Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Liste Femanzen Kategorie Politik2 (Liste Femanzen)

Oberkellner, Saturday, 11.12.2010, 20:30 (vor 4856 Tagen)

Bibiana Aido (Spanien)

Jede Woche sterben in Spanien ein bis zwei Frauen an den Folgen der Misshandlung durch Ehegatten oder Lebenspartner. Für Spaniens Gleichstellungsministerin Bibiana Aído ist die anhaltende Gewalt gegen Frauen eine ihrer größten Herausforderungen. Jetzt greift die junge Politikerin durch.

Das Interesse für Politik wurde Bibiana Aído Almagro, Spaniens neuer Ministerin für Gleichberechtigung, in die Wiege gelegt. Abend für Abend spielten ihr die Eltern „Die Internationale“ als Schlaflied vor. Der Text habe sich offensichtlich tief ins Unterbewusstsein eingegraben, scherzt Aído manchmal. Ihr Lieblingsspielzeug war ein Püppchen, das Vater Paco, Bürgermeister einer sozialistischen Hochburg in Andalusien, von einer Gewerkschaftssitzung mit nach Hause brachte.

Ihn rief Bibiana Aído auch als Erstes an, nachdem Spaniens Premier José Luis Rodríguez Zapatero im April die Führung eines neuen Ressorts in seiner Regierung der jungen Frau antrug. „Papa, stell dir vor, ich werde Ministerin“, sprach sie atemlos ins Telefon. Und konnte es selbst nicht fassen, dass sie mit 31 Jahren das jüngste Kabinettsmitglied in der Geschichte der spanischen Demokratie werden sollte. Die temperamentvolle blonde Frau, der der Ruf einer engagierten Frauenrechtlerin vorauseilte, war Zapatero bei einer Wahlkampfveranstaltung in Cádiz aufgefallen. Dort trafen die beiden zum ersten Mal aufeinander, und Bibiana lockte den steifen Kandidaten mit den Worten „Lächle, Luis, du hast ein so aufrichtiges Lächeln, das dir gut steht“ aus der Reserve.

Prompt bekam sie eines der neun Ministerien, die Zapatero für Frauen reserviert hatte. Hinter den Kulissen zog freilich Manuel Chaves, Chef der Sozialisten in Andalusien, die Fäden. Aídos Familie stammt aus dem Alcalá de los Gazules, einer der Hochburgen der Partei in Spaniens Südregion. Chaves, der Treue zu würdigen weiß, hatte „Bibi“, wie sie ihr Umfeld nennt, bereits bei den letzten Regionalwahlen einen oberen Listenplatz eingeräumt.

Die Suche nach einem neuen Männlichkeitsmodell

Doch von jetzt an ist Bibi im fernen Madrid allein auf sich gestellt. Von der bekennenden Feministin, die schon mit 16 Jahren der sozialistischen Jugendbewegung beitrat, erwartet man eine schnelle Umsetzung der von Zapatero im Wahlkampf versprochenen völligen Gleichstellung der Frau in allen Bereichen. Zudem muss sich ihr Ministerium mit dem schwierigen Kapitel der Gewalt gegen Frauen befassen. Jede Woche sterben in Spanien ein bis zwei Frauen an den Folgen der Misshandlung durch Ehegatten oder Lebenspartner, erst am Montag erschütterte ein Frauenmord im nordspanischen Logroño die Öffentlichkeit.

Aído will das Übel an der Wurzel packen. Für gewaltbereite Männer will sie jetzt eine Hotline einrichten, damit sie ihre Aggressionsbereitschaft „kanalisieren“ können, sagte die neue Ministerin bei ihrem ersten Auftritt vor dem Abgeordnetenhaus, wo sie passend in rotem Kostüm erschienen war. „Wir brauchen ein anderes Männlichkeitsmodell, das die Beziehungen zwischen den Geschlechtern auf eine neue Grundlage stellt“, so Aído mit breitem andalusischem Akzent.

