Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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An alle überforderten Mütter

Odin, Saturday, 06.09.2003, 16:24 (vor 7885 Tagen)

.... besonders Jungs sind ja kaum unter Kontrolle zu halten - siehe index.php?id=20317

hier ist die Lösung:

und die Kinder sind endlich ruhig

und noch was zum Thema:

Odin, Saturday, 06.09.2003, 16:28 (vor 7885 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: An alle überforderten Mütter von Odin am 06. September 2003 13:24:32:

AN OPEN LETTER TO THE U.S. HOUSE & SENATE

AUGUST 31, 2003

Regarding: Psychiatric “Brain Diseases”--Greatest-Ever US Health Care Fraud

From: Fred A. Baughman, Jr., MD, Neurologist/Child Neurologist
1303 Hidden Mountain Drive
El Cajon, CA 92019
fredbaughmanmd@cox.net
adhdfraud.com

( Original am Schluss der Übersetzung)

Sehr geehrter U.S. Senator, sehr geehrter Abgeordneter des Repräsentantenhauses,

Die Psyche ist nicht der Körper; geistig ist nicht physisch; Psychiatrie ist keine Medizin. Und doch hat der Kongress seit 1970 die „Diagnose" und die „Behandlung" psychiatrischer „Krankheiten" gesetzlich verankert, als ob es sie tatsächlich gäbe, so dass heute 10 Million völlig normalen U.S. amerikanischen Schulkindern Medikamente verabreicht werden, als ob sie an körperlichen Krankheiten litten.

Ich bin seit 40 Jahren Kinderneurologe und habe bei jedem Patienten festgestellt, ob eine Krankheit vorliegt oder nicht. Psychiater sollten dies nicht tun. Ich habe nachweisbare Krankheiten diagnostiziert, während Psychiatrie noch beweisen muss, dass ein einziger Fall für das DSM eine somatisch/körperliche Krankheit ist. Wissenschaft oder Humbug? Die Beweislast liegt bei jenen, die Vorgaben machen, nicht bei dem Patienten oder Eltern, die ein Recht auf Beweise haben, da diese die Grundlagen einer informierten Zustimmung sein müssen. Gibt es dort eine Anomalie / eine Krankheit, etwas, was „normal“ gemacht werden sollte? Wenn nicht, ist ärztliche Behandlung nicht gerechtfertigt. Würden Sie Ihrem eigenen Kind Medikamente geben, wenn sie nicht wüssten, ob es eine eigentliche Krankheit hat oder nicht?

Ich sagte am 29. September 2000 zur Kongress-Anhörung über „Medikamentenverabreichung bei Verhaltensstörungen in der Schule“: „Ist es völlig normal,, Millionen von Kindern ADD/ADHD anzuhängen? Denn sobald ein Arzt sagt, dass irgendein psychiatrische Zustand eine Krankheit ist, ist es betrügerisch“. David Fassler vom APA sagte kein Wort zur Widerlegung. Der Kongress sollte froh gewesen sein zu hören, dass seine Kinder normal sind, aber offensichtlich wollten sie es nicht wissen.

1948 wurde die 'Neuropsychiatrie' aufgegliedert in Neurologie und Psychiatrie. Die Neurologie beschäftigt sich mit organischen Krankheiten des Gehirnes, die Psychiatrie mit psychischen Befindlichkeiten bei ansonsten organisch gesunden Menschen [1].

Psychiatrische Arzneimittel kamen in den fünfziger Jahren auf und führten zur De-facto-Fusion der Psychiatrie und pharmazeutischen Industrie und ihrer gemeinsamen Marktstrategie: Wenn man alle Verhaltens- und emotionalen Probleme als Gehirnkrankheiten/chemische Störungen definiert, braucht man chemische Beruhigungsmittel – Pillen also !

