Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Frauen & Karriere

Joachim, Saturday, 15.02.2003, 23:26 (vor 7929 Tagen)

Ohne Netz und doppelten Boden

Frauen erziehen Kinder, sind beruflich benachteiligt und übernehmen die Hauptverantwortung für das System Familie - stimmen diese feministischen Floskeln noch? Frauen, die den Mut finden, Konflikte auszufechten und auf ihren Quotenschutz zu verzichten, haben bessere Karrierechancen.

Stuttgart - Verkäuferin, Floristin oder Erzieherin sollen nicht mehr die erste Berufswahl von jungen Frauen sein: Sie lassen sich nach Einschätzung des Landesfrauenrates (LFR) trotz guter Schulabschlüsse viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt entgehen.


Ab durch die Mitte: Frauen nutzen selten ihr Potenzial


"Frauen entscheiden sich immer noch zu häufig für 'typisch weibliche' Ausbildungsberufe oder Studienfächer und lassen Chancen, die sich ihnen in anderen Bereichen bieten, ungenutzt", sagte die Vorsitzende des Landesfrauenrates, Marion von Wartenberg, in einem Gespräch vor dem in Stuttgart beginnenden Frauenplenartag.

Frauen finden sich auch heute noch überwiegend in Frauenberufen mit wenig Reputation und schlechten Aufstiegsmöglichkeiten.

Durchgängig bessere berufliche Abschlüsse

Dabei hätten Frauen durchgängig bessere berufliche Abschlüsse als junge Männer. Dies schlage sich in der beruflichen Positionierung aber nicht nieder - Karriere machen immer noch überwiegend Männer. Der Akzent beim bundesweit ersten Frauenplenartag am 12. und 13. November in der Landeshauptstadt liegt deshalb auf den Themen Gleichberechtigung und Chancengleichheit.

"Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit elf Prozent Frauen in Führungspositionen ganz hinten", sagte von Wartenberg. In den USA beträgt dieser Anteil jedoch 46 Prozent. Nach offiziellen Angaben sind in der Privatwirtschaft Baden-Württembergs fast ein Viertel aller Führungspositionen mit Frauen besetzt. In der Landesverwaltung liege der Anteil bei 19,6 Prozent, bei den Gemeinden bei 4,8 Prozent.
Eine Forderung des Landesfrauenrates nach einem "Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft" habe nicht zum Erfolg geführt. "Es gibt eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft, die erstmals 2003 auf dem Prüfstand stehen wird", sagte von Wartenberg.

Ganz wichtig sei deshalb, schon jungen Frauen den Blick für zukunftsträchtige Berufe zu öffnen. Untersuchungen zum Thema zeigen, dass Frauen bereits bei der Berufswahl die "Vereinbarungsfrage" stellen. "Geprägt ist dieses Verhalten durch unser traditionelles Familienleitbild, das der Mutter die Verantwortung für Kinder und Familie zuordnet", erklärte von Wartenberg.

"Frauen sind nicht schwach"

Es wundere daher nicht, dass nach wie vor die Elternzeit von 98 Prozent der Frauen beansprucht wird. Die Politik müsse realisieren, dass über 64 Prozent aller Frauen erwerbstätig sind. "Sie erziehen Kinder, sind auf Grund der Rahmenbedingungen beruflich benachteiligt und übernehmen die Hauptverantwortung für das System Familie," sagte die Frauenrechtlerin.

Eine andere These vertritt die Publizistin Barbara Bierach: "Frauen sind nicht schwach, Frauen sind dämlich, faul und unaufrichtig." Die Autorin macht in ihrem Buch "Das dämliche Geschlecht" den Frauen so richtig Dampf.

