Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Liste Femanzen Kategorie Journalie3 (Liste Femanzen)

Oberkellner, Saturday, 02.10.2010, 19:18 (vor 4927 Tagen)

Antje Schrupp: feministische Theologin, später noch Doktrix in Gesellschaftswissenschaften, Redakteurin der Zeitung "Evangelisches Frankfurt".

In Haiti, so berichten verschiedene Medien, sollen an den neuen Verteilstellen Lebensmittel nur noch an Frauen ausgegeben werden.

Immer wenn ich solche Nachrichten lese, bin ich gleichzeitig erleichtert und verärgert.

Erleichtert, weil es wahrscheinlich tatsächlich so ist, dass es bei der Verteilung von Lebensnotwendigem gerechter zugeht, wenn man dies den Frauen anvertraut,

Verärgert bin ich, weil sich an dem Schema so niemals etwas ändert, wonach man sich immer auf die Frauen verlässt, wenn es darum geht, “das Gemeinwohl” im Auge zu behalten.
http://anonym.to/?http://antjeschrupp.com/2010/01/31/haiti-good-women-bad-men/#comment-810

Jenny Högström, Maria-Pia Boëthius, Asa Beckmann, Sara Stridsberg (SWE)
Im satten, aufgeklärten Schweden hat der radikale Feminismus der Amerikanerin Valerie Solanas, die 1968 auf Andy Warhol schoss, ein überraschendes Comeback erfahren. Dafür verantwortlich ist die 36-jährige Journalistin und Autorin Sara Stridsberg, die 2003 Valerie Solanas' Manifest "SCUM" (Society for cutting up men/SCUM = Abschaum) ins Schwedische übersetzte.

Die Wiederentdeckung des in den späten 60ern geschriebenen Pamphlets schlug in Schweden ein wie eine Bombe. Schwedische Journalistinnen schwärmen von Solanas tragisch-komischer Abrechnung mit den Männern: "Es (das Manifest) sollte wie eine Bibel in den Hotelzimmern der Welt liegen", so Jenny Högström von der schwedischen Zeitung Sydsvenskan. Maria-Pia Boëthius von der Tageszeitung ETC findet: ",SCUM' ist das brillanteste feministische Buch, das in unserer Zeit auf Schwedisch erschienen ist." "Keine Frau kommt an Valerie Solanas vorbei, so wie keine an Marilyn Monroe vorbeikommt", schreibt Åsa Beckman von Dagens Nyheter leicht ironisch über den neuen Solanas-Kult in Schweden.

Die Begeisterung gilt einem Text, in dem es zusammenfassend heißt: "Männer sind besessen von Tod, Sex und Gewalt und haben ihr Recht auf Leben verwirkt", und einer Frau, die diese Weltanschauung bei Andy Warhol fast in die Tat umsetzte. "Kein Text hat mich so verändert. Ich will so gerne mit Valerie sprechen. Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken", sagte Sara Stridsberg und ließ der Übersetzung des Manifests ins Schwedische 2006 den halb dokumentarischen, halb fantastischen Roman "Drömfakulteten" folgen, für den sie im vergangenen Jahr mit dem mit 48.000 Euro dotierten "Nordiska rådets litteraturpris" - einem der prestigeträchtigsten Literaturpreise der nordischen Länder - ausgezeichnet worden ist

http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=ku&dig=2008%2F11%2F13%2Fa0180&cHa...

Silke Baumgarten (Brigitte-Redakteurin)
BRIGITTE-Redakteurin Silke Baumgarten ist genervt: Der Rechtsausschuss des Bundestages hat heute die Frauenquote für Aufsichtsräte abgelehnt."

"Ich glaube, ich bin im Film - und zwar in dem mit der Zeitmaschine. Da beschließt der Rechtsausschuss des Bundestages doch tatsächlich, dass es keine Quote für Frauen in Aufsichtsräten geben soll. Weil es - und jetzt kommt's - für die Einführung einer Frauenquote "zu früh" sei. Das meinen jedenfalls die Leutchen von CDU/CSU, die den Antrag zusammen mit der FDP abgeschmettert haben.