Ministerin plant Mahnmal für misshandelte Frauen

Ob die Hotline, an deren anderen Ende beruhigend auf den potenziellen Aggressor eingeredet werden soll, von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt vorerst offen. Bibiana habe gute Absichten, aber wenig konkrete Vorschläge, höhnte die oppositionelle Volkspartei. Hier nennt man die studierte Volkswirtin abschätzig „kleine Flamencotänzerin“, weil sie vor ihrer Berufung dem staatlichen Flamencoinstitut vorstand. Doch die Andalusierin lässt sich nicht beirren, einen Etappensieg hat sie bereits errungen: Spanische Männer können fortan bei Gewaltanwendung gegen den Lebenspartner härter bestraft werden als Frauen. Das Verfassungsgericht billigte ein entsprechendes Gesetz, da Männer viel häufiger zuschlügen. Durch den Erfolg ermuntert, kündigte Bibiana die Errichtung eines Monuments zu Ehren der Frauen, die an den Folgen machistischer Gewalt starben.

Den Kampf gegen die Gewalt will Bibi nun über die Landesgrenzen hinaustragen und auch die lateinamerikanischen Machos in ihre Schranken verweisen. Auf einem iberoamerikanischen Kongress empfahl sie den Regierungen der dortigen Länder, hart durchzugreifen. Mit ihrer Energie hat sie die australische Schauspielerin Nicole Kidman, die als UN-Botschafterin eine internationale Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen unterstützt, gewonnen. Aído und die Regierung Zapatero hätten eine Vorbildfunktion, lobte Kidmann. Es sei bewundernswert, wie viele Frauen die Regierung hätte. Mancher Mann sieht dies offenbar anders. So äußerte sich Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi abfällig über den hohen Frauenanteil im Kabinett. Es sei zu „rosa“, so der 71-Jährige. Bibi fand dafür klare Worte. „Er sollte mal zum Psychiater gehen.“
http://www.welt.de/politik/article2088434/Ministerin_fuehrt_Hotline_fuer_gewalttaetige_Machos_ein.html

Eva Glawischnig (Grüne, Österreich)

Die Grünen wollen die Steuern für Frauen halbieren. Es sei ein radikaler Ansatz, der möglicherweise dem Gleichheitsgrundsatz widersprechen würde, ist sich Vizechefin Eva Glawischnig im "Kurier" (Sonntags-Ausgabe) bewusst.

Sie verweist jedoch darauf, dass sich viele Frauen derzeit - angesichts des noch immer drastischen Lohngefälles zwischen Männern und Frauen fragen würden, ob sich die Arbeit nach Abzug der Kinderbetreuungskosten noch lohne. "Wenn den Frauen vom Lohn mehr übrig bleibt, hebt das also ihre Erwerbstätigkeit", so Glawischnig.

http://orf.at/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2Fticker%2F291258.html

Margot Wallström (SWEDEN)

Brüsseler Probleme um Frauenfragen, gesicherte Qualität und neue Münzen: Johannes Röhrig beschreibt in seiner Freitags-Kolumne auf stern.de warum sich eine schwedische Kommissarin unter den vielen Männern unwohl fühlt, die Chinesen nun auch Gütesiegel klauen und wie man Euro-Münzen mitgestalten kann.
Allein unter Männern: EU-Kommissarin Margot Wallström (re.) mit dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes Hans-Gert Pöttering und dem Europäischen Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso© Eric Feferberg/AFP
Warum wirkt die Europäische Union so wenig sexy? Schuld sind die Männer, hat die EU-Kommissarin Margot Wallström erkannt. Die alten Männer! Die Büroflure in Brüssel seien übervölkert mit dieser unattraktiven Spezies, klagt die Politikerin im Interview mit einer Zeitung ihres Heimatlandes Schweden. Schlimmer noch: Ein Ende der Misere rücke in weite Ferne, denn die Clique protegiere für Spitzenpositionen ausschließlich wieder nur Ihresgleichen. "Das ist sehr schlecht für das öffentliche Ansehen." Wallström, daran lässt sie keinen Zweifel, ist die Herrschaft der alten Säcke langsam leid.
Die Schwedin ist innerhalb der Kommission für Kommunikation, also für die öffentliche Darstellung zuständig, aber dass sie sich derart deutlich äußern würde, ist im europäischen Betrieb doch eher unüblich. Offensichtlich hat sich da einiges an Ärger aufgestaut. Doch es gibt auch einen aktuellen Anlass für Wallströms Aufmotzen. Sie stört das Geschacher um Posten in der EU. Im kommenden Jahr sind zwei neu geschaffenen Top-Jobs zu besetzen: Der eines Ratspräsidenten (die Vertretung der Länder-Regierungen) und der für Außenpolitik. Gute Chancen auf einen der beiden Posten besitzen der frühere österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (Jahrgang 1945), Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker (geboren 1954) sowie der schwedische Außenminister Carl Bildt (Jahrgang ‘49), wobei letzterem für höhere Weihen auf dem internationalen Parkett der Makel anhaftet, dass Schweden nicht in der Nato ist. Zeitweise wurde auch Tony Blair als Kandidat gehandelt.
Üblicherweise werden solche Positionen unter den Regierungen der EU-Staaten ausgekungelt. Kommissarin Wallström beobachtet jedoch: Ein Zirkel von "männlichen Politikern" im EU-Apparat stecke schon jetzt die Köpfe zusammen und lote die Chancen für Kandidaten aus: "Es ist unglaublich, dass wieder nur Namen von Männern diskutiert werden."
Tatsächlich ist die Idee von der Gleichbehandlung an der Spitze der EU noch längst nicht umgesetzt: Alle elf Kommissions-Präsidenten in der 50-jährigen Geschichte der Union waren Männer; in der heute 27-köpfigen Kommission sitzen nur acht Frauen.
Dabei gäbe es genügend Kandidatinnen für mehr Frauen-Power in der EU, findet Wallström. Die irische Präsidentin Mary Robinson wäre eine gute Wahl für einen der neuen Posten; gleiches gelte für die finnische Präsidentin Tarja Halonen. Wallström selbst, jüngst 54 Jahre alt geworden, hegt keine weiteren Ambitionen: "Gott bewahre", wehrt sie ab: "Genug ist genug."

