Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Tabuisieren Therapeuten weibliche Gewalt?

Arne Hoffmann, Wednesday, 08.01.2003, 22:53 (vor 7794 Tagen)

So, es gibt noch was aus den aktuellen Männer-News, dass ich heute morgen nicht mehr posten konnte, weil ich einen Termin hatte und weg musste.

Eingeleitet wird es durch folgendes Anschreiben:

--- Hallo Männerrat,
ich habe einen Artikel über das Tabu von weiblicher Gewalt veröffentlicht. Der Artikel, aus psychotherapeutischer Sicht, stellt fest, dass das Thema weibliche Gewalt weitgehend auch von Psychotherapeuten ignoriert und tabuisiert wird, und zwar bezüglich Täterinnen wie auch deren Opfern. Über 200 Studien besagen, dass in Beziehungen Frauen genauso, wenn nicht sogar häufiger bereit sind, Gewalt anzuwenden, als Männer. Doch Gewalt von Frauen ausgehend, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Der Artikel wurde in englisch im Dezember 2002 im britischen "Counselling and Psychotherapy Journal CPJ" veröffentlicht.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Kierski, Psychotherapist London 16.12.2002 ---

Es folgt der Text in deutscher Übersetzung, der unter http://www.maennerrat.de/aktuell0212.htm auch online gestellt wurde:

--- Weibliche Gewalt: Setzen wir Therapeuten uns damit wirklich auseinander?

"Counselling and Psychotherapy Journal CPJ", Dezember 2002

Von Werner Kierski

Während meiner Ausbildung als Psychotherapeut antwortete einer unserer Trainerinnen auf die Frage, ob sie mit Kindesschändern arbeiten würde: "Natürlich würde ich mit einem Kindesschänder arbeiten, solange ER die Misshandlungen unterlässt während er mit mir arbeitet." Für mich war diese Position die einzig vernünftige; ich würde mich wahrscheinlich genauso verhalten, wenn ich mit einem Kindesschänder arbeiten würde. Zu dieser Zeit war ich mir nicht der Annahme bewusst, dass ein Misshandler männlich sei.

Ich habe bis heute nicht mit einem männlichen Kindesmisshandler gearbeitet. Stattdessen habe ich mit einer Klientin gearbeitet, die ihren Ehemann mit einem Messer angriff, während er ihr Kind im Arm hielt. Eine andere Klientin, mit der ich arbeitete, war in regelmäßige Auseinandersetzungen mit ihrer Umgebung verwickelt. Die gleiche Klientin versuchte oft, mich zu einzuschüchtern. Bedauerlicherweise ging dieses Einschüchtern so weit, dass ich nach intensiven Diskussionen mit meiner Supervisorin die Arbeit mit dieser Frau nach drei Jahren abbrach. Die Entscheidung, dass wir mit den Möglichkeiten unserer Arbeit gescheitert waren, war hart. Sie ging zornig und ich blieb, an meinen Fähigkeiten zweifelnd, zurück.

Ich sah die Gründe für das aggressive und gewalttätige Verhalten meiner beiden Klientinnen als Kombination von Situationsstress und Trauma einer schmerzhaften Kindheit. Im Nachhinein glaube ich jedoch, dass diese Sichtweise wahrscheinlich eine der Ursachen für das Scheitern der Arbeit mit diesen Frauen war.

Wenn diese Klientinnen Männer gewesen wären, wäre meine Bewertung vermutlich ganz anders gewesen: Ich wäre der Arbeitsthese gefolgt, dass a) Gewalt ein Problem ist und b) dass ein Therapeut sich mit dem der Gewalt zugrunde liegenden Ärger und der Wut auseinandersetzen muss, um dem/der Klienten/in zu helfen, damit positiv umzugehen. Meine Gegenübertragung wäre im Falle eines Mannes anders gewesen. Bedauerlicherweise hatten meine beiden Klientinnen keine Chance, von solch einem Ansatz zu profitieren.

