Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Weltfrauentag - Die meisten Menschenhändler sind Frauen

Christine ⌂, Sunday, 08.03.2009, 12:55 (vor 5526 Tagen)

Statt nach der 375689 Folge von Frauenbenachteiligen zu suchen, würde ich mich lieber mit o.g. Thema auseinandersetzen.
Durch die Bemerkung von Satyr in diesem Beitrag habe ich die entsprechenden Daten zuammengesucht und in meinem FemokratieBlog zu "Wieczorek-Zeul: Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit" nachträglich eingefügt, inkl. des Beitrages von Arnes Homepage.
Wie einige wissen, reichen Rainer und meine Englsichkenntnisse nicht, um daraus etas auf die Beine zu stellen. Zwar hat Rainer das Dokument in eine Textdatei umgewandelt und ins deutsche übersetzt, aber nun fehlen die ganzen Grafiken und der entsprechende Bezug.
Warum ich das machen möchte? Ich gebe zu, das meine Schlagfertigkeit nicht besondern gut ist und so stand ich schon oftmals vor dem Problem, das ich keine Antworten hatte, wenn jemand meinte, das die Gleichberechtigung in Deutschland zwar erreicht sei, aber in der übrigen Welt sähe das mit den Frauenbenachteiligungen ganz anders aus.
Ich möchte einfach die wichtigsten Zahlen zusammenstellen, wenn möglich in einer Grafik verarbeiten und mit entsprechendem Link zum UNO-Bericht einstellen und weiter verbreiten.
Ich hoffe auf Eure Unterstützung, damit wir zukünftig bei Hinweisen auf int. Frauenbenachteiligungen schlagkräftige Argumente haben.

Gruß - Christine

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Weltfrauentag - Die meisten Menschenhändler sind Frauen

Goofos @, Sunday, 08.03.2009, 21:35 (vor 5526 Tagen) @ Christine

Das ist nicht ganz einfach, soweit ich das sehe. Eine weltweite (oder aus den Staaten die sich daran beteiligt haben) Statisik der identifizierten Opfer ist in dem Bericht enthalten. Da führen klar (aus Daten von 2006 aus 61 Staaten) die Frauen mit 66%, Mädchen mit 13%, Männer mit 12% und Jungen mit 9%. Das sind geschlechtergetrennte erhobene Daten aus 61 Staaten von 2006, 2007 haben weniger Staaten Daten übermittelt. Die absolute Zahl der Opfer von 2006 aus 71 Staaten beruft sich auf 14900, aus 111 Staaten auf 21400. Steht so auf Seite 48.

Auf Seite 49 ist noch ein Vergleich der Opfer aus den Jahren 2003-2006. Allerdings steht da für 2006 ein Anteil von Frauen mit 67%. Rechnet man 2003, 2004 und 2006 zusammen, ergeben sich jeweils 101%.

Eine ähnliche Statisik der bestraften oder überführten Täter gibt es nicht. Im Text auf Seite 46 wird darauf jedoch eingegangen. Demnach war in 30% der Staaten (14 um genau zu sein), die Geschlechter spezifische Daten übermittelt haben, der Anteil an Frauen höher. In 28 Staaten beträgt der Anteil an verurteilten Frauen zwischen 10-50%. In 4 Staaten ist der Anteil unter 10%.

Die Rolle der Frauen als Straftäter überwiegt in den Regionen Ost-Europa und Zentral-Asien und sehr signifikant in anderen Regionen der Welt, wie in Ost-Asien und im Pazifischen Raum, Zentral-Amerika und Karibischer Raum. Die meisten Länder in West- und Zentral-Europa meldeten einen Anteil an Frauen von 10-35% der bestraften (oder überführten) Straftäter. Laut Bericht ist wohl das interessante dabei, dass der Menschenhandel in diesen Ländern der weit höchste Anteil an bestraften kriminellen Aktivitäten von Frauen ausmacht (Seite 47).

Auf Seite 51 wird noch auf die Frage "Warum der Menschenhandel für Zwangsarbeit weniger aufgespührt/entdeckt wird als der Menschenhandel für sexuelle Ausbeutung?" eingegangen. Man zieht den Schluss, die Zwangsprostitution ist dadurch, dass sie an öffentlichen Plätzen stattfindet, durch die Allgemeinheit eher sichtbar. Zwangsarbeit findet stattdessen in Fabriken, Minen, auf Feldern usw. statt, wodurch es unwahrscheinlicher ist aufzufallen. Laut Statistik von 2006 aus 52 Ländern macht die Zwangsarbeit auch im Vergleich nur 18% aus, im Gegensatz zu 79% sexuelle Ausbeutung (und noch 3% andere Formen).

