Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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12.51 mal höhere Chance für weibliche Bewerber auf eine Professorenstelle

Amplus, Monday, 03.08.2009, 23:55 (vor 5351 Tagen)

Dieser Befund ergibt sich aus der Analyse des Berichtes "Chancengleichheit an der Universität Luzern - Gleichstellungsmonotoring" der Gleichstellungskommission aus dem Jahr 2006 (Hier zu finden). Nachfolgend soll dies illustriert werden (die Zahlen beziehen sich auf die Situation im Jahr 2006 an der Uni Luzern):

1. Die Chance eines Bewerbers, im Jahr 2006 eine Professorenstelle zu erhalten, liegt aus geschlechtsneutraler Sicht bei 2.62%. Dies ergibt sich daraus, dass 305 Bewerber sich für acht Stellen bewerben. Da es sich bei den Bewerbern um 59 Frauen und 246 Männer handelt, müssten aus geschlechtsspezifischer Sicht 6.45 Stellen an Männer und 1.55 Stellen an Frauen vergeben werden. Denn nur so lässt sich die Chancengleichheit geschlechtergerecht für jeden Bewerber auf den 2.62% beibehalten. Der Frauenanteil bei den Bewerbern liegt ja nur bei 19.34%.

2. Sechs der acht (also 75% der) Stellen gehen aber an weibliche Bewerber. Daraus ergeben sich nun folgende geschlechtsspezifischen Verhältnisse: Die Chance für einen männlichen Bewerber auf eine Stelle liegt noch bei 0.81% (gegenüber den "neutralen" 2.62% hat sich die Chance also um das 3.23-fache verringert). Hingegen die Chance eines weiblichen Bewerbers auf eine Stelle liegt nun bei 10.17% (gegenüber den "neutralen" 2.62% hat sich die Chance also um das 3.87-fache vergrössert). Bezogen auf die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern heisst dies: Die Chance eines weiblichen Bewerbes auf eine Professorenstelle ist 12.51 mal höher als jene eines männlichen Bewerbers.

3. Die Chance eines Bewerbers, eine Einladung zu erhalten, liegt bei 10.49%. Denn von 305 Bewerbern bekommen 32 eine Einladung. Wegen der unterschiedlichen Anzahl weiblicher und männlicher Bewerber müssten 25.81 männliche Bewerber und 6.19 weibliche eine Einladung erhalten, denn nur so lässt sich die Chancengleichheit geschlechtergerecht für jeden Bewerber auf den 10.49% beibehalten.

4. Nun: 24 Männer und acht Frauen erhalten eine Einladung. Bezogen auf die Chancengleichheit sieht dann die Verteilung so aus: Die Chance auf eine Einladung liegt bei den Männern bei 9.76%, bei den Frauen hingegen bei 13.56%. Sie ist also bei den weiblichen Bewerbern 1.39 mal grösser als bei den männlichen.

5. Die Chance der eingeladenen Bewerber, eine Stelle zu erhalten, liegt nun bei 25%. Damit die Chancengleichheit geschlechtsspezifisch weiter besteht, müssten sechs der acht Stellen an Männer gehen, da sie ja 75% der eingeladenen Bewerber stellen.

6: Nun: Sechs der acht Stellen gehen an eingeladene weibliche Bewerber. Für die Chancengleichheit heisst dies, dass eingeladene weibliche Bewerber eine Chance von 75% haben, eine Stelle zu erhalten (die Chance hat sich also gegenüber den "neutralen" 25% verdreifacht.) Bei den eingeladenen männlichen Bewerbern ist hingegen die Chance auf eine Stelle auf 8.33% gesunken (die Chance hat sich also gegenüber den "neutralen" 25% um das Dreifache verringert). Bezogen auf die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern bedeutet dies, dass die Chance eines eingeladenen weiblichen Bewerbers, eine Stelle zu erhalten, 9 mal höher ist als die eines eingeladenen männlichen Bewerbers.

Die grösseren Chancen der Frauen werden auch im Bericht angemerkt: "Die Bewerbungsquote zeigt, dass Frauen, gesamtuniversitär betrachtet, im Jahr 2006 eine deutlich grössere Chance hatten, nach einem Berufungsverfahren gewählt zu werden." Um danach aber gleich wieder zu monieren: "Trotz der erfolgreichen Massnahmen bleibt der Frauenanteil auf Professurstufe jedoch immer noch deutlich geringer als derjenige der Männer."

Könnte es vielleicht daran liegen, dass Frauen nur 19.3% der Bewerber stellen und daher auch der Frauenanteil an den Professorenstellen einleuchtenderweise kleiner ist? Geschlechtergerecht erschiene es dann, wenn der Frauenanteil etwa bei den 19.3% liegen würde. Trotzdem aber haben Frauen 31.6% der Professorenstellen im Jahr 2006 an der Uni Luzern besetzt. Was haben aber dann die "deutlich höheren Chancen" der weiblichen Bewerber zu bedeuten? Nun: Der überdurchschnittlich grosse Anteil von Professorinnen bedeutet nichts anderes, als dass diese Stellen auf Kosten der Chancen der männlichen Bewerber "erobert" wurden. Mittels einer massiven Männerdiskriminierung wurden den weiblichen Bewerbern Professorenstellen nahezu "geschenkt".
Höchst problematisch daran ist auch, dass dies vom Bund noch massiv gefördert wird mit dem "Bundesprogramm Chancengleichheit". So erhielt die Uni Luzern im Modul 1 "für die Berufung von drei ausserordentlichen oder ordentlichen Professorinnen Mittel in der Höhe von 110'000.- Franken aus dem Bundesprogramm Chancengleichheit". Und im Modul 2 hat die Uni Luzern "das Projekt «SpeedUp - Sabbatical für Nachwuchswissenschaftlerinnen > eingegeben und erhält für die Jahre 2008 und 2009 insgesamt 80'000.- Franken"(Quelle).
Einfach gesagt: Stellt die Uni eine Frau als Professor ein, erhält sie vom Bund Geld. Stellt sie einen Mann als Professor ein, bekommt sie einen Rüffel wegen der damit einhergehenden Diskriminierung von Frauen.


Gruss, Amplus


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