Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Hallo zusammen
Ich moechte an dieser Stelle die Diskussion ueber ein Konstrukt eroeffnen, das in Zukunft erhebliche Bedeutung fuer Europa haben wird: naemlich Gender Mainstreaming (GM).
Was haltet ihr von GM? Wo liegen die Staerken? Wo die Schwaechen? Ist es moeglich, mittels Gesetz und Buerokratie eine Gleichberechtigung zu erzwingen? Erzwingt GM ueberhaupt die Gleichberechtigung der Geschlechter? Wie steht's mit allfaelligen unerwuenschten Nebenwirkungen?
Es geht mir darum, Argumente fuer und gegen GM zu sammeln. Aber auch auf welchem weltanschaulichen Naehrboden eine solche buerokratische 'Loesung' der Geschlechterproblematik gedeihen kann, interessiert mich brennend.
Meine Position:
Als eher liberal denkender Mensch stehe ich buerokratischen Massnahmen, die eine bestimmte Verhaltensaenderung in der Gesellschaft erzwingen sollen, aeusserst skeptisch gegenueber; dazu kommt, dass solche 'staatlich verordneten' Verhaltensaenderungen IMHO noch nie von Erfolg gekroent waren, oder aber deren Nebenwirkungen schlimmer waren, als die 'gesellschaftliche Verhaltensstoerung' selber.
Nehmen wir den GM-Text (siehe Link) mal etwas auseinander:
'Hierbei geht es darum, die Bemuehungen um das Vorantreiben der Chancengleichheit nicht auf die Durchfuehrung von Sondermassnahmen fuer Frauen zu beschraenken, sondern zur Verwirklichung der Gleichberechtigung ausdruecklich saemtliche allgemeinen politischen Konzepte und Maßnahmen einzuspannen, indem naemlich die etwaigen Auswirkungen auf die Situation der Frauen bzw. Der Maenner bereits in der Konzeptionsphase aktiv und erkennbar integriert werden ('gender perspective'). Dies setzt voraus, dass diese politischen Konzepte und Massnahmen systematisch hinterfragt und die etwaigen Auswirkungen bei der Festlegung und Umsetzung beruecksichtigt werden.'
Offenbar beschraenkte sich das Vorantreiben der Chancengleichheit bislang darauf, Sondermassnahmen fuer Frauen durchzufuehren. IMHO das einzig Positive in diesem Text: die Praxis der Gleichstellungsaemter und -beauftragten wird recht ehrlich beschrieben; implizit ein Eingestaendnis dafuer, dass diese ihre eigentliches Ziel (Gleichberechtigung) verfehlt haben und es auch gar nie haetten erreichen koennen - ansonsten waere ja gar kein neuer Ansatz notwendig.
Dann kommt es aber knueppeldick: 'zur Verwirklichung von (Geschlechter-)Gleichberechtigung' seien 'saemtliche allgemeinen politischen Konzepte und Massnahmen einzuspannen', indem 'etwaige Auswirkungen auf die Situation der Frauen bzw. der Maenner bereits in der Konzeptionsphase aktiv und erkennbar integriert werden'. Dem Primat der Geschlechtergleichberechtigung soll also alles andere untergeordnet werden. Es mag zwar sein, dass Maenner und Frauen (statistisch gesehen) 'Unterschiede zwischen den Lebensverhaeltnissen, den Situationen und Beduerfnissen' aufweisen, dass es also keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Aber es gibt auch Unterschiede zwischen den Lebensverhaeltnissen von Armen und Reichen, zwischen Erwerbstaetigen, Selbstaendigerwerbenden und Arbeitslosen, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten - sogar zwischen Sehbehinderten, Gehbehinderten, Hoerbehinderten etc. gibt es erhebliche Unterschiede in ihren spezifischen Lebensverhaeltnissen; weshalb sollen all diese Unterschiede offenbar weniger wert sein als Geschlechterunterschiede? Und weshalb sollen alle Anstrengungen der EU lediglich auf die Geschlechtergleichberechtigung fokussiert werden? Es existieren prinzipiell soviele unterschiedliche Lebensverhaeltnisse, wie es lebende Menschen gibt. Muesste dann konsequenterweise nicht jeder Mensch auch individuell bewertet und behandelt werden? Letzteres ist natuerlich in der Praxis absolut unmoeglich.
