Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein Traum in einem Traum in einem Traum ... (Allgemein)

Chato, Thursday, 05.03.2009, 00:51 (vor 5541 Tagen) @ Einsiedler

In der Tat ist die sinnliche, materielle Welt, die die Materialisten für wirklich halten, ein Traumgebilde. Alle Begriffe, die wir uns von der sinnlichen Welt machen, alle ohne Ausnahme, sind von Beginn an ungültig insofern, als sie sich zwangsläufig ungültiger Kategorien bedienen. Materie ist bei näherem Hinsehen ein immaterieller Spuk, der sich ins schiere Nichts auflöst. Raum, Zeit und Kausalität, anhand derer wir in unserer Vorstellung eine Welt konstruieren, sind die A-Priori-Kategorien unseres Verstandes, in der Welt "an sich" jedoch gibt es sie gar nicht. Die Materialisten indes glauben fest daran, selbige seien die Bauelemente der Welt schlechthin. Dabei sind sie doch nichts weiter als das Raster in uns, ohne das wir überhaupt keine Anschauungen "von etwas" haben könnten. Welche Anschauung haben wir also in Wahrheit, wenn wir die Welt anschauen?

Gott ist kein Traum. Vielmehr ist diese sinnliche Welt ein Traum, nichts weiter sonst, und es ist ein Alptraum geworden, welcher wahrlich nicht die Wirklichkeit – sondern unser unwissender Geist ist: diese Welt ist unsere Dummheit. Die Wirklichkeit ist ewig, also zeitlos, zeitfrei, rundweg jenseits der Vorstellung "Zeit" (und deshalb nicht vorstellbar) und jenseits aller unserer Begriffe von Dasein. Und doch ist dies das Dasein, und das, was wir für Dasein halten, ein Traum. Wie sollten Begriffe etwas fassen können, was jenseits der Begriffe ist? Wie will man die Rückseite des Mondes betrachten, wenn dieselbe uns doch immer abgewandt ist? Wie sollte das Auge sich selbst betrachten, es sei denn in einem Spiegel? Und was sieht es in ihm? Die Verzerrungen des Spiegels natürlich, die es dann für sich selbst hält…

Die Wirklichkeit selbst indes ist nicht unser Traum, sondern aus sich selbst heraus eben die Wirklichkeit, doch unserer Dummheit erscheint sie als Traum – ein Traum in einem Traum in einem Traum ist sie für uns. Aber das haben wir vergessen, weil wir dumm geworden sind. Wie unendlich traurig und bedauernswert, daß der Mensch aus diesem glückseligen Traum des Da-Seins je und je einen Alptraum macht, indem er seine egoistische Selbsttäuschung für die Wirklichkeit hält - und sich ihr unterwirft!

Eine nette Geschichte dazu von Dschuang Dsi, einem chinesischen Daoisten, der vor etwa 2500 Jahren lebte (Dschuang Dsi: Die wahre Geschichte vom südlichen Blütenland, in der Übersetzung von Richard Wilhelm):

"Einst träumte Dschuang Dschou, daß er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wußte von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig Dschuang Dschou. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, daß er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, daß er Dschuang Dschou sei, obwohl doch zwischen Dschuang Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge."

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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