Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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INVISIBLE MEN Nr. 37 (vorletzte Ausgabe)

Jörg, Friday, 24.05.2002, 13:46 (vor 8221 Tagen)

INVISIBLE MEN e-zine, Nummer 37

herausgegeben von Arne Hoffmann

Herzlich willkommen, liebe Leser, zur siebenunddreißigsten Ausgabe der
INVISIBLE-MEN!

Dies ist zugleich die vorletzte Ausgabe dieses zines. Wie ich sowohl in
meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" als auch ab der ersten Nummer
der INVISIBLE MEN deutlich gemacht habe, war dieser Newsletter nie als
Endlos-Projekt gedacht, sondern von Anfang an auf ein Jahr angelegt. Dieses
Jahr ist in zwei Wochen, am 6. Juni 2002, vorüber. Dieses zine jetzt
einzustellen halte ich immer noch für den sinnvollen Weg, denn was mit
diesem Medium erreicht werden konnte, ist erreicht. Waren die ersten
Ausgaben der INVISIBLE MEN für das Weltbild mancher Leser noch umwälzend und
revolutionär, stellte sich doch im Laufe des Jahres zumindest für die treuen
Abonnenten ein immer größerer Wiederholungseffekt ein. Wirklich neue
Perspektiven fanden sich nur begrenzt. Wer aber ganz neu zum Thema
Männerrechte stößt, der braucht auch nicht alle 14 Tage ein neues zine,
sondern kann sich problemlos in den Web-Archiven oder in meinem Buch
informieren und von da ab selber weiterdenken. Etwas ironisch ist, dass ich
nach der letzten Ausgabe mit dem Schwerpunkt Erfurt so viele Neu-Abonnenten
auf einen Schlag hinzugewonnen habe wie höchstens in der Anfangsphase dieses
zines - und noch dazu überwiegend Frauen.

Das Letzte, was ich euch allen für die Abschlussausgabe anbiete, ist, eure
Gedanken noch einmal allen anderen Lesern mitzuteilen. Wenn immer ihr noch
etwas auf dem Herzen habt, beispielsweise eure Einschätzung zum aktuellen
Stand der Männerbewegung und den Fortschritten im letzten Jahr, genügt ein
Mail an mich. Solange es sich dabei nicht um mehrseitige Dossiers handelt,
veröffentliche ich eure Zeilen gerne in der Abschiedsnummer.

Was "Sind Frauen bessere Menschen?" angeht, haben mich in den letzten
Monaten inzwischen etwa ein Dutzend Mails von Lesern und Leserinnen dieses
zines erreicht, die eine Rezension an die Online-Buchhandlung Amazon
sandten, diese aber nie veröffentlicht sahen. Wieviele dieser Rezensionen es
gibt, von denen ich nie erfahren habe, weiß kein Mensch. Mir war das lange
Zeit nicht so wichtig, weil ja auch 19 Leserkritiken durchgekommen sind
(wenn auch bei manchen erst nach wiederholtem Versuch oder gar, wie bei Frau
Dr. Jäckel, erst nach wiederholter persönlicher Kontaktaufnahme mit dem
Amazon-Team). Da ein Dutzend verschollener Besprechungen jedoch recht viel
ist, habe ich mal unter katalog-abt@amazon.de bei Amazon nachgefragt. Ich
erhielt folgende Antwort von Britta Potthoff: "Erscheint eine Rezension nach
dem normalen Bearbeitungszeitraum von fuenf bis 10 Tagen nicht auf unserer
Website kann es dafuer zwei Gruende geben: 1) Es kommt immer wieder vor,
dass eine Rezension nicht richtig an Amazon.de uebertragen wird. Wird eine
Rezension nicht korrekt oder gar nicht uebertragen, deutet das in der Regel
auf ein Browser-Problem hin. Einige Browser registrieren Tastatureingaben
nicht als `aktiv´ oder `ignorieren´ alle Tastatureingaben, wenn die Maus
eine bestimmte Zeit lang nicht 'geklickt' worden ist. 2) Texte, die nicht
unseren Rezensionsrichtlinien entsprechen, werden nicht veroeffentlicht. Sie
finden diese unter
https://www.amazon.de/exec/obidos/tg/browse/-/778628/302-6076619-8480803.
Bitte haben Sie Verstaendnis dafuer, dass wir nur dem Rezensenten selber
genauere Auskunft zum Verbleib seines Textes geben werden." Mit anderen
Worten: Ohne größeren Aufwand wird da nichts zu machen sein. Ob euch die
Sache diesen Aufwand wert ist, muss jeder für sich entscheiden.

FALLS DU DIESES ZINE NICHT MEHR ERHALTEN MÖCHTEST, genügt eine kurze Reply
an Cagliostro3@hotmail.com mit einer Botschaft wie "Stop!". Umgekehrt kann
sich durch eine Mail an diese Adresse auch jeder als Direktempfänger auf
meine Liste setzen lassen. Noch immer können die Meldungen dieses Zines
bedenkenlos von jedem von euch weiterverbreitet werden: ob in Internet-Foren
oder per Mail. Die bisher erschienenen Ausgaben dieses zines können
eingesehen werden unter http://www.dabbel.de/invisible-men/index.html,
http://f25.parsimony.net/forum63299, www.zahlvater.de sowie
www.maenner-maenner.com. Wer dieses zine durch eine freiwillige Abozahlung
finanziell unterstützen möchte, der findet mein Konto bei der
Nassauischen Sparkasse, Kto.-Nr. 393 039 906, BLZ 510 500 15. Herzlichen
Dank!

NEWS:
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PSYCHOLOGE: "DER MANN VON HEUTE IST DRESSIERTER DENN JE"

Der Schweizer Psychologe Koni Rohner erläutert unter
http://www.beobachter.ch/reusable/detail.cfm?ObjectID=FA6C5BFA-027A-11D5-A0150050DA7216...
inwiefern der Mann und nicht die Frau gesellschaftlich benachteiligt wird.
(Witzig ist, dass sowas heutzutage eigens als "subjektiv und provokativ"
eingeleitet werden muss, während die Position der Frauenbewegung anscheinend
automatisch als objektiv und sachlich gilt.) Rohners Ausführungen gelangen
zu dem Fazit: "Der ganze mediale Diskurs ist im Grunde männerfeindlich.
(...) Oft tönt es so, als ob Frauen die besseren Menschen wären. (...) Und
nun, Männer: Wieso macht ihr bei all dem mit? Wieso streikt ihr nicht? Wieso
klagen nicht mehr von euch? Ich wage die Vermutung, dass das Elend der
Männer so gross ist, dass es verdrängt werden muss. Zwar fragen sich viele
mit 45 oder 50 Jahren, ob dies nun alles sei, und viele spüren ein Unbehagen
oder haben das Gefühl, das Leben sei ihnen etwas schuldig geblieben. Doch
brauchen sie dem nicht tiefer auf den Grund zu gehen, denn eine
allumfassende Diagnose ist rasch und oft zur Hand: Es handle sich um die
Midlifecrisis, die irgendwie mit hormonellen Veränderungen zu tun habe. Dass
die Krise keine Krankheit, sondern ein Moment der Klarheit sein könnte,
erkennen die wenigsten. (...) Im Moment sind wir noch nicht reif für eine
Männeremanzipation. Doch die Zeit wird kommen, in der die Männer erkennen,
dass sie nicht länger den tapferen Helden spielen müssen, sondern sich
selber und einander zuwenden dürfen. Um in aller Ruhe anzuschauen, was sie
für Bedürfnisse haben, was ihnen im Leben fehlt und was ihnen zu viel ist -
so, wie es die Frauen im feministischen Prozess vorgelebt haben. Denn beide
Geschlechter brauchen Selbsterkenntnis, mehr gegenseitiges Verständnis, mehr
Muße und mehr Liebe. Davon würden nicht zuletzt die Kinder profitieren."

