Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Liste Lila Pudel 21-30 (Projekte)

Oberkellner, Sunday, 24.06.2012, 19:41 (vor 4295 Tagen) @ Oberkellner

LP 21 Daniel Seger (LI), Präsident von FLAY,
Schwule und Lesben Liechtenstein und Rheintal

«Zwischen dem Frauenstimmrecht
und dem Partnerschaftsgesetz gibt es
einige Parallelen. Es benötigte mehrere Anläufe,
bis das Gesetz in Kraft trat.
Liechtenstein war das letzte deutschsprachige
Land, welches 1984 (nach
zwei ablehnenden Volksabstimmungen)
das Frauenstimmrecht einführte.
Seither hat sich viel getan. Mittlerweile
sind Frauen im Berufsalltag (Regierung,
Landtag, Führungspositionen)
vertreten und werden nicht mehr
«nur> als Hausfrau und Mutter gesehen.
Mittlerweile gibt es – wenn auch
wenige – Männer, die zu Hause bleiben
und sich um die Kinder und den
Haushalt kümmern. Ob eine gänzliche
Gleichstellung bereits vorliegt,
wage ich zu bezweifeln. Denn noch
immer werden Frauen, wenn nicht direkt,
dann doch indirekt benachteiligt
(Anstellung, Lohn, etc.).
http://www.maennerfragen.li/fileadmin/user_upload/pdf/Vaterland_20110308__Die_Zukunft_ist_weiblich_.pdf

LP 22 Alberto Alesina (ITA), geboren 1957 in Italien, Wirtschaftswissenschaftler, lebt in den USA - aalesina@harvard.edu

Eine Formel für die Gleichberechtigung
Wie könnten mehr Frauen Karriere machen? Zwei Wissenschaftler behaupten, ein Rezept gefunden zu haben: Steuersenkungen - aber nur für Frauen
Wenn man heute, nach knapp vierzig Jahren Feminismus, den vom Familienministerium herausge-gebenen Gender-Report durchliest, ist das eine desillusionierende Lektüre: Noch immer, heißt es in dem 800 Seiten starken Werk, finden sich kaum Frauen in den Führungspositionen der Wirtschaft; noch immer verdienen sie rund zwanzig Prozent weniger als Männer, obwohl der Grundsatz „Glei-cher Lohn für gleiche Arbeit“ rechtlich verankert ist. Ihre Erwerbsquote, heißt es, liege heute zwar bei 66 Prozent. Aber der Eindruck, dies sei viel, relativiere sich, wenn man bedenke, dass viele Frauen Teilzeit oder in 400-Euro-Jobs arbeiten. Es scheint, als hätten alle Mühen, Frauen zu fördern, nicht viel gebracht.
Während Deutschland im vergangenen Herbst noch über Eva Hermans Vorschlag diskutierte, dass die Frauen zurück an den Herd sollen, trafen sich auf einer Party in Boston zwei alte Studienfreunde wieder, beide Italiener, beide mittlerweile angesehene Wirtschaftswissenschaftler. Sie glauben, an jenem Abend eine Idee gefunden zu haben, mit der sich das Versprechen auf Gleichberechtigung radikal einlösen ließe. Beim Wein berichtete Andrea Ichino, der in Bologna lehrt, von einer Studie, mit der er belegen könne, dass Frauen auf der Arbeit öfter fehlen. Ichino erklärte, dass es viele Gründe dafür gebe, Krankheiten der Kinder oder Elternsprechtage, es seien Wettbewerbsnachteile, sagte er, die man dringend kompensieren müsse, und Alberto Alesina, der in Harvard lehrt, brachte eine Idee ins Spiel, die schon seit Längerem in der wissenschaftlichen Welt kursiert.