Am 29. September 1970 eröffnete Chairman Cornelius Gallagher, D-NJ, die Kongressanhörung „Federal Involvement in the Use of Behavior Modification Drugs on Grammar School Children“: „Einer unserer Zeugen soll hier heute sagen, dass diese Art der Therapie von der gegenwärtigen Anwendung auf eine Anwendung bei 200000 bis 300000 amerikanischen Kindern anschwellen wird. Hier startete das Psychopharma-Kartell seine Behauptung, dass ADHD eine Gehirnkrankheit sei, die medikamentöse Behandlung bräuchte.
Ronald Lipman vom FDA behauptete: „Hyperkinesis ist ein medizinische Angelegenheit. Es sollte von einem Mediziner diagnostiziert werden. John Peters vom Nationalen Projekt der Minimum Brain Dysfunction versicherte: „Wir müssen hauptsächlich analog zu dem Verhalten jener Kinder, die nachgewiesene Gehirnschädigungen haben, davon ausgehen, dass beim gleichen Verhalten von bis dato normalen Kindern ebenfalls ein Gehirnschaden vorhanden sein muss.“

Am 12. Oktober 1970 schrieb der Kongressabgeordnete Cornelius Gallagher dem HEW-Sekretär Elliott Richardson: „Ich habe sehr kritische Berichte über die einseitige Sicht der Medizin auf kleinere Gehirnstörungen erhalten, welche eine von wenigstens achtunddreißig Fälölen für diesen Zustand ist.... Solch ein hohes Vorkommen in der Bevölkerung – bald 30 % in ghetto-Gebieten – kann auf keinem Fall pathologisch sein.
Der DSM verzeichnet 112 psychische Krankheiten im Jahr 1952, wuchs auf 224 im Jahre 1980 an und verzeichnet 374 psychische Krankheiten im Jahr 1994.

In Jahr 1993 versicherte Baughman [2] bei Anhörungen zu NIH-Untersuchungen über Unsoziales, Aggressivität und Verhalten ( wobei sie alle solchen Verhaltensauffälligkeiten zu Krankheiten machen): „Wenn, wie ich überzeugt bin, diese Phänomene keine Krankheiten sind, wäre es unmoralisch, Forschung zu initiieren, um biologische Eingriffe auszuwerten – unmoralisch und verhängnisvoll unwissenschaftlich.
Im Jahr 1996 schrieben Schiller (Dept. of Ed.), Jensen und Swanson (NIMH) [3]: “Eines Tages werden Eltern und Lehrer erkennen, dass Kinder mit ADD nicht faul oder „schlecht“ sind, aber eine biologische Funktionsstörung haben; sie können dann aufhören, sich selbst Vorwürfe zu machen....“ Es ist Jensen, der das Ende der elterlichen Sorge predigt, um psychiatrische Willfährigkeit zu erhalten. Es ist Jensen, der es abgelehnt hat, ADHD seines eigenen Sohnes zu „behandeln“.

Am 15. Juli 1996 bestätigte Christopher Shays, R-CN [4], das moralische Dilemma und trug vor: „Bei ADHD bemühen wir uns, die Grenze zwischen persönlichem Charakter und Pathologie zu ziehen, und wir stellen Millionen von Kindern und Erwachsenen auf eine von den beiden Seiten der gesellschaftlichen, medizinischen und gesetzlichen Grenze, welche Gesunde von Kranken trennt. Wir sollten so nur mit der größten Sorgfalt und mit besonderer Zurückhaltung vorgehen, wenn wir unsere Kinder zu medizinischen Patienten machen...“ Aber da ging er schon sehr weit. Das epidemiologische Etikettieren und das Pillen-Verschreiben ging weiter.

Am 8. Oktober 1996 schrieb Lawrence Diller [5] der schikanös behandelten Mutter Sue Parry: „Der Grund, dass es für Sie unmöglich war, irgendwelche Artikel zu erhalten, die deutlich die Evidenz einer physikalischen oder chemischen Anomalie aufzeigen, ist der, dass es keine Evidenz gibt. Die Suche nach einem biologischen Hinweis ist vom Beginn an zum Scheitern verurteilt wegen der Widersprüche und Zweideutigkeiten des diagnostischen Konstrukts von ADHD“. Hier hatten wir es: Der Grund warum ADHD keine Krankheit war; der Grund warum ADHD niemals eine Krankheit sein würde!


Am 15. April 1998 schrieb ich Attorney General Reno": Der größte Betrug der Gesundheitsfürsorge in der U.S. Geschichte ist die Vorgabe, ADHD sei eine Krankheit, und das Betäuben von Millionen von normalen Kindern". Keine Antwort.