KANADA: VATER VERLIERT JOB UND ZUHAUSE, WEIL ER SEINE FRAU ANSCHRIE

Seit die kanadische "Bill 117", eine Art verschärftes "Gewaltschutzgesetz",
eingebracht wurde, fassten Kritiker ihren Inhalt unter dem Slogan "Shout at
your spouse and lose your house" ("Schrei deine Partnerin an und verlier
dein Haus") zusammen. Jetzt berichtet
http://www.equaljustice.ca/cgi-bin/forum.cgi?read=22642 über einen solchen
Fall. Ein offenbar durch beide Partner hochgeputschten ehelichen Konflikt
führte dazu, dass die Frau die Polizei verständigte und in ihrem
aufgebrachten Zustand ihren Mann mit unsinnigen Beschuldigungen überzog. Im
Polizeibericht wirkte daraufhin der harmlose Ehemann wie ein
Schwerkrimineller. Seine Frau und Augenzeugen versuchten mit großem
Nachdruck, den Behörden klarzumachen, dass es sich bei ihrer Aussage um
Übertreibungen gehandelt hatte, als sie vor Aufregung kaum klar denken
konnte. Nach drei Wochen Gefängnis sollte der Vater daraufhin endlich
freigelassen werden - als sich eine Frauengruppe gegen häusliche Gewalt
einschaltete und exakt dieses verhinderte. Sozialarbeiter drohten der Mutter
indes an, sie würde ihre Kinder verlieren, wenn sie wieder mit ihrem Partner
zusammenziehe. Als Ergebnis dieser Entwicklungen liegt die Familie
inzwischen in Trümmern, die Kinder sind schwer geschädigt, Haus und
gemeinsames Vermögen gehen vermutlich unter anderem für die Prozesskosten
verloren.

AXTMÖRDERIN PLÄDIERT AUF SELBSTVERTEIDIGUNG

Die INVISIBLE MEN hatten bereits in einer früheren Ausgabe über die Tat
berichtet, bei der das männliche Opfer mit dem Gesicht nach unten auf dem
Fußboden gefunden wurde, die Augen verbunden, mit Handschellen gefesselt und
geknebelt. Der Geschäftsmann wurde durch 20 Schläge mit einer Zweihänder-Axt
getötet. Die Täterin weist inzwischen Mordvorwürfe zurück und erklärt ihre
Tat als Selbstverteidigung und Folge von Provokation. Sie habe keine andere
Wahl gehabt:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/05/08/naxe08.xml&sSheet=/...

FRAU ZERSTÜCKELT EHEMANN UND STELLT KÖRPERTEILE FREUNDIN VOR HAUSTÜR

http://www.ananova.com/news/story/sm_588630.html?menu=news.latestheadlines

ALFELD: MÄDCHENBANDE FOLTERT 15-JÄHRIGE MIT SCHLÄGEN, TRITTEN, ZIGARETTEN

Erst als ein hinzugekommener Junge einschritt, ließen die Täterinnen ihr
Opfer in Ruhe: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,197014,00.html

FRAUENTRITT IN MÄNNERHODEN: DEUTSCHER WERBERAT RÜGT MTV

Der deutsche Werberat erteilte dem Musiksender eine Rüge, nachdem dieser auf
einem in diversen Jugendzeitschriften veröffentlichten Werbefoto eine Frau
abbildet hatte, die einem Mann mit Wucht in die Weichteile tritt:
http://focus.de/G/GN/gn.htm?snr=105905&streamsnr=9 Verschiedene Mitglieder
der deutschen Männerbewegung hatten sich daraufhin beim Werberat beschwert.

VERSTÄRKTE VÄTERPROTESTE IM IN- UND AUSLAND

In Irland ist ein Vater seit längerer Zeit im Hungerstreik, um dadurch auf
das männerfeindliche Familienrecht aufmerksam zu machen:
http://www.unison.ie/index.php3?ca=9&si=14928&breakingnews=1 In Mannheim und
Oggersheim demonstrierte inzwischen der Informatik-Professor Achim Karduck
mit demselben Anliegen vor dem FDP-Parteitag:
http://www.rheinpfalz.de/osform/cms_osmm?articleName=HERMES:20020511:2881343&templa...
Karduck wendet sich insbesondere dagegen, dass Mütter den Umgang der Väter
mit ihren Kindern über Jahre hinweg widerrechtlich boykottieren können, ohne
dafür in irgendeiner Form belangt zu werden. Er wirbt um Unterstützung für
die Initiative "Schutz von Kindern vor Umgangsvereitelung". Per Mail ist er
unter beute-kind@t-online.de erreichbar.

ENGLAND: GESETZ SOLL VATERSCHAFTSTEST STRAFBAR MACHEN

Männer, die sich für genetische Tests, heimlich Haare oder Speichelproben
ihrer angeblichen Kinder besorgen, sollen nach einem neu eingebrachten
Gesetz dafür bestraft werden, da ein negatives Testergebnis zu traumatischen
Entwicklungen führen könne:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/05/19/ndna19.xml&sSheet=/...
In einer Welt, in der es noch einen Rest an geistiger Gesundheit im
Geschlechterverhältnis gäbe, würden natürlich die betrügerischen Frauen
bestraft und nicht die Männer, die diesen Betrug aufdecken.

NEUE STUDIE: GROSSSTADTFRAUEN SUCHEN MÄNNER MIT GELD, KLEINSTADTFRAUEN
MÄNNER MIT HERZ

Derart verallgemeinert ist das natürlich eine plumpe Vereinfachung, aber
zumindest in der Tendenz kam eine US-amerikanische Auswertung von
Kontaktanzeigen zu diesem Ergebnis:
http://straitstimes.asia1.com.sg/women/story/0,1870,118749,00.html sowie
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/05/09/wdigga09.xml&sSheet...
Wäre spannend zu sehen, ob diese Diskrepanz auf Deutschland übertragbar
ist.

HARVARD FORDERT BELEGE FÜR SEXUELLE ÜBERGRIFFE

An US-amerikanischen Universitäten sind unsubstantiierte Beschwerden wegen
sexueller Belästigung und schlimmeren Übergriffen derart in die Höhe
geschnellt, dass die Elite-Uni Harvard zukünftig erst irgendeine Art von
Beleg (Augenzeugen, Spuren etc.) fordert, bevor sie solche Fälle näher
untersucht: http://www.washtimes.com/national/20020509-25444394.htm Bislang
hatten Beschuldigte an Harvard wie an anderen Unis weder das Recht auf einen
Anwalt, noch dem angeblichen Opfer gegenübergestellt zu werden. Unter
http://www.townhall.com/columnists/kathleenparker/kp20020513.shtml begrüßt
Kathleen Parker die neuen Entwicklungen mit Nachdruck: "Follow the money and
you'll quickly discover that propagating myths of campus rape is a meal
ticket for a variety women's advocacy groups. But even if date rape WERE
epidemic, no crime justifies stripping an accused person of his right to due
process. Given the existence of such prejudicial, unfair, totalitarian
policies, the really perplexing question is, why are guys still going to
college?"

"FÜR FRAUEN BEGINNT DAS LEBEN MIT 50"

Zumindest belegt eine neue Untersuchung, dass Frauen dieses Alters
glücklicher, gesünder, unabhängiger und sexuell erfüllter als Frauen vor den
Wechseljahren sind:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/05/08/nhrt08.xml&sSheet=/...