Wenn man die Situation der Frauen verbessern wolle, sagte Alesina, müsse man ihre Lohnsteuer senken. Dies habe einen doppelten Effekt. Zum einen hätten die Frauen einen größeren Anreiz, sich um eine Stelle zu bewerben, weil ihre Nettolöhne stiegen. Außerdem würde es für Unternehmen reizvoller, Frauen anzustellen, weil ihre Bruttolöhne etwas sinken könnten. Der Wettbewerbsnach-teil, den die Frauen bislang auf dem Arbeitsmarkt hätten, sagte Alesina, wäre dadurch kompensiert. Sie kosteten weniger, und sie verdienten mehr; und damit der Staat keine Verluste mache, müsste im Gegenzug die Lohnsteuer der Männer ein kleines bisschen steigen.
Ichino und Alesina waren angefixt von der Idee, das Ziel der Gleichheit über den Weg der Un-gleichheit zu erreichen. Sie schickten E-Mails hin und her, sie rechneten und fanden heraus, dass sich die Lohnsteuer für Frauen in Italien um mehr als dreißig Prozent senken ließe, wenn man die der Männer um ein Prozent erhöhte. In Norwegen, wo mehr Frauen arbeiten, könnte sie um zehn Prozent sinken, Deutschland würde irgendwo dazwischen liegen. Die beiden Professoren zeigten die Ergebnisse ihren Studenten, und als sie sicher waren, dass es funktionieren würde, schrieben sie einen Aufsatz und publizierten ihn zu Hause in der Wirtschaftszeitung Il sole 24 ore. Das war im März. Und seitdem diskutiert die Welt ihre Idee.
An einem sonnigen Frühsommertag sitzen die beiden Wissenschaftler in einem schmucklosen Raum des Mailänder Innocenzo Gasparini Institute for Economic Research. Sie sind wegen einer Konferenz in der Stadt, und jetzt klappen sie ihre Laptops auf und klicken all die Hassmails an, die sie in den letzten Wochen erhalten haben. Sie scrollen sich durch endlose Tiraden, durch wüste Be-schimpfungen. „Hier“, sagt Alesina feixend, „die gefällt mir gut.“ Er öffnet einen Brief, in dem ein Amerikaner schreibt, wie lächerlich er ihren Vorschlag finde, wie frauenfeindlich, und wenig später zeigt Ichino schmunzelnd einen zweiten, in dem ein Mann namens Vincenzo Visco genau der ge-genteiligen Meinung ist. Visco ist der stellvertretende Wirtschaftsminister Italiens, und er schreibt, dass sie mit ihrem Vorschlag die gesamte Männerwelt verärgern würden.
Alesina ist jetzt 50, Ichino zwei Jahre jünger. Sie wirken stolz wie Kinder, denen ein Streich gelun-gen ist. Am Morgen haben sie sich getroffen, um dem stellvertretenden Wirtschaftsminister einen Antwortbrief zu schreiben. Sie wollen ihm erklären, dass sein eigenes Gesetz, das frauenfreundliche Unternehmen mit Regierungsgeldern ausstattet, der falsche Weg ist. Es koste nur, sagt Alesina, es sei nicht effizient.
Warum? „Wenn Sie Unternehmen dazu kriegen wollen, etwas Bestimmtes zu tun, erreichen Sie das kaum mit Subventionen, sondern indem Sie das Unerwünschte teurer machen. Wenn Sie nicht wol-len, dass leere Flugzeuge die Atmosphäre verpesten, erheben Sie eine Steuer auf Kerosin. Wenn Sie wollen, dass mehr Frauen arbeiten, dann zwingen Sie die Unternehmen, Männern ein höheres Gehalt zu zahlen.“
Was sagt denn Ihre Frau zu der Idee? Ichino schweigt. Dann lächelt er und sagt: „Neulich hat sie mich besorgt gefragt, ob sie dann mehr arbeiten müsse. Sie ist Forscherin wie ich, und wenn die Lohnsteuer tatsächlich so weit sinken würde, dann wäre sie die Hauptverdienerin bei uns. Dann müssten wir uns unterhalten, ob ich mehr Zeit mit unseren vier Kindern verbringen würde. Aber das ist ein Effekt, den wir mit unserer Idee beabsichtigten – nicht nur in Italien, wo sich die Frauen im-mer noch sehr oft nur um die Kinder und die Pasta kümmern.“Ist Ihre Idee auch etwas für Deutsch-land? „Ich wüsste nicht“, sagt Ichino, „was dagegen sprechen sollte.“

