Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer in den besten Jahren - ein Mythos

Garfield, Monday, 15.05.2006, 13:57 (vor 6557 Tagen) @ Cleo

Hallo Cleo!

"Gell, wennse denn die Vorsorge in Anspruch nehmen könnten, gehen Männers
nicht hin. Soll eine schlau aus ihnen werden."

Ja, wenn, Cleo. Frauen können schon in jungen Jahren kostenlose Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Das hat schon mal einen gewissen Erziehungseffekt. Für junge Männer gibts nur eine kostenlose Vorsorge, nämlich beim Zahnarzt. Ansonsten können sie nichts kostenlos nutzen.

Wenn sie dann älter sind, ist das für sie erst recht kein Thema mehr - man(n) kam ja jahrzehntelang ohne Vorsorge-Untersuchung prima zurecht... Oft wissen Männer dann auch gar nicht, welche Vorsorge sie kostenlos nutzen könnten - weil das Thema für sie in jungen Jahren nicht relevant ist, haben sie sich eben nie damit beschäftigt.

Überhaupt haben Männer ja auch immer noch weniger Freizeit, weil sie stärker beruflich eingebunden sind. Wer beispielsweise morgens 1,5 Stunden zur Arbeit fährt, dann 8 Stunden arbeitet, zwischendurch 45 Minuten Pause macht, vielleicht noch die eine oder andere Überstunde schiebt und dann abends nochmal 1,5 Stunden nach Hause fährt, weiß schlicht und einfach gar nicht, wann er da noch zum Arzt gehen soll. Theoretisch kann man das mit Attest zwar in der Arbeitszeit tun, aber das gilt so doch nur im Falle einer Erkrankung, oder? Obendrein verlangen heute viele Firmen, die Gleitzeit praktizieren, daß Arztbesuche über die Gleitzeit außerhalb der Arbeitszeit erledigt werden, daß man die Fehlzeit also quasi nacharbeitet.

Das ist schon mal eine Hemmschwelle, die Frauen so seltener haben, weil sie häufiger auf Teilzeit arbeiten oder gar Vollzeit-Hausfrauen sind.

Dann gibt es aber noch Probleme mit dem etablierten Männerbild. Männer haben nach wie vor immer stark und überlegen zu sein, und Frauen erwarten das auch von ihnen. Ein Mann, der zu sehr auf seine Gesundheit achtet, gilt da schnell als schwächlich und verweichlicht. Ich kenne viele Frauen, die sich schon darüber lustig machen, wenn ein Mann in ihrem Umfeld trockene Haut hat und deshalb eine Hautcreme benutzt.

Man hört und liest ja auch ständig Witze und hämische Kommentare über erkrankte Männer. Wehleidig wären sie, keine Schmerzen könnten sie vertragen, und wenn sie mal eine Geburt erleben müßten, dann würden sie wahrscheinlich vor Schmerzen sterben... Das alles zeugt letztendlich nur davon, daß Frauen es eben nicht akzeptieren, wenn ein Mann sich über irgendeine Krankheit beklagt. Er hat gefälligst klaglos zu leiden und auch mit Krankheit weiter zu funktionieren. Jedes Abweichen von dieser Regel wird mit Hohn und Spott bestraft. Ein kranker, schwacher Mann ist eben für viele Frauen kein richtiger Mann mehr.

Selbst wenn ein Mann direkt von seiner Frau diesen Druck nicht bekommt - er sieht das so ja in seiner Umgebung immer wieder, und das wirkt dann eben.

Also verdrängen viele Männer brav jegliche Gedanken an Krankheit und sind oft erst bereit, zum Arzt zu gehen, wenn sie wirklich massive Probleme haben.

Freundliche Grüße
von Garfield


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