VERANSTALTUNG:
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VORTRAG PROFESSOR BOCKS: "GEWALTSCHUTZGESETZ" SCHADET AUCH FRAUEN

Am Donnerstag, den 23. Mai 2002, lud der Wiesbadener Ortsverein des
Väteraufbruchs für Kinder zu einem Vortrag samt anschließender Diskussion
über "Geschlechterdifferenzen bei häuslicher Gewalt". Mit Joachim Müller als
Co-Moderator sowie Dr. Jürgen Gemünden und mir selbst unter den Gästen waren
vermutlich vier der bekanntesten deutschen Experten zu diesem Thema in einem
Raum versammelt. Die Wiesbadener Zeitungen kündigten die Veranstaltung
überraschend groß an, entsprechend stark füllte sich im Laufe des Abends der
Saal. Professor Bock gelang es mit einem übersichtlichen Paper
("Arbeitsblatt") und einem speziell für Laien zugeschnittenen Vortrag sehr
gut, das Publikum informativ zu erreichen.

Einleitend machte Professor Bock deutlich, dass er sich in eine seiner Warte
nach unangemessene Polarisierung gezwungen sehe. Ein Kollektiv "Frauen"
gegen ein Kollektiv "Männer" zu setzen halte er unter wissenschaftlichen
Gesichtspunkten für eigentlich unsinnig. Da jedoch nicht zuletzt von
staatlichen Stellen ein einseitiger Dogmatismus betrieben werde, ja
vermutlich erstmals in der Menschheitsgeschichte intentional Politik gegen
eines der beiden Geschlechter gemacht werde, sehe er keine andere
Möglichkeit als das Beziehen einer Gegenposition, um das sinnvolle
Gleichgewicht wieder herzustellen.

Der wissenschaftliche Forschungsstand, über den Professor Bock referierte,
wird denjenigen Lesern dieses zines bekannt sein, die seit der ersten Stunde
dabei sind; speziell für die "Neulinge" fasse ich ihn aber gern noch einmal
zusammen: International zeigen weit über hundert Studien, dass es im Bereich
der häuslichen Gewalt eine ungefähre Gleichverteilung der Geschlechter auf
SÄMTLICHEN Intensitätsstufen gibt. Entgegen dem landläufigen Klischee sind
Frauen also ebenso häufig als Täter bei schwerer Gewalt anzutreffen wie
Männer bei psychischer/verbaler Gewalt (z. B. Beschimpfungen und
Demütigungen). Da diese Studien nicht mit jener Wirklichkeit in
Übereinstimmung zu bringen sind, die sich etwa in den Kriminalstatistiken
zeigt, wurden sie im Laufe der letzten Jahre verschiedentlich angegriffen:
Der Kontext oder die Häufigkeit der Handlungen werde nicht erfasst;
Frauengewalt sei häufig nur eine Reaktion auf vorhergehende Männergewalt
oder die strukturelle Gewalt des Patriarchats. Bei der daraufhin
stattfindenden Überprüfung erwiesen sich die kritisierten Studien jedoch
durchgehend als haltbar und die Kritik daran als irreführend. Das
entgegenlaufende Bild in der Kriminalstatistik entsteht durch ein
Dunkelfeld, das bei beiden Geschlechtern sehr groß ist, bei den Männern aber
größer als bei den Frauen. Einfaches Beispiel: Wenn von 100 geprügelten
Frauen 90 schweigen und von geprügelten Männern 99, dann kommen in der
Kriminalstatistik zehn weibliche Opfer auf ein männliches und es entsteht
das Bild einer weit überwiegend männlichen Täterschaft und weit überwiegend
weiblichen Opfern.

Dass Männer überwiegend schweigen, hat damit zu tun, dass sie ein zweites
oder drittes Mal zum Opfer werden, wenn sie Dritten über ihr Schicksal
berichten. In ihrem persönlichen Umfeld müssen sie damit rechnen, entweder
als Schwächling verhöhnt oder aber angefeindet zu werden: "Was hast du
Schwein ihr nur getan, dass sie sich so zur Wehr setzen muss?" Vor Gericht
wird ihnen häufig nicht geglaubt. Sobald Sie sich in ihrer Not nach außen
wenden, sich beispielsweise von ihrer Partnerin trennen, trifft sie der
Vorwurf, die eigentlichen Täter zu sein, da ja jeder weiß, dass häusliche
Gewalt in der Regel von Männern ausgehe. Die männlichen Opfer haben
zusätzlich Sanktionen wie den Verlust der Wohnung oder des Umgangs mit ihren
Kindern zu befürchten, was häufig einen sozialen Abstieg einleitet, der in
Alkohol, Drogen und Selbstmord enden kann. Um dies zu vermeiden bleiben
geprügelte Männer häufig in ihrer Partnerschaft, ertragen ihr Leiden über
Jahrzehnte hinweg stumm und flüchten beispielsweise in Süchte oder
psychosomatische Krankheiten - oder sie explodieren urplötzlich in einem
Amoklauf/erweiterten Selbstmord, in dem ein Vater sich und seine ganze
Familie umbringt. Was wieder ein hervorragender Beleg für all jene ist, die
Gewalt grundsätzlich für männlich halten. Das zu Jahresbeginn eingebrachte
Gewaltschutzgesetz, in der Formulierung weitgehend geschlechtsneutral, in
der faktischen Ausrichtung aber eine gegen Männer gerichtete Maßnahme,
verschärft dieses Dilemma und ist daher noch nicht einmal eine Hilfe für die
Frauen, die es eigentlich schützen soll. Insgesamt fließen momentan 100
Prozent der staatlichen Unterstützung an 50 Prozent der Opfer. Das geht bis
hinein in die Schulen, in denen Selbstverteidigungskurse wie automatisch für
Mädchen reserviert sind, während man genau weiß, dass weit häufiger Jungen
unter gewalttätigen Übergriffen zu leiden haben. Es ist insofern dringend
notwendig, dass Polizeibeamte, Ärzte und Familientherapeuten für die wahre
Sachlage sensibilisiert werden.

Die durch Professor Bocks Vortrag gewonnen Erkenntnisse wurden durch von
Joachim Müller zusammengestelltes und verteiltes Info-Material sowie eine
Diskussion mit dem Publikum vertieft.

KOMMENDE VERANSTALTUNG:
-----

Der Wiesbadener "Väteraufbruch für Kinder" weist auf eine Lesung und
Diskussion unter dem Titel "Das Drama der Vaterentbehrung" hin, die mit
bekannten Berliner Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Prof. Dr. med. Horst Petri am Samstag, dem 25. Mai 2002, um 9.30 Uhr
(vormittags!) im Erbacher Hof in Mainz stattfindet. Der Erbacher Hof ist die
Akademie des Bistums Mainz und befindet sich in der Innenstadt in der Nähe
des Doms. Veranstalter ist die Männerseelsorge der katholischen Kirche
Mainz. Petris Buch mit demselben Titel wie seine Vorlesung gilt als eines
der Standardwerke der Väterbewegung.

ZITATE:
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"Die Männer sind in ihrem Machodenken demoralisiert, sie nehmen mehr
Rücksicht auf unsere Bedürfnisse und sorgen sich genau wie wir um ihr
Erscheinungsbild. Endlich herrscht ein Stück weit Gerechtigkeit, weil beide
Geschlechter gleichermaßen von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagt
werden. Wir dürfen stolz auf unsere Arbeit sein. Vermutlich wäre es besser
gewesen, unsere eigene Unsicherheit zu bekämpfen, aber naja, das kommt auch
noch irgendwann. Vermutlich. Das ist noch etwas unsicher."