In der Kantine des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin-Dahlem sitzt Katharina Wrohlich. Vor ihr liegen das Papier der beiden Professoren und ihre eigene Dissertation, die den Titel trägt: Eine empirische Beurteilung familienpolitischer Reformen in Deutschland. Sie tippt auf die Autorenzeile des Artikels aus Italien und sagt: „Die beiden sind Koryphäen. Unumstritten in ihrem Fach. Mich hingegen kennt ja niemand.“ Katharina Wrohlich hat gerade ihre Doktorarbeit abgegeben, sie verdient BAT IIa, das Gleiche wie ihre männlichen Kollegen. Im Sommer wird sie 30. Es gibt in der deutschen Wissenschaft wohl kaum jemanden, der sich mit der Frage, wie man durch Steuerpolitik mehr Frauen in Arbeit bekommt, so gut auskennt wie sie. Den Artikel der bei-den Professoren aus Italien hat sie gelesen, damals in der Financial Times. Sie mochte die Idee gleich. Sie sagt: „Ihr Reiz liegt in der Radikalität.“
Dann zeichnet sie Kurven auf Schmierpapier und erklärt, weshalb die Idee ihrer Meinung nach so gut ist. Sie entspräche, sagt sie, einem alten Grundsatz der Finanzwissenschaft, im Jahr 1927 von einem Briten namens Frank P. Ramsey aufgestellt: Besteuere flexible Menschen oder Güter geringer als unflexible! Flexibel bedeutet hier, dass sie sich stark von der Steuer beeinflussen lassen. Männer sind wenig flexibel: Sie arbeiten Vollzeit, ziemlich unabhängig davon, wie hoch ihre Arbeit besteuert wird. Frauen hingegen sind flexibel: Sie machen ihre Berufstätigkeit oft davon abhängig, ob von dem, was sie erarbeiten, netto genügend übrig bleibt (weil sie zum Beispiel den eigenen Verdienst gegen die Kosten der Kinderbetreuung abwägen). Wenn der Staat diese flexiblen Men-schen niedriger besteuert als die wenig flexiblen, dann bringt er weniger Menschen davon ab, das zu tun, was sie auch ohne Steuern täten. So wird der gesamtwirtschaftliche Nutzen vergrößert. Ka-tharina Wrohlich legt ihren Stift beiseite: „Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz ist die Idee abso-lut richtig.“ Sie überlegt eine Weile, das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht, und dann sagt sie: „Ob sich das Ganze politisch durchsetzen lässt? Das glaube ich nicht.“
Wenn man im politischen Berlin nachfragt, was von der Idee zu halten ist, dann stößt man auf Skepsis. Ein Sprecher des Finanzministers schreibt auf die Bitte um einen Interviewtermin: „Eine Gestaltung wie dargestellt wird nicht erwogen, daher macht es für uns auch keinen Sinn, hier näher einzusteigen.“ Die Politikerinnen Hildegard Müller (CDU), Christine Scheel (Grüne), Barbara Höll (PDS) und Silvana Koch-Mehrin (FDP) geben der Idee keine Chance. Fast alle Gespräche nehmen einen ähnlichen Verlauf: Erst bekunden die Frauen Sympathie für den Vorschlag der Italiener, spre-chen von dessen Witz oder Charme – dann aber sagen sie sehr bestimmt, dass er leider untragbar sei. Dabei hatten die Professoren ihren Artikel doch mit der Hoffnung begonnen, die Idee werde Verfechtern des freien Marktes ebenso gut gefallen wie denen eines eingreifenden Staates. In Deutschland ist das Gegenteil der Fall.
Paul Kirchhof, längst wieder hauptberuflich Professor für Steuerrecht in Heidelberg, stört der büro-kratische Aufwand, den die Idee mit sich bringen würde: „Das Steuerrecht ist gegenwärtig wegen einer Vielzahl von Vergünstigungen und Ausnahmen unübersichtlich geworden, kann deshalb in seinen Rechtsprinzipien nicht mehr verstanden werden. Aus diesem Grund sollte der Gesetzgeber von jeder weiteren Steuervergünstigung absehen.“ Ähnlich argumentiert Hildegard Müller. Sie be-fürchtet zudem, dass die Ungleichheit festgeschrieben würde, wenn man sich auf niedrigere Steuern für Frauen einließe, statt an ihren Ursachen zu arbeiten. Silvana Koch-Mehrin sagt: „Wir müssen stattdessen Anreize schaffen, dass sich die Männer endlich ändern.“
Die Gefahr sei, sagt die Unternehmensberaterin Gertrud Höhler, dass die Frauensteuer eine „positi-ve Diskriminierung“ erzeuge. Den Staat als Hilfe zu haben, schwäche das Selbstbewusstsein der Frauen, statt es zu stärken. Außerdem, ergänzt die Schriftstellerin Thea Dorn: Wer garantiert, dass der Arbeitgeber den Lohn nicht in gleichem Maße herabsetzt, wie die Steuer sinkt? Sodass den Frauen kein Vorteil bleibt, sondern ausschließlich der Wirtschaft. Christine Scheel, die Finanzex-pertin der Grünen, glaubt: „Wenn Frauen weniger brutto verdienen, bekommen sie später weniger Rente.“
Und schließlich hört man immer wieder jenes Argument, das Hildegard Müller das entscheidende nennt: Die Idee sei nicht vereinbar mit Artikel 3 des Grundgesetzes, dem Gleichheitsgrundsatz, und auch nicht mit dem Diskriminierungsverbot der EU. Jeder Mann könnte gegen ein solches Steuer-gesetz klagen – und hätte vermutlich Erfolg.

