Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das sind meine Erfahrungen mit Opern (Humor)

pappi, Monday, 13.08.2012, 00:17 (vor 4268 Tagen) @ André

Elektra in Leipzig - wie man die Oper heute verstehen kann

Die Handlung beginnt schon vor der Oper. Die Bühne ist mit einem riesigen Spiegel verdeckt, in dem sich das Publikum sehen kann. Wird ihm ein Spiegel vorgehalten? Nun, daran denkt man zunächst nicht. Vor diesem Spiegel steht eine Badewanne. Das ganze entwickelt sich so, dass ein Vater (das ist Agamemnon) mit seinen drei Kindern Elektra, Orest und Chrysothemis in dieser Badewanne nach Herzenslust herumtobt. Sie tauchen um die Wette, bespritzen sich mit Wasserpistolen, haschen sich, so, wie es Väter eben tun, wenn nicht …
Und dann erscheint die gewalttätige Ehefrau von Agamemnon und Mutter dieser drei Kinder und tötet gemeinsam mit ihrem Liebhaber den Vater vor den Augen der Kinder. Die laufen entsetzt, geschockt, schreiend von der Bühne.

Und nun beginnt die Oper, die Musik, die das ganze Dilemma, was sich in den Herzen und den Hirnen dieser traumatisierten Kinder abspielt, widerspiegelt. Sie sind inzwischen erwachsen. Die beiden Töchter werden von der Mutter im Haus gefangen gehalten, der Sohn von der Mutter aus dem Haus verwiesen. Die Mädchen können den Vater nicht vergessen (er bleibt als Leiche immer in der Badewanne auf der Bühne). Sie haben Selbstzweifel, haben Angst vor der despoten Mutter, werden von deren Wachpersonal gefilzt, sie beklagen, dass sie nicht Frau sein dürfen. Psychisch ist das alles sehr wohl aufbereitet, die Texte sind oft sehr grausam und passen nicht ganz in die Moderne der Aufführung. Aber man versteht trotzdem die Handlung gut.

Der Fliegende Holländer – in Bayreuth 2012

Ich war dort – nach 11 Jahren Wartezeit – hatte also Zeit zum Sparen.
Wenn Richard Wagner mal zu einer Aufführung aus dem Grab auferstehen und sich in den Zuschauerraum setzen und die Augen schließen würde, er hätte seine helle Freude an der Musik und den Leistungen der Sänger. Macht er dann aber aus Versehen die Augen auf, dann wird ihn das Entsetzen packen und er würde so schnell wie möglich zurück ins Grab laufen. Warum? Von romantischer Oper keine Spur, kein tosendes Meer, kein Schiff mit Matrosen, keine Spinnstube. Stattdessen findet man sich nach dem Öffnen des Vorhangs in einem Netzwerk wieder, das voller Unruhe ist, Dort wird leider auch Wagners schöne Musik gesungen. Der Holländer erscheint im Aufzug eines Managers mit einem Rollkoffer und einer Menge Geld. Es erscheint auch eine monströs gekleidete Dame, die dem Holländer am Hosenstall rumfummelt, der sie daraufhin wegstößt und ihr dabei den Mantel runterreißt. Sie steht dann in Reizwäsche auf der Bühne. Naja, und so weiter. Die Wagnersche Spinnstube ist in eine Fließbandhalle einer Ventilatorenfabrik verwandelt, Hier sind Kartons das Hauptdekorationsmittel. Und so geht das weiter.
Ich empfinde das als eine Vergewaltigung des Publikums, als geistigen Diebstahl bei Wagner. Wenn man nicht einmal „dabei gewesen“ sein möchte, mal die Wagnerfestspiele und das ganze Drum und Dran erleben möchte, dann sollte man sich das hohe Eintrittsgeld lieber sparen. Das gilt leider für viele Opern..

Ich erinnere mich auch noch an eine Wildschützaufführung in einem Opernhaus. Da ging der Vorhang auf und Kinder schossen mit Pistolen ins Publikum Die Welt hatte gerade von dem Attentäter aus Erfurt erfahren.


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