Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Wetterfrosch

Narrowitsch, Berlin, Tuesday, 29.06.2010, 13:30 (vor 5022 Tagen) @ Wetterfrosch

Hi, Wetterfrosch!

Deine Emsigkeit und Deine Analysen zum Fall "Kachelmann" treffen des Pudelstaates Kern. Im Thread weiter unten habe ich nichts weiter getippt, weil Du bereits alles sagtest, was auch mir die ganze Zeit durch den Kopf ging.

Nur sei mir eine Anmerkung gestattet, sie betrifft Sabine Rückert und ihren "Kachelmann"- Bericht aus der "Zeit".
Rückert gelingt etwas, und zwar zum wiederholten mal, was so vielen anderen Frauen in Machtpositionen einfach nicht gelingen will: Ohne viel Gewese um ihr Geschlecht zu machen, zeigt sie, was emanzipierte Frau ausmacht, was emanzipierte Frauen leisten können, ohne zur Emanze zu mutieren oder gar zur Feminaze abzusteigen. Sie engagiert sich trefflich professionell in ihrem Beruf, scheut Berichte über unliebsame Zeiterscheinungen nicht, vom Ansehen der Person und des Geschlechts lässt sie augenscheinlich nicht beeindrucken. Ganz im Sinne der viel zitierten und viel zu selten praktizierten Maxime des Journalisten Hanns Joachim Friedrichs: sich nie mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten.

Mit anderen Worten: Rückert scheint am Gegenstand ihrer Arbeit mehr interessiert, als am frauenzentrierten Blick auf eben diesen Gegenstand. Anders als Frauen auf Regierungsbänken und Palamentariererinnensesseln, denen es sehr augenscheinlich zuerst immer um das Wohlergehen des eigenen Geschlechts geht, handelt Rückert unvoreingenommen, kritisch und - oh Göttin- auch im gerechten Sinne für Männer. Gäbe es mehr Frauen dieser Güte wäre womöglich im Geschlechterkrieg womöglich bald Waffenstillstand, Friedensverhandlungen im Gange und eine halbwegs gerechte Neuordnung der Geschlechterverhältnisse in Sicht.

Sie - und übrigens auch Gisela Friedrichsen vom "Spiegel" - zeigen mir, wie normal und fair Frauen mit den Kollateralschäden des Geschlechterkrieges umgehen können, wenn sie es denn nur wollen. Diesen beiden Frauen gebührt - so finde ich - unsere ungeteilte Sympathie und Aufmerksamkeit und zwar weitaus mehr als jenen Gestalten aus der medientransportierten Realität, die sich hin und wieder dazu bequemen, sich von "Auswüchsen" des Feminismus zu distanzieren. Während die zwei Journalistinnen - wenn ich nicht sehr irre - zumindest im Beruf Gleichberechtigung leben, und zwar indem sie Skandale aufdecken, also für eine fairere Zukunft wirken, belassen es andere bei der Kritik an gewissen Praktiken der Pest Feminat. Rückert/ Friedrichsen rütteln mit ihren Berichten über Zustände in den feministisch orientierten Rechtsbeugungsinstitutionen - ob sie wollen, oder nicht - an der geborgten oder behaupteten Glaubwürdigkeit bundesdeutscher Rechtsstaatlichkeit, namentlich in geschlechterpolitisch aufgeheizten (Straf-) Sachen. Bekennende FeministInnen, auch die, die partiell Kritik an "Auswüchsen" des Feminismus üben, dienen- ob sie es wollen oder nicht - jenen unsäglichen Verhältnissen, die Demokratie und Rechtsstaat via Geschlechterkrieg zerschießen und zu Staub verwandeln (lassen). Ich meine ja nur, es gibt signifikante Unterschiede zwischen den Rückerts und den Friesens. Diese, meine Sicht stelle ich hier einfach mal zur Diskussion.

Ich meine ja nur, vielleicht ist es nicht angebracht, wenn "Männerbewegte" vor Begeisterung vor Begeisterung quasi in (Denk-)Ohnmacht fallen, sobald irgendwelche Pudel oder Feministinnen auch und gerade aus Presse und Parteien gezwungenermaßen "Mißstände" feministischer Inspirationen zugeben, ohne aber grundsätzliche Kritik am Feminismus zu zulassen. Zu den "Ich - bin - ja - keine - Femistin, aber... " gesellt sich - weitgehend unbeachtet die Spezies der " Ich - bin - Feministin/ Femiist, aber..." Beide Gruppen erweisen sich jedoch regelmäßig als Apologeten feministischer Grundsätze, die wir aktuell beim Kachelmann demonstriert bekommen.

Vielleicht sollten wir besser die beiden besagten Frauen sehr bewusst als Beispiele für gelungenen Emanzipation ins Argumentationsdepot aufnehmen, als die Darmwinde Halbgewalkter, die gelegentlich Offensichtliches bereit sind zu zugeben. Nein, Namen nenne ich nicht, mann kann über sie hier des Öfteren nachlesen.

Noch eines: Abgesehen von Michael Klonovsky vom "Focus" finde ich weit und breit keinen Mann, der journalistisch den beiden Frauen von der Geschlechterfront her das Wasser reichte. Auch das sollte zum Nachdenken anregen. Oder?

meint

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Narrowitsch

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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