Aus einem der beiden Vorworte in Nicole Rieblings bzw. Fabian Zonks "Lexikon
für Frauen/Lexikon für Männer" (Wendelexikon), Schwarzkopf und Schwarzkopf
2002

"Männer bevorzugen es, selber zu arbeiten, und wollen nicht, dass die Frauen
das auch tun. Soweit ganz praktisch, führt aber letztlich zur Entmündigung
und Herabsetzung der Frau. Wer sagt denn, dass Frauen nicht auch einen
Betonmischer bedienen können? Wer sagt denn, dass wir nicht auch nachts bei
Regen Eisenbahnschienen verlegen können? Wer sagt denn, dass wir nicht auch
jede Drecksarbeit erledigen können? Wir können das! Wir WOLLEN bloß nicht.
Wir wollen die GUTEN Jobs, den Rest sollen die haarigen Nutztiere erledigen.
Wir wollen in die Chefetage, an die Schreibtische der Macht! Das Dumme ist
nur: Wenn frau das offen fordert, klingt das ein ganz klein wenig
egozentrisch. Deshalb müssen wir leider bis auf weiteres so tun, als wollten
wir wirklich dieselben Rechte in der Arbeitswelt wie Männer."

dasselbe Lexikon, Frauen-Hälfte, Eintrag "Arbeit". Hübsches Buch übrigens.
:-)

LESERMAIL:
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BESCHIMPFUNGEN DURCH FRAUEN GESUCHT

Herbert Pfeiffer, ein neuer Leser aus Berlin, hat ein ganz spezielles
Anliegen, bei dem ihm vielleicht andere Leser dieses zines weiterhelfen
können: "Bei der Lektüre Ihres beeindruckenden Buchs `Sind Frauen bessere
Menschen?´ ist mir aufgefallen, dass der Bereich Verbalaggression/verbale
Gewalt/Schimpfen kaum vorkommt. Ich selbst schrieb u.a. Schimpfwörterbücher
und bereite nun eine voluminöse Kulturgeschichte deutscher Schimpfereien vor
(fast fertig). - Leider aber ist mir das Verhältnis zw. weibl. u. männl.
Beleidigungskriminalität/Schimpfverhalten u.dergl. noch nicht so recht klar.
Unter meinen ca. 17000 Belegen ist nur ein sehr geringer Anteil weibl. Das
lässt aber wohl kaum den Schluss zu, Frauen schimpfen/spotten fast nicht. Es
liegt sicherlich teils an meinem Leseverhalten (kaum Frauenzeitschriften
oder Frauenlit.), zur Hauptsache aber wohl daran, dass ich mich mehr oder
weniger auf schriftliche Quellen beschränken muss. Wahrscheinlich ist es so,
dass Frauen in sehr geringem Umfang öffentlich schmähen, also auch weniger
in Büchern und Presse. (Bei anonymen Beleidigungen ist dagegen der
Frauenanteil weit über 50% - lt. ein paar Diss. zu einzelnen Regionen und
Zeitabschnitten.) Vielleicht können Sie mir einen Tip geben. Kennen Sie
Quellen von (weiblichen oder sonstigen) Beleidigungen u.ä.? Hasstexte u.
dergl.? Einschläg. Websites? Oder Sekundäres dazu? (Vielleicht haben Sie
selbst entsprechende Anwürfe erlebt?) Schön, wenn Sie meine Anfrage in Ihrem
Newsletter bringen könnten."

Ich selbst habe die Mails, in denen frau mich wegen meiner Ansichten mit
Schimpfkanonaden übersähte, leider nicht mehr abgespeichert. Konnte ja
keiner ahnen, dass ich damit mal einen Dienst für die Wissenschaft leisten
könnte. Aber viele von euch Lesern, insbesondere in den Webforen, haben
meines Wissens entsprechende Textsammlungen vorliegen. Wenn ihr möchtet,
schickt sie an Herbert weiter: email@herbertpfeiffer.de - aber bitte
anonymisiert. Es geht hier nicht darum, einzelne Leute vorzuführen, sondern
generell das weibliche Beleidigungsverhalten zu erforschen. Wichtig ist
Herrn Pfeiffer auch, dass es sich um originär deutsche Texte handelt.
Valerie Solanas etwa kommt also nicht in Frage. Danke!

"AMOKLAUF" EINER SCHÜLERIN IN ERFURT

Christine schickt mir folgendes Mail zu der seit dem Erfurter Amoklauf in
Talkshows, Foren und Artikeln behandelten Frage, ob "das Böse" männlich sei:

--- Es ist viel über die Tat in Erfurt berichtet und in allen Facetten
beleutet worden. Warum wurde aber über die Tat einer Schülerin in Erfurt,
die des ca. 400-fachen Mordes angeklagt war, so gut wie nicht berichtet? Im
Deutschlandfunk wurde darüber diskutiert und auf Grund dessen ist Rainer auf
die Suche gegangen und auch fündig geworden. In mehreren Foren hat er über
diese Tat in kurzen Sätzen berichtet, aber die Resonnanz war gleich Null.
Das begreife ich beim besten Willen nicht, wieso wird so eine Tat fast
totgeschwiegen? Wieso ging nach der Tat des Robert S. kein weiterer
Aufschrei durch die Medien? ---

Christine bezieht sich damit auf eine Schülerin, der offenbar versuchte
Brandstiftung an ihrer Schule zur Last gelegt wurde. Eben weil dieser
Vorfall höchstens einmal im Radio angerissen wurde und insbesondere die
Presse hurtig den Mantel des Schweigens darüber breitete, ist es sehr
schwer, Genaues nachzurecherchieren. Das Tilgen weiblicher Täter aus der
Berichterstattung ist natürlich genau das Manöver, das bei der Bevölkerung
den Eindruck entstehen lässt, zerstörerische Aggression sei männlich.

TV:
---

Am Dienstag, den 21. Mai, war in der HR-Sendung "Dienstag" ebenfalls noch
einmal Erfurt und vergleichbare Gewaltakte Thema. Titel: "Morden, anzünden,
zerstören - eine Generation verschafft sich Gehör". Offenbar wurde dort
Gewalt weniger mit Männlichkeit als mit Jugend gleichgesetzt. Es ist schon
interessant, die sprachlichen Mechanismen zu vergleichen: Einerseits stehen
auch in diesem Titel einige wenige Gewalttäter für eine komplette jüngere
Generation, die insgesamt vermutlich so friedlich ist wie noch nie,
andererseits werden die Gewaltakte fast als notwendig gezeichnet: Ohne sie
bliebe der Logik des Titels folgend die jüngere Generation stumm und
ignoriert. Kommt als Beitrag über "Männergewalt" demnächst wohl "Morden,
anzünden, zerstören - ein Geschlecht verschafft sich Gehör" auf uns zu?

