menschen sind vielschichtige Wesen, das ist nichts Neues. Jörg Kachelmann wird vielleicht niemals mehr das Wetter ansagen. Er hat, so der Vorwurf, das Wetter in sich nicht beherrscht. Er soll seine Ex-Freundin vergewaltigt haben. Die Enttäuschung darüber ist deshalb so groß, weil wir an seine Wettervorhersagen glaubten. Kann man sich nicht mal mehr auf das Wetter verlassen?
Herzlichst
Ihr F. J. Wagner

(am 23.03.10 in der BILD)

angesichts des Welt-Sex-Gipfels in Amerika (Schwarzenegger, Strauss-Kahn) hätte ich Sie, kleiner Wetterfrosch, beinahe vergessen.

Die Megastars lenken vom Gerichtssaal in Mannheim ab. Da ist der Muskelberg, der Gouvernator, mit seinem unehelichen Kind. Da ist der mächtigste Banker der Welt und das Zimmermädchen.
Und da sind Sie, unwichtiger Wettermoderator.
Zwischen diesen Schlagzeilen werden Sie ein normaler Mensch. Sie sind nicht mehr Bestseller. Sie sind ein Jedermann. Sie sind laut Staatsanwaltschaft ein Vergewaltiger. Vier Jahre und drei Monate Gefängnis fordert die Anklage. Ihre Verteidiger werden auf Freispruch plädieren.
Ich weiß nicht, wer in diesem Prozess recht hat. In der Liebe haben alle Frauen schöne Augen und Männer plappern. Liebe kann schrecklich werden.​
Was ich weiß, ist, dass immer Frauen Opfer der Liebe sind.
Herzlichst,

(am 18.05.11 in der BILD)

Sie sehen großartig in „Bunte“ aus. „Göttin, Schöne, Wunderbare“, nannte Kachelmann Sie. Dank „Bunte“ sehen wir in Ihr ungepixeltes Gesicht.
Während des ganzen Prozesses, den ich per Zeitung und TV verfolgte, habe ich mich gefragt, was für eine Frau Sie sind.
Ob der Schrecken eines Verbrechens in Ihr Gesicht geschrieben ist. Ob man es sieht, dass Sie eine hinterhältige, böse, rachsüchtige Frau sind.
Auf den neuen Fotos nach dem Prozess sind Sie eine wunderschöne Frau. Ihr blondes Haar geht bis zu den Schultern. Ihre Augen sind neugierig. Auf jeder Party wären Sie ein Höhepunkt.
Was mich interessiert ist, dass so eine coole, großartige Frau auf so einen Typen wie Kachelmann reinfiel. Wie sie elf Jahre auf ihn reinfiel.
Es ist aktenkundig, dass Kachelmann durch einen Fluss von Liebeslügen watete.
Was bleibt, ist ein betrogenes Mädchen, die jeden haben könnte, so schön wie sie ist.
Die Liebe liebt oft den Falschen.
Herzlichst, F. J. Wagner

http://www.bild.de/news/standards/franz-josef-wagner/liebe-claudia-d-18383066.bild.html

Liebe deutsche Frauenfußball-Nationalelf,

ihr seid erfolgreicher als Löws Bubis, 7-facher Europameister. Nun wollt ihr im eigenen Land zum dritten Mal Weltmeister werden.
Ich bin wahnsinnig gespannt auf euch. „Fußball von seiner schönsten Seite“ ist das offizielle Motto der WM.

Was werden wir sehen? Rempler? Blutgrätschen? Ausgefahrene Ellenbogen? Was werden wir hören? Schlampe, Miststück, Lesbe?

Alle Fachleute sagen aber, dass das alles nicht geschehen wird. Wir werden eine anmutige, liebevolle, familiengerechte, kinderfreundliche Frauen-WM erleben. Und eine emanzipierte WM.

In aller Offenheit kann unsere Nationaltorhüterin Nadine Angerer erklären, dass sie mit einer Frau lebt.​ Undenkbar im Männerfußball.

Der Männerfußball ist verklemmt. Der Frauenfußball ist viel weiter.