http://www.stern.de/politik/ausland/bruessel-en-bloc-eine-schwedin-auf-der-suche-nach-frauen-611282.html

Helga Grafschafter (Landesfrauenbeauftragte Kärnten, Österreich)

Männer und Frauen sind gleichberechtigt - auf dem Papier. Die Realität sieht anders aus! In Kärnten verdienen Männer bis zu 38 Prozent mehr, "und an dieser Kluft hat sich seit 50 Jahren nichts verändert, auch wenn damals die Löhne niedriger waren", sagt die Landesfrauenbeauftragte Helga Grafschafter. Frauen erledigen 92,5 Prozent der schlecht abgesicherten Teilzeitjobs (und gehen deshalb häufiger in Karenz, was Karriere und Pension schadet). Dafür gibt es in den Technik-Studien nur 18 Prozent Frauen und unter Kärntens 132 Bürgermeistern nur fünf weibliche. Der Frauenanteil in Führungspositionen ist sogar rückläufig. Dabei besteht die Kärntner Bevölkerung zu 51,6 Prozent aus Frauen.

140 Teilnehmerinnen. Auf dem "Chancengleichheits-Kongress 2007", der heute in Velden endet, befassen sich 140 Teilnehmerinnen und 19 internationale Referentinnen damit, wie man die Lage der Frauen verbessern kann. "Die Herstellung gleicher Chancen ist eines meiner Hauptanliegen", sagt Frauenreferentin und Landeshauptmann-Vize Gaby Schaunig. Seit 2000 wird die von der EU verlangte Gleichberechtigungs-Strategie "Gender Mainstreaming" in Kärnten forciert. Grafschafter könnte selbst eingefleischten Machos erklären, was Gender Mainstreaming will: "Dafür sorgen, dass keine Frau benachteiligt wird, weil sie eine Frau ist!"

Belästigung. Häufigste Ursache für Frauenunglück ist Belästigung, sei's am Arbeitsplatz oder außerhalb, sei's durch sexuelle Übergriffe, bösartigen Klatsch, blöde Witze, "alles, was einen Menschen in seiner Würde verletzt". Grafschafter dehnt den Begriff auf eine Weise aus, die nachdenklich macht: "Frauen werden nicht nur diskriminiert, weil sie viel weniger Geld verdienen, sondern auch, weil sie für Kino, Theater oder Verkehrsstrafen genau so viel bezahlen müssen wie gut verdienende Männer." Insofern ist nachvollziehbar, "dass jede Frau im Laufe ihres Lebens von Diskriminierung betroffen ist". Der Kongress kratzt an dieser Ungerechtigkeit: durch Erfahrungsaustausch, Vernetzung, positive Modelle und Diskussion der rechtlichen Grundlagen.

So sind sie, die Frauen: Unbeirrbar und ungeduldig zugleich!