Auch wenn ich mich anstrenge, kann ich mich nicht erinnern, dass während meiner Ausbildung und den Jahren danach unter meinen Kollegen/innen viel über weibliche Aggression und Gewalt diskutiert wurde – weder in bezug auf deren körperliche, noch in bezug auf nicht-körperliche Formen. Es sieht in der Tat so aus, als werden auf internationaler Ebene unter Psychotherapeuten im Großen und Ganzen kaum Anstrengungen unternommen, um ein Verständnis dieses Phänomens zu entwickeln. Deshalb ist es schwierig, adäquate Unterstützung für gewalttätige und misshandelnde Frauen anzubieten. Es gibt keine Stelle, an die sich gewalttätige Frauen um Hilfe wenden können.

Wenn über weibliche Gewalt gesprochen wird, dann erfolgt oft und rasch eine Überleitung in ein anderes Thema. Es wird nämlich angenommen, dass die Natur weiblicher Gewalt in erster Linie ein situationsbedingtes Ergebnis, begründet durch externe Ursachen außerhalb der Kontrolle der Täterin ist. Dies waren auch meine Ansichten zu meinen Klientinnen.

In einigen Fällen negieren solche Ansichten die Ansichten der Täterinnen völlig. Zum Beispiel Guinevere Garcia: Sie erstickte ihre 11 Jahre-alte Tochter und einige Jahre später (1991) tötete sie ihren Exmann. Sie wurde in Illinois zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde durch den Gouverneur einige Jahre später in Lebenslänglich umgewandelt, wofür als Begründung die harten Lebenserfahrungen von Garcia herangezogen wurde. Garcia widerlegte alle Versuche, ihre Verbrechen als die eines Opfers zu betrachten. Sie sagte: "Bezeichnen, propagieren und beurteilen Sie meine Taten nicht allgemein als die einer misshandelten Frau. In mir ist eine Menge Wut und wenn ich wieder freigelassen werde, wird sich diese Wut wieder hochkommen."

Weibliche Täter und deren Opfer erhalten selten angemessene Hilfe. Daher bleiben Kreisläufe von Gewalt und Schmerz ungebrochen: Leiden und Schmerz setzen sich von selber fort und Trauma erzeugt sich selbst. Die Organisatorinnen der aus den USA stammenden Kampagne zum Brechen des Schweigens um den sexuellen Missbrauch von Töchtern durch Mütter (Making Daughters Safe Again, MDSA) sagen, dass Mütter zum gleichen Ausmaß von Gewalt, Hass und selbstbestimmten Verhalten fähig sind, wie andere menschliche Wesen. MDSA weist auf das anhaltende Versagen von Sozialarbeitern und Psychotherapeuten hin, Opfer und Täter zu erkennen, zu verstehen und zu behandeln.

Noch bestürzender ist, dass obgleich 81% dieser Opfer in Therapie sind, nur 3% soviel Vertrauen zu ihrem Psychotherapeuten haben, dass sie über den Missbrauch sprechen. Weibliche Kindesschänderrinnen suchen seltener Hilfe als männliche Kindesschänder. Dies spiegelt wieder, wo der therapeutische Berufsstand in bezug auf das Problem steht. Allein für Großbritannien wurde geschätzt, dass mehr als 250.000 Kinder von Frauen missbraucht wurden.

Wenige Therapeuten haben den Mangel an Konzeptionen bezüglich Arbeit mit weiblicher Gewalt zum Ausdruck gebracht. Eine Ausnahme war der aus Seattle stammende Therapeut Michael Thomas, der für eine Einrichtung gegen Kindesmisshandlung tätig war. Seine Arbeit zeigte eine drastische Kluft zwischen dem Inhalt seiner therapeutischen Ausbildung und den Erfahrungen seiner Klienten. Er bemerkte, dass "dir beim Anhören der Geschichten der Kinder klar wird, dass erheblich mehr Gewalt von Frauen gibt, als jeder von uns zu erwarten konnte." Erin Pizzey, die weltweit als eine der Pionierrinnen der Frauenhäuser bekannt ist, bestätigt Thomas´ Sichtweise. Pizzey stellte bei ihrer Arbeit mit Fällen von sexuellen Missbrauch fest, dass es ebenso viele weibliche wie männliche Pädophile gibt.