Herzlichst,

F. J. Wagner

http://www.bild.de/news/standards/frauen-fussball/post-von-wagner-18471704.bild.html

Franz Josef Wagner
Liebe Gabriele Pauli,
herzlichen Glückwunsch. Rechtzeitig zum CSU-Parteitag haben Sie es – Ihren Körper eingewickelt in die Bayern-Fahne – auf den „Bunte“-Titel geschafft. Was für ein trauriger Fall sind Sie geworden.
Glauben Sie wirklich, sich mit solchen Posen als unabhängigen Geist darstellen zu können? Sie sind für mich die ärmste und egoistischste Person, die mir je über den Weg gelaufen ist. Am Anfang hatten Sie noch meine Sympathie. Sie waren die Rebellin, die es den Herren der Schöpfung zeigte, die sie in Frage stellte. Die ganze Presse war auf Ihrer Seite.
Sie hätten eine große Frau werden können, aber Sie sind als Cover-Girl von „Bunte“ gelandet. Darf ich ehrlich sein, Frau Pauli? Ihr nächstes Titelbild erscheint wahrscheinlich im „Playboy“. Sie sind keine große Frau in der Republik geworden. Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen. Das sind Frauen für die Zukunft. Sie sind es nicht.
Herzlichst Ihr
Ihr F. J. Wagner

http://www.bild.de/news/standards/news/wagner-2564792.bild.html

Ernst Horst (FAZ)