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/577210/index.do

Manuela Gretkowska (Partia Kobiet, POL)

Eine Schriftstellerin hat eine Frauenpartei in Polen gegründet. Interessiert niemanden, glaubten Experten – jetzt sind sie überrascht

Agnieszka Hreczuk, Warschau
01.03.2007 00:00 Uhr

Zierlich ist sie, aber laut. „Wir müssen kämpfen!“, ruft sie. „Nicht für die Linke oder die Rechte, sondern für uns: für Frauen!“ In der einen Hand hält sie ein Mikrofon, in der anderen eine Puppe. Ihre kleine Tochter, Pola, hat sie mit aufs Podium gebracht. Jetzt schwingt die Puppe in den Händen der Rednerin, betont jedes Wort. Sie merkt es nicht, ist vollkommen konzentriert auf ihre Rede.

Manuela Gretkowska heißt die Frau, sie ist 40, trägt Jeans und einen hellen Pulli. Graue Strähnen fallen ihr ins Gesicht. Eigentlich ist Manuela Gretkowska Schriftstellerin, bekannt durch Romane über Frauen, oft derb erotisch. Heute aber ist sie als Politikerin hier. Sie erzählt den Frauen von ihrem Projekt: der Frauenpartei, die sich für Frauen einsetzt.

„Es geht nicht, dass wir Steuern bezahlen, genauso wie die Männer, und trotzdem weniger zu sagen haben. Männer können nicht über unsere Zukunft, Arbeit und Gesundheit entscheiden.“ In Polen, einem Land, das immer noch patriarchalisch geprägt ist, ist Manuela Gretkowska eine Revolutionärin.

Das Haus der Batory-Stiftung, die sich für Menschenrechte und Demokratisierung einsetzt, ist normalerweise abends leer. An diesem Warschauer Winterabend aber geht ständig die Tür, Frauen strömen in Grüppchen und allein über die Schwelle. Ein paar Männer sind auch da. Naja, sagen sie, „wir haben Ehefrauen, Mütter oder Töchter, es geht uns also auch an“. Noch mehr Frauen kommen, über 100 sind es jetzt. Sie lehnen sich an die Wände, setzen sich auf die Fensterbretter, die Stühle sind längst belegt.

Als Manuela Gretkowska im Oktober ein politisches Manifest veröffentlichte, nahmen nur wenige sie ernst, obwohl sie schon früher mal mit einem Essay in einer Illustrierten in hohen politischen Kreisen viel Unruhe hervorgerufen hatte. Sie war damals eine der Ersten, die die Kaczynski-Brüder heftig kritisiert hatte. Der Herausgeber geriet in Panik. Danach mussten die Redaktionsmitarbeiter mit dem Teppichmesser die Seiten aus den schon gedruckten Magazinausgaben herausschneiden. Die Ausgabe wurde zu einem Sammlerstück. In ihrem Manifest forderte Gretkowska: „Frauen müssen ihre Rechte einfordern. Kluge, intelligente und energische polnische Frauen ersetzen hinterwäldlerische, schwachköpfige und unfähige Politiker.“

„Die schaffen es nie“, sagte damals der bekannte Politologe Marek Migalski. Sie werde nie die 1000 Unterschriften sammeln, die jede Partei braucht, um vom Gericht registriert zu werden. Er war nicht allein. Politiker belächelten Gretkowskas Idee, Fernsehsatiriker machten sich über sie lustig.

Vor Weihnachten war die Liste fertig. Und Manuela Gretkowska hatte nicht 1000, sondern 4000 Unterschriften gesammelt. In jeder der zehn Städte, die sie besucht hatte, waren die Frauen in Massen in ihre Veranstaltungen geströmt. Seit zwei Wochen ist nun alles offiziell: Die Frauenpartei ist gegründet. Und sie hat prominente Unterstützung: die polnische Schauspieldiva Krystyna Janda, die bekannte Sängerin Anna-Maria Jopek und Justyna Pochanke, TV-Star, sie alle lächeln von den Plakaten der Partei. Sie hoffen, dass Polen endlich weiblicher wird.

Denn die Forderungen der Frauen sind den Regierenden fremd. Das liegt vor allem am polnischen Frauenbild, das stark geprägt ist von der Sichtweise der katholischen Kirche. Ihr übermächtiger Einfluss resultiert aus der Geschichte: 200 Jahre lang war Polen fremdbestimmt. Die Kirche wurde zur Zuflucht. Ganze Generationen hat sie geprägt. Das Rollenvorbild der Polin ist die Jungfrau Maria: bescheiden, opferbereit, demütig. Polnische Frauen fordern nicht.