Hallo? Habt ihr den Wecker nicht gehört? Ohne Quote tut sich frauenanteilsmäßig gar nichts."

"Bestes Beispiel: der deutsche Bundestag himself. Da dümpelte der Anteil weiblicher Abgeordneter im Prozentjammertal, bis die Grünen 1986 als erste Partei eine Quote beschlossen. 1988 folgte schweren Herzens die SPD"

"und auch die CDU konnte dem Druck ihrer weiblichen Mitglieder nicht standhalten "

"und sprach sich 1996 widerwillig für ein 33-Prozent-Quorum aus. Und genau so hoch ist der Frauenanteil nun auch im deutschen Parlament. "

"Ich behaupte: Ohne Quote wäre es nie so weit gekommen. Männer können sich einfach besser vordrängeln und verkaufen."

"Und das Argument, es gäbe keine fähigen Frauen, ist einfach nur lächerlich."

"Erstens: Es gibt sie. "

"Und zweitens: Selbst unfähige Frauen sollten eine Chance bekommen - kriegen unfähige Kerle doch auch."
http://www.brigitte.de/gesellschaft/politik-gesellschaft/frauenquote-kommentar-1054583/

Karin Moser (der Standard, Österreich)

Es wäre ein rechtliches Paradoxon: Da lassen sich zwei scheiden, weil sie ihre Streitigkeiten nicht mehr bewältigen können, um danach wieder gemeinsam über weit wichtigere Dinge verhandeln zu müssen als darüber, wer welches Möbelstück in die Ehe eingebracht hat oder wer wen zuerst belogen und betrogen hat. Wenn die automatische gemeinsame Obsorge kommt, geht es um das Kind - wo es wohnt, wo es zur Schule geht, welches Spital es im medizinischen Ernstfall aufsucht.
Aber um das Kind und dessen Wohl geht es ja angeblich allen: den Väterrechtlern, der Justizministerin, den Familienrichtern. Sie alle befürworten eine automatische rechtliche Gleichstellung beider Elternteile - nicht nur im Scheidungsfall, sondern auch bei unverheirateten Paaren.
Wo ihre Argumentation hinkt: Die Kinder jener (Ex-)Paare, die angeben, mit ihrer Entscheidung für die gemeinsame Obsorge zufrieden zu sein, haben eine solide Basis - Elternteile, die miteinander reden und ihre Konflikte positiv lösen können, die ein Gespür haben für das, was ihre Kinder brauchen, und die diese Kinderinteressen zur obersten Maxime ihres Handelns erklären. Kurz: In funktionierenden Elternbeziehungen, da funktioniert es ohnehin - ob mit gemeinsamer Obsorge oder ohne. Alle anderen Kinder laufen Gefahr, mit dem Automatismus zum Spielball scheidungsverwundeter Eltern zu werden. Da sind die paar Väter, die ihr Kind ungerechtfertigterweise vorenthalten bekommen, zwar eine schlimme Sache, aber eher verkraftbar. (Karin Moser, DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2010)

Sonia Seymour Mikich: "Ich glaube nicht, dass ich hier eine Quotenfrau war, also wegen meines Geschlechts bei einer Einstellung bevorzugt wurde. Aber wenn ja, wäre es mir wurscht. In einer Gesellschaft, die bei Spitzenpositionen weiter eine beharrliche Männerquote hinnimmt, in der Wirtschaft kann sie bei 99 Prozent liegen. In den 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands sind von 441 Vorstandsmitgliedern nur vier weiblich. Apokalypse Frau! Unsere Familienministerin glaubt aber an Chefs, die freiwillig etwas einsehen und den Frauen Platz machen - wie nett. Frauen rauf auf die Chefetagen? Ja, mit einem kleinen, harten Schubs vom Gesetzgeber. Monika Wagener zur längst überfälligen Quote."