22.06.2008 · Frauenbewegung und Feminismus waren so erfolgreich, dass jetzt die Männer in einer Krise stecken, glaubt der Buchautor Walter Hollstein, der sich als Söldner im Krieg der Geschlechter versteht. Muss man(n) seine Warnungen ernst nehmen?
Der starke Mann: ein Fall für den Arzt? Szene aus „Ali G in da House”
Vielleicht ist der Autor Walter Hollstein ja so jemand wie Fräulein Kassandra aus dem alten Troja. In seinem Buch „Was vom Manne übrig blieb – Krise und Zukunft des starken Geschlechts“ warnt er uns Männer vor den Gefahren, an die außer ihm und ein paar verstreuten Geistesverwandten wohl noch niemand so recht glauben mag.
„Der Mann erscheint coram publico heute als verachtenswerte, eher eklige und auf jeden Fall defizitäre Kreatur. Das haben in analytischer Genauigkeit Nathanson und Young exemplarisch belegt.“ Ich bin ein Mann, auch wenn ich noch kein Haus gebaut und noch keinen Baum gepflanzt habe, aber in diesen Worten kann ich mich nicht wiedererkennen.
Das Übel, das Nathanson und Young in Amerika aufgedeckt haben und das auch uns betrifft, lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die negativen Bilder von Männlichkeit, die der Feminismus verbreitet hat, wurden zunächst von der elitären, intellektuellen Kultur übernommen und haben sich inzwischen in der Populärkultur massiv verbreitet. So steht es jedenfalls in Hollsteins Buch. Doch an diesem Beispiel erkennt man gut, auf welch wackligen Füßen so eine Argumentation steht. Man könnte es ja zum Beispiel auch als Zeichen von Souveränität deuten, wenn Männer sich über sich selbst lustig machen können, aber auf die Idee kommt der Autor erst gar nicht.
Bitte alles aufdecken!
Männer und Frauen sind so verschieden wie Katholiken und Protestanten, wie Bayern und Franken, wie Maurer und Dachdecker, wie Hunde und Katzen, wie Mars und Venus. Vieles wird besser, wenn es Männer und Frauen gemeinsam miteinander versuchen, zum Beispiel der Abend beim Tango. Das Zusammenleben der Geschlechter ist kein Nullsummenspiel. Es gibt aber auch Ressourcen, die zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden müssen. Was die einen bekommen, kriegen die anderen nicht. Wenn die Stadt ein Frauenhaus finanziert, dann fehlt vielleicht das Geld für die Männergruppen. Wenn beide Seiten gleich laut jammern, dann ist der Gerechtigkeit oft schon Genüge getan. Dieser Diskurs erfolgt auch über das Schreiben von Büchern, und das Buch von Hollstein ist eines davon. Er könnte aber ruhig etwas phantasievoller jammern.
Hollstein ist ein Männerforscher. Er hat dem Thema Mann einen großen Teil seiner Lebensarbeit gewidmet. Seine zentrale These besagt, dass die Frauenbewegung und der Feminismus so erfolgreich waren, dass jetzt die Männer in einer Krise stecken und dass diese Krise dem öffentlichen Bewusstsein noch weitgehend verborgen geblieben ist. Dahinter verbergen sich mindestens drei Annahmen: Erstens haben die Frauen – zumindest vorläufig – die Männer übertrumpft. Zweitens ist das schlecht, und es gibt triftige Gründe, mit der Gesamtsituation unzufrieden zu sein. Drittens ist das alles längst noch nicht so bekannt, wie es sein sollte, und muss schonungslos aufdeckt werden.
Himmelschreiendes Unrecht
Der Versuch, sich mit diesen Thesen auseinanderzusetzen, gleicht allerdings dem sprichwörtlichen Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Hollstein hat Berge von Informationen angehäuft. Wenn man über Jahre die einschlägige Literatur studiert, wenn man die Entwicklung in Film und Fernsehen beobachtet, Frauenzeitschriften und Romane liest, dann kommt natürlich viel zusammen. Nehmen wir mal als Beispiel das Sorgerecht. Dieses Beispiel ist so typisch für das Buch wie die einzelne Kugel für ein Maschinengewehrfeuer.
Die Zahl der Ehescheidungen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Männer und Frauen sind unterschiedlich. Nicht der einzelne Mann und die einzelne Frau, die unterscheiden sich vielleicht nur darin, dass er besser Landkarten lesen und sie das zweigestrichene A singen kann. Aber im statistischen Durchschnitt sind Frauen anders als Männer. Deshalb ist es vielleicht auch sinnvoll, wenn Scheidungskinder in der Mehrzahl der Fälle bei der Mutter bleiben. Die Frau hat wohl eher das Talent und das Bedürfnis, ein Kind großzuziehen, als ihr Exmann. Niemand fordert hier eine Quote von fünfzig Prozent. Im Einzelfall kann es aber durchaus vorkommen, dass ein Familiengericht einem Vater beim Sorgerecht ein himmelschreiendes Unrecht zufügt. Aber was beweist das? Es beweist zunächst einmal nur, dass es auf der Welt manchmal nicht gerecht zugeht. Für jeden solchen Einzelfall findet man in der Zeitung einen anderen, in dem eine Mutter bei der Scheidung den Kürzeren gezogen hat. Um weitergehende Schlüsse zu ziehen, müsste man zunächst eine sehr differenzierte Untersuchung durchführen, und zwar, ob es wirklich eine „väterfeindliche Rechtspraxis in Familien- und Scheidungsfragen“ gibt, wie das Buch behauptet.
Hollstein schreibt meistens die Wahrheit, wählt dabei aber natürlich systematisch aus. Er weist darauf hin, dass Männer häufiger arbeitslos werden als Frauen, ignoriert aber, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer. Er beklagt, dass die armen Männer viel häufiger an Lungenkrebs und Leberzirrhose sterben als Frauen. Das bestreitet ja auch niemand. Deshalb folgt aus solchen Statistiken keineswegs, dass es eine aktuelle Krise des Mannes gibt.
Pelzmäntel und Cabrios
Das neunte Kapitel von Richard Dawkins’ „Das egoistische Gen“ beschäftigt sich mit dem Krieg der Geschlechter. Warum gibt es eigentlich ungefähr genauso viele Männer wie Frauen? Der Grund dafür ist, dass es sich nicht nur um ein Gleichgewicht, sondern sogar um ein „stabiles“ Gleichgewicht handelt. Würde zum Beispiel der Anteil der Männer ein wenig zunehmen, so wären sofort die Frauen im Vorteil und umgekehrt. In diesem technischen Sinne sind Männer und Frauen automatisch völlig gleichberechtigt. Das heißt freilich nicht, dass sie auch gleiche Ziele haben. Die einen bevorzugen Pelzmäntel, die anderen Cabrios von Porsche. Dieses Gleichgewicht bleibt aber nur deshalb erhalten, weil die Männer und die Frauen permanent darum kämpfen. Es herrscht Krieg, aber der Krieg ist gerecht.
So sollten wir Hollsteins Buch lesen. Hollstein ist gewissermaßenen von Beruf Mann. Er ist ein Söldner im Krieg der Geschlechter. Er schreibt Traktate über das Thema, er hält regelmäßig Vorträge, sein Einkommen und seine Reputation sind mit der Rettung der Männer verknüpft. Ignorieren wir einfach das weinerliche Gerede darüber, wie ungerecht doch die Knaben und Männer vom Schicksal gebeutelt werden. Das ist Propaganda. Was übrig bleibt, ist ein durchaus auch mal komisches Panorama des ewigen Kampfes zwischen XX und XY.
Der Autor endet im versöhnlichen Ton: „Gemeinsam wären wir stark.“ So ist es. Darauf können wir uns immer einigen. Wie aber so ein guter Vorsatz zu verwirklichen ist, darüber wird man auch in hundert Jahren noch streiten. Auf dem Schutzumschlag des Buchs ist ein kleiner Gockel zu sehen, der offenbar sehr gerne etwas Größeres wäre. Die Hoffnung stirbt zuletzt.Ernst Horst