ZUR DOKUMENTATION 1:
-----

--- AUFRUF ZUR INTERNATIONALEN KINDERRECHTS-DEMO 2002 IN BERLIN

An alle Kinder, Mütter und Väter, Männer und Frauen, am 08. Juni 2002 um um
11:00 Uhr treffen wir uns zu Internationalen Kinderrechts-Demo 2002 auf dem
Richard-Wagner-Platz in Berlin (Charlottenburg-Wilmersdorf). Die Demo steht
unter dem Motto: "Allen Kindern beide Eltern" Um 12:00 Uhr gehen wir vom
Richard-Wagner-Platz, Schustehrusstraße, Wilmersdorfer Straße, Kantstraße,
Leibnitzstraße über den Kurfürstendamm zum Breitscheidplatz. Hier werden wir
gegen ca. 13:30 eintreffen. Bis 17:00 Uhr haben wir dann Zeit für
Kundgebungen. Anschließend ist die Demo beendet. ... Für die Bekanntmachung
unserer Forderungen dürfen auch Lautsprecher benutzt werden. Alle andern
mögen bitte Rasseln, Trillerpfeifen, Glocken, Kinderwagen etc. mitbringen.
Für Schilder und Transparente schlage ich vor, dass wir die Kernforderungen
aufgeschrieben werden. Klar, wer die Kernforderung besser formulieren kann,
der möge einen Vorschlag machen. Den Anweisungen der Organisatoren ist in
jedem Fall zu folgen. Nach dem offiziellen Ende der Kinderrechts-Demo 2002
gegen 17:00 Uhr sind alle Transparente wegzuräumen. Das offizielle Ende,
welches von den Organisatoren des Väteraufbruch für Kinder bekanntgegeben
wird, ist bindend für alle Teilnehmer. Bitte denkt daran, dass wir im
nächsten Jahr am 07. Juni 2003 vorraussichtlich wieder treffen wollen. Und
ein reibungsloser Ablauf in diesem Jahr wird uns auch die Möglichkeit der
Internationalen Kinderrechts-Demo 2003 offen halten. Alle Organisationen,
die sich an der Demo ebenfalls beteiligen wollen und die Interessen des
Väteraufbruch für Kinder, das Recht unserer Kinder auf beide Elternteile
unterstützen, können mir ihre Logos, Telefonnumer und Ansprechpartner unter
detlef.naumann@gmx.de zusenden. Nach einer Prüfung der Ziele werden sie,
soweit Platz ist, in den Flyer zur Kinderrechts-Demo 2002 mit aufgenommen.
Bitte sendet diesen Aufruf an alle Maillisten, Firmen, Schulen,
Universitäten. In den nächsten Tagen werde ich noch ein Poster für die
Internationalen Kinderrechts-Demo 2002 vorbereiten. Die Medien werden diesen
Aufruf in den nächsten Tagen das erste mal erhalten. Unmittelbar vor der
Kinderrechts-Demo 2002 wird die Presse regelmäßig informiert. Hierfür wäre
es sehr schön, wenn ich Rückmeldungen über die Teilnehmer bekäme. Besonders,
wenn Gruppen aus dem Ausland zu uns kommen. Solten in diesem Aufruf noch
Informationen fehlen, so gebt mir bitte eine Nachricht! Ich freue mich auf
gutes Wetter, einen netten Empfang in Berlin und in Zukunft das Recht
unserer Kinder auf beide Eltern. -In Gedanken an meine Tochter- Detlef ---

Detlef ergänzte am Donnerstag, den 23.5.02, seine Ankündigung um diese
Meldung:

--- Am 31. Mai 2002 wird in Hamburg eine Pressekonferenz sowohl für den
Hungerstreik als auch die Demo geben. Da wir eine prominente Person für
unsere Sache gewinnen konnten, erwarten wir auch die führenden deutschen
Medien. Diese Woche sollen die Einladungen an die Presse raus, dann werde
ich das Geheimnis auch lüften. Was aber noch nicht in trockenen Tüchern ist:
Für die Demo in Berlin benötigen wir noch Schilder. Wer hat Zeit, 40
Schilder vorzubereiten. DIN A2 Faserplatte mit zwei A3 Kopien bekleben und
einer Dachlatte hinten dran. Dei Kopiervorlage kann ich evtl. am Sonntag
herstellen. Nur kopieren, schrauben und kleben muß jemand aus Berlin machen.
Und dann natürlich zum Richard-Wagner-Platz bringen. Für die Kosten beteht
ein kleines Budget! Bitte vorher die Kosten von mir freigeben lassen. Es
haben sich noch nicht ausreichend Hungerstreiker gemeldet! Für die, die es
in Erwägung ziehen. Es kann Blockweise, also mehrere Tage gestreikt werden.
Es muß nicht die ganze Zeit gestreikt werden. Der Hungerstreik beginnt
jeweils morgens um 10:00 Uhr und endet um 18:00 Uhr. Wichtig ist, dass die
Streikenden mir den Namen, Zeit, Mobilnr.,Telefon und ein paar Takte zum
Fall mitteilen. Ich werde dann die Presse entsprechend koordinieren und die
Termine knüpfen. Dann fehlt uns noch ein Politiker. Wer kann den Kontakt zu
einem guten Politiker herstellen? ---

ZUR DOKUMENTATION 2:
-------

--- Pressemitteilung der Universität Bremen vom 8. Mai 2002
Nr. 100 / 08. Mai 2002
Lebenskrise - Väter nach Trennung oder Scheidung
Bremer Sozialwissenschaftler stellt Untersuchungsergebnisse vor

Scheidungsväter leiden. Eine Trennung oder Scheidung stellt für viele Männer
eine weitreichende Lebenskrise dar, die sich in gesundheitlichen und
beruflichen Problemen bemerkbar macht. Dies ist das Ergebnis einer Studie,
die Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler unter der Leitung
von Professor Gerhard Amendt vom Institut für Geschlechter- und
Generationenforschung im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
der Universität Bremen durchgeführt haben: In den vergangenen zwei Jahren
wurden 2100 Väter über das Internet zu ihrer beruflichen und privaten
Situation nach einer Trennung oder Scheidung befragt. Zahlreiche
Untersuchungsergebnisse widersprechen dem Klischee vom emotional
unabhängigen Mann oder vom Vater, der sich jedweder Verantwortung entledigt.

Eine Trennung oder Scheidung kann sich nachteilig auf die gesamte
Lebenssituation des Betroffenen auswirken. So berichten fast drei Viertel
(71 Prozent) der befragten Männer von Beeinträchtigungen in ihrem
Berufsleben - also dem Lebensbereich, der unverändert im Mittelpunkt von
männlicher Sinnstiftung und Selbstwertgefühl steht. Viele der Männer sind an
ihrer Arbeit nicht mehr interessiert (37 Prozent), andere stürzen sich
dagegen ins Berufsleben (33 Prozent). Auch ein Wechsel des Arbeitsplatzes
(20 Prozent) oder die Kündigung durch den Arbeitgeber (11 Prozent) werden
als häufige Konsequenzen der veränderten privaten Situation genannt. Dabei
hat die Studie ergeben, dass Väter mit niedrigem Bildungsabschluss zu der
Gruppe zählen, die von Kündigung am meisten bedroht ist. "Oder anders
ausgedrückt: Je höher das Bildungsniveau, um so eher sind die Männer in der
Lage, die Nachscheidungsprobleme in den Griff zu bekommen", so Professor
Gerhard Amendt. Noch mehr, nämlich 76 Prozent der Männer, geben Auswirkungen
auf ihre Gesundheit an, darunter vorübergehende psychische (41 Prozent) und
körperliche (12 Prozent) Beschwerden. Es können jedoch auch andauernde
seelische (34 Prozent) oder physische Leiden (9 Prozent) auftreten. Dabei
hat sich gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen der beruflichen
Leistungsfähigkeit der erwerbstätigen Väter und ihrer privat erlebten
psychischen Belastung besteht: Männer, die von ständigen emotionalen
Belastungen berichten, neigen zu Desinteresse am Beruf. Solche Vertreter des
"starken Geschlechts" hingegen, die von der Scheidung bzw. Trennung
vorübergehend seelisch und körperlich beeinträchtigt werden, stürzen sich
meistens in die Arbeit.

