Stellungnahme von Prof. Dr. Gerhard Amendt zu Dissens e.V.
Anbei die Version der Stellungnahme von Prof. Dr. Amendt zu Dissens e.V. mit
dessen freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung
Gruß
Bruno
Originalbeitrag hier
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Universität Bremen
Institut für Geschlechter und Generationenforschung
Sprecher: Prof. Dr. Gerhard Amendt
Stellungnahme von Prof. Dr. Gerhard Amendt zum pädagogischen
Konzept der Identitätszerstörung bei Dissens e. V. Berlin -
siehe: DER SPIEGEL: René Pfister: Der Neue Mensch, 30.12.2006
Ein weiterer Skandal in der Sozialpädagogik?
Wer Identitäten zerstört, der zerstört Menschen. Folter ist die extremste Form Identitätsverwirrungen auszulösen. Warum die Zerstörung von Identität bei Dissens e. V. in Berlin als pädagogisches Instrument eingesetzt wird, lässt sich wissenschaftlich nicht begründen. Identität zerstörende Jungenarbeit ist weder ein wissenschaftlich begründetes noch anerkanntes Verfahren in der Sozialpädagogik, der Pädagogik, der Weiterbildung, Beratung oder Psychotherapie. Denn Identitätszerstörung oder nur deren -verwirrung führen zu
pathologischen Zuständen, die als leidvolle Desorientierung erlebt werden. Dem Jugendlichen, dem Sozialpädagogen allen Ernstes vorhalten, dass er sich nur einbilde einen Penis in Wirklichkeit aber eine Scheide habe, wird das als tiefe beschämende Desorientierung erlebt haben. Sollte er darauf mit Gewalt reagiert haben, so wäre das im Hinblick auf die zugefügte schmerzliche Beschämung nicht überraschend. Unerträglich erlebte Scham kann gerade bei Jugendlichen zu spontanen Gewaltausbrüchen führen. Aggressiv machende Sozialpädagogik ist aber ein Widerspruch in sich selber. Psychotherapie ist zwar der bevorzugte Weg zur Heilung von daraus entstehenden Leidenszuständen. Soweit die Zerstörung von benennbaren Quellen ausgeht, sollte zuerst deren Zerstörungspotential beseitigt werden. Das läuft darauf hinaus, der zerstörerischen Pädagogik von Dissens e. V. den Zugriff auf Jugendliche zu verstellen. Hier müssen die Organisationen, die den Verein fördern, darunter die Bundesfamilienministerin, Frau Dr. von der Leyen, der Berliner Senat für Jugend, die EU, aber auch der Berufsverband der Sozialpädagogen wie der Kinderschutzbund tätig werden. Nicht weniger sollten Eltern sich fragen, wo und mit wem ihre Söhne die Freizeit verbringen.
Denn die politisch beabsichtigte Identitätszerstörung ist Gewalt an Kindern
und Jugendlichen!
Identitätszerstörung, wie sie von Dissens in der bekannt gewordenen spektakulären und in weniger unbekannten Formen an Jungen praktiziert wird, ist Teil einer politischen Strategie. Sie beruht auf einem Bild von Männlichkeit, das Männer generell als Täter und als schlecht zeichnet. Deshalb sollen Jugendliche kein männliches Bewusstsein entwickeln, die sie sagen und fühlen lässt, dass sie ein Mann sind. Diese Entscheidung sollen sie vielmehr erst nach der Pubertät treffen können. So soll ihnen "die Möglichkeit erhalten bleiben" sich auch für Homosexualität zu "entscheiden". So als ließe Geschlechteridentität sich so beliebig wie ein PC oder ein Parfüm auswählen. Identitätserschütterung soll ebenso elterliche wie kulturelle Einwirkungen rückgängig machen, die alltäglich auf Jungen einwirken. Identitätszerstörung und Identitätsvereitlung wird als Weg gesehen, die Jungen auf den richtigen Weg zu bringen. Deshalb werden sie für die politische Absicht funktionalisiert, durch Sozialpädagogik einen "Neuen Menschen" hervorzubringen. Anhänger dieser Pädagogik benennen das: "nicht-identitäre Geschlechterpolitik". Aber es ist lediglich ein Euphemismus für Gewalt an Jugendlichen.
