Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

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glückliche schafe und glückliche schäfer. ein parabel zur gewaltdiskussion

goprojekt, Wednesday, 08.08.2001, 03:07 (vor 8508 Tagen)

man kann anthropologische konstanten in anspruch nehmen, um umverteilungskämpfe (kinder als besitzstandstamagotshis; doppelt und dreifach abzockende ehefrauen, rechtsbeugung, fingierte gewaltdiskussionen, missbrauch mit dem missbrauch etc.) zu erklären. man kann auch den biologistischen ansatz wählen. man kann es auch bleiben lassen und das schäfertheorem beanspruchen. ;-))

es gibt schafe und schäfer (sic!) auf dieser welt. dabei gibt es im prinzip mehr glückliche schafe als glückliche schäfer. der hauptunterschied zwischen schafen und schäfern liegt darin, daß die bestimmung der schafe klar ist. sie werden geschoren und geschlachtet. schäfer hingegen haben alle optionen. auch die des geschoren und geschlachtet werdens. schafe sind dann am glücklichsten, wenn die richtung klar ist und die weiden fett sind. nun gibt es schafe, denen die weiden nicht fett genug sind und die richtung nicht richtig ist. das denken sie solange, bis sie glauben, die besseren schäfer zu sein, denn eigentlich sind schäfer auch nur schafe. d.h., eigentlich bloß tiere, denn auch sie können geschoren und geschlachtet werden.

damit ihr kleiner egotripp nicht allzu sehr auffällt, proklamieren diese oberschafe das allgemeine schafrecht. das allgemeine schafrecht beinhaltet als wesentlichen paragraphen, daß kein schaf wegen seiner schafmäßigkeit einen nachteil erleiden darf.

ein paar abgegraste weiden später wird die schafmäßigkeit unter geblöke biblischen ausmaßes zur grundlegenden voraussetzung gemacht, um schäfer zu sein. es blökten die männerschafe und frauenschafe. am aller lautesten aber die mutterschafe.

da nun praktisch alle schäfer waren, fingen sie an, sich gegenseitig das fell über die ohren zu ziehen und sich gegenseitig abzuschlachten, denn das war unbedingt schäfermäßig und ziemlich hipp. es war kein trick zu schmutzig, keine anklage zu pervers, keine lüge zu abwegig, keine propaganda zu blöd. die männerschafe gegen die frauenschafe, die mütterschafe gegen die väterschafe. und umgekehrt. eine besondere variante stellte das quotenschaf dar. mit dieser erfindung wurde unterschiedslos eine ganze gruppe zu oberschafen ernannt.

die einzigen, die sich wirklich wohl dabei fühlten, waren die schäfer. schon lange hatten sie ein wolle- und fleischproblem. ein fleischproblem, weil sie zum einen ihre schäferhunde mit durchfüttern mußten und es auch immer wieder zu bedauerlichen zwischenfällen zwischen den hunden und den oberschafen gekommen war. ein wolleproblem, weil das glück der schafe zu einer verminderten produktion führte. was lag also näher, als die logistikkosten zu senken, indem man die hunde abschafte und die oberschafe motivierte, an deren stelle zu treten. auch die produktionskosten konnten optimiert werden, weil sich die schafe nun selbst das fell über die ohren zogen und sich gegenseitig abschlachteten und sich auch noch mit weniger fetten weiden zufrieden gaben.

in all ihrer schafmäßigkeit hatten die schafe vergessen danach zu fragen, wo denn die schäfer geblieben waren. in diesem sinne: cui bono?


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