Vielleicht muss man ein bisschen außen stehen, so wie Gertrud Höhler, um der Idee etwas abzuge-winnen. „Was mir an ihr gefällt“, sagt Gertrud Höhler, „ist der Gedanke, dass Frauen einen Bonus dafür kriegen, dass sie die Kinder auf die Welt bringen und sich viel öfter um sie kümmern.“
Es ist nicht leicht zu sagen, woher die Bedenken der Politik kommen. Ob es am Inhalt des Vor-schlags liegt oder daran, dass es nach der vollzogenen Hartz- und der verhinderten Kirchhof-Reform einen Überdruss an radikalen Ideen gibt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich niemand traut, eine Idee zu unterstützen, die noch nicht durch hundert Gremien gewandert ist. Es scheint, sagen Alesina und Ichino, als sei es wie immer: Mit einem neuen, ungewohnten Vorschlag stifte man erst mal Verwirrung, die Menschen fühlten sich überfordert und persönlich angegriffen, ganz gleich, zu welchem Lager sie gehören.
Wenn man sie auf die Gefahr von Dumpinglöhnen anspricht, dann wiegeln sie ab. „Mag sein“, sagt Ichino, „dass die Unternehmen nach unserer Reform erst mal die Löhne drücken werden, aber sie haben diese Chance nur für einen Augenblick. Ich gehe davon aus, dass andere Unternehmen in dieser Situation gute Geschäfte wittern. Sie drängen in den Markt. Deshalb würden mit der Nach-frage nach Arbeitskräften auf lange Sicht auch die Löhne wieder steigen.“ In Deutschland fürchtet man, dass es vor allem in den Steuerämtern neue Arbeitsplätze geben würde. „Aber es ist ein denk-bar einfaches System. Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist, ein Steuersystem wie das deutsche oder italienische noch schwieriger zu machen.“
Wie soll das gehen, Diskriminierung abzuschaffen, wenn man sie gleichzeitig in einem Steuergesetz zementiert? „Sehen Sie es doch mal so: Die Gleichheit mag in den Gesetzestexten existieren, aber jenseits dieser Bücher existiert sie nicht. Um Frauen zu helfen, denkt der Staat sich Dinge aus, führt Quoten ein, schafft Kindertagesstätten, fördert Firmen, wenn sie Frauen einstellen. Aber was macht das für einen Unterschied? Ist ein Staat, der diese Dinge tut, weniger diskriminierend? Behandelt er etwa die Frauen gleich? Für mich sieht es so aus, als würde auch der Staat versuchen, Ungleichhei-ten auszubalancieren, indem er neue Ungleichheiten schafft. Anders ausgedrückt: Es ist dasselbe Ziel, das wir verfolgen, aber wir glauben, es über einen anderen Weg zu finden, und dieser Weg scheint mir verfassungsrechtlich so vertretbar wie die anderen Wege auch.“ Hatten Sie an Ihrem Vorschlag niemals Zweifel? „Anfangs ja. Es waren Zweifel, wie man sie immer hat als Wissen-schaftler. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir.“
In Berlin-Dahlem entdeckt die junge Wissenschaftlerin Katharina Wrohlich am Ende des Gesprächs bei aller Zustimmung zur Theorie noch ein praktisches Problem: Was kommt nach der Steuer für die Frau, wenn man feststellt, dass bestimmte Gruppen weniger oft Karriere machen? Die Steuer für Muslime? Für Behinderte? Für Dicke? „Vielleicht“, sagt sie, „muss man gar nicht so weit gehen wie die beiden Professoren. Vielleicht genügt in Deutschland schon ein erster Schritt: Wir schaffen das Ehegattensplitting ab.“
Sie betont das Wort Ehegattensplitting verächtlich, was ihr in ihrem leichten Wiener Akzent beson-ders gut gelingt. Das Ehegattensplitting, dieses deutsche Unikum: Es besagt, dass Ehepartner je-weils den Steuersatz bezahlen, der für das zwischen beiden gemittelte Einkommen fällig würde. Die Folge: Meistens zahlen Frauen – weil sie weniger verdienen – mehr Steuern, als sie müssten, wären sie nicht verheiratet. Der Mann spart hingegen Steuern. Vor allem aber spart das Paar, und zwar je mehr, desto größer der Einkommensunterschied zwischen beiden ist. Das Splitting führt dazu, dass sich die Rollen häufig wie gehabt verteilen.
Katharina Wrohlich hat in ihrer Doktorarbeit herausgefunden, dass in Deutschland rund 400000 verheiratete Frauen mehr arbeiten würden, wenn sie allein besteuert würden statt im Ehegattensplit-ting. Die Frauenerwerbsquote stiege um knapp fünf Prozentpunkte. Auf die Idee, das auszurechnen, kam sie durch den Vorschlag der Grünen, die, als sie 2002 mit der SPD über die Koalition verhan-delten, das Ende des Splittings forderten.
Fünf Jahre nach diesen Verhandlungen sitzt Christine Scheel, die Steuerexpertin der Grünen, in einem Berliner Café. Noch immer scheint sie enttäuscht darüber, dass sie sich damals nicht durch-gesetzt hat. „Damals war jeder in der SPD, der verheiratet war, aus einem Reflex heraus gegen un-seren Vorschlag. So als garantiere das Splitting den Schutz der Ehe. Dabei hält es vor allem die Frauen davon ab zu arbeiten.“ Den Vorschlag aus Italien findet sie schlecht. Aber vielleicht, sinniert sie, ist es gut, wenn darüber diskutiert wird: weil so eine andere Idee, die vormals unterlag, wieder zur Sprache kommt.
Vielleicht haben manche revolutionäre Ideen ihren Sinn einfach nur darin, dass Ideen, die noch vor ein paar Jahren zu revolutionär erschienen, langsam ihren Schrecken verlieren.
http://www.zeit.de/2007/23/Gleichberechtigung/seite-4