Desweiteren sollen die 'politischen Konzepte und Massnahmen systematisch hinterfragt und die etwaigen Auswirkungen bei der Festlegung und Umsetzung beruecksichtigt werden'. Hier begegnen wir Technokratendenken in Reinkultur: bereits die direkten Auswirkungen sind allein schon aufgrund der grossen Zahl von politischen Konzepten und Massnahmen innerhalb der EU nicht mit vernuenftigem Aufwand abschaetzbar - von den mittelbaren Auswirkungen ganz zu schweigen. Dazu kommt, dass viele Faktoren gar nicht quantifizierbar sind; d.h. es ist prinzipiell (und in der Praxis sowieso) unmoeglich alle relevanten Auswirkungen und Folgen von Massnahmen abzuschaetzen. Der GM-Text gaukelt schlichtweg das Unmoegliche als machbar vor; ebensogut koennte man das Wetter in Europa fuer die naechsten 90 Tage versuchen vorherzusagen. Es besteht vielmehr die Gefahr, dass hier eine nach ideologischen (und damit willkuerlichen) Gesichtspunkten agierende gigantische Buerokratie aufgebaut wird.
Ausserdem wuerde es ja nicht ausreichen, bloss die Auswirkungen abzuschaetzen, man muesste ja auch Massnahmen ergreifen, um Gleichberechtigung zu erzielen. Welche Stellen zu diesen Massnahmen berechtigt waeren und mit welchen Machtmitteln sie ausgestattet wuerden steht nirgends; man muss sich sogar fragen, ob die in Demokratien ueblichen Machtmittel ueberhaupt ausreichten um diesem Ideal in vernuenftigem Masse nahezukommen. Wie geht man mit Menschen um, die sich solchen Massnahmen widersetzen? Wie geht man mit Menschen um, die getroffene Massnahmen unterlaufen?
Ausserdem ist der GM-Text der EU derart schwammig formuliert, dass man kaum etwas konkretes herauslesen bzw. nahezu alles hineininterpretieren kann. Es gehe darum, 'das rechtliche Instrumentarium, die Finanzmittel und die Analyse- und Moderationskapazitaeten der Gemeinschaft zu mobilisieren, um auf allen Gebieten dem Beduerfnis nach Entwicklung ausgewogener Beziehungen zwischen Frauen und Maennern Eingang zu verschaffen'. Weder wird definiert, was 'ausgewogene Beziehungen zwischen Frauen und Maennern' sind, noch wer sie definieren kann. Trotzdem sollen Gesetze geschaffen und Kohle zur Verfuegung gestellt, um das bislang nicht Definierte (und das IMHO gar nicht befriedigend Definierbare) zu erreichen. Je nachdem, wie konsequent GM in der Praxis durchgezogen wird ist alles moeglich: vom nutzlosen Papiertiger bis zur buerokratisch-totalitaeren Geschlechterdiktatur, dem sich alles andere absolut unterzuordnen hat.
Fazit: Die Geschlechtergleichberechtigung gemaess GM-Text ist schon aufgrund der gigantischen Zahl von Variablen und Unwaegbarkeiten nicht zu verwirklichen, beinhaltet aber bei konsequenter Durchfuehrung hohe Risiken hin zu (geschlechterbezogenem) Totalitarismus und Installation von unnoetiger Buerokratie. Wer besitzt die Definitionshoheit darueber, was Gleichberechtigung ist? Gemaess dem Text ist ja Geschlechterparitaet in einer bestimmten Gruppe (z.B. in Parlamenten) kein ausreichendes Merkmal von Gleichberechtigung. Wie kann man beispielsweise die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten eines alleinerziehenden Teilzeiterwerbstaetigen, eines erfolgreichen Karrieristen, eines Langzeitarbeitslosen, eines begabten, erfolgreichen Kuenstlers, eines voellig auf fremde Hilfe angewiesenen Tetraplegikers miteinander vergleichen? Wie kann man in einer derart pluralistischen Gesellschaft einen auch nur einigermassen gesellschaftlich tragfaehigen Konsens darueber finden? Mit welchen Machtmitteln soll die Gleichberechtigung durchgesetzt werden und wie verhaelt man sich gegenueber Widerborstigen?
