Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Indien und seine 1 Million Eunuchen

Thomas Lentze, Saturday, 27.05.2006, 05:18 (vor 6554 Tagen) @ Wolfgang

Der Guru, Thayamma, Grosse Mutter genannt, entscheidet, wer
kastriert wird. Ein Ritual, das nicht alle überleben.
Parvati beschreibt drastisch, wie ihre Kastration vorging: "In der
Dämmerung haben sie Süßspeisen vorbereitet und die Gegenstände für die
Zeremonie zurecht gelegt. Sie haben heilige Lieder gesungen. Die Thayamma
hat mir einen Strick um mein Geschlechtsteil gebunden und es mit einem
Hieb abgeschlagen
. Es fiel in ein Loch, das sie in den Sand vor mir
gegraben hatten. Dann floss ganz viel Blut. Sie schlugen mir ins Gesicht,
damit ich nicht ohnmächtig werde. Dann gossen sie heißes Öl in die Wunde,
damit sie sich schneller schließt. Alle riefen Mata, Mata, Mata, nach der
Grossen Muttergöttin damit ich überlebe."

Wolfgang, nun aber langsam ! Zuvor steht dort:

der Gruppe, abgegeben. Sie entscheidet, wer in die Gruppe aufgenommen wird und wer welche Arbeiten verrichtet.

"Aufgenommen werden" heißt nicht "gezwungen werden". Wahrscheinlich heißt es, daß es mehr Bewerber gibt als Aufgenommene ! Das ist zu vermuten auch aus folgendem Grund:

Viele Leute küssen uns die Füße, weil sie glauben, wir sind eine Verkörperung der Götter, vor allem die Reichen im Norden.

Wer läßt sich nicht gerne die Füße küssen und als Gott betrachten ? Klar, diese Menschen gehören einer Kaste an, welche ihnen sonst nicht viel läßt. Wenn überhaupt, dann wäre das das Skandalöse.

Schilderungen von Riten, bei denen Blut fließt, lassen sich natürlich immer gut "ausschlachten", um gemischte Gefühle hervorzurufen. Manche Menschen werden davon aufgegeilt, verdrängen aber sofort das Lustvolle daran und kleiden es dann in den Affekt der Empörung, der Entrüstung. Das kennen wir ja alle in Hinblick auf männlichen "Triebtäter", "Lustmörder" (die im Gefängnis oft mit Heiratsanträgen überhäuft werden) und "Kindesschänder". Für einen Journalisten ist das immer ein gefundenes Fressen.

Also ich meine, wir sollten das mal ein bißchen aus Abstand beurteilen, zumal so ein Artikel ja nun nicht gerade den Wert einer ethnographischen Studie hat.

Gute Nacht und bis morgen !

Thomas


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