Women have a more elastic labour supply than men. By the Ramsey principle of optimal taxation (that taxes should be lightest on goods that are more price-elastic) familiar to any first-year graduate student of public finance, women’s labour income should be taxed less.
(Illutration: Jayachandran/Mint)
But the issue is far from settled. In particular, the critical question is why women have a more elastic labour supply, how would that change with gender-based taxation and what would be its effect on the organization of the family.
In modern Western societies (and elsewhere), differences in labour supply behaviour of men and women are not rooted only in the functioning of markets and firms but originate within the family. For historical and cultural reasons, the relative bargaining power of spouses is still such that men can get away with a lower share of unpleasant home duties. Hence, they can participate more in the market, exercise more effort and earn more than their spouses. The avoidance of family chores allows men to engage in careers that offer “upside potential” in terms of wages and promotions. For women, it is the opposite: The division of duties at home forces them to work more for the wage, even if low, than for their intrinsic interest in the specific job. As a result, men are less sensitive to changes in their compensation since they derive more intrinsic expected pleasure from careers and market activity relative to women. Even when a job is just a job and not a career, a man may find it socially unacceptable to stay home as a “househusband” and continue to work even if his salary is lowered, unlike a women who may choose to abandon the labour force if salaries are not high enough to compensate for, say, the cost of household help, childcare and care for the elderly. This family-induced gender difference in access to labour market opportunities is the reason behind the difference in labour supply participation rates and elasticities of men and women.
If society values labour market participation and welfare of women as much as that of men, then the current arrangement can change only if the allocation of home duties becomes more balanced.
Gender-based taxation induces a more balanced allocation of home duties because it increases the implicit bar-gaining power of women within the marriage by improving their outside option. Despite the change in bargain-ing power, if family members share enough of their market earnings, gender-based taxation could even be welfare-improving for both spouses. And in the long run it will induce a more balanced participation of men and women in the market, both in term, of levels and elasticities. Currently, women and men work exactly the same amount, but women more at home and men more in the market in all countries for which data are available.
Several issues remain open. Women could have a comparative advantage in home duties, but with the excep-tion of childcare when children are young, it is unclear in what sense women should be better than men at washing dishes except for ingrained cultural values. We are not psychologists, but we postulate that absent fathers and overbearing mothers may not be the optimal arrangement for children! A second issue is whether to apply gender-based taxation only to married women or to singles as well. The first approach is more con-sistent with the theory, but it would affect incentives to marry and divorce in ways that may or may not be desirable. Third, one would need to study carefully the redistributive implication of gender-based taxation. However, we should remember that redistributive goals can be reached by different level of progressivity of tax schedules.
Gender-based taxation is not the only gender policy that can achieve a more balanced allocation of home du-ties. But it has been surprisingly neglected as one of the possible options on the table together with more “tra-ditional” (but not less “distortionary”) candidates like affirmative action, hiring and promotion quotas, imposition of equal pre- tax salaries by gender, publicly supported family services (such as facilities for children and the elderly), and parental leave policies. Note that gender-based taxation would really go to the root of the problem by inducing a more equitable allocation of household duties between husband and wife. Subsidized services to families would not induce any cultural change in that direction, but simply help women performing certain tasks, which would still remain a “woman’s job”, while men would still get away without involvement in home duties.
Gender-based taxation could easily be superior to these alternative policies: In addition to achieving social and gender-based goals, gender-based taxation reduces tax distortions! Moreover, it accords with the basic eco-nomic principle that, if some imperfection needs to be corrected, society should prefer to correct “prices” (such as the tax rate) in order to induce agents to internalize externalities, rather than interfere with “quantities” (such as affirmative action or quotas), which would prevent the possibility to equalize marginal costs and bene-fits. By the same token, for instance, in international trade a sort of “folk theorem” states that tariffs are supe-rior to import quotas as a trade policy. Taxing polluting activities is generally considered superior to controlling them with quantitative restriction. It is difficult to think of a case in which gender-based taxation should cause larger distortions than the alternative policies, even without considering the efficiency gains derived from the Ramsey principle, a benefit exclusive to our tax proposal. On these grounds, we argue that there are good rea-sons to seriously consider gender-based taxation.
Alberto Alesina and Loukas Karabarounis are at Harvard University. Andrea Ichino is with the University of Bo-logna. This article has been republished with permission from VoxEU.org. Comments are welcome at their-view@livemint.com

http://www.livemint.com/2008/01/10232012/The-Y-chromosome-tax-policy.html

LP 23 Andrea Ichino (ITA), geboren 1959 in Italien, Wirtschaftswissenschaftler – an-drea.ichino@unibo.it
Siehe LP 22

LP 24 Prof. Horst Hameister (Oberarzt Humangenetik Universität Ulm) – horst.hameister@medizin.uni-ulm.de

Frauen sind verantwortlich für die menschliche Intelligenz - so kann man die Ergebnisse der Arbeit von Horst Hameister zusammenfassen. Surfmed News erklärt die Hintergründe.

Die menschliche Intelligenz ist sehr komplex. Viele Faktoren, sowohl Gene als auch äußere Ein-flüsse sind an der Intelligenzentwicklung beteiligt.

Das X-Chromosom
Durch Rückschlüsse bei Intelligenzdefiziten können die Genetiker auf Fehlfunktionen der verant-wortlichen Gene schließen. Das, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, mehr Männer geistig behin-dert sind, ist seit über 100 Jahren gut belegt. Diese Erkenntnis legt die Vermutung nahe, dass sehr viele Intelligenzgene auf dem X-Chromosom (weibliches Geschlechtschromosom) liegen.
Horst Hameister ist geschäftsführender Oberarzt der Abteilung Humangenetik der Universität Ulm. Mit seiner Arbeitsgruppe ging er dieser Vermutung nach. Bei der Analyse genetischer Daten ver-glich er das X-Chromosom mit Nicht-Geschlechtschromosomen. Dabei entdeckte er auf dem X-Chromosom dreimal mehr Intelligenzgene.

Intelligenz und Evolution
Um zu erklären, was dieses Ergebnis bedeutet greift Hameister zur Evolution. Das auf dem X-Chromosom Gene liegen, die für die Entwicklung jeder einzelnen Tierart verantwortlich sind, ist seit langem bekannt. Die geistigen Fähigkeiten der Menschen gelten als ihr besonderes Merkmal, so Hameister. Seit Darwin ist bekannt, dass für die Entwicklung einer neuen Spezies neben vielen an-deren Faktoren insbesondere die Partnerwahl eine entscheidende Rolle spielt. Dabei wählt generell das Weibchen seine Partner aus. Das trifft, erklärt der Ulmer Genetiker, allen Vorurteilen zum Trotz auch für den Menschen zu.