Gretkowska bezeichnet sich als Christin und fordert trotzdem: staatliche Zuschüsse für Kinderbetreuungsstätten – bisher sind sie privat zu finanzieren –, ein Recht auf kostenlose Verhütungsmittel, auf Abtreibung, aber auch auf kostenlose schmerzfreie Geburt und Krebsvorsorge. In den ländlichen Gebieten sind die Praxen oft so schlecht ausgestattet, dass manche Frauen Jahrzehnte nicht mehr beim Gynäkologen waren. Für die Männer in der Politik kein Thema. Und Frauen in der Politik, die sich dafür stark machen könnten, sind in Polen noch selten. Auf einem Gründungstreffen der Frauenpartei war eine aufgetaucht, aktives Mitglied der Allianz der Sozialdemokraten (SLD), sagt Gretkowska. „Gut war sie, mit vielen Ideen.“ Die Frau hatte eigentlich für die SLD ins Parlament gewollt, aber sie hatte es nicht geschafft. Denn sie stand ganz am Ende auf der Liste. Die SLD und die liberale Bürgerplattform (PO) rühmen sich zwar, 25 Prozent der Plätze belegten Frauen – dass dies aber die hintersten Listenplätze sind, sagt keiner. Ergebnis: Von 460 polnischen Abgeordneten sind nur 91 Frauen.

Nicht, dass die polnische Politik sich nicht um das Thema Familie kümmerte. Erst Ende Januar debattierte das Parlament, wie der Staat Familien unterstützen kann. Genauer: welche Familien Unterstützung verdienen. Für den Abgeordneten Marian Pilka von der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist der Begriff „Familie“ jedoch genau definiert: vier Kinder, der Vater arbeitet, die Mutter bleibt zu Hause. Frauen dürften sich auch beruflich verwirklichen – aber erst, wenn die Kinder groß seien. Die Frage, wie eine über 40-jährige Frau ohne Berufserfahrung auf den Arbeitsmarkt kommt, lässt er offen.

Manuela Gretkowska fordert auch, dass die Hälfte der Rentenbeiträge der Ehemänner auf die zukünftige Rente der Ehefrauen angerechnet werden. Dann seien auch sie im Alter abgesichert. Immerhin: In Polen bleiben 55 Prozent der Frauen zu Hause, rund sechs Millionen. Sie alle sind auf ihre Männer angewiesen. Oder auf die Sozialhilfe.

Übrigens sei die Frauenpartei auch für Männer offen. Sie bekommen zehn Prozent der Plätze – allerdings ganz unten. „Nur dann sind wir sicher, dass sie unsere Idee unterstützen und nicht auf unsere Kosten Karriere machen wollen. Dazu haben sie genug andere Möglichkeiten, leider.“
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,2244360

Margret Mönig-Raane, Verdi

Frauen, das fordert die Bestimmung über die Quote seit der ver.di-Gründung, müssen nach einer Übergangszeit spätestens 2007, zum zweiten Bundeskongress der Gewerkschaft, entsprechend ihrem Anteil an der Mitgliedschaft in allen Leitungsgremien vertreten sein. Also mindestens zur Hälfte. Das steht in der Satzung, der Gewerkschaftsrat hat es 2004 beschlossen, es gilt für ehrenamtliche Gremien und hauptamtliche Führungskräfte, ob gewählt oder nicht.
Praktisch und rein rechnerisch bedeutet das: In absehbarer Zeit wird es mehr Frauen als Männer in Führungspositionen geben. In einer Landesleitung, die aus drei Menschen besteht, sind zwei davon weiblich. In jeder. Alle, die bis Anfang April neu gewählt wurden, sehen - bis auf die im Saarland - nun auch so aus. Auch im nächsten Bundesvorstand, der im Herbst gewählt wird, muss die Quote umgesetzt werden. Es wird Zeit, sagen manche. Der Weg bis zur angemessenen Mitwirkung an Entscheidungsprozessen war lang für die Frauen, und in den anderen Gewerkschaften sind sie noch weit davon entfernt.
Alle anderen Versuche waren untauglich