Die gesundheitlichen Beschwerden, so ein weiteres Untersuchungsergebnis,
sind eher von vorübergehender Art, wenn "Scheidungsväter" ein häufiges
Umgangsrecht mit ihren Kindern haben. Andererseits kann eine Vaterschaft
nach der Trennung auch eine besondere Belastung darstellen. "Bei vielen
Männern", berichtet Amendt, "wird das Gefühl zerstört, in einem
Familiengefüge emotional eingebettet und als Vater anerkannt zu sein." Immer
mehr Männer kämpfen darum, dass ihnen nach Trennung oder Scheidung die
Vaterschaft nicht abhanden kommt. Doch diese Bemühungen sind nicht immer
erfolgreich, und ihre Anstrengungen überfordern viele der Betroffenen. Die
Resultate der Studie veranlassen den Sozialwissenschaftler Amendt auch dazu,
notwendige Perspektiven für eine moderne Familienpolitik zu skizzieren:
"Familienpolitik darf Männer nicht nur als Leistungsträger sehen. Sie muss
Männer auch mit ihren Problemen wahrnehmen und für qualifizierte
Unterstützung sorgen." (Meike Brenner) ---

BUCHVORSTELLUNG 1:
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"DIE ERFOLGSLÜGE"

Der Untertitel des Buches von Heike Buchter, das am 12. September im
Buchhandel erscheinen soll, lautet "Die falschen Versprechen von Höller,
Schäfer, Strunz und Co." Insbesondere Männer dienen in den kritisierten
„Ratgebern“ als Zielgruppe, auch wenn beispielsweise Bodo
Schäfer ("In sieben Jahren zur ersten Million") sein Revier inzwischen auf
das weibliche Geschlecht ausweitet ("Geld tut Frauen richtig gut"). Aber
Leistung und Erfolg werden immer noch weit überwiegend männlich gedacht, und
diese Autoren versprechen, den Königsweg dorthin zu zeigen. Heike Buchter
hat die laut dva-Verlagsprospekt gottesdienstähnlichen Seminare dieser
modernen Gurus (Motivationstrainer, Fitness-Päpste, Money-Coaches etc.)
ebenso unter die Lupe genommen wie ihre pseudoreligiösen Botschaften, lässt
Opfer zu Wort kommen und enthüllt die psychologischen Tricks hinter den
leeren Versprechungen. Da diese Enthüllung erst in dreieinhalb Monaten
erscheinen wird, habe ich sie natürlich noch nicht gelesen, hatte mich aber
für frühere Rezensionen mit den von Buchter beanstandeten und von Millionen
Lesern offenbar völlig unkritisch gekauften Texten auseinandergesetzt und
dabei ebenfalls eine pseudoreligiöse Rhetorik herausgearbeitet. Insofern
kann ich nur sagen, dass ich "Die Erfolgslüge" für längst überfällig halte
und sehr gespannt darauf bin.

BUCHVORSTELLUNG 2:
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"SPREADING MISANDRY: THE TEACHING OF CONTEMPT FOR MEN IN POPULAR CULTURE"

Schon in früheren Ausgaben der INVISIBLE MEN hatte ich über dieses Buch
berichtet. Sein Titel bedeutet auf deutsch etwa: "Die Verbreitung von
Männerfeindlichkeit. Wie unsere Populärkultur die Verachtung von Männern
lehrt". Es war im November 2001 mit einer Startauflage von 25.000 Exemplaren
erschienen und nach überraschend großer Medienaufmerksamkeit schon sechs
Wochen später ausverkauft. Jetzt ist es wieder im Handel erhältlich.

Eine gerne vorgebrachte Kritik an meinen Texten zur Männerbewegung ist, dass
ich sehr oft auf die Situation in den USA Bezug nehme. Dabei wird oft so
getan, als seien die USA eine Art anderer Planet, der mit unserem Planeten
Deutschland in keiner Weise verbunden ist. Tatsächlich aber weiß jeder, dass
wir extrem unter US-amerikanischem Einfluss stehen, insbesondere was die
populäre Kultur und ihre ideologischen Botschaften angeht. "Spreading
Misandry" untersucht diese Kultur genauer und kommt zu Besorgnis erregenden
Erkenntnissen.

Die beiden Autoren sind erfahrene Forscher in den Religions- und
Geschichtswissenschaften, was man bei der Lektüre häufiger merkt. Zu Beginn
stellen Katherine Young und Paul Nathanson ihre Kernthesen vor, die sie im
Verlauf des Buches konkret belegen. Diesen Thesen zufolge ist unsere
Gesellschaft von dem Gedanken besessen, Frauenfeindlichkeit auszumerzen,
wohingegen weitgehend keinerlei Gespür dafür besteht, dass etwas wie
Männerfeindlichkeit überhaupt existiert. Tatsächlich zeige sich
Männerfeindlichkeit aber sehr massiv und in durchgehenden Mustern. Ähnlich
wie zu früheren Zeiten Frauenfeindlichkeit durchdringe sie unsere Kultur
aber derart, dass die meisten sie kaum wahrnehmen. Das gilt auch für viele
Männer. Insgesamt sei unsere Gesellschaft also durch ein gleichermaßen
gynozentrisches (sich um Frauen drehendes) wie männerfeindliches Weltbild
geprägt. Gerät die Männerfeindlichkeit in bestimmten Medienprodukten so
extrem, dass sie beim besten Willen nicht mehr zu übersehen ist, wird sie
von den Verantwortlichen entweder heruntergespielt oder gar gerechtfertigt:
Männer seien nun einmal so, und das müsse man auch entsprechend darstellen.
Im Endeffekt wird aber Hass geschürt. Die Autoren vergleichen diese Haltung
mit der Judenfeindschaft des Christentums: Christliche Führer hatten nie zur
Ermordung der Juden aufgerufen, sie schufen aber ein Klima der Ablehnung,
das für andere Menschen solche Taten möglich machte. In vergleichbarer Weise
haben wir heute eine kulturelle Elite, die den Hass gegen Männer schürt, und
Frauen, die daraufhin tatsächlich zur Gewalt, beispielsweise gegen ihren
Partner, greifen. Einige ganz radikale Feministinnen wie Andrea Dworkin
forderten allerdings tatsächlich Frauen auf, sich an ihren "Unterdrückern"
gewaltsam zu rächen.

Nathanson und Young nennen einige grundlegende Faktoren, die kulturelle
Produkte, insbesondere Filme, ihrer Ansicht nach männerfeindlich werden
lassen: (1) Jede weibliche Hauptfigur ist helden- und tugendhaft ("gut").
(2) Jede männliche Hauptfigur ist psychotisch/böse oder
unzureichend/inkompetent. (3) Bis sie die Kraft gefunden haben, sich zu
wehren, sind die weiblichen Hauptfiguren Opfer der männlichen. (4) Bis ihr
wahres Wesen enthüllt wird, erscheinen die männlichen Hauptfiguren häufig
als charmant, gutmütig und vertrauenswürdig. (5) Die weiblichen Hauptfiguren
sind entweder schon Feministinnen oder gerade dabei, "bekehrt" zu werden.
(6) Böse Männer werden vernichtet, "minderwertige" Männer steigen auf, indem
sie weibliche Tugenden annehmen. Kurz gefasst ist der einzige gute Mann
entweder eine Leiche oder eine "Frau" (in Ausbildung).