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2010/0325/frauen.php5

Nicola Erdmann („die Welt“)

Frauenbeine auf roten High Heels, die selbstbewusst durch einen Supermarkt schreiten. Ein gutes Dutzend energischer Frauen im sexy Büro-Look, die alle zielstrebig einen Einkaufswagen in die Pfandabteilung schieben. In ihren Wagen: jeweils ein verschreckt dreinblickender Mann. Der Slogan am Ende dieses Werbespots: „Wir nehmen alle Flaschen zurück, egal woher Sie sie haben.“
Sie haben geschmunzelt? Dann sind Sie entweder eine Frau oder ein recht selbstbewusster Mann, der den Frauen diesen kleinen Spaß auf Männerkosten gönnt. Leider wird Letzteres immer seltener, die Kommentare von Männern zu diesem Video auf YouTube sind beleidigt statt amüsiert. So droht man dem werbenden Supermarkt mit Boykott und bezeichnet das Filmchen als „Propaganda“. Wo schon ein kleiner Spot so viel Emotionen auslösen kann, muss ein größeres Problem dahinter stehen.
Mädchen sind die neue Elite
Jahrhundertelang war die Frau das viel schwächere Geschlecht, dem Mann unterlegen, benachteiligt und ungerecht behandelt, musste in den vergangenen Jahrzehnten (zu Recht) geschützt, gefördert und bevorzugt werden, um mit dem Mann einigermaßen gleichziehen zu können. Und wie sieht es heute aus? „Mädchen sind die neue Elite“ stellte die Shell Jugendstudie bereits 2006 fest. Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Piper verkündet, der Mann sei „von der Evolution und dem weiblichen Geschlecht überholt“ worden; die Arbeitslosenquote bei Männern steigt stetig und stärker an als bei Frauen; die sächsische SPD-Politikerin Eva-Maria Stange will Professorenstellen bevorzugt an Frauen vergeben, und als Daimler 6000 Arbeitsplätze streichen musste, gab es die Anweisung, weibliche Führungskräfte zu schonen. Diese Aufzählung ließe sich noch weiter fortführen. Dass Mädchen besser in der Schule sind, sie halb so oft abbrechen und an den Universitäten in der Überzahl sind, ist bekannt.
Dennoch kümmert sich die Politik noch nicht wirklich um die abgehängten Männer. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Sächsischen Landtag, Antje Hermenau, will gar die Einkommensteuer für Frauen senken und für Männer erhöhen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vernachlässigt Männer nicht nur im Namen: Die Startseite weist auf die neue Seite „Frauen machen Karriere“ hin, und man will nur „Migrantinnen fördern“. Immerhin: Der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag sieht nun erstmals eine „eigenständige Jungen- und Männerpolitik“ vor.
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Und jetzt auch noch die Medien. Immer wieder muss man lesen, was frau so macht. Im Frühjahr dieses Jahres startete in der ARD die Serie „Frauen können's besser“. In der Werbung dazu wurden Männer als „lebende Verkehrshindernisse“ und „Versager“ bezeichnet. Die Serie handelte von Schweißerinnen, die ihr durch (na klar) Männer gefährdetes Unternehmen retteten. Auch klar. In fast jeder Modezeitschrift findet sich eine Anzeige, in der eine Frau einen Mann (er liegt natürlich auf dem Boden, gern auch im Dreck) an Krawatte oder gar Leine zieht, oft noch ihren High Heel auf seiner Brust (man stelle sich den Aufschrei vor, wäre es umgekehrt). Filmreihen heißen „Lauter tolle Frauen“, die Filme selbst dann „Männer sind zum Abgewöhnen“ oder „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“. Und sogar George Clooney lässt sich in seiner aktuellen Kaffee-Werbekampagne von einer Frau das letzte Kaffee-Pad abluchsen. Wie dümmlich.
So mancher Mann verfällt in Selbstmitleid
Man kann verstehen, dass manche Männer genervt sind von den penetrant souveränen Frauen. Nicht alle sind souverän und sich ihrer Männlichkeit bewusst genug, um „lauter tolle Frauen“ selbstbewusst zu ertragen.
Manch einer verfällt da in Selbstmitleid. So finden sich vor allem in der Anonymität des Internets „Maskulisten“, die sich seitenweise über die „Kampagnen“ der Medien beschweren. Alles wird hier bitterernst genommen, und überhaupt, was hat man dem Mann nicht alles zu verdanken, Erfindungen und so. Kleinlich wird da alles aufgezählt – und genau dieses unmännliche Kleinmädchengehabe macht den Maskulisten so unattraktiv, dass er selbst all seine Bemühungen ad absurdum führt. Vielleicht sind Frauen doch besser?
Beim Deutschen Werberat ging im April die Beschwerde eines Mannes ein, der sich durch den Serientitel „Frauen können's besser“ „sexuell diskriminiert“ fühlte, andere Männer beschwerten sich bei der ARD wegen „Verunglimpfung ihres Geschlechts“. Gar von Menschenwürde war die Rede.