Andere kritische Stimmen hätten lieber keine Quote. Doch die Erfahrung der Frauenpolitikerinnen zeigt, dass es ohne nicht geht. "Die Quote ist nicht die Traumvorstellung", stellt Morgenstern fest, "sondern die Antwort auf unsere langwierigen Versuche, ohne auszukommen. Mit Appellen fing es an, damals, in den 70er Jahren: Bitte wählt Frauen in die Leitungen! Dann kam in den 80ern der Versuch mit Frauenförderplänen. Wieder nichts. Anfang der 90er habe ich in der ÖTV die Auseinandersetzung über die schlichten Worte ,sollen' und ,müssen' miterlebt: Es hieß, Frauen sollen in Leitungen vertreten sein. Vier Jahre später hatte sich nichts bewegt. In sieben von 16 Landesbezirksleitungen der ÖTV saß jeweils eine Frau, mehr nicht. Das ist der Grund für die Quote: Alle anderen Versuche waren untauglich. Auch überraschend viele Männer haben das bei der ver.di-Gründung gesagt."
Die Übergangsphase bis zur Umsetzung der Frauenquote bei ver.di geht zu Ende. Schwierig wird es, weil sich gleichzeitig drei Landesbezirke zu einem zusammengeschlossen haben und die ver.di-Führungsgremien generell verkleinert werden. Es sind weniger Positionen zu besetzen, mit mehr Frauen. Vor den vielen Männern, die jetzt bei ver.di in die zweite Reihe treten, habe sie Respekt und Hochachtung, erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane.
Sie fordert, das Beispiel solle Schule machen. Ein Frauenfördergesetz für die private Wirtschaft solle Unternehmen verpflichten, eine Frauenquote für Spitzenpositionen durchzusetzen.

http://publik.verdi.de/2007/ausgabe_04/gewerkschaft/inside_outside/seite_2/A2

Erika Riedl (Landesfrauenbeauftragte Bayern)

"Kooperation statt Hierarchie und Konkurrenz
Neben der mangelnden Flexibilität und Lernfähigkeit ist das Dominieren von Hierarchie- und Konkurrenzdenken
ein weiteres zentrales Problem, das mit dafür verantwortlich ist, dass Verbesserungen und Veränderungen,
die vorgeschlagen werden, oftmals versanden, verhindert oder verzögert werden.
Für alle Ebenen der Zusammenarbeit, die nicht den Einsatz oder die Schulung für den Einsatz betreffen, sollte
die Feuerwehr sich verstärkt an einem kooperativen Umgang miteinander orientieren."
96 Frauen aus dem Landkreis Landsberg stellen der Kampagne entgegen, die sie zu provokativ finden. "Wir wollen nicht, dass nur für Frauen geworben wird. Wir brauchen jeden einzelnen", sagt Elke Rembold von der Freiwilligen Feuerwehr Erpfting. Die Kreisbrandmeisterin sieht den Frieden in der Truppe gefährdet. "Wir wollen uns nicht so wichtig machen. Wenn die Männer jetzt beleidigt aufhören, ist keinem geholfen", so die 41-JährigeErika Riedl, Landesfrauenbeauftragte in Bayern, steht hinter den Plakaten. Ein Gruppenbild, wie das der Landsbergerinnen, sei alltäglich. "Das überblättert man in der Zeitung, bei unserer Kampagne schaut man ein zweites Mal hin", meint Riedl.

Die Reaktion der Landsbergerinnen ist für sie unverständlich. "Die bilden sich ein, dass darüber gelacht wird", lautet Riedls Urteil. Dabei seien Frauen bei der Feuerwehr unersetzlich. "Manche Männer klappen zusammen, wenn sie Blut sehen, Frauen bewältigen das besser."

Auch bei der Betreuung von Hinterbliebenen und der Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen bewiesen sie oft mehr Fingerspitzengefühl, so die Erfahrung der Fränkin aus 24 Jahren bei der Feuerwehr. Riedl war die erste Verbandsführerin in Bayern, dafür musste sie hart kämpfen. "Als wir mit zwölf Frauen eintraten, sind drei Männer ausgetreten", sagt Erika Riedl. Diese Zeiten sind vorbei, trotzdem sind nur sechs Prozent der Feuerwehrleute Frauen."."

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,Werbe-Kampagne-der-Feuerwehr-erhitzt-Gem%FCter_ar...

Christine Rudolf (SDP, Abgeordnete Baden-Württemberger Landtag)

"(tol). Landesweit hat sich die Zahl der obdachlosen Frauen in den letzten zehn Jahren nach Angaben der SPD-Landtagsabgeordneten Christine Rudolf verdreifacht. Mehr als 1.800 Fälle seien zuletzt in der Statistik erfasst worden, wobei die Dunkelziffer gerade in diesem Bereich erfahrungsgemäß sehr hoch sei. Und die Zahl obdachloser Frauen in Baden-Württemberg steige weiter. Dies werde auch die nächste landesweite Erhebung zeigen, die in der kommenden Woche von der Liga der Freien Wohlfahrtspflege vorgelegt wird.