Weibliche Gewalt gegen Frauen, sei es in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, in Frauengefängnissen oder in anderen Situationen, spiegeln ebenfalls hohe Gewaltraten wider. Laut Patricia Pearson sind gewalttätige Vorfälle in britischen Frauengefängnissen zweieinhalbmal häufiger als in Männergefängnissen. Verletzungen von Gefängnisregeln in US-Gefängnissen betrugen im jährlichen Durchschnitt zwei pro weiblichen Insassen, während es 1,4 pro männlichen Insassen waren. Unter den häufigsten Gewalttaten sind Tätlichkeiten gegen Vollzugsbeamte, unbewaffnete Schlägereien und Beschädigung oder Zerstörung von Eigentum.

Der Mangel an offener Diskussion und Erforschung weiblicher Gewalt hat diese zu einem Nicht-Thema werden lassen. Dies ist ziemlich erstaunlich, besonders angesichts der von Kollegen berichteten Geschichten über Klienten, die unter Misshandlungen durch Mütter, Schwestern, Tanten, Großmütter, Kindermädchen, Lehrerinnen, Krankenschwestern und anderen litten. Zudem gibt es Berichte über Bedrohungen von Frauen gegen ihre Therapeuten.

Weltweit gibt es fast 200 abgeschlossene Studien über weibliche Gewalt. Martin Fiebert von der California State University Department of Psychology hat systematisch empirische Studien mit Daten von 60.000 Personen aufgelistet. Die Resultate veranlassen ihn zu der Schlussfolgerung, "dass Frauen in ihren Beziehungen mit ihren Partnern genauso aggressiv oder noch aggressiver als ihre Gatten oder männlichen Partner sind." John Archer, Professor für Psychologie an der University of Central Lancashire, führte eine meta-analytische Auswertung von über 80 Studien zu Aggressionen in heterosexuellen Beziehungen durch. Die Ergebnisse zeigten, "dass sich Frauen etwas wahrscheinlicher als Männer aggressiv verhalten und dass sie dies auch häufiger tun." Eine weitere Studie von DeMaris über das Initiieren von Aggressionen, im Vergleich zwischen Männern und Frauen, zeigte, "dass wenn ein Partner Gewalt ausübt, diese am häufigsten von der Frau ausging." Nach DeMaris betreffen diese Befunde sowohl weiße wie farbige Probanden.

Die Ergebnisse einer an der Universität Bremen unter Leitung von Professor Amendt zu Aggressionen bei der Trennung von Partnern durchgeführten Untersuchung zeigten, dass Männer 18%, Frauen aber 60% der körperlichen Angriffe initiierten. Das wachsende Bewusstsein zu weiblicher Gewalt hat im Jahr 2001 das deutsche Familienministerium dazu veranlasst, eine nationale Studie zu dem Problem auszuschreiben.

Detaillierte Fakten und Daten über Gewalt und Misshandlung durch Frauen sind inzwischen leicht zu bekommen. Die Zahl der Veröffentlichungen zu dem Problem nimmt zu. Viele sorgfältig recherchierte Publikationen (Pearson, Heyne, Kirsta) befassen sich ausschließlich mit weiblicher Gewalt. Als ich eine Internetsuche mit Google.com mit dem Stichwort "female violence" durchführte, wurden 1,2 Millionen Ergebnisse angezeigt. Dem wachsenden Bewusstsein über die ernsthaften Konsequenzen, an denen Männer durch gewalttätige Frauen zu leiden haben, wird zur Folge haben, dass in nächster Zeit in zwei europäischen Hauptstädten, Berlin und Zürich, Männerhäuser eröffnet werden.

Bei männlichen Opfern gibt es eine maskuline Ideologie, die eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Problem verhindert. Abgesehen von Schmerz, Scham, Schuldgefühl, Verlust der Gesundheit oder gar ihres Lebens, unterliegen Männer der Unterdrückung durch rigide soziale Kontrollkodexe. In Frankreich der Post-Renaissance zwang man geschlagene Männer, sich rückwärts auf einem Esel zu sitzend und am Schwanz festhaltend durch die Stadt treiben zu lassen. Die britische Entsprechung dazu war das Fesseln solcher Männer auf einen Karren, um sie in einem Umzug der Bevölkerung vorzuführen. Die Situation von Opfern weiblicher Gewalt und Misshandlung ist schwierig. Die Gesellschaft hält das Tabu weiterhin aufrecht.