Dieses Spiel belegen die Autoren nun anhand zahlloser Fälle. In dem Film "In
Sachen Henry" (mit Harrison Ford) erleidet der böse Patriarch durch eine
Kopfwunde eine geistige Störung und landet erst wieder auf dem richtigen
Weg, als er durch seine Frau lernt, wie man sich "anständig" benimmt. In
"Die Farbe Lila" von Stephen Spielberg (nach einem Roman Alice Walkers) ist
jeder Mann entweder ein hoffnungsloser Idiot, ein bösartiger Tyrann oder
beides. Frauen repräsentieren die Mächte des Lichts, und sie haben keine
andere Aufgabe als die männlichen Pappkameraden umzustoßen, denen jegliche
psychische Komplexität fehlt. In "Was Frauen denken" (mit Mel Gibson) ist
die Hauptfigur ein chauvinistischer Sexist, der durch einen bizarren Unfall
die Fähigkeit entwickelt, Gedanken zu lesen, und so erfährt, was die
weibliche Welt wirklich von ihm hält, wodurch er natürlich an Reife gewinnt.
In der umgekehrten Rollenverteilung wäre so etwas heute undenkbar. (Vor
vierzig Jahren, in "Manche mögen´s heiß" war es hingegen noch möglich, auf
die Fehler beider Geschlechter gleichermaßen hinzuweisen, etwa auch darauf,
dass viele Frauen Männer nur als "Erfolgsobjekte" betrachten.) In
"Flatliners" begeben sich vier Medizinstudenten in eine Art künstlichen Tod,
um herauszufinden, was sie im Jenseits an Belohnungen oder Strafen erwartet.
Einzig und allein die Frau unter ihnen wird für moralisch unschuldig
befunden. In "Kids" zieht einer der männlichen Teenager durch die Betten, um
seine Sexpartnerinnen mit Aids anzustecken. Nachdem Jenny, eines seiner
Opfer, im Verlaufe der Handlung ins Koma gefallen ist, vergewaltigt sie ein
Freund Tellys, der nichts von dem Virus weiß und zieht sich somit seine
offenbar gerechte Strafe zu. In Stephen Kings "Dolores Clairborne" sind
wieder einmal alle Frauen Opfer und/oder Heldinnen und alle Männer Täter
oder deren Helfershelfer. In "Kap der Angst" sind erneut die weiblichen
Hauptfiguren gut und die männlichen entweder mehr oder weniger moralisch
verkommen. Hierbei ist interessant, dass dieser Film ein Remake darstellt
und es in seinem Original noch einen eindeutig guten männlichen Helden gab.
Ebenfalls ein Remake ist der Disney-Film "Die Schöne und das Biest", und
auch diese Geschichte wurde für die Neunziger auf männerfeindlich getrimmt:
Im Original wurde der attraktive Prinz durch eine böse Fee zum Biest
verhext, und es war die Schöne, die sich trotzdem in ihn verliebte und so
lernte, dass wahre Attraktivität nicht an der Oberfläche liegt. In der neuen
Zeichentrick-Fassung wurde der Prinz verzaubert, weil er hartherzig war, und
er musste durch die Schöne erst wieder lieben lernen. Disney tilgte die
boshaften Schwestern der Schönen aus dem Märchen und flickte dafür einen
bösartigen Verehrer der Schönen ein, der das Biest anfeindete und
beispielsweise auch die Ansicht vertrat, es sei Unfug, Frauen Lesen lernen
zu lassen. In "Switch - Die Frau im Manne" streunt die männliche Hauptfigur
Steve durch die Betten, wird daraufhin von seinen drei Ex-Geliebten ermordet
und reinkarniert sich in einem weiblichen Körper. Schon diese Anfangssequenz
stellt männliche Promiskuität als ein verdammenswertes Verbrechen dar, das
den Teufel persönlich auf den Plan bringt, während Mord als etwas Harmloses,
ja Amüsantes erscheint. (Bezeichnenderweise ist in diesem Film Gott
geschlechtslos, aber der Teufel immer noch männlich.) Spätere Szenen
zeichnen männliches Begehren als Charakterfehler, auf den es nur eine
angemessene Reaktion von weiblicher Seite gibt, nämlich eine Ohrfeige oder
einen Hieb mit der Handtasche in die Hoden. In "Das Schweigen der Lämmer"
sind wieder alle Männer bis hinauf zum Gefängnisdirektor (mit der Ausnahme
von Starlings Vorgesetztem) auf irgendeine Weise psychotisch und/oder
bösartig; Frauen sind ihre Opfer und werden zum Schweigen gebracht. Dass die
FBI-Agentin Clarence Starling mit ihrem Job in eine bislang klassische
Männerdomäne eindringen will, erscheint als lobenswert; wenn ein Mann in die
Frauenrolle schlüpfen möchte, versinnbildlicht dieser Film das durch einen
Psychopathen, der Frauen quält, tötet und ihnen dann die Haut abzieht, um
sich daraus neue Kleidung zu schneidern. In "Die Geschichte der Magd" (nach
einem Roman Margaret Atwoods) haben die Frauen die Rolle von
"Gebärmaschinen" inne, während die Männer im Krieg sind. Young und Nathanson
weisen darauf hin, dass die Anspielung auf den Nationalsozialismus insofern
hinkt, als die Beteiligung von Frauen am Projekt "Lebensborn" freiwillig
war, während Männer in der Regel keine Wahl hatten, ob sie an der Front
verheizt wurden oder nicht. Der Film stelle die historische Wahrheit auf den
Kopf, wenn er in dieser Hinsicht das weibliche Geschlecht als unterdrückt
und das männliche als kriegerisch zeige. Keinem der Rezensenten war das
aufgefallen. In "Grüne Tomaten" sind Männer eneut entweder bösartige
Unterdrücker oder eine unzureichende Last, die Frauen hingegen gut und
heldenhaft. Einen dieser Männer bringen sie um, kochen ihn und servieren sie
den Gästen ihres Restaurants zum Essen, womit trefflich gezeigt werde, dass
Frauen auch aus dem Schlechtesten noch etwas Zauberhaftes herrichten können.
Evelyn, die sich in der Rahmenhandlung des Films diese Geschichte anhört,
bricht daraufhin zu einer Art höherem, "befreiten" Bewusstsein durch und
phantasiert davon, den "Playboy" mit Bomben und prügelnde Männer mit
Maschinengewehrsalven in die Genitalien zu bekämpfen. Statt dass die Wunden
zwischen den Geschlechtern geheilt werden, verkaufen solche Filme Rache als
Gerechtigkeit.

Young und Nathanson legen auch bloß, wie unterschiedlich männliche und
weibliche Täter präsentiert werden. Selbst wenn von Frauen begangene
Verbrechen einmal nicht als lustig oder eine Form gerechtfertigter Gegenwehr
vorkommen, so wird das Verhalten der Täterinnen dadurch psychologisch
erklärt, dass diese früher selbst Opfer waren: ob von einer traumatischen
Fehlgeburt wie in "Die Hand an der Wiege" oder weil ihnen ihr geiziger
Ex-Mann nur 16.000 Dollar Unterhalt pro Monat zahlte und deshalb offenbar
umgebracht werden musste ("A Woman Scorned: The Betty Broderick Story", nach
einer wahren Begebenheit). In "Foxfire" schlagen einige Teenagerinnen ihren
Lehrer zusammen, bedrohen einen Mitschüler mit dem Messer und einen Vater
mit der Pistole, erschießen schließlich einen Mann ... aber sie alle wurden
von ihren Opfern zuvor sexuell angegangen, wodurch ihre Reaktion fast
verständlich wird. Männliche Täter verdienen solche "Entschuldigungen"
nicht; sie erscheinen wie direkt aus der Hölle aufgestiegene Dämonen.
Protoypisch ist hierfür "Der Feind in meinem Bett" (mit Julia Roberts), in
dem der Ehemann der Heldin mit den verschiedensten Methoden als so durch und
durch unmenschlich präsentiert wird, dass die Zuschauer sich zum Schluss
selbst sehr wünschen, sie würde ihn endlich erschießen. (Was sie auch tut;
bezeichnenderweise muss sie Kugel um Kugel auf ihn abfeuern und dieses
Höllenwesen geht immer noch nicht tot.)

Es gibt inzwischen ein ganzes Genre an TV-Filmen, die sogenannten "jeps"
(für "jeopardy": Gefahr), in denen unschuldige und verletzliche Frauen sich
liebevoll um ihre Familien kümmern, sich geduldig über die ersten von ihren
bedrohlichen Männern ausgehende Gefahrensignale Gedanken machen, daraufhin
ebenso geduldig leiden, bis sie endlich mutig und intelligent zurück
schlagen, um dem Männerbösen den Garaus zu machen. Damit dieses
Schwarz-Weiß-Bild der Geschlechterverhältnisse als wahr erscheint, flackern
in den USA unterstützend die gebührenfreien Notrufnummern von Frauengruppen
über die Bildschirme. Nathanson und Young sehen hier neue, nicht-religiöse
Mythen am Werk, die deshalb so erfolgreich sind, weil sie dem TV-Publikum
die Ursache des Leidens und des Bösen auf dieser Erde erklären: Es kommt vom
Mann. Das Problem ist nur, dass Männer diese Filme AUCH sehen und ihnen
jetzt keine andere Identifikationsmöglichleit mehr bleibt als der Prügler.
Sie stehen quasi vor der Wahl, dieses verquere Rollenbild auch für sich zu
übernehmen, oder aber sich von ihren Geschlechtsgenossen offensiv zu
distanzieren, indem sie der feministischen Ideologie zuwandern. Sie müssen
sich also entscheiden, entweder als Inkarnation des Bösen oder als
zweitklassige Frauen weiterzuleben. Die Autoren ziehen hier eine Analogie zu
führenden Vertretern des Christentums in früheren Jahrhunderten, die
erklärten, Juden seien an sich ja auch nicht minderwertig; schließlich
könnten sie jederzeit zum Christentum konvertieren.