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/der-mann-in-der-krise-ein-gockel-der-so-gerne-groe...

Franz Voigt (Linkswest)

Der Weltfrauentag ist eine sozialistische Erfindung. Die Idee zu einem internationalen Tag der Frau wurde am 8. März 1910 in Kopenhagen geboren. Es war eine Idee von sozialistischen Frauen aus mehreren Ländern, die das Frauenwahlrecht durchsetzen wollten. Die damalige Wortführerin war Clara Zetkin (1857 – 1933), eine Wegbegleiterin von Rosa Luxemburg.
In den USA, Großbritannien und anderen Ländern pochten die Frauen auf ihre Rechte. Norwegen ließ Frauen als erstes Land zu den Wahlen zu. Nach dem Waffenstillstand von 1918 durften auch die deutschen Frauen zu den Wahlen. In Belgien mussten die Frauen bis zum Jahre 1948 warten. Die Vereinten Nationen erklärten am 8. März 1975 den Internationalen Weltfrauentag.
In den Medien findet der Internationalen Frauentag in den letzten Jahren nur sehr wenig Beachtung. Meist sind es nur kleine Gruppen und Gruppierungen, die sich für die Belange einsetzen und mit Plakaten und Flugblättern darauf aufmerksam machen. In Anbetracht der Probleme international, aber auch in einem sehr reichen Land wie Deutschland, sind die Probleme nach wie vor sehr vielseitig und es gibt keinen Anlass, sich ruhig zu verhalten.
Erzwungene Schwangerschaftsabbrüche, Genitalverstümmelungen, Opfer von Gewalt, Ehrenmorde sind alltägliches Frauenschicksal. Nach UNO-Schätzungen erlebt fast jede 7. Frau Gewalt in ihrer Familie oder von ihrem Ehepartner. Allein die angezeigten Misshandlungen im letzten Jahr sprechen eine eindeutige Sprache. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher sein.
Schnäppchen haben ihren Preis.
Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen z. B. von Textilnäherinnen, sowie die Hungerlöhne in Drittländern und China haben ihren Preis. Sie garantieren den Textilfilialisten wie KIK, den Discountern wie Lidl, Aldi usw. hohe Profite. Darüber muss sich auch der Verbraucher bei uns in Deutschland im Klaren sein und sollte sein Kaufverhalten überprüfen und evtl. ändern, sowie Druck auf die Anbieter ausüben. Geiz ist also noch lange nicht geil.
Auch bei uns in Deutschland sind Frauen in vielen Bereichen benachteiligt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? – In vielen Bereichen der Wirtschaft Fehlanzeige. Frauen haben meist weniger Einkommen, wenige Karrierechancen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist bei vielen nicht gegeben. Unter den Vorständen der 30 DAX-Unternehmen gibt es nur eine einzige Frau.
Besonders in den Dienstleistungsbereichen in Deutschland Gastronomie, Einzelhandel, Friseurhandwerk etc. gehören Frauen zu den Geringverdienern und arbeiten oft in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder auf 400-Euro-Basis. Durch die Agenda 2010 (Hartz IV) seit Januar 2005 rutschen gerade Frauen immer mehr in Armut. Besonders alleinstehende oder alleinerziehende. Verheiratete, die ihren Job verlieren, geraten oft in einem Teufelskreis. Für viele heißt es nach Auslaufen des ALG I, finanzielle Abhängigkeit vom Ehemann, für manche heißt es zurück an den Herd. Viele Frauen werden zukünftig verstärkt in die Altersarmut fallen und von den Almosen eines SGB XII abhängig werden.
Selbst der seit langem geforderte Mindestlohn schützt nicht vor zukünftiger Altersarmut. Wer 7,50 Euro pro Stunde verdient, erhält ab dem Jahr 2030 nach 47 Berufsjahren eine Rente von 510 Euro. Vor allem, wer schafft es schon, 47 Jahre zu arbeiten, und das durchgehend? Seit langem schallt schon der Ruf nach der Eigenverantwortung, das heißt, Vorsorge für das Alter vorzunehmen. Es fragt sich nur von was? Wer finanziell gerade über die Runden kommt, oder sogar zusätzlich Aufstockergeld im Zuge von Hartz IV beantragen muss, weil er trotz Vollzeit Job nicht vom Verdienst leben kann, wird auch im Alter arm bleiben.
Für den 8. März 2008 wäre es also angebracht, das Thema Frauenrecht wieder auf die politische und außerparlamentarische Fahne zu setzen und auf die Missstände aufmerksam zu machen, sowie Forderungen zu proklamieren.
Eine Neuorientierung und Neuordnung der einstigen Frauenbewegung wäre dringend erforderlich.