Sex und Natur
Unter sexueller Selektion verstehen die Wissenschaftler die weibliche Auswahl der Männchen ent-sprechend ihrer besonderen Merkmale und Fähigkeiten. Diesem Umstand verdanken wir die unge-heure Vielfalt und Schönheit der Natur, beispielsweise der Pfauen Schweif oder der Gesang der Nachtigall. Ergänzend dazu steht die natürliche Selektion durch die Umwelt und spontane geneti-sche Veränderungen. "Unter dem Diktat allein der natürlichen Selektion wäre die Welt inzwischen wahrscheinlich nur noch von grauen, fetten Ratten bevölkert", vermutet Hameister.
Während es im Tierreich keinen direkten Zusammenhang zwischen natürlicher und sexueller Selek-tion gibt, nutzt der Mensch hier einen entscheidenden Vorteil. "Mit einer überragend ausgebildeten Intelligenz gelingt es nicht nur, für viele Frauen attraktiv zu sein und mit ihnen Nachkommen zu zeugen; dieselben Gene verleihen auch im Überlebens- respektive im täglichen Existenzkampf Er-folg," erläutert Hameister. Somit ergänzen sich beim Menschen beide evolutionären Kräfte, so der Forscher und beschleunigen die Intelligenzentwicklung.

Nicht ohne Frauen
Delikat findet der Wissenschaftler, dass diese Entwicklung ausschließlich von den speziellen Wün-schen und Erwartungen der Frauen abhängt. Auf dem Y-Chromosom (männliches Geschlechts-chromosom) konnten die Wissenschaftler bisher kein Gen ausmachen, das für die Entwicklung von Intelligenz relevant ist.
Verteilt sich die Intelligenz bei Frauen entsprechend der so genannten Gauß’schen Glocke (Nor-malverteilung), gibt es bei Männern sehr viel mehr Extremfälle. Daraus resultiert der größere Anteil von Männern im sehr niedrigen Intelligenzbereich und auf der anderen Seite der höhere Anteil von Männern im Bereich des hohen Intelligenzquotienten. Dieser Umstand erklärt sich dadurch, dass Männer neben ihrem Y-Chromosom noch ein X-Chromosom haben. Hat ein Mann auf seinem X eine einzige besonders günstige Anordnung von Intelligenzgenen befähigt ihn das zu außergewöhn-lichen Intelligenzleistungen – allerdings nur mit entsprechender Förderung durch die Eltern.
Männer tragen also ein höheres Risiko schwach begabt oder aber hoch intelligent zu sein, resümiert Hameister.

Manipulation
Die Angst vor Genmanipulationen hält er in diesem Zusammenhang allerdings für nicht begründet. Vielmehr vermutet er, dass Patienten, die durch einem definierten Gendefekt geistig retardiert sind, in Zukunft gentherapeutisch geholfen werden kann. Allerdings hält er es nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand für nicht vorstellbar durch Genmanipulation die allgemeine geistige Leistungsfä-higkeit eines werdenden Kindes zu beeinflussen.

http://www.medizinredaktion.com/intelligenz.htm

LP 25 Romano Prodi (ITA), geboren 1939, ehemaliger italienischer Ministerpräsident und ehem. Vorsitzender der EU-Kommission

„Ich habe eine Frauenquote von 30% vorgeschlagen und das muss man machen…wenn wir keine Quoten einführen, werden wir eine angemessene Vertretung nicht erreichen…ihre Er-fahrung und ihre Fähigkeiten können sie dann einbringen, die jener der Männer weit überle-gen sind und deren Fähigkeiten komplettieren…“

http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-prima-parte/a2335ce0-b3b7-11da-b58f-0003ba99c667
http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-seconda-parte/e738e84c-b3f2-11da-a267-0003ba99c667 (ab -22.00 min/countdown)
http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-terza-parte/fd94c1a6-b3f2-11da-a267-0003ba99c667

LP 26 Fritz Kuhn (Grüne), geboren 1955 in Bad Mergentheim (BW), von 2005 bis 2009 Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion

Sehr geehrter Herr Schmitz,
ich kann Ihre Wahrnehmung zunehmender systematischer
Männerdiskriminierung nicht nachvollziehen, Ihre Beispiele zumeist auch
nicht. Am ehesten gelingt mir dies noch bei der Wehrpflicht. Sie ist aus heutiger Sicht strukturell eine Benachteiligung junger Männer. Wir sind - nicht nur deshalb - für die Abschaffung der Wehrpflicht und Umwandlugn der Bundeswehr zu einer Freiwilligenberufsarmee. Dass wir dafür bislang noch nicht die nötige verfassungsändernde Zweidrittel-Merheit im Parlament erreicht haben, kann man uns ja wohl aber ernsthaft nicht vorwerfen. Wir streiten und werben weiter dafür, aber zaubern gehört nicht zu unserem Metier.
Anrechnung Kindererziehungszeiten: Bisher und noch immer sind es Frauen,
die für die Kinder auf Erwerbsarbeitszeit verzichten (müssen) und
dadurch Nachteile bei den Rentenansprüchen haben. Man kann sich Fälle
denken, wo die Frau über die Dauer des Erwerbslebens mehr
Rentenansprüche erwirbt und man sagen könnte, soll doch besser der Mann
die Zusatzpunkte für die Erziehungszeit für seinen Rentenanspruch
erhalten. Aber darauf können sich ja die beiden einvernehmlich einigen.
Und wenn nicht, will man für die wenigen Fälle, wo das zusammenkommt,
eine offene Gesetzesregelung mit der Folge, dass dies häufiger zu einem
Streit zwischen Eheleuten wird, der in Rosenkriegen und vor Gericht
endet? Ich denke, dass angesichts der heutigen Situation die bestehende
Regelung weiterhin die gerechteste Abwägung darstellt.
Quotenregelungen im öffentlichen Dienst: Noch in den 90ern waren, ich
glaube, nur 4-5 % der deutschen Professurstellen mit Frauen besetzt, der
Anteil von Frauen unter den Akademikern aber über 40%. Und dass Frauen
minderbemittelt für solche Jobs sein, kann niemand ernsthaft behaupten
wollen. Frauenfeindliche Auswahlstrukturen udn Männerbündeleien waren
der Grund. Hier über Instrumente der Frauenförderung dies aufzubrechen,
war und ist richtig. Nun sagen Sie, es gäbe Bereiche, wo es genau
umgekehrt sei. Gibt es an Grundschulen in Deutschland einen signifikant
niedrigen Anteil von Männern in den Schulleitungen? Mir ist das nicht
bekannt.
Gesundheitsuntersuchungen zur Krebsvorbeugung: Also werter Herr Schmitz,
solche kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen werden bei bestimmten
Krebsarten gemacht, für die es jeweils unterschiedliche Risikofaktoren
und auch mit dem Alter zusammenhängende Wahrscheinlichkeiten gibt. Was
ist daran männerdiskriminierend, wenn Prostatakrebs bei Männern erst ab
45 vorsorgend kostenlos untersucht wird, weil es ab da
gesundheitsstatistisch angemessen ist und bei Brustkrebs aber das Risiko
der der Erkrankung bei Frauen schon früher besteht? Das sind keine
systematischen Männerdiskriminierungen sondern medizinisch angezeigte
Unterschiede. Entschuldigung, aber das anzuführen ist wirklich absurd.

