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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Buchbesprechung "Wozu sind Männer eigentlich überhaupt noch gut? von Roy F. Baumeister (Gesellschaft)

Bellator Eruditus @, Saturday, 19.10.2013, 14:33 (vor 3846 Tagen)

Um es vorweg zu nehmen: Das Buch, dessen Titel im englischen Original "Is There Anything Good About Men?" lautet, ist in mehrerer Hinsicht hoch interessant. Zu einen natürlich in wissenschaftlicher Hinsicht: Baumeister geht von der nachgewiesenen Tatsache aus, dass sich im Verlauf der Geschichte ca. 80% der Frauen aber nur ca. 40% der Männer fortgepflanzt haben. Daraus folgert er, dass auf Männern ein deutlich höherer Selektionsdruck lastet oder zumindest lastete als Frauen. Er zeigt, dass dieser höhere Selektionsdruck zu einem deutlich stärkeren Sexualtrieb führen musste und dass dieser deutlich stärkere Sexualtrieb die Männer dazu trieb und treibt, untereinander darum zu konkurrierten von einer Frau als Sexualpartner ausgewählt zu werden. Baumeister zeigt wie aus dieser intrasexuellen Konkurrenz um Sex Staaten und Konzerne als Formen der hierarchisch organisierten Zusammenarbeit von Männern gegen andere hierarchisch organisierte Formen männlicher Zusammenarbeit erwuchsen. Einfach aus der Erkenntnis heraus, dass selbst der einfache Soldat der siegreichen Armee bessere Chancen auf Sex hat als der General der unterlegenen Armee.

Baumeister zeigt auch, dass der geringere Selektionsdruck auf Frauen zwangsläufig dazu führen musste, dass Frauen nicht große, relativ unpersönliche Strukturen wie Staaten, Armeen oder Konzerne schufen sondern kleine, viel persönlichere Zirkel bevorzugen.

Während Baumeister seine Theorie von der evolutionsbiologisch bedingt unterschiedlichen Motivation von Männern und Frauen entwickelt, lässt er immer wieder eine "imaginäre Feministin" auftreten, die die feministische Sicht auf die beschriebenen Phänomene darstellt. Baumeister zeigt dann in sehr präzisen Worten, wo der Fehler in der feministischen Sicht liegt. Mich hat am meisten beeindruckt, wie es Baumeister immer wieder gelingt zu zeigen, sehr der Feminismus durch die Idee der prinzipiellen Gleichheit von Mann und Frau in die Irre geführt wurde. Baumeister zeigt z.B. dass die Ablehnung von Pornographie durch Feministinnen entsteht, weil Feministinnen glauben, Männer hätten einen ähnlichen schwachen Sexualtrieb wie Frauen.

Baumeister zertrümmert mühelos das gesamte Theoriegebäude des modernen Feminismus und zeigt dessen offensichtliche Fehler auf. Er zeigt, dass kaum ein Mann Frauen unterdrücken will sondern das Frauen für einen Mann die Trophäe sind, die es im Kampf gegen andere Männer zu gewinnen gilt. Er zeigt, dass es für eine Gesellschaft nützlich ist, die Gewinner überproportional zu belohnen, weil damit die anderen Männer zu Höchstleistungen angespornt werden. Und er zeigt, dass Frauen nicht gleiche Behandlung fordern wenn Sie Gleichbehandlung verlangen, sondern jene überproportionale Belohnung haben wollen, die bei den Männern nur die Champions aller Klassen erhalten.

Am prägnantesten wird Baumeister im Kapitel "Wie Männer in Ehe und Sex ausgebeutet werden". Dort zeigt er, dass die Ehe eine Institution ist, die die Gesellschaft benutzt um Einkommen von Männern zu Frauen und Kindern umzuleiten. Dazu wird der stärkere Sexualtrieb des Mannes benutzt um dem Mann gegen kurzfristig etwas mehr Sex eine lebenslange Unterhaltsverpflichtung aufzuerlegen. Eine Verpflichtung, die, ganz pragmatisch, selbst nach einer Scheidung fortbestehen muss, weil sonst niemand da ist, der eine sexuell unattraktiv gewordene Frau durchfüttern will. Baumeister vergleicht sehr passend und eindringlich die Idee zu heiraten mit der Idee sich betrunken tätowieren zu lassen. Der Katzenjammer kommt unweigerlich, wenn der Rausch nachlässt.

Das Buch ist aber in einer weiteren Hinsicht hochinteressant: Baumeister bricht manchen Gedanken scheinbar unmotiviert ab. So wie Baumeister schreibt klingt es, als ob es unter Frauen überhaupt keine intrasexuelle Konkurrenz gäbe. Er erwähnt mit keinem Wort die weibliche Hypergamie (also den Drang sozial nach oben zu heiraten) und erklärt auch nicht die weibliche Einäugigkeit, die zwar die überproportionale Belohnung der Champions aller Klassen sieht aber nicht die ebenso überproportionale Benachteiligung der Verlierer aller Klassen, die ebenso mehrheitlich männlich sind wie die Champions.

Baumeister ist allerdings so fair oder so ehrlich, dass er dem aufmerksamem Leser eine Begründung für diese Einseitigkeit mitliefert: Im Kapitel 2 "Das bessere Geschlecht" beschreibt er das Schicksal von Lawrence Summers, der als Präsident der Universität Harvard 2005 fragte, ob es unter den intelligentesten Menschen möglicherweise mehr Männer als Frauen geben könne und der daraufhin nach kurzer Zeit unter dem Druck einer orchestrierten Empörungskampagne zurücktreten musste.
Baumeister will seinen Lehrstuhl nicht verlieren, also unterlässt er es sich des gleichen, Zitat: Gedankenverbrechens schuldig zu machen wie Summers. Das Frauen untereinander um den besseren Versorger konkurrieren müssen bleibt ebenso unerwähnt wie die offensichtliche Tatsache, dass das parentale Investment von Frauen nur dann größer ist als das parentale Investment von Männern, wenn man nur bis zur Geburt des Kindes rechnet. Der erhebliche Aufwand ein Kind zu ernähren und auszubilden, so dass es zu einem konkurrenzfähigen Erwachsen heranwächst wird von Baumeister komplett ignoriert.

Nichtsdestoweniger kann ich dieses Buch nur jedem Mann und jeder Frau empfehlen, die wissen will, wie sich Männer heute fühlen und wo die großen Irrtümer des Feminismus liegen.
Und ich hoffe sehr, dass Baumeister einen zweiten Teil schreibt, die die abgeschnittenen Gedanken in der gleichen Brillanz ausführt wie in diesem Buch. Allerdings befürchte ich, dass er dieses Buch frühestens nach seiner Pensionierung schreiben wird.


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