Kinder sind oft durch das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs verwirrt, weil die Missbraucherin die primäre Betreuungsperson ist oder eine andere betreuende Rolle spielt. Sie sind mit größerer Wahrscheinlichkeit jünger als die Opfer männlicher Pädophiler. Um solche Erlebnisse zu bewältigen oder um es sich nicht mit der Missbraucherin nicht zu verärgern, werden sie jeden möglichen Schmerz verdrängen oder sich selbst beschuldigen. Kinder haben sie auch nicht die Fähigkeit, ihre eigene Gefühle zu ordnen und diese sich selbst oder anderen gegenüber auszudrücken.

Weibliche Gewalt, gegen andere Frauen oder Männer gerichtet oder durch sexuellen Missbrauch von Kindern ausgelebt, findet in einem anderen Umfeld als dem statt, in dem Männer Gewalt ausüben. Der Unterschied ist, dass weibliche Gewalt viel öfter innerhalb einer Familie und in persönlichen Beziehungen ausgedrückt wird. Im Vergleich zu Männern ist bei Frauen, die wegen Mord verurteilt wurden, die Wahrscheinlichkeit zweimal höher, dass ein Beziehungspartner oder eine nahstehende Person getötet wird. Aber es gibt viele Ausnahmen. Im Verlauf der Geschichte haben Frauen in vielen Gesellschaften eine proaktive Rolle bei öffentlicher Gewalt gespielt. Frauen der Cherokee, Irokesen, Omaha oder Dakota- Stämme, um nur einige Beispiele zu nennen, haben regelmäßig Gefangene zu Tode gequält.Die Psychotherapie scheint die Häufigkeit weiblicher Gewalt zu unterschätzen. Wie die Forschung zeigt, stehen Frauen den Männern nicht nach, wenn es um Gewalt geht. Es ist wichtig zu verstehen, welches die Rolle des Psychotherapeuten in Bezug auf dieses Problem ist. Was für Strukturen und Lösungen können wir gewalttätigen Frauen und ihren Opfern innerhalb des Kontextes von Beratung und Psychotherapie anbieten?

Die psychotherapeutische Erforschung von weiblicher Aggression und Misshandlung steht erst am Anfang. Es fehlen Arbeitsmodelle, um dieses Phänomen in die therapeutische Arbeit einzubeziehen. Um der Klarheit willen werde ich daher meine Schlussfolgerungen in drei Facetten herunterbrechen:

Weibliche Gewalt und Gegenübertragung

Die Diskrepanz zwischen den beträchtlichen Ausmaßen weiblicher Gewalt und dem Mangel an systematischen Diskussionen in der Psychotherapie zeigt uns einiges über die Gegenübertragung von Beratern/Psychotherapeuten. Es sieht so aus – unter Berücksichtigung meiner eigenen Gegenübertragung und der von Kollegen – dass das Problem unbewusst durch eine lähmende Dynamik zwischen zwei extremen Glaubensansichten vermieden wird.

Auf der einen Seite verharmlost unsere Gesellschaft weibliche Gewalt – z.B. durch das Lächerlichmachen männlicher Opfer. Die Gesellschaft macht es Frauen schwer, Ärger und Wut so zu erleben, wie es Männern erlaubt ist. Weiterhin haben wir mit dem Archetypus der bedingungslosen Sorge und Güte zu tun, ein Urmuster, das Frauen und noch viel mehr Müttern zugeschrieben wird. Die gesellschaftliche Ausrichtung auf solche einen Archetypus unterstützt uns bei der Entwicklung von Vertrauen und Glauben ans Leben, was ohne solche Archetypen schwer zu erreichen wäre. Unsere einseitige Bindung und Abhängigkeit von diesem Archetypus hat jedoch eine Kluft zwischen der Fähigkeit zu sorgen und dem Phänomen von Aggression und Gewalt geschaffen. Und wir Psychotherapeuten, wie unsere Gesellschaft im Allgemeinen, haben Schwierigkeiten, mit dieser Polarität umzugehen.