Hinweis: einen sehr interessanten Text findet man uebrigens auch auf Michails Website 'Der Maskulist' (www.maskulist.de) unter Kapitel 3 (Die Brunnenvergiftung), Unterkapitel B (Herkunft und Ziele) und D (Gender-Mainstreaming - kurze Einfuehrung).
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 24. August 2004 20:34:17:
Ich finde nur eines erstaunlich, das aber umso mehr.
In einer Gesellschaft, die auf der einen Seite den Sex, oder besser die Vorstellung von Sex "feiert" ("wir nehmen uns alle Freiheiten, ob wir sie wollen oder nicht..."), und dies auch durchaus von Frauen, die es als ihr ureigenstes Recht ansehen, sich ihren Sex in jeder Form ohne Rücksicht auf (emotionelle) Fremdverluste zu gönnen und auf der andern Seite verdammt ohn Ende (PorNO, Klagen beim Werberat gegen jedes Fitzelchen Haut, Klagen gegen die nichtbesitzergreifenwollende Bewunderung eines sexy Outfit, dass "selbstbefreiend" getragen wird zum Beispiel), wo der Sexus an sich hervorgehoben wird (Quotenregelung), sollen nun die sexuellen Unterschiede wieder verleugnet werden.
Es ist ein leider sehr deutsch gewordenes Problem, dass wir der Prägung einer Alice Schwarzer zu verdanken haben, dass Gleichberechtigung vielerorts mit Gleichmacherei verwechselt wird. Nur, so funktionieren Teams weder im Kleinen (Partnerschaft) noch im Großen (Gesellschaft). Es ist wie bei einem guten Restaurantteam. Einer kann gute Braten, ein anderer zaubert das schönste Soufflee und der Dritte ist der Spezialist für andere Leckerein. Es bringt nichts, den Küchenjungen mit dem Chefkoch zu tauschen (oder beiden das Servieren zu übertragen).
Ich sehe auch eine andere, sehr nahe Gefahr an der ganzen Gleichmacherei. Ein wirtschaftlicher Betrieb läuft nur, wenn er von gutem Fachpersonal geführt wird. Dies kann eine Frau wie ein Mann sein. Nur soll und darf eine Frau nicht um des Frau seins Willen den Chefposten bekommen, sonst stirbt der Betrieb. Wir brauchen an der Spitze der Unternehmen heut wie vor hundert Jahren Leute, die bereit sind, 14-16 Stunden den Tag zu arbeiten und das sieben Tage die Woche, wenns Not tut. Wer das kann und die fachliche Kompetenz hat, der hat den Posten verdient, unabhängig vom Geschlecht. Aber Chefhalbtagsstellen einzurichten um die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit zu gewährleisten gefährdet Arbeitsplätze. Und diese Arbeitnehmer haben auch Familien zu versorgen.
Wenn schon fetgestellt wird, dass es verschiedene Bedürfnisse gibt, sollte versucht werden, jedem so weit als möglich (mit Abstrichen, wos die "andere Seite" schädigen würde) zu erfüllen. Wenn der eine Holz braucht und der andere Stein für seine Arbeit nutzt es keinem von beiden was, wenn beide Stroh bekommen.
Welfe
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 24. August 2004 20:34:17:
Hi Maesi,
die katholischen Bischöfe haben mit päpstlicher Rückendeckung erst kürzlich (in einer kurzen Passage, und, was selten vorkommt, absolut treffend) geschrieben, was sie von der weit überschätzten Bedeutung des soziologischen Konstrukts "Gender" bei gleichzeitiger Unterschätzung der "leiblichen Unterschiedlichkeit" halten: Nichts.
Ich bin bestimmt kein Papist, in diesem Falle jedoch muß ich sagen: Recht haben sie.
Daraus ergibt sich zwangsläufig, was ich von "Gender Mainstreaming" halte: Absolut überhaupt gar nichts. Wenn "Gender" schon pille-palle ist, was ist dann erst "Gender Mainstreaming"?
Das Geschlechterverhältnis geht den Staat schlicht und einfach nichts an! Für die Bundesrepublik gilt das Grundgesetz. In diesem ist das Wesentliche geregelt.