Immer mehr Frauen gerieten durch familiäre Gewalterfahrungen, Arbeitslosigkeit, Armut und Überschuldung in einen Teufelskreis, der immer häufiger in der Obdachlosigkeit ende. Die von der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgelegte Studie zum so genannten Prekariat komme zu dem Ergebnis, dass in Westdeutschland rund vier Prozent der Bevölkerung einen gesellschaftlichen Abstieg erleben. Auch wenn überwiegend Männer zu diesem "Prekariat" zu zählen seien, belege die Studie einen ernst zu nehmenden gesellschaftlichen Trend, von dem immer mehr Frauen betroffen seien, so Rudolf.

Spezielle Angebote notwendig

Einer der Gründe, weshalb im Vergleich zur Vergangenheit mehr Frauen obdachlos werden, liegt nach Rudolfs Angaben darin, dass Frauen in ihrer Lebenssituation der Gewalt früher ausweichen, als dies noch vor Jahren der Fall war und so in die Obdachlosigkeit geraten. Mehr denn je seien deshalb spezielle Angebote für Frauen in schwierigen Lebenslagen notwendig, und zwar in den Großstädten und in der Fläche, in den kleineren Städten und im ländlichen Raum.

Die Verwaltungsreform im Jahr 2005 brachte nach den Worten von Rudolf für die Wohnungslosenhilfe insgesamt einen herben Einschnitt. Gegen den Rat aller Fachleute seien die beiden Landeswohlfahrtsverbände aufgelöst worden, die bis dahin für die Hilfen für wohnungslose Menschen zuständig waren. Gerade solche Hilfen müssten jedoch bei einem überörtlichen Träger angesiedelt werden, so die einhellige Expertenmeinung, weil ein einzelner Kreis allein kaum bereit und in der Lage sei, angemessene Angebote für diesen schwierig zu versorgenden Personenkreis anzubieten. Mit der Zuständigkeit eines überörtlichen Trägers könne zudem verhindert werden, dass die Verantwortung für Obdachlose zwischen einzelnen Kreisen hin- und hergeschoben werde.

Wechsel der Zuständigkeit war keine gute Idee

Trotzdem habe die Landesregierung mit der Verwaltungsreform wider alle Vernunft diese Aufgabe auf die Stadt- und Landkreise übertragen und nicht auf den neuen Kommunalverband für Jugend und Soziales, der an die Stelle der beiden Landeswohlfahrtsverbände trat. Die Verbände der Wohnungslosenhilfe beklagten seitdem, dass sich das Hilfsangebot für wohnungslose Menschen verschlechtert hat, insbesondere in den Landkreisen.

Mit dem Wechsel der Zuständigkeit für die Obdachlosenhilfe von den überörtlichen zu den örtlichen Trägern würden auch notwendige konzeptionelle Weiterentwicklungen behindert, kritisiert Rudolf. Obdachlose Frauen gingen nicht in Häuser und andere Einrichtungen für Obdachlose, die von Männern dominiert sind, weil sie befürchten, dort Gewalt ausgesetzt zu sein. Rudolf: "Wir brauchen deshalb spezielle Angebote für den wachsenden Kreis obdachloser Frauen." Ein einzelner Kreis habe kein Interesse, solche Angebote allein zu entwickeln, weil er eine Sogwirkung aus anderen Kreisen befürchte.

400.000 Euro gestrichen

Scharfe Kritik übte die SPD-Abgeordnete auch daran, dass die Landesregierung die finanziellen Hilfen für Obdachlose komplett gestrichen hat. Die jährlichen Zuschüsse, die bis 2004 an Einrichtungen der Gefährdetenhilfe in Höhe von 400.000 Euro flossen, seien ersatzlos weggefallen. Zudem habe die Landesregierung die Mittel zur Förderung von Investitionen für Einrichtungen der Gefährdetenhilfe zwar nicht ganz gestrichen, aber doch stark gekürzt.