Im November 1998 hielt William Carey auf der NIH- Konsens-Konferenz „Ist ADHD eine gesicherte Funktionsstörung?" eine Ansprache und schloss: „Das, was als ADHD in den Vereinigten Staaten beschrieben wird, scheint eine Reihe normaler, verschiedener Verhaltensweisen zu sein,..." Normale Kinder, die normal handeln!

James Swanson und FX Castellanos (NIMH) sprachen auf der Tagung „Die Biologischen Grundlagen von ADHD“ (die es nicht gibt). Von einer meta-Analyse der KST-Gehirn Ultraschallaufnahmenforschung berichteten sie: „Filipek und Kollegen [6] berichteten, dass eine Gruppe von Kindern mit ADHD/HKD (hyperkinetische Syndrom) Gehirnvolumina über 10 Prozent kleiner hätten als normal. Castellanos und Kollegen berichteten [7], dass die rechten, vorderen, frontalen, caudaten und Globus-pallidus-Gebiete ungefähr 10% kleiner waren in einer ADHD/HKD-Gruppe als in einer Kontrollgruppe.

Baughman fragte beim Vortrag: „Dr. Swanson, warum erwähnen Sie nicht, dass praktisch alle der ADHD-Fälle in den Neuroimaging-Studien unter ständiger Stimulanstherapie gewesen sind, und dass dieses die wahrscheinliche Ursache für ihre Gehirnatrophie ist?

Swanson: „Ich verstehe, dass dies eine kritische Frage ist, und in der Tat plane ich ein Studie, das zu erforschen. Ich habe es noch nicht getan.“

In den 12 Jahren, seitdem Nasrallah u.a. [8] angedeutet hatten, die Arzneimittel, nicht die nie bestätigte „Krankheit" ADHD verursache die Gehirnatrophie, lehnten es der NIMH und alle psychiatrischen Forschungen ab, unbehandelte ADHD-Fälle mit Normalen zu vergleichen, um zu sehen, ob es oder ob es keinen Unterschied gibt, und sie stellten die ganze Zeit das als „Beweis“ der „Krankheit“ ADHD dar, was vermutlich eine durch Arzneimitte induzierte Atrophie war.
Das NIMH und CHADD waren mit der Absicht zur Konsens-Konferenz gekommen, das Swanson-Castellanos-Ergebnis der Gehirnatrophie als Beweis darzustellen, dass ADHD eine „Krankheit“ sei. Mit der Tatsache – öffentlich erklärt - , dass all die ADHD-Fälle medikamentös behandelt worden waren, war am 18. November 1998 letztlich die Aussage der Konsens-Konferenz (und konnte nur sein): „Wir haben keinen unabhängigen, gültigen Test für ADHD, es gibt keine Daten, die zeigen, dass ADHD eine Gehirnfunktionsstörung ist“.

18 Jahre nach ihrer Erfindung, als die Epidemie inzwischen die Zahl 4.4 Millionen erreicht hatte, war dies ein öffentliches Geständnis, dass es die „Krankheit“ ADHD gar nicht gibt.
Am 13. Dezember 1999 wurde der Surgeon General, David Satcher [9], Psycho-pharma-Propagandist und verkündete in der allerersten Surgeon General’s Report on Mental Health: „Geisteskrankheit ist nichts anderes als Zuckerkrankheit, Asthma oder andere physische Leiden.... Wir kennen die chemischen Funktionsstörungen, die wir behandeln werden....“

Baughman [10] forderte Satcher's Rücktritt und konstatierte: „Alle Ärzte wissen, dass das Vorhandensein einer jeden echten Krankheit von einem objektiven Befund - einem physikalischen oder chemischen - bestätigt wird. Sie wissen, dass es bei Depression, Schizophrenie und anderen Geisteskrankheiten weder zu Lebzeiten noch bei der Autopsie eine Abnormalität gibt. Ihre Funktion in diesem Betrug ist klar, Sie sollten zurücktreten.“

Im Januar 2000 erkannte Castellanos [11] an: „Ein unbestreitbarer Beweis fehlt immer noch... Ich bin überzeugt, dass wir die Tatsache für organische Ursachen bestätigen werden.“