Auf der Jobmesse "Karrieretag" für Fach- und Führungskräfte lieferte sie sich am Dienstag in Düsseldorf eine hitzige Diskussion mit Businesstrainerin Irene Xander über die beruflichen Schwächen des weiblichen Geschlechts. Auf der eintägigen Messe informierten Firmen wie Ford und Colt Telecom mehrere hundert Besucherinnen über Ein- und Aufstiegschancen.
Bierachs umstrittenes Werk ist gespickt mit provokativen Angriffen auf das weibliche Geschlecht. "Frauen sind nicht besonders scharf drauf, sich selber zu ernähren", behauptet die 36-Jährige.


Die verschwindend geringe Quote der weiblichen Top-Managerinnen mit 3,4 Prozent komme nicht von ungefähr. Frauen scheuten vor Konflikten zurück, betont Bierach und wenn doch "dann geht es nur darum wer schöner, dünner und jünger ist."

"Frauen müssen sich nur endlich trauen, ihre Bildung zu nutzen, zu dämlich sind sie sicher nicht", hält Xander dagegen. Frauen sollen nicht so sein wie Männer, sie sollen einen eigenen Weg finden, sich in der Politik und Wirtschaft zu etablieren. Was dafür notwendig ist, verdeutlicht Carlotta Köster von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: "Frauen müssen lernen, sich ihren Platz auf dem Chefsessel zu erkämpfen. Sie dürfen nicht darauf warten, dass jemand ihnen einen Vorstandsposten auf dem goldenen Tablett serviert."

"Frauen benutzen Kinder als Ausrede"

Lediglich elf Prozent der beschäftigten Frauen befinden sich laut Angaben des statistischen Bundesamtes in einer Führungsposition. Dabei belegen Statistiken über Hochschulabsolventen, dass frisch gebackene Akademikerinnen mit 59 Prozent die Männer längst hinter sich gelassen haben. Aber nicht mal die Hälfte von ihnen arbeitet in Führungspositionen. Diese leitenden Posten nehmen dagegen 60 Prozent ihrer männlichen Ex-Kommilitonen ein.

Großes Hindernis beim Hürdenlauf zur gewollten Karriere ist nach wie vor der Wunsch nach Kindern. "Es ist ein Spagat, Beruf und Familie miteinander zu verbinden", hält die Bielefelder Soziologin Ursula Müller fest. Bierach hält dieses Argument für falsch: "Frauen benutzen Kinder als Ausrede, um sich aus dem stressigen Berufsleben zu verdrücken, es ist für sie ein Heldenausgang."

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Re: Frauen & Karriere

Jolanda, Sunday, 16.02.2003, 01:52 (vor 7929 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Frauen & Karriere von Joachim am 15. Februar 2003 21:26:54:

Hallo Rotstift

Mein Reden...ich bin davon überzeugt, wenn eine Frau heute Karriere machen will, dann kann sie das auch. Nur weisst du, Karriere machen ist kein Zuckerschlecken, das wissen die Männer schon lange. Und die Frauen merken es spätestens wenn sie in die Arbeitswelt einsteigen.

Es liegt nicht an den nicht vorhandenen Chancen, es liegt daran, dass viele Frauen gar nicht gross aufsteigen wollen, weil sie im Hinterkopf bereits das Kinderzimmer einrichten.

Weil sie nicht in diese "männliche" Arbeitswelt einsteigen dürfen, behaupten Frauenrechtlerinnen oftmals, ich aber behaupte, weil sie gar nicht wirklich wollen, weil sie den Kampf scheuen, weil es anstrengend ist und oft auch ganz schön frustrierend.

Deshalb sehe ich keinen Sinn darin, Mädchen Einblicke in männliche Berufe zu geben, sie besonder zu fördern, während man im Gegenzug den Jungs keine sogenannten "weiblichen" Berufe näher bringt, gerade erzieherische Berufe, etc. Es wäre nämlich total wichtig, dass unsere Kinder mehr männliche Vorbilder bekommen, vor allem die Jungs. Gerade wenn sie noch klein sind und noch unverdorben. Noch nicht manipuliert und in Schubladen denkend.

Ich bin nicht für diese einseitige "Mädchenförderung" an den Schulen. Ich finde sie überflüssig und unfair.

Es grüsst dich
Jolanda

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