Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Arne Hoffmann, Tuesday, 14.01.2003, 11:09 (vor 7788 Tagen)

Eine These, die für mich im ersten Moment recht kühn wirkt, findet sich in den aktuellen Männer-News. Darin geht es um den Artikel "Strafrecht für Männer, Psychiatrie für Frauen" von Maud Kips in: "Kriminologisches Journal", 2/1991, S. 125-134.

Die Männer-News besprechen ihn wie folgt:

--- Die Autorin zeigt in ihrem interessanten Aufsatz, warum das Strafrecht im wesentlichen auf Männer zugeschnitten ist. Das Gefängnis als Kontrollmittel des männlichen Arbeitsmarktes, die Psychiatrie als Mittel der Kontrolle weiblicher Arbeitsformen. Dass die Frauenkriminalität statistisch in fast allen strafrechtlich bewehrten Bereichen bedeutend geringer als die Männerkriminalität ausfällt, ist nicht der Tatsache zuzuschreiben, dass "abweichendes Verhalten" bei Frauen geringer als bei Männern ist, so wie es ideologiebildend Emma-Leserinnen heute noch immer untergejubelt wird, sondern dass "abweichendes Verhalten" bei Männern und Frauen gesellschaftlich anders sanktioniert und kontrolliert wird. Oder anders gesagt, der normale "Männerknast" ist das Pendant zur "weiblich" besetzten Psychiatrie. Hinzu kommt, der traditionell männliche Arbeitsmarkt, hat im allgemeinen eine abkömmliche männliche "Reservearmee" zur Verfügung. Auf dem "weiblichen" Arbeitsmarkt (Haushalt, Kindererziehung), gibt es, wenn überhaupt nur eine sehr kleine Reservearmee. ---

Es wäre interessant, den Artikel mal im Original zu lesen.

Auffällig ist es ja schon, dass beide Geschlechter den neuesten Untersuchungen zufolge dasselbe Aggressionspotential haben, die Rate der Gewaltkriminalität bei Männern aber höher ist. Bisher habe ich mir das vor allem dadurch erklärt, dass Männergewalt im öffentlichen Raum stärker auftritt, wo sie dann auch für Außenstehende sichtbar ist, Frauen aber den hunderten von Studien zufolge im häuslichen Bereich mit Gewalthandlungen vorne liegen, wo diese Aggression für Außenstehende oft unsichtbar bleibt. Gewalttätig zu sein ist Männern kulturell/sozial eben eher "erlaubt" als Frauen, weshalb weibliche Gewalt sich eher in der Privatsphäre der eigenen vier Wände findet.

Dieser neue Ansatz, nach Sanktionen Knast vs. Psychiatrie zu trennen, klingt aber ebenfalls interessant. Ansatzweise haben ja verschiedene Autoren und Autorinnen (z. B. Patricia Pearson in "When She Was Bad") thematisiert, dass ein und dasselbe Aggressionsverhalten bei Männern eher als "kriminell" und bei Frauen eher als "krank" eingeordnet wird.

Herzlicher Gruß

Arne


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