Am 9. Oktober 2002 veröffentlichte Castellanos [12] die erste Studie von ADHD, die eine beträchtliche Anzahl ungeklärter Fälle enthielt. Aber einmal mehr fehlte ein kontrollierter, gesicherter Vergleich von nicht medikamentös behandelten ADHD-Fällen mit wirklichen, vergleichbaren, „normalen“ Kontrollpersonen. Stattdessen verglichen sie die 49 ADHD-Fälle (nicht behandelt) mittleren Alters von 8.3 Jahren mit einer Kontrollgruppe, deren mittleres Alter 10.9 Jahre war, - 2.6 Jahre älter und größer, mit Organen -Gehirn eingeschlossen - , die auch 2.6 Jahre älter und größer waren ! Castellanos lieferte keinen Beweis dafür, ob ADHD die Ursache für die Gehirnatrophie war, noch, ob das Medikament Ritalin und die Amphetamine nicht die Ursache waren. Er sagte nur, dass es so sei.

Die Hauptfrage ist, ob psychiatrische Krankheiten/chemische Ungleichgewichte Gehirnkrankheiten sind oder nicht. Hier sollten die American Academy of Neurology (in der ich Fellow bin) und die Child Neurology Society (in der ich Mitglied bin) vor dem Kongress aussagen. Sie wissen so gut wie ich, dass sie es nicht sind. Und sie wissen so gut wie ich, dass dies die Aufgabe und die Pflicht der Neurologen, nicht der Psychiater ist. Sie sollten wenn nötig vorgeladen werden.

Sie werden zu dem Schluss kommen, dass ich eine schreckliche Wahrheit ausspreche. Es gibt keine wissenschaftliche Debatte, es gibt nur reinen, wissenschaftlich-medizinischen Betrug. Das psychiatrische Betäuben von Millionen von gänzlich normalen, wenngleich gestörten, schwierigen, falsch erzogenen Kindern in den USA auf Grund medizinisch-wissenschaftlicher Täuschung und legislativer/richterlicher Nötigung ist eine beispiellose Schande in der Geschichte der USA.
( Übersetzt von Arnulf Knieriem )

Krankheit auf Rezept – immer schon

Anabasis, Saturday, 06.09.2003, 17:06 (vor 7885 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: und noch was zum Thema: von Odin am 06. September 2003 13:28:53:

Hallo Odin,

Sie werden zu dem Schluss kommen, dass ich eine schreckliche Wahrheit ausspreche. Es gibt keine wissenschaftliche Debatte, es gibt nur reinen, wissenschaftlich-medizinischen Betrug. Das psychiatrische Betäuben von Millionen von gänzlich normalen, wenngleich gestörten, schwierigen, falsch erzogenen Kindern in den USA auf Grund medizinisch-wissenschaftlicher Täuschung und legislativer/richterlicher Nötigung ist eine beispiellose Schande in der Geschichte der USA.

Das Psychiatrisieren von Verhaltensweisen ist leider ein alter Hut. Das Buch „Krankheit auf Rezept. Die Praktiken der Praxisärzte. von Peter Sichrovsky“ (gerade bei Amazon f. 1 Euro im Angebot!“) hat schon 1984 für Deutschland dokumentiert, wie die Pharmaindustrie von der Wiege bis zur Bahre Krankheiten kreiert. (Von daher müsste der Untertitel des Buchs heißen „Die Praktiken der Pharmaindustrie“).

Beispiel: S. 118,f
„Die ‚Schwierigkeiten’, Frau zu werden“
...
Mit der Menarche (erste Regelblutung) wird mit Hilfe des Arztes die soziale Krankheit ‚Frau’ zum erstenmal diagnostiziert. ... In allen Zeiten der Modernen Medizin wurde das Frauwerden als Krankheit diagnostiziert. vor 50 Jahren hieß sie ‚Chlorose’.
... (fährt dann fort mit den Medikamenten, die die Mädels einzunehmen hatten)