http://linkswest.de/259

Donald Tusk (POL)

Tusk will Frauen auf ersten Plätzen der Hälfte der Wahllisten

PO-Politiker zeigen sich schockiert - "Aber die Sache ist wohl bereits verloren"
Warschau - Das könnte ein wahrer Durchbruch für die männerdominierte polnische Politik werden. Der Ministerpräsident und Chef der rechtsliberalen Regierungspartei PO (Bürgerplattform), Donald Tusk, will, dass Frauen die ersten Plätze auf der Hälfte der Wahllisten der Partei zum Parlament einnehmen, berichtete die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Montag. Die männlichen Politiker der PO sind schockiert und empfinden die Idee des Premiers als "Diskriminierung der Männer".
Premier Tusk verkündete seine Idee vor einigen Wochen bei einer Beratung mit den nahestehendsten Mitarbeitern. "Wir waren schockiert und begannen ihn (Tusk, Anm.) zu überzeugen, dass wir zu wenig lokale Führungspolitikerinnen haben. Aber die Sache ist wohl bereits verloren. Wenn Donald mal eine Konzept entwirft, bindet er sich dann immer sehr daran", erklärte ein Mitglied der PO-Führung anonym gegenüber der Zeitung.
"Männerdiskriminierung"
Auch PO-Lokalpolitiker kritisieren die Idee. "Wir dürfen kein soziales Ingenieurwesen betreiben und die Karrieren der starken Kandidaten brechen, nur weil sie Männer sind", sagte der Vizechef der PO in Pommern, Tadeusz Aziewicz, gegenüber "Gazeta Wyborcza". "Das wäre Männerdiskriminierung", empörte er sich.
Die Idee Tusks gefällt aber den Vertreterinnen der polnischen Organisation "Kongress der Frauen", die im Juni in Polen die Debatte über eine stärkere Präsenz der Frauen in der Politik eingeleitet hatte. Sie fordert eine gesetzliche Frauenquote von 50 Prozent auf allen Kandidatenlisten. "Die Initiative des Premiers ist ausgezeichnet, weil sie Frauen fördert, aber sie kann eine gesetzliche Frauenquote nicht ersetzen", sagte die Bürochefin des Kongresses, Bozena Wawrzewska, gegenüber der Zeitung.
Im Sejm, dem Unterhaus des polnischen Parlaments, gibt es im Moment nur 20 Prozent Frauen, im Oberhaus Senat sind es acht Prozent. Als einzige Großstadt mit über 200.000 Einwohnern hat Warschau mit Hanna Gronkiewicz-Waltz eine Bürgermeisterin. Frauen in ländlichen Gegenden übernehmen wesentlich häufiger das Amt des Dorfvorstehers als Frauen in Städten das Bürgermeisteramt. (APA)

http://derstandard.at/1250691216478/Tusk-will-Frauen-auf-ersten-Plaetzen-der-Haelfte-der-Wahllisten

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