Weibliche Gewalt und deren Opfer in Beratung/ Psychotherapie

Die soziale Verdrängung weiblicher Gewalt führt zum Verschweigen von deren Häufigkeit und entmutigt Opfer, darüber zu reden. Berichte des MDSA und anderer Organisationen zeigen, dass Opfer es schwer finden, sich zu öffnen und ihre Erlebnisse Beratern und Therapeuten anzuvertrauen. Als Therapeut/in ist es unsere primäre Aufgabe, dem Klienten angemessenen Raum zur Darstellung seiner Erfahrungen zu geben. Eine einfühlsame Herangehensweise an die Emotionen des Klienten muss Bestandteil der Arbeit sein.

Die Tatsache, dass ein hoher Anteil weiblicher Gewalt im Kontext persönlicher Beziehungen und nicht in der Öffentlichkeit auftritt, schafft weitere Hürden für die Opfer. Opfer können an der Richtigkeit ihrer eigenen Beurteilung zweifeln und sich dadurch isolieren. Therapeuten müssen sich darüber bewusst bleiben, wie schwer es für Klienten ist, mit diesem Problem umzugehen.

Um die Schaffung eines offenen therapeutischen Raumes zu erleichtern, müssen wir wachsam bei der Erkennung von Traumata durch weibliche Misshandlung und Gewalt in den Berichten der Klienten sein. Wir müssen der Klientin unsere Bereitschaft zeigen ihrer Geschichte zu glauben, ohne in die Falle unserer eigenen Gegenübertragung zu geraten. Bei der Arbeit mit ernsthaft traumatisierten und an posttraumatischem Stress leidenden Klienten sind ein integrativer Ansatz und die Anwendung von anderen therapeutischen Methoden, wie von Gurris vorgeschlagen, empfohlen.

Weibliche Gewalt und deren Täterinnen in Beratung/ Psychotherapie

Frauen haben, wenn es um die Gewaltfrage geht, nicht den Vorteil einer Quasi-Normalität, wie sie männlicher Gewalt zugeschrieben wird. Bei einem männlichen Klienten ist es in vielen Fällen leichter, Gefühle und Fantasien sowie mögliche Erfahrungen mit Gewaltakten aufzudecken. Ein Mann bricht dabei kein Tabu. Frauen stehen dagegen im Bereich von Gewalt –wie ihre Opfer- unter rigider sozialer Kontrolle.

Eine Klientin verdrängt mit größerer Wahrscheinlichkeit gewalttätige Gedanken, weil Gewalt nicht zu den Eigenschaften und Erwartungen Frauen passt, die ihnen erlaubt sind. Wie bereits gezeigt, ist z.B. die Rolle der Mutter und der Primärbezugsperson für die meisten Menschen mit Gewalt unvereinbar. Wenn wir uns als Therapeuten von diesem Stereotyp leiten lassen, schränken wir den Raum ein, in dem wir mit unserem/er Klienten/in arbeiten können. In erster Linie ist es unsere Aufgabe – und nicht die unserer Klientin - die Aufdeckung von Gewalt zu ermöglichen. Grundlage dafür ist ein phänomenologischer Standpunkt als Schlüssel von therapeutischer Arbeit, die frei von Werturteilen ist.

Eine kreative Herangehensweise an eigene gewalttätigen Bilder und Gefühle wird einer Klientin helfen, sich über unbewusste Verdrängungen klar zu werden. In diesem Kontext kann mit dem Ziel einer leichteren Integration die Arbeit mit Teil-Persönlichkeiten angewendet werden. Davon ausgehend sollte eine Aufdeckung der praktischen Folgen des Auslebens von Wut einbezogen werden. Das Ziel ist Ermutigung (Empowerment). Die Klientin sollte zur Wahrnehmung ihrer Gefühle ohne diese verdrängen zu müssen, in der Lage sein. ---


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