"Obdachlose werden vertrieben, abgeschoben, das Problem einfach weitergereicht", so Rudolf. Die SPD-Politikerin fordert deshalb die Landesregierung auf, für Einrichtungen der Gefährdetenhilfe wieder Finanzmittel des Landes einzusetzen, um die Not obdachloser Frauen zu lindern. Die Landesregierung müsse sich ihrer Verantwortung für diesen Personenkreis bewusst werden und auch danach handeln."
http://www.cityinfonetz.de/index.php?artikel_id=35619310&PHPSESSID=3e4489d4ed65e7e4384837b

Dagmar Ziegler (Sozialministerin Brandenburg, SPD)

17. Brandenburgische Frauenwoche eröffnet
Ziegler: Defizite bei der Gleichstellung von Frauen und Männern

Potsdam - Für die Gleichstellung von Frauen und Männern in Brandenburg muss nach Ansicht von Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) auch weiterhin gekämpft werden. Nach wie vor gebe es etwa zu wenige Frauen in Führungspositionen, sagte sie am Donnerstag in Potsdam zum Auftakt der 17. Brandenburgischen Frauenwoche. Auch die Anzahl der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sei seit 2003 durch eine Änderung in der Kommunalverfassung von 93 auf 27 Hauptamtliche gesunken.

...

Das Motto der diesjährigen Veranstaltungsreihe lehnt sich an das von der Europäischen Union ausgerufene „Jahr der Chancengleichheit für alle” an. Zu Beginn der Frauenwoche diskutierten am Donnerstag rund 140 Teilnehmer bei einer Fachtagung über die Entwicklung von Strategien zum Abbau von Benachteiligungen. Themen der übrigen Veranstaltungen sind unter anderen Frauen und Arbeit, Gewalt, Familienpolitik und soziale Sicherung.

Ziegler wies darauf hin, dass Deutschland mit seinen großen Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern in der Europäischen Union „einen Platz im letzten Rang” einnehme. Sie sprach außerdem von Plänen, in Brandenburg eine Liste mit Namen von Frauen zu erstellen, die an Arbeitsplätzen in Führungspositionen interessiert sind. So könnten Posten schneller besetzt werden. Ihr Ministerium habe die Arbeit von Verbänden zum Thema Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr mit 478 000 Euro unterstützt.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10881489/2242247/

Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD)

Für eine Ministerin mit ihrer Regierungserfahrung ist es deshalb auch unwesentlich, ob ihr Chef ein Mann oder eine Frau ist: Mit Gerhard Schröder habe sie "gut kooperieren können", erinnert sie sich, und sich notfalls auch zur Wehr gesetzt. Auch die Zusammenarbeit mit Kanzlerin Angela Merkel nennt sie "gut"."
Und: Dass vor allem auch die besondere Betroffenheit von Frauen durch Aids endlich so zurückgedrängt wird,
dass wir alles dazu tun, den Frauen den Rücken zu stärken." "
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6138194_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html

Bettina Stadlbauer (SPÖ)

Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Wien . Die Gewalt gegen Frauen in Österreich steigt. Jahr für Jahr flüchten mehr Betroffene in Frauenhäuser. Derzeit gibt es bundesweit 28 Einrichtungen mit 600 Plätzen. "Das sind laut EU-Parlament 200 zu wenig", sagt SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Bettina Stadlbauer. Was den Opferschutz betrifft, sei die Situation in letzter Zeit zwar verbessert worden, dennoch gebe es noch viel zu tun.
Die Folgekosten aus Gewalt gegen Frauen belaufen sich pro Jahr auf 78 Millionen Euro. Geld, das man sinnvoller präventiv einsetzen sollte. Zum Ausbau des Opferschutzes will die SPÖ im Falle einer künftigen Regierungsbeteiligung die Geltungsdauer der Einstweiligen Verfügung auf Wegweisung von drei auf sechs Monate ausweiten. Weiters müsse die Regelung auch für ehemalige Lebensgefährten, die nicht im gemeinsamen Haushalt leben, gelten. Ausbau von Interventionsstellen und laufende Evaluierung des Anti-Stalking-Gesetzes sind weitere Forderungen.
Kritik am neuen Opferschutzgesetz kommt von Udo Jesionek, Präsident der Opfer-Hilfsorganisation "Weißer Ring". Im ORF"Morgenjournal" hatte er darauf hingewiesen, dass das Gesetz zu kompliziert für die Betroffenen sei. Die Zuständigkeit von vier Ministerien schaffe zusätzlich Verwirrung, sodass die Hauptaufgabe von Opferschutzorganisationen momentan sei, die Betroffenen durch die Wirren der Ministerien zu begleiten.

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=246114

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