Beispiel S. 163,f
Die Erziehung zur ‚Männlichkeit’
...
Wie bereits erwähnt, werden in der Altersgruppe bis zu 12 Jahren Knaben häufiger als krank diagnostiziert und bekommen auch mehr Medikamente. Die Erziehung der Jungen ist von dem Widerspruch geprägt, sich einerseits ‚jungenhaft’ zu benehmen und andererseits typisch ‚weiblichen’ Anforderungen zu entsprechen. Vor allem in den Schulen werden ‚weibliche’ Klischees verlangt, wie: ... In der Freizeit ist alles anders. Hier soll der Junge seine Muskeln spielen lassen und wird vor allem dann verspottet, wenn er sich so verhält, wie man es von ihm in der Schule verlangt.
Seelische Störungen treten bei Knaben bis zu 12 Jahren weitaus häufiger auf als bei Mädchen. Dementsprechend ist auch die Verschreibung von Psychopharmaka höher...
... (fährt dann fort mit den Medikamenten, die die Jungs einzunehmen hatten)

Gruß Anabasis

Aufklärung ...

Lars, Saturday, 06.09.2003, 17:37 (vor 7885 Tagen) @ Anabasis

Als Antwort auf: Krankheit auf Rezept – immer schon von Anabasis am 06. September 2003 14:06:15:

... bedeutet heutzutage, wo das einfache den Weisungen der "Ärzte" genannten modernen Priester/Schamanen folgen, nicht zuletzt, danach zu fragen, entlang welcher Kriterien und Normen "Krankheit" eigentlich definiert wird.

Im Grunde hängt das doch immer vom jeweiligen Zeitgeist ab. In der Herren-Club-Gesellschaft um 1900 galten sexuell aktivere ebenso wie eigensinnigere Frauen ganz "wissenschaftlich" als "hysterisch"; in der stark feministisch geprägten Gesellschaft der Gegenwart gelten lautstarke und rauflustigere Jungen schnell als "aggressionsgestört" und "verhaltensaufällig". Wer weiß, noch 20 Jahre und die männliche Erektion gilt als "periodisch auftretende anormale Mißbildung"! LOL

Re: Aufklärung ... [Korrektur]

Lars , Saturday, 06.09.2003, 17:39 (vor 7885 Tagen) @ Lars

Als Antwort auf: Aufklärung ... von Lars am 06. September 2003 14:37:38:

... bedeutet heutzutage, wo das einfache [Volk] den Weisungen der "Ärzte" genannten modernen Priester/Schamanen folgt, nicht zuletzt, danach zu fragen, entlang welcher Kriterien und Normen "Krankheit" eigentlich definiert wird.
Im Grunde hängt das doch immer vom jeweiligen Zeitgeist ab. In der Herren-Club-Gesellschaft um 1900 galten sexuell aktivere ebenso wie eigensinnigere Frauen ganz "wissenschaftlich" als "hysterisch"; in der stark feministisch geprägten Gesellschaft der Gegenwart gelten lautstarke und rauflustigere Jungen schnell als "aggressionsgestört" und "verhaltensaufällig". Wer weiß, noch 20 Jahre und die männliche Erektion gilt als "periodisch auftretende anormale Mißbildung"! LOL

Re: und noch was zum Thema:

Silke, Saturday, 06.09.2003, 19:49 (vor 7885 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: und noch was zum Thema: von Odin am 06. September 2003 13:28:53:

Tztztz ... einige Menschen, die ich kenne und mit denen ich häufig zu tun habe (= Lehrer und Lehrerinnen sowie Eltern beiden Geschlechts), werden das als ketzerisches Gefasel abtun ... es ist doch sooo bequem, sich auf den "medizinischen" (=gesunden) Heilsbringern auszuruhen.

Aber ich kenne zum Glück ebenso viele Menschen, die der Pille nicht trauen bzw. die die Pille nicht brauchen/bräuchten und die sich auch offen dagegen aussprechen.
Denn seien wir mal ehrlich: Das Tablettchen hilft doch nicht den Kindern - es hilft nur denen, die mit den Kids nicht klarkommen bzw. die Nerven nicht haben, um mit ihnen zu leben und zu arbeiten. Da verkaufen manche Eltern eine Seele, nur leider nicht die eigene ... und einige Pädagogen nehmen das gerne stillschweigend zur Kenntnis.

Und aus meiner Beobachtung stimmt es: Es ist ein "männliches" Problem, denn mir ist auch kein Ritalin-Mädchen bekannt. Mal sehen, welche "Monster" wir damit erschaffen haben.