Weltfrauentag - Die meisten Menschenhändler sind Frauen

Christine ⌂, Monday, 09.03.2009, 00:15 (vor 5526 Tagen) @ Goofos

Hallo Goofos,

im Moment möchte ich mich einfach nur für Deine Mühe bedanken. Mehr dazu morgen.

Gruß - Christine

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Ware Mensch - die neue Sklaverei

Rainer ⌂, Monday, 09.03.2009, 02:45 (vor 5526 Tagen) @ Goofos

Hallo

Aus Spektrum der Wissenschaft 10/2002

Ware Mensch - die neue Sklaverei

Mit dem Wort Sklaverei verbinden kultivierte Europäer vermutlich Bilder von Menschenmärkten im antiken Rom ... Sklaverei gilt als überwunden und steht nicht auf der Liste der dringenden Probleme dieser Welt.

In Wirklichkeit grassiert der Menschenhandel wie eine Epidemie, dabei aber oft in einer modernen Form, die meines Erachtens die Bezeichnung "neue Sklaverei" rechtfertigt: Weit entfernt von jeder Onkel-Toms-Hütte-Romantik sind Menschen heutzutage nicht mehr nur Ware, sondern oft sogar Wegwerfprodukt, das nur einem Zweck dient: dem Profit.
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Standortvorteil Sklaverei

Es mag viele Leser überraschen, Schuldknechtschaft und andere Formen der Sklaverei auch im 21. Jahrhundert anzutreffen. Schließlich ist der Besitz von Menschen weltweit verboten. Und doch gibt es in zahlreichen Ländern Sklaven ..., die mit Leib und Leben einem anderen gehören. Ihre Zahl kann nur geschätzt werden - anhand der Zusammenschau zahlreicher Berichte staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen gehe ich von weltweit etwa 27 Millionen Sklaven aus. ... werden etwa vier Millionen Menschen alljährlich von organisierten Banden in andere Länder verkauft.
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Betuchte Familien aus Ländern, in denen Sklaverei praktiziert wird, bringen "Hausbedienstete" mit nach Europa, die hier den Launen und Schlägen ihrer Herrschaft ausgesetzt sind, bis sie aktenkundig und befreit werden. Das Schicksal all dieser Menschen hat staatliche und nichtstaatliche Organisationen auf den Plan gerufen ...
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Sklaverei ist zwar ein universelles, aber kein einheitliches Phänomen; an jedem Ort und zu jeder Zeit nimmt sie verschiedenartige Erscheinungsformen an. Die neue Sklaverei unterscheidet sich von der altbekannten. So gibt es keine Urkunden über den Menschenbesitz, denn schließlich ist er verboten. Aus demselben Grund fehlen Gesetze, die einen Minimalschutz der "Ware" vorschreiben. Den größten Unterschied aber zeigt eine Wirtschaftlichkeitsrechnung: Kostete ein Plantagen-Sklave in Alabama im Jahr 1850 nach heutigen Maßstäben "in der Anschaffung" etwa 30000 Euro, ist ein vergleichbarer Arbeiter heute schon für etwa 100 Euro zu haben.

Wie rentabel ist ein Sklave?

Doch nicht nur die Investitionen für Zwangsarbeit sind drastisch zurückgegangen: Dauerte es zwanzig Jahre, bis ein Sklave auf den Baumwollfeldern der Südstaaten im 19. Jahrhundert seinen Kaufpreis und seine Unterhaltskosten eingebracht hatte, amortisiert sich ein Zwangsarbeiter in Südasien heute schon nach zwei Jahren. Dieser dramatische Preisverfall veränderte auch die moderne "Sklavenhaltung". Bei so kurzen Zyklen besteht kein Anlass, sich um die Gesundheit der Unfreien zu kümmern oder älter werdende Sklaven zu versorgen. Nach den Regeln der globalen Marktwirtschaft hält ein Sklavenhalter seine Gesamtkosten gering und entledigt sich unrentabel gewordener Produktionsmittel - und das nicht immer durch Entlassung des Opfers in die Freiheit.

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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

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