"Gender Mainstreaming" auf europäischer Ebene ist nichts anderes als der Versuch, die Wolkenkuckucksträume realitätsferner (Links)-Ideologen in Gesetze und Verordnungen zu giessen, damit der Schwachsinn rechtlich abgesichert ist. Es ist allerhöchste Zeit, dieser politischen Klasse in ihren Fieberträumen etwas Linderung zu verschaffen, indem man ihr glasklar aufzeigt, wo ihre Zuständigkeiten enden.
Freundlicher Gruß - Max
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 24. August 2004 20:34:17:
Was haltet ihr von GM? Wo liegen die Staerken? Wo die Schwaechen? Ist es moeglich, mittels Gesetz und Buerokratie eine Gleichberechtigung zu erzwingen? Erzwingt GM ueberhaupt die Gleichberechtigung der Geschlechter? Wie steht's mit allfaelligen unerwuenschten Nebenwirkungen?
Ich finde GM ist eigentlich ein recht interessanter theoretischer Ansatz in der Geschlechterdebatte.
Ich halte allerdings GM für ungeeignet um damit irgend eine konkrete politische Maßnahme zu setzen, denn jede konkrete Umsetzung widerspricht eigentlich dem Ansatz von GM, wonach das soziale Geschelcht (gender) wichtig sei. In der Umsetzung wird (mangels Alternativen) immer nach dem biologischen Geschlecht zwischen Männern unf Frauen unterschieden und nicht nach dem sozialen. Damit ist imho der Name Gender in praktisch allen GM-Umstzungen falsch verwendet.
Von der grundsätzlichen Ausrichtung her, sehe ich auch Probleme mit dem Mainstreaming Teil. Es beinhaltet damit eine Fokusierung auf den Mainstream einer Gruppe, also die Mehrzahl der Fälle (oder oft eigentlich eher das statistische Mittel einer Gruppe). Das beinhaltet automatisch, dass Minderheiten innerhalb einer Gruppe in der Betrachtung noch weiter marginalisiert werden. Die betrachtete Gruppe erscheint mit einen Mainstreaming-Blick oft auch viel homogener, als sie in der Wirklichkeit ist.
Hetzi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 24. August 2004 20:34:17:
Hallo, Maesi,
der Gender Ansatz macht eigentlich nur unter der Voraussetzung Sinn, dass biologisches und soziales Geschlecht klar zu trennen sind. Selbst dieses vorausgesetzt geht er selbstverständlich davon aus, dass die sozialen geschlechtsbezogenen Rollen nicht sinnvoll sind, sondern einer, selbstverständlich vom Gesetzgeber zu bestimmenden, Änderung bedürften. Von daher ist er wohl nur als politscher Ansatz zu sehen, um stärker in die Rechte des Individuums eingreifen zu können.
Unerwünschte Nebenwirkung: Taktisch gibt er durchaus die Möglichkeit, mit formalen Bezug auf gender mainstreaming mehr Männerrechte einzufordern.
Michael
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 24. August 2004 20:34:17:
Hallo Maesi!
In einer Gesellschaft, in der:
a) bei der Rollenaufteilung zwischen den Geschlechtern nichts mehr selbstverständlich ist, und
b) alles umfassend verrechtlicht ist,
werden wir wohl oder übel mit der Regulierung der Geschlechterbeziehungen durch den Staat und/oder gesellschaftlich relevante Gruppen leben müssen.
Hier gibt es m.E. keinen Königsweg, keinen heroischen Befreiungsschlag. Das Ganze ist - wie das Leben überhaupt - ein eichhörnchenhaft-müseliges Nüsse-Zusammenklauben, wo jeder jeden Tag aufs Neue das Beste aus der gegebenen Situation machen muß.
Ein Zurück zu einer Gesellschaft, in der die Geschlechterbeziehungen sich durch ungeschriebene, aber allgemein akzeptierte Gesetze von selbst regelten (wenn es eine solche Gesellschaft denn je gegeben hat!), ist zwar denkbar, kann aber durch niemanden verordnet werden.
Im Übrigen gilt im Guten wie im Bösen das Wort von Heide Simonis:
"Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist."
Mal sehen, was für Zeiten wir noch erleben.