Re: und noch was zum Thema: / Nachfrage

Lars, Saturday, 06.09.2003, 21:21 (vor 7885 Tagen) @ Silke

Als Antwort auf: Re: und noch was zum Thema: von Silke am 06. September 2003 16:49:51:

Wie läuft denn das mit den "Ritalin"? Kriegen die Kinder das ins Essen gemischt? Also wenn meine Eltern mir gesagt hätten: "Hier, Du mußt diese Tabletten nehmen, damit Du pflegeleichter wirst", hätte das einen Riesen-Eklat gegeben.

Und was genau bewirkt dieser Stoff? Sitzt man dann nur noch milde lächelnd in der Ecke? Da kann man den Kids ja auch gleich n Joint abieten. lol

_____

Ich finde, das müßte sich doch öffentlich skandalisieren lassen. Etwa so: "Ärzte und verantwortungslose Eltern fördern Drogenabgabe an Kinder!" (denn was anderes sind Ruhig-Steller denn?!)

Antwort

Anabasis, Saturday, 06.09.2003, 22:04 (vor 7885 Tagen) @ Lars

Als Antwort auf: Re: und noch was zum Thema: / Nachfrage von Lars am 06. September 2003 18:21:15:

Hallo Lars

Ritalin ist ein Aufputschmittel, welches bei hyperaktiven Kindern, i.d.R. Jungen, dazu führt, dass sie ruhiger werden. Funktionsweise: die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit wird erhöht, damit hört das Gezappel im Unterricht auf.

Die Kritik besagt, dass die Jungen an die Schule angepasst werden, statt die Schule an die Jungen. Die starke motorische Aktivität diene eigentlich bei Jungen dazu, die Umwelt zu erkunden, während der klassische Unterricht eher den Verhaltensweisen von Mädchen entgegenkommt (mal dahingestellt, was geschlechtsspezifisch angeboren und was sozialisiertes Rollenverhalten ist).

Zu Ritalin wirft Dir Google pfundweise Seiten aus.

Gruß Anabasis

Re: und noch was zum Thema: / Nachfrage

Garfield, Tuesday, 09.09.2003, 16:29 (vor 7882 Tagen) @ Lars

Als Antwort auf: Re: und noch was zum Thema: / Nachfrage von Lars am 06. September 2003 18:21:15:

Hallo Lars!

"Also wenn meine Eltern mir gesagt hätten: 'Hier, Du mußt diese Tabletten nehmen, damit Du pflegeleichter wirst', hätte das einen Riesen-Eklat gegeben."

Hm, ich denke, daß kleine Kinder so etwas nicht so schnell hinterfragen. Sie glauben noch an die Erwachsenen und vertrauen ihnen, jedenfalls wenn sie keine sehr schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht haben. Wenn Mama und Papa und ein Arzt sagen, daß die Pille nötig ist, dann schlucken sie sie eben, ohne weiter darüber nachzudenken.

Die Eltern wiederum vertrauen dem Arzt, zumal dann auch noch ihrer eigenen Trägheit Genüge getan wird. Kindererziehung ist oft nicht einfach und erfordert viel Einsatz, Konsequenz und Einfühlungsvermögen. In unserer heutigen immer hektischer werdenden Welt wird es für Eltern immer schwieriger, sich da wirklich reinzuhängen. Wenn man abends nach dem Alltags-Streß müde auf die Couch sinkt und dann ein aus Zeitmangel verzogenes Kind laut schreiend und randalierend durch die Wohnung läuft, dann ist die Versuchung groß, es einfach mit Pillen ruhig zu stellen, wenn sogar ein Arzt das noch ausdrücklich empfiehlt.

Der Arzt wiederum vertraut der Pharmaindustrie, vor allem wenn er von bestimmten Unternehmen auch noch Geld dafür bekommt, daß er vorrangig die überteuerten Produkte dieses Unternehmens verschreibt.

Und so sind die heutigen Zustände dann auch kein Wunder mehr.
Es liegt aber auch daran, daß viele Eltern heute ganz offensichtlich gar nicht mehr den Willen haben, ihre Kinder ordentlich zu erziehen. Das ist ja mit Arbeit verbunden, man muß Verantwortung übernehmen - und es ist heute sehr modern, Arbeit und Verantwortung möglichst auf andere abzuwälzen. Bei einer Familie in unserem Haus sehe ich das sehr deutlich. Der Mann arbeitet, die Frau sitzt den ganzen Tag zu Hause. Sie haben einen Sohn, der so ca. 5-6 Jahre alt ist. Einmal fummelte der am Auto meiner Verlobten herum. Sie sagte ihm, daß er das lassen soll, worauf er dann auch verschwand. Kurz darauf fummelte er aber schon wieder an ihrem Auto herum. Sie verjagte ihn noch einmal und ging dann hoch zu seiner Mutter. Das Auto war nagelneu, und schon bei ihrem früheren Auto hatte ihr irgendein Kind die Motorhaube zerkratzt. Sie sagte seiner Mutter, daß sie ihrem Kind gefälligst beibringen soll, nicht an fremden Autos herumzuspielen. Die sagte nur lustlos irgendwas wie "ja, ich sags ihm". Ein paar Tage später sah meine Verlobte den Jungen schon wieder an ihrem Auto herumspielen. Sie jagte ihn wieder weg und ging nochmal hoch zu seiner Mutter. Die empfing sie schon mit den Worten "Was ist denn nun schon wieder?" Meine Verlobte merkte deutlich, daß es der Tussi scheißegal ist, was ihr Sprößling draußen macht, solange sie nur in Ruhe auf dem Balkon in der Sonne liegen kann. Einmal hat sie ihr ein Paket gebracht, das sie für sie angenommen hatte. Da hörte sie aus der Wohnung lautes Geschrei und Gepolter. Das war der Sohn - sie hatte ihn offenbar im Kinderzimmer eingeschlossen, und er brüllte und randalierte dort nun.

Überhaupt ist uns schon oft aufgefallen, daß die beiden ihr Kind offensichtlich vor allem als Klotz am Bein betrachten. Die lächeln das Kind nie an und verhalten sich auch sonst ihm gegenüber total lieblos. Neulich sah ich ihn mal mit seiner Mutter nach Hause kommen. Sie hatte wohl eingekauft, denn sie trug mehrere Taschen. Der Kleine schleppte eine große Kühlbox, die fast so groß war wie er. Er kam damit kaum vorwärts, seine Mutter störte das aber nicht. Sie lief 10 m vor ihm, drehte sich dabei mehrmals kurz um und sagte, er solle schneller gehen und die Box höher heben, weil er sie so besser tragen könne.

Ich weiß nicht - vielleicht war er ja nicht geplant. Aber ich glaube eher, daß seine Mutter einfach nur ein Alibi haben wollte, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Dann hat sie wahrscheinlich "ganz zufällig" mal die Pille "vergessen"... Irgendwann ist ihr dann aufgegangen, daß ein Kind auch Arbeit macht, und die will sie sich nun möglichst auch ersparen.

Manche Eltern denken, daß sie eine ruhige Kugel schieben, wenn sie ihre Kinder sich selbst überlassen und ihnen kaum Grenzen setzen. In den meisten Fällen geht das aber voll nach hinten los. Wenn die Kinder nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen, dann versuchen sie eben, sie sich zu holen. Oft sind die Kinder dann schon so verzogen, daß vielleicht wirklich nur noch Pillen helfen...

Dazu kommt noch die heute fatalerweise vorherrschende Ansicht, daß Kinder möglichst lange vom realen Leben ferngehalten werden müßten. Früher war das gar nicht möglich. Da waren viele Familien so arm, daß die Kinder mitarbeiten mußten, sobald sie dazu fähig waren. Das war auch nicht unbedingt positiv, aber zumindest lernten die Kinder dabei Pflichtbewußtsein, und ihnen wurde auch klar, daß alles eben erarbeitet werden muß. Das lernen Kinder heute in ihren bunten Spielzimmern nicht mehr.

Tja, und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, daß immer mehr Kinder und Jugendliche heute geistig total verwahrlost sind. Mit Pillen kann man das Problem eine Weile verstecken - lösen läßt es sich damit jedoch nicht.

Freundliche Grüße
von Garfield

Danke (guter Artikel)

Andreas (der andere), Sunday, 07.09.2003, 14:00 (vor 7884 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: und noch was zum Thema: von Odin am 06. September 2003 13:28:53:

Hallo Odin.

Danke für diesen Beitrag; mit der Ritalin-Geschichte habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt, komme aber in letzter Zeit immer mehr zu dem Schluß, daß das Not täte. - Einmal wird der Neffe einer Freundin seit der Kindergartenzeit damit behandelt (er wird jetzt 8). So, wie ich sie verstanden habe, gab man ihm das, weil er hyperaktiv sei, bzw. darunter "leide". Wahrscheinlich war das Ausweisen dieses Umstands als ärztlich diagnostizierte Krankheit der Grund, warum ich nicht kritischer nachgefragt habe. Allerdings war ich mal auf einem Kindergeburtstag eingeladen, und seine kleine Schwester kam mir wesentlich quirliger vor. Aber unabhängig davon: Irgendwie dachte ich, das wäre alles für kleine Kinder normal. Wir haben beim Spielen eben einfach mehr rumgetobt ...
Mittlerweile geht er in die zweite Klasse und wird immer noch medikamentös behandelt. Es scheint (zumindest in dem Fall) so, wie Silke sagte: Das Problem hat nicht das Kind. Wenn ich ihn sehe, kommt er mir heute eher depressiv und etwas desinteressiert vor. Ich versteh's nicht, aber ich sehe sie eben auch viel zu selten. Allerdings saß ich vor kurzem zusammen mit zwei Lehramt-Studentinnen in der U-Bahn, und die beiden erzählten etwa eine halbe Stunde über die medikamentöse Ruhigstellung von "Zappelkindern" ... Ich denke zwar, daß das meiste, was in der Medizin geschieht, schon fundiert ist. Aber hin und wieder muß man wohl mehr als skeptisch sein. Du hast das Thema schon öfter erwähnt, glaub ich. Mehr Info's dazu?

Grüße, Andreas

Re: und noch was zum Thema:

Maesi, Saturday, 13.09.2003, 14:10 (vor 7878 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: und noch was zum Thema: von Odin am 06. September 2003 13:28:53:

Hallo Odin

Regarding: Psychiatric “Brain Diseases”--Greatest-Ever US Health Care Fraud
From: Fred A. Baughman, Jr., MD, Neurologist/Child Neurologist

[...]

Die Psyche ist nicht der Körper; geistig ist nicht physisch; Psychiatrie ist keine Medizin. Und doch hat der Kongress seit 1970 die „Diagnose" und die „Behandlung" psychiatrischer „Krankheiten" gesetzlich verankert, als ob es sie tatsächlich gäbe, so dass heute 10 Million völlig normalen U.S. amerikanischen Schulkindern Medikamente verabreicht werden, als ob sie an körperlichen Krankheiten litten. [...]

Vielen Dank fuer den geposteten Artikel. Die ueberbordende Abgabe von Medikamenten (v.a. Ritalin) zur Beruhigung von Kindern hat sich in den USA zu einem eigentlichen Skandal entwickelt. Noch sind wir in Europa noch nicht soweit, aber in ein paar Jahren...

In der Tat stellt sich die Frage, ob nicht eher die offenbar ungeeigneten Erziehungs- und Schulungspersonen therapiert werden sollten anstatt die Kinder. Kinder (v.a. Jungs) haben einen starken Bewegungsdrang; wir muessen uns ausserdem die Frage gefallen lassen, wie kindgerecht unsere Schulen sind. Waehrend frueher unbotmaessige Schueler mittels Pruegel gewaltsam diszipliniert werden konnten, ist das heute gottseidank nicht mehr moeglich. Leider scheint man den zweiten logischen Schritt nach Abschaffung der Pruegelstrafe, naemlich eine kindgerechtere (aber nicht durch den Willen der Kinder diktierte) Schule, nicht vollzogen zu haben. Vielleicht sollte man in der Paedagogik wieder vermehrt auf die Maximen Johann Heinrich Pestalozzis zurueckgreifen, der bei den Kinder nicht nur den Geist sondern auch Herz und Hand schulen wollte. Mit der Abgabe von Medikamenten wird man das jedenfalls nicht fertigbringen.

Gruss

Maesi

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