Hervorgegangen ist das aus dem Wunsch, bestimmte marginale Formen sexuellem
Verhaltens weder sich selber erklären zu müssen, noch von anderen Erklärungen sich anhören zu müssen. Nach dieser Vorstellung sollen Identitäten deshalb möglichst schnell beliebig werden und jederzeit austauschbar sein. Jungen sollen deshalb erst mit der Pubertät "auswählen" dürfen. Ginge dieser realitätsblinde Wunsch in Erfüllung, dann gäbe es weder Normales noch Anormales. Es gäbe nur noch Wahlmöglichkeiten. Dieses Konzept ist im Wesentlichen in der schwullesbischen Subkultur formuliert worden. Sie möchte damit alle Erklärungen zur Entstehung von Homosexualität beseitigen. Egal ob sie als Folge von pathologischen Kindheitsentwicklungen, narzisstischer Kränkung als soziale Abweichung, Perversion oder genetische Deviationen erklärt wird. Sie soll als freie Wahl und Lifestyle-Präferenz erscheinen, die keine Vorgeschichte hat.
In der American Psychological Association (APA) werden solche Formen sozialpädagogischen Gruppenarbeit wie andere Formen von Pädagogik und Psychotherapie jetzt kritisiert. Kritisiert wird, dass Menschen aus persönlicher Betroffenheit private Lösungskonzepte für eigene Probleme sich ausdenken, die ohne wissenschaftliche Prüfung und Begründung der Allgemeinheit angepriesen werden. Eben das geschieht bei Dissens e. V. in Berlin.
Das Gewaltsame dieser Pädagogik liegt auf der Hand. Zumal Pädagogisches - dem Elterlichen vergleichbar - sich doch gerade dadurch auszeichnen sollte, dass die Beziehung zu einem
eigensinnigen Jugendlichen auch dann nicht abgebrochen wird, selbst wenn es noch so hoch hergeht und sie ihre eigenen Wege gehen. Was Eltern früher oft aus Hilflosigkeit zu Schlägen hat greifen lassen, wird hier durch psychische Gewalt ersetzt.
Pädagogik, die gewalttätig vorgeht, um "einen neuen Menschen" zu schaffen, ist totalitär; so wie wir es von untergegangen totalitären Gesellschaften mit Entwürfen vom neuen Menschen hinlänglich kennen. Menschen wurden gebrochen, um aus ihnen etwas Besseres zu machen.
Es ist höchste Zeit, dass Fachverbände für Pädagogik, Sozialarbeit und Beratung zur Politik der vorsätzlichen Identitätszerstörung Stellung beziehen. Es gibt keine Ethikrichtlinie für beraterisch-therapeutische Berufe in Fachgesellschaften demokratischer Gesellschaften, die Identitätserschütterung für ethisch vertretbar hält, weil darin ein grundsätzlicher Mangel an Respekt vor dem Anderen sich ausrückt - Dissens e.V. in Berlin mangelt dieser Respekt!
Da auch die Familienministerin, Frau Dr. von der Leyen, solche Umerziehung offenbar für erstrebenswert hält, sollten CDU und CSU präzisieren, ob das ihrem Verständnis von Beziehungen von Männern und Frauen entspricht. Wenn das die anderen Parteien ebenfalls täten, wüssten die Bürger, woran sie mit deren Perspektiven für ein veränderungsbedürftiges Geschlechterverhältnisses sind. Und sie wüssten, ob diese Veränderungen mit Gewalt herbeigeführt werden sollen oder ob sie den allmählichen Prozess der gegenseitigen Veränderungen von Männern und Frauen bevorzugen.
(11. Januar 2006)
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein
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