http://www.welt.de/lifestyle/article5427985/Maenner-fuerchtet-euch-doch-nicht-so-vor-Frauen.html?query=feministin%20k...

Ute Scheub: Bestimmte Männer fühlen sich durch die zunehmende weibliche Berufstätigkeit bedroht, weil sie ihren traditionellen Status als Familienernährer und -oberhaupt verlieren. Wir finden in der jüngeren Geschichte viele Zusammenhänge zwischen der aufkeimenden Frauenbewegung und einer Erstarkung von Männerbündnissen und Überhöhung einer militarisierten Männlichkeit. Frauen wurden berufstätig, Männer bekamen es mit der Angst zu tun, dass Körperkraft und Wehrbereitschaft bedeutungslos werden könnten. Nie zuvor waren so viele Uniformen zu sehen, nie zuvor so viele Duelle wie Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Männerbünde wollten die Frauen an ihre vermeintlich angestammten Plätze zurückverweisen. Uniformen sollten zunehmend fragile männliche Identitäten schützen.

http://www.zeit.de/karriere/2010-03/gleichstellungsdebatte-niedergang-maenner?commentstart=9#comments

Claudia Duda (die-mark-online.de)

Ich weiß nicht, ob Margot Käßmann weniger verdient hat, als ihre männlichen Amtskollegen - mehr gearbeitet hat sie bestimmt. Nur so konnte sie überhaupt Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche werden. Denn Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland noch immer unterrepräsentiert. Der Anteil lag 2009 bei 31 Prozent, so das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Margot Käßmann hatte sich durchkämpft bis an die Spitze der etwa 25 Millionen evangelischen Christen in Deutschland. Und das nicht mit Verbissenheit, sondern mit Klugheit und Charme. Selbst in schweren Lebensphasen wie bei ihrer Krebserkrankung oder der Trennung von ihrem Mann vermittelte sie ein starkes Bild.
Vor einer Woche hat sie Schwäche gezeigt. Teufel Alkohol hat sie in Versuchung geführt, sie konnte nicht widerstehen und hat sich auch noch ans Steuer gesetzt. Das war ein unverzeihlicher Fehler - sie selbst konnte sich nicht verzeihen. Emanzipationsikone Alice Schwarzer kommentierte: "Einem Mann hätte man das nachgesehen." Das ist ernüchternd.
Die Bischöfin hat jedoch ihre Konsequenzen gezogen. Im Rücktritt blieb sie stark und vor allem sich selber treu. In Straßenumfragen befürworteten vor allem Männer diesen Schritt, Frauen äußerten dagegen ihr Bedauern. Der Abgang verlangt vor allem Respekt. Denn mit Margot Käßmann verliert dieses Land eine wichtige Stimme, die auf Ungleichgewichte in unserer Gesellschaft hingewiesen hat - unabhängig vom Geschlecht. Sie hat ihrem Gefühl nachgegeben, und das können Männer in jedem Fall von ihr lernen. Ob sie dafür einen Extra-Kongress brauchen, weiß ich nicht. Claudia Duda
http://www.die-mark-online.de//diesewochesolo/00_20100226170832_Frauen_sind_staerkere_Maenner.html

Cornelia Funke, Autorin

http://www.welt.de/kultur/article9613379/Cornelia-Funke-knoepft-sich-reaktionaere-Maerchen-vor.html

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