Gruß
Ekki
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Hetzi am 25. August 2004 13:10:58:
Was haltet ihr von GM? Wo liegen die Staerken? Wo die Schwaechen? Ist es moeglich, mittels Gesetz und Buerokratie eine Gleichberechtigung zu erzwingen? Erzwingt GM ueberhaupt die Gleichberechtigung der Geschlechter? Wie steht's mit allfaelligen unerwuenschten Nebenwirkungen?
Ich finde GM ist eigentlich ein recht interessanter theoretischer Ansatz in der Geschlechterdebatte.
Ich halte allerdings GM für ungeeignet um damit irgend eine konkrete politische Maßnahme zu setzen, denn jede konkrete Umsetzung widerspricht eigentlich dem Ansatz von GM, wonach das soziale Geschelcht (gender) wichtig sei. In der Umsetzung wird (mangels Alternativen) immer nach dem biologischen Geschlecht zwischen Männern unf Frauen unterschieden und nicht nach dem sozialen. Damit ist imho der Name Gender in praktisch allen GM-Umstzungen falsch verwendet.
Gutes Argument. Das bedeutet, dass der theoretische Ansatz GM erst dann in die Praxis umgesetzt werden kann, wenn gender praxisnah definiert werden kann. Wo aber kann man die verschiedenen gender in der Praxis am schaerfsten voneinander abgrenzen? Ausgerechnet in den sogenannt 'patriarchalischen' Gesellschaften! In unserer heterogenen Gesellschaft kann die Definition nicht einmal mehr annaehernd exakt sein, sie muesste vielmehr immer wieder situativ neu getroffen werden. Das aber oeffnet wiederum der Willkuer Tuer und Tor. Wie Du ganz richtig erkennst, wird man sich dann wohl wieder auf das biologische Geschlecht abstuetzen.
Ausserdem gibt es selbst in der Theorie von GM gewichtige Gegenargumente:
GM fordert die 'Anerkennung maennlicher und weiblicher Identitaeten'. Die derzeitige Version von GM geht von einem gender-zentrierten Weltbild aus. Dies macht es erforderlich, alles auf gender zu reduzieren, damit es fuer GM ueberhaupt fassbar wird; ansonsten muesste man auch den Kontext zwischen gender und Nicht-gender ziehen - dies wurde aber im Rahmen von GM bisher noch nicht einmal in der Theorie getan. Konsequenterweise muessten also auch nicht-gender-basierende Lebenswirklichkeiten miteinbezogen und in separate Mainstreaming-Konzepte gegossen werden.
Selbst wenn gender einigermassen exakt definierbar waere und die nicht auf gender fussenden Lebenswirklichkeiten ebenfalls mittels den entsprechenden Mainstreaming-Ansaetzen beruecksichtigt wuerden, waeren die erfolgversprechenden Massnahmen IMHO schlichtweg nicht spezifizierbar, weil man nicht weiss, wie die real existierenden Gesellschaftsgruppen funktionieren und interagieren; und selbst wenn erfolgversprechende Massnahmen spezifizierbar waeren (was ich schon mal bestreite), muesste man unter Beruecksichtigung saemtlicher Mainstreaming-Ansaetze sowie von real vorhandenen Sachzwaengen immer wieder Kompromisse schliessen - d.h. die Massnahmen koennten selten (wahrscheinlich nie) in der vorgesehenen Form realisiert werden, was wiederum zu voellig unvorhersehbaren Ergebnissen in der Praxis fuehrte. Das ganze erinnert mich irgendwie an die von Isaac Asimov in seiner Foundation-Trilogie erfundenen Wissenschaft der Psychohistorie...
Von der grundsätzlichen Ausrichtung her, sehe ich auch Probleme mit dem Mainstreaming Teil. Es beinhaltet damit eine Fokusierung auf den Mainstream einer Gruppe, also die Mehrzahl der Fälle (oder oft eigentlich eher das statistische Mittel einer Gruppe). Das beinhaltet automatisch, dass Minderheiten innerhalb einer Gruppe in der Betrachtung noch weiter marginalisiert werden. Die betrachtete Gruppe erscheint mit einen Mainstreaming-Blick oft auch viel homogener, als sie in der Wirklichkeit ist.
Dieses Problem besteht grundsaetzlich in allen demokratischen (also nach dem Mehrheitsprinzip) aufgebauten Gesellschaftsