Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Grundsatzfehler

Realo, Tuesday, 18.01.2011, 21:14 (vor 4818 Tagen) @ Narrowitsch

Immerhin: Den wechselseitigen Zusammenhang zwischen Individuum und
Gemeinwesen erkennst Du.In der Tat: wenn der größere Teil des
Gemeinwesens die falsche Wahl trifft, leiden auch jene darunter, die die
richtige Wahl getroffen haben. Das ist bedauerlich.

Das ist nicht bedauerlich, sondern ein Wesensmerkmal von Mehrheitsentscheiden. Daran ist nichts auszusetzen. Es gibt allerdings unzulässige Mehrheitsentscheide. Das ist z.B. dann der Fall, wenn eine Mehrheit beschliesst, eine Minderheit auszumerzen. Oder auch sie rechtlich zu benachteiligen.

Fast so bedauerlich,
wie die Infragestellung des individuellen Rechts auf Wahlen verschiedenster
Art.

Warum? Wieso sollte es bedauerlich sein, "dieser Politiker ist mir nicht bekannt"-Frauenzeitschrift-Gebildeten dieses Recht nicht zuzugestehen, und solchen, die für ihren Lebensunterhalt selbst nicht sorgen können geschweige denn zum Gemeinwesen etwas beizutragen?
Es war hier schon die Rede von Kriegseinsätzen. Bist du wirklich der Meinung, dass Frauen oder von Frauen gewählte Personen über Kriegseinsätze von Leuten entscheiden sollten, die zu diesem Dienst gezwungen werden? Bist du wirklich der Meinung, dass auf die Fürsorge der Gemeinschaft Angewiesene mitentscheiden sollten, wer diese Gemeinschaft anführt? Und dabei den hohlen Phrasen und leeren Versprechungen etwa der Linkspartei auf den Leim gehen?

Freilich mag man trefflich über Demokratie streiten und die
Wiedereinführung der Monarchie debattieren. Oder besser: über die
Segnungen der diktatorischer Regime.

Darum geht es nicht. Es geht darum, welche Basis und Legitimation eine demokratische Ordnung haben sollte. Es ist ja auch jetzt keineswegs so, dass jeder wählen darf. Als siebzehnjähriger darfst du nicht, vor einigen Jahren auch als zwanzigjähriger nicht. Als Auslaender darfst du auch nicht. Ohne dass der Ausschluss so vieler Menschen vom Wahlrecht je als illegitim angeprangert wurde (gut, in jüngster Zeit gibt es da Bestrebungen).
Warum soll es dann so ungeheuerlich sein, Frauen auszuschliessen, die nachweislich kaum politisches Interesse und Wissen haben, auch 90 Jahre nach Einführung ihres Wahlrechts nicht?

Vielleicht nicht verkehrt. Womöglich ist sie falsch, also keine.

Genau. Aber WARUM? Wie kommt es denn dazu, obwohl doch (fast) jeder volljährige Staatsbürger wählen darf?

Was hat Frauenwahlrecht mit Proporz zu tun?

Frauen sind proportional zu ihrem Anteil an einer Bevölkerung unter den Stimmen vertreten. Willst du mich veralbern?

Das Wesen von freien Wahlen
besteht im offenen Ausgang.

Das ist eindeutig falsch. Es gäbe keine freien Wahlen, wenn das stimmen würde. Tucholski hat das einmal so gesagt, Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten. Warum ändern sie nichts, obwohl doch das Individuum in seiner Stimmabgabe völlig frei ist? Gibt es etwas Überindividuelles, das da wirkt?

Was Du vermutest, entspricht dümmlichen
feministischen Spekulationen. Sie setzten schon vor 100 Jahren darauf, dass
Frauenwahlrecht wegen demografischer Gegebenheiten zur Frauenherrschaft
führen muss. Schau Dir einfach mal die Zusammensetzung der Reichstage in
den goldenen, in den frauenrechtlerischen 20iger Jahren an. Nur mal so. Um
zu verstehen, was Du da von Dir gibst:

Du gibst dir viel Mühe, Aussagen zu widerlegen, die ich nicht getätigt habe und du mir nur in den Mund gelegt hast. Frauen haben keinen Vorteil davon, Frauen zu wählen. Von Männern werden sie besser behandelt. Frauen haben aber auch wenig Neigung, andere Frauen zu wählen, was mit ihrer chronischen Missgunst anderen Frauen gegenüber zusammenhängt. Zum dritten trauen Frauen anderen Frauen (zu Recht) auch wenig zu, was Führung angeht. Sie wissen ja selbst am besten, wie Frauen ticken - anders als Männer.

Lächerlich. Quoten beseitigen allgemeine, gleiche und freie Wahlen.
Deshalb kommen Quoten nicht per Wahl zum Tragen, sondern per Dekret. Und
zwar von einem Parlament, welches das GG nicht ernst nimmt und in dem die
Fraktion der Nichtwähler fehlt. Ein bisschen kompliziert, gelle?

Tut mir leid für dich. Für mich eigentlich nicht so, ich habe da wenig Probleme.
Nun ist es ja so, dass es hier früher einmal freie, gleiche und geheime Wahlen gab. Die so demokratisch legitimierten Institutionen haben dann Quoten eingeführt und die Gleichheit beim passiven Wahlrecht abgeschafft. Die Demokratie neigt also unter bestimmten Bedingungen dazu, sich selbst sukzessive abzuschaffen, stimmts? Und eine dieser Bedingungen ist das Frauenwahlrecht. Eine weitere ist die Unabhängigkeit des aktiven Wahlrechts von einem Beitrag (Wehrdienst, Steuern) zum Gemeinwesen.
Aber das ist jetzt vielleicht wirklich ein bischen zu kompliziert?


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