Dennoch noch einen schönen Tag,

Fritz Kuhn, MdB
Bündnis 90/Die Grünen
http://www.abgeordnetenwatch.de/suche-223-0-33---aw------Fritz.html

LP 27 Christopher Peter (CDU), früher Journalist Hamburger Morgenpost, wissenschaftlicher Mitarbeiter im deutschen Bundestag
http://www.mopo.de/2007/20070331/hamburg/politik/cdu_im_wahlkampf.html

http://www.dermerkur.de/artikel/christopher_peter_neuer_pressesprecher_der_mittelstands-_und_wirtschaftsvereinigung_d...

LP 28 Jürgen Krabbe Jahrgang 1958, Sozialarbeiter und Familientherapeut aus Lingen (Niedersachsen), www.gewaltpaedagogik.de - http://intervenieren.de/media/jkrabbe.jpg
http://intervenieren.de/pages/unser-team/j.-krabbe.php

In letzter Zeit wird viel über das archaischere Männerbild vieler Zuwanderer geredet. Gibt es da einen entscheidenden Unterschied?
Es gibt kulturelle Unterschiede. Aber ehrlich gesagt: Das grundlegende Männerbild "Du musst groß und stark sein, dich durchsetzen und zu Hause die Hosen anhaben", das ist überall sehr ähnlich. Die meisten Väter leben ihren Söhnen nicht vor, wie man Konflikte gut lösen kann. Im Gegenteil, sie geben Männermythen weiter, weil sie vor ihrem Sohn als Held dastehen wollen. Das tun die Deutschen nur in anderer Weise als die Anatolier.
Die Frauen wollen doch starke Männer, klagen die Männer dann.
Das ist eine Ausrede. Frauen wollen einen starken Partner. Sie verstehen unter stark aber einen Mann, der selbstbewusst und emotional präsent ist. Die Männer verstehen das schlicht falsch. Dabei sind all diese Emotionen in ihnen genauso abrufbar wie bei den Frauen.
Wirklich? Gerade ist die These von der genetischen Unterschiedlichkeit der Ge-schlechter groß in Mode.
Das ist doch sehr oberflächlich. Jungen spielen nicht mit Puppen, heißt es immer. Das ist eine geschlechterblinde Sichtweise. Alle Jungen haben eine Puppe, nämlich den Teddy. Der wird ab einem bestimmten Alter dann versteckt, wenn die Freunde zu Besuch kommen, und das sicher nicht aus genetischen Gründen. Jungen wird heute noch oft Sensibilität aberzogen. Wenn eine Mutter zu mir sagt: Der Junge weint so oft, der ist so sensibel, dann möchte ich sagen: Seien Sie doch froh! Viel zu viele Jungen werden zu hart gemacht.
Männer sind generell nicht so schnell bereit, eine psychologische Beratung anzu-nehmen, oder?
Richtig. Wir haben auch das große Schild "Männer gegen Männergewalt" an unserer Tür abgehängt. Das ist jetzt alles ganz unauffällig. Auch gegen Psychologen haben viele Männer große Vorurteile.
….
Männeraktivisten klagen, dass männliche Gewaltopfer gar nicht wahrgenommen werden. Sehen Sie das auch?
Bei den bekannten körperlichen Gewalttaten in Beziehungen sind 95 Prozent der Täter Männer. Da ist eine gewisse Konzentration auf diese Gruppe wohl verständlich.
Anonyme Befragungen im Dunkelfeld kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen ähnlich oft gewalttätig werden wie Männer.
Wir fangen gerade erst an, öffentlich über Ohnmachts- und Opfererfahrungen von Männern zu reden. Dass die Frauen mit ihrer politischen Arbeit einen Vorsprung haben, kann man ihnen doch nicht übel nehmen. Wir bilden übrigens auch Frauen aus, die gewalttätige Frauen beraten.
….

