Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Religion & Ideologie (Frauen)

Sven ⌂ @, Wolfsburg, Tuesday, 20.08.2013, 12:09 (vor 4112 Tagen) @ Conny

Was soll daran denn Wahr sein? Atheismus ist im Grunde doch auch ein Glaube, da ein Atheist eben glaubt, daß es keinen Gott gibt.

Korrekt. Und das ist der entscheidende Punkt.

Man kann den Nichtglauben an einen Gott damit begründen, dass es keine Beweise gibt.
Mann kann jedoch nicht die Nichtexistenz Gottes beweisen, weil es dafür eben auch keine Beweise gibt.

Deshalb ist der so verstandene Atheismus auch nicht die Abwesenheit von Glauben, sondern nur ein Surrogat.

Nur, dass jene Surrogate sehr einfach gestrickt und nachweislich ausschließlich menschliche Kreationen zum Eigennutz weniger sind. Eine solche Aussage über die Weltreligionen zu beweisen, dürfte sich hingegen als sehr schwierig bis abenteuerlich gestalten.


Sind nicht alle Religionen menschliche Kreationen und dienen einer kleinen Minderheit? Dazu muß ich mir nur diese christlichen Weltreligionen ansehen. Gerade wenn ich an das Alte Testament denke, komme ich nicht drum herum an das allsehende Auge zu denken, das der Kontrolleur ist und nur Strafe kennt. Das erzeugt Angst und Angst ist ein Mittel der Mächtigen, die Menschenmasse zu lenken.

Das sehe ich ein wenig anders. Zwar sind auch die Religionen zumindest zu einem erheblichen Teil durch Menschen geformt worden. Ein eindeutiger Zweck ist in ihnen aber - anders als bei Ideologien - nicht erkennbar. Natürlich wurden und werden auch Religionen als Machtfaktor verwendet - zum Kontrollieren, Konditionieren und Bestrafen. Das allerdings ist eine menschliche Schwäche, die nicht nur bei Religionen und Ideologien zum Einsatz kommt.

Religion dient nicht nur zum Machterhalt, sondern auch als Gefäß für Traditionen und Moral, als Maßnahme zur Stabilisierung einer Gesellschaft vermittels gleicher Werte. Als Fundus für Lehren und Lebenserfahrungen von unzähligen Generationen. Derlei habe ich in modernen Ideologien noch nicht gefunden, ebensowenig im übrigen wie Transzendenz.

Es kann also nur eine Befreiung sein, sich von solch einem menschgemachten Glauben abzuwenden.

Das könnte man im Geiste der Aufklärung wohl so stehen lassen.

Es bleibt nur leider festzustellen, dass die meisten Menschen sich vom Glauben eben nicht abwenden. Sie tauschen einen Glauben mit Substanz lediglich aus gegen einfache Ideologien oder den Glauben an eine übergeordnete menschliche Instanz. Sie lassen sich nachwievor von Kollektiven anziehen, in denen andere ihnen erklären, was sie denken sollen. Sie machen nirgendwo den Eindruck, die blanke rationale Realität sei ihnen zum Leben genug.

Sie befreien sich von etwas, von dem sie glauben, dass sie es nicht brauchen. Der Platz dafür verschwindet jedoch nicht und wird in der Regel neu gefüllt - von was auch immer.

Aber glauben läßt sich beides! Anstelle der Schöpfung durch Gott setzt man einfach den Urknall, von dem Behauptet wird, daß man ihn über die Hintergrundstrahlung beweisen kann, diesen aber genauso wie die Entstehung des irdischen Lebens aus einer [/i]Ursuppe[/i] heraus glauben kann, aber niemals wissen werden kann.

Durchaus richtig. Zwar würde kaum ein seriöser Wissenschaftler behaupten, großflächig monokausale Zusammenhänge beweisen zu können. Der "Glaube an die Wissenschaft" als Surrogat ist aber durchaus präsent, weshalb vielfach auch schon deshalb Studien geglaubt wird, weil Studie dransteht.

Letzten Endes spielt das für die Genesis aber gar keine Rolle. Die kann nämlich durchaus auch vor dem Urknall stattgefunden haben. Wir wissen somit allenfalls, dass es bis zu einem bestimmten Grad kausale Zusammenhänge gibt, die sich wissenschaftlich beschreiben lassen. Die Antwort nach dem Ursprung beantwortet das nicht.

Von einer Nichtexistenz "überzeugt" zu sein, birgt jedoch bereits ein hinreichendes Maß an Ideologie.


Ideologie = Religion, da beides menschliche Kreationen sind. Weder eine Ideologie noch eine Religion akzeptiert eine weitere Ideologie oder Religion an seiner Seite und beide wollen die Weltherrschaft.

Das ist mir zu einfach. Schon allein deshalb, weil das Ideologem in Religionen wenn überhaupt weit schwieriger zu benennen wäre. Zudem haben es Religionen geschafft, Kultur zu erzeugen, während Ideologien kommen und gehen. Die Erschaffung von Werten auf akademischen Wege hat vielmehr regelmäßig zu gerade den Ideologien geführt, deren Ideen zunehmend nicht mehr rational begründbar waren. Ebenso kann ich mich keines erfolgreichen Versuches erinnern, Kultur aus den Religionen herauszulösen.

Eine Ausnahme bildet die Philosophie, welche ohne ideologische Bezüge die Möglichkeit bietet, eine ganz persönliche Wahrheit zu ergründen. Aber zum Einen handelt es sich dort ebenfalls um Glaubenssätze, zum anderen ist die Philosophie aufgrund ihres intellektuellen Anspruchs kein Gedankengebäude für die Masse und kommt zudem über den theoretischen Bezug selten hinaus. Dass die daraus bezogenen Werte, z.B. im Rahmen der Menschenrechte, im Ernstfall einen praktischen Wert haben, bliebe im übrigen zunächst zu beweisen.


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