Nun belegen Nathanson und Young diese Darstellung von Männern als moralisch,
charakterlich oder anderweitig minderwertig nicht nur am Medium Film,
sondern etwa auch in der Literatur (oftmals ja auch eine filmische Vorlage),
in der Werbung, im Comic (Hägar, Beetle Bailey), im Zeichentrick (Die
Simpsons, Beavis and Butthead), in Grußkarten (die Freundschaft zwischen
Frauen wird durch sexistische Sprüche gegen Männer gefestigt) oder in
sogenannten Ratgeber-Büchern. Autorinnen wie Deborah Tannen erklären zum
Beispiel, dass das männliche Gesprächsverhalten bis zu einem gewissen Grad
"krankhaft" sei. Frauen verwendeten Sprache nämlich, um Besorgnis und
Mitgefühl auszudrücken sowie Beziehungen zu pflegen, Männer um Dominanz
auszudrücken oder sich rhetorisch durchzusetzen. (Es gibt wirklich Leute,
die sowas glauben!) In der Wirklichkeit aber werden Männer von Frauen heute
so karikiert wie früher Schwarze ("Neger") im Vaudeville-Theater. "Loreena
Bobbit, kümmer dich doch mal um Bob Dole" darf Whoopi Goldberg auf der
Oscar-Verleihung sagen oder auch "Unser nächster Star spielte mal in einem
Film, in dem ein Mann das Herz eines Pavians hatte, was ich nicht so
ungewöhnlich finde." Bei solchen Gelegenheiten fällt dreierlei auf: (1)
Tannens kühne Thesen zeigen keine Übereinstimmung mit dem Gesprächsverhalten
von Frauen in der Wirklichkeit. (2) Männer dürften sich dieselbe Form von
"Humor" gegenüber Frauen nicht leisten. (3) Im Gegensatz zu allen anderen
Gruppen, die man öffentlich verhöhnen könnte, dürfen Männer sich weder
verteidigen (dann wären sie böse), noch Schutz suchen (dann wären sie
Schwächlinge). Der gesellschaftliche Sexismus trifft Männer also insgesamt
weit härter. Manche Männer werden damit nur fertig, indem sie die Botschaft
annehmen, dass sie tatsächlich als Geschlecht schuldig und verantwortlich
für die Probleme des anderen Geschlechtes sind. Wenn sie damit durchkommen,
sozusagen als "Frauen ehrenhalber" akzeptiert zu werden, haben sie
wenigstens das Gefühl der Schuld von ihren Schultern.

Auf der Suche nach den ideologischen Ursachen dieser Männerfeindlichkeit
ziehen die Autoren Parallelen zum Marxismus. Der Feminismus habe lediglich
das Feindbild ausgetauscht: Statt der Bourgeoisie muss jetzt das Patriarchat
umgestürzt und eine neue Utopie errichtet werden. Bis es soweit war, durften
sich die Arbeiter bzw. die Frauen immerhin moralisch überlegen fühlen. Eine
weitere Wurzel sehen sie im Weltbild insbesondere der nationalistischen
Romantik, die schon vor weit über 100 Jahren eine Gruppe der anderen als von
Geburt an moralisch, spirituell, intellektuell oder biologisch überlegen
präsentierte. Längst überkommen gehoffter Essentialismus und Dualismus
kehren heute auf diese Weise zurück. Schon im neunzehnten Jahrhundert
kursierte ein Geschlechterbild, in dem Frauen moralischer, sorgender,
hegender, erdverbundener, gutmütiger und lebensbejahender waren als Männer.
Im einundzwanzigsten Jahrhundert gelten sie zusätzlich als umweltbewusster,
ganzhirniger, emotional intelligenter undsoweiter undsofort. Auch die
Verteufelung der Sexualität spielt eine Rolle, nur dass sie jetzt nicht mehr
wie im Christentum für Sünde, sondern für männliche Verdorbenheit steht.
Immer neue Orte werden gefordert und durchgesetzt, wo Frauen vor diesen
männlichen Minderwesen "geschützt" sind. Es fehlt die Anerkennung, dass
Männer vollwertige Mitmenschen sind, die individuell oder kollektiv
ebenfalls verletzt werden können.

Insgesamt zeigen sich Nathanson und Young also sehr besorgt über die
herrschenden Verhältnisse. Auch, so vermerken sie, sollte man eines nicht
vernachlässigen: Diese Zustände könnten sich irgendwann auch schädlich für
Frauen auswirken. Wenn Männern nämlich wieder und wieder und wieder
eingetrichtert werde, wie frauenverachtend und gewalttätig sie seien, wer
sagt uns, dass sich das nicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung entwickelt
und immer mehr Männer zu der Entscheidung kommen: "Gut, dann soll es eben so
sein"? Das Problem bei vielen Frauen gerade aus dem feministischen geprägten
Spektrum ist, dass sie von den Männern Liebe einfordern, aber selbst nur
Hass und Verachtung zu geben haben. Das Empfangen und Geben von Liebe
bedingen einander jedoch. Im Augenblick züchtet unsere männerfeindliche
Gesellschaft genau jenes klischeeisierte Feindbild, das sie so gerne
beklagt.

Generell handelt es sich somit auch bei "Spreading Misandry" um ein Buch,
das den Leser auf Strukturen aufmerksam macht, die er zuvor vielleicht nicht
bemerkt hätte. Beispielsweise war ich letztes Wochenende mal wieder im Kino:
"Panic Room". An und für sich hat mir der Film gut gefallen. Nur richtet er
sich bei der Zuweisung der Geschlechterollen ganz nach dem aufgezeigten
Schema: Die beiden Frauen, Mutter und Tochter, sind Opfer und Heldinnen
zugleich und müssen sich gegen drei gewalttätige männliche Einbrecher
durchsetzen. Selbst die wenigern anderen männlichen Nebenfiguren sind
entweder unsympathisch (ein Makler) oder, um mit Young und Nathanson zu
sprechen, unzureichend: Der Nachbar versteht die per Taschenlampe gemorsten
SOS-Signale nicht, zwei Polizeibeamte sind auch keine Hilfe und der per
Handy um Hilfe gerufene Ehemann der von Jodie Foster gespielten Heldin tritt
auch nicht mehr wie vielleicht noch im Kino vor fünfzig Jahren als Retter
auf. Stattdessen steht er nachts um drei in der Haustür, fragt den Herrn mit
der Strumpfmaske über dem Kopf, was denn hier gerade vorgehe, und lässt sich
von diesem übel zusammenschlagen, um den Rest des Films über mehr oder
weniger impotent in einem Stuhl herumzusitzen. Währenddessen setzen sich
Frau und Tochter ebenso mutig wie einfallsreich zur Wehr. Das sind die
Geschlechterklischees, die heutzutage Leinwand und Bildschirm beherrschen,
so wie es in den fünfziger Jahren im anderen Extrem der Fall war.

Soviel für diese Ausgabe. Ein letztes Mal verabschiede ich mich bis in zwei
Wochen und wünsche euch allen bis dahin noch eine schöne Zeit,

Arne

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