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2007/11/30/a0092&src=GI&cHash=aba41f3a58

LP 29 Wolfgang Blau, geboren 1967 in Stuttgart, Publizist, Chefredakteur Zeit Online, www.wolfgangblau.de

Weibliche Führungskräfte bei ZEIT ONLI-NE
Von Wolfgang Blau 2. März 2012 um 11:34 Uhr
Rund 350 Journalistinnen haben gemeinsam einen bemerkenswerten Appell an Deutschlands Chefredakteure, Intendanten, Verleger und Herausgeber geschrieben: Sie fordern, dass bis zum Jahr 2017 mindestens 30 Prozent der redaktionellen Führungspositionen mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen.
Als Chefredakteur von ZEIT ONLINE befürworte ich diese Initiative. Dennoch möchte ich nicht der Versuchung erliegen, auf die kritische Anfrage von 350 einflussreichen Journalistinnen nur mit einer Geste der Umarmung zu antworten.
Der Appell hinterließ in unserer Redaktion zwei offene Fragen: Was genau ist nach An-sicht der Unterzeichnerinnen eine Führungsposition? Und welche Art von Quote wird hier gefordert? Eine rechtlich verbindliche oder eine nur moralisch verpflichtende, jedoch nicht einklagbare Quote?
Der Anteil weiblicher Führungskräfte bei ZEIT ONLINE liegt schon heute bei 30 Prozent. Wenn auch noch Führungskräfte mitgezählt werden, die zwar erheblichen Einfluss auf die redaktionelle Arbeit von ZEIT ONLINE ausüben, jedoch keine eigenen Teams oder Ressorts führen, wie etwa unsere Textchefin oder unsere Chefin vom Dienst, liegt er noch leicht darüber.
Weibliche Führungskräfte mit Personalverantwortung sind unsere stellvertretende Chefredakteurin Domenika Ahlrichs, die Leiterin unserer Ressortgruppe Wissen-Studium-Digital, Dagny Lüdemann, und die Leiterin unserer Ressortgruppe Kultur-Reisen-Lebensart, Jessica Braun.
Uns ist dieser Frauenanteil zu niedrig. Er liegt auch deutlich unter dem Anteil unserer weiblichen Leserschaft von etwa 40 Prozent.
ZEIT ONLINE hat das Glück, regelmäßig neue und attraktiv dotierte Stellen schaffen zu können. Bei der Besetzung dieser neuen Stellen beobachten wir stets, wie schwierig es immer noch ist, Redakteure mit umfangreicher Online-Erfahrung zu rekrutieren, egal ob weiblich oder männlich. Es kam auch schon vor, dass wir eine wichtige Führungsposition viele Monate vakant gelassen haben, weil ich darauf bestand, sie mit einer Frau zu besetzen. Für eine rechtlich verbindliche, einklagbare Quote ist unsere Redaktion heute aber noch nicht groß genug.
Ich sage den Unterzeichnerinnen des Appells zu, unsere Bemühungen noch zu verstär-ken, damit wir unseren derzeitigen Anteil weiblicher Führungskräfte von 30 Prozent nicht nur halten, sondern weiter steigern. Dazu gehört, dass wir uns weiterhin nicht damit be-gnügen werden, nur auf Bewerberinnen zu warten, sondern dass wir selbst auf potenzielle Führungskräfte zugehen und noch mehr als bisher schon in die Entwicklung talentierter Redakteurinnen als zukünftige Führungskräfte investieren.
Mindestens bis zum Jahr 2017 werden wir einmal jährlich offen legen, wie sich der Frau-enanteil bei ZEIT ONLINE verändert hat.
Und wenn ich zum Schluss auch eine kleine Bitte an die Aktion „pro-quote“ äußern dürfte: Der erste Satz auf Ihrer Homepage lautet: „Wer bestimmt, was in der Zeitung steht? Was im Radio und im Fernsehen läuft?“
Wäre es möglich, in dieser Liste von Mediengattungen auch schon vor dem Jahr 2017 nicht nur Print, Radio und Fernsehen, sondern auch Online-Medien zu erwähnen? Online-Medien sind am besten geeignet, junge Frauen und Männer zu erreichen. Ich wäre Ihnen dankbar.
Ihr Wolfgang Blau
http://blog.zeit.de/zeitansage/2012/03/02/weibliche-fuhrungskrafte-bei-zeit-online_958

LP 30 Andreas Dingens, (CEO Adecco Gruppe Deutschland), geboren 1959 in Wiesbaden

Und dass eine strahlende Fassade nichts über die Realität in den Werkshallen und Büroetagen aussagt. Menschen sind nicht geduldig, aber realistisch. Sie haben das Gesetz gelesen, sie haben ihre Chancen eingeschätzt – und resig-niert. Meinen wir denn wirklich, dass es bislang nur so wenige Beschwerden und – soweit bekannt – eine überschaubare Anzahl von Klagen wegen Diskri-minierung gegeben hat, weil in den Betrieben alles in Ordnung ist? Ich glaube nein, sondern befürchte, dass wie bisher die innere der nach einer Beschwerde zu befürchtenden wirklichen Kündigung vorgezogen wird. Meinen wir denn wirklich, dass nach gründlicher Inspektion in allen Werkshallen und Werkstätten diskriminierende Fotos und Kalender entfernt wurden? Ich glaube nicht, wenn selbst in den von sensiblen Personalmanagern freigegebenen Anzeigen Altersbeschränkungen und Geschlechtsbezeichnungen immer noch an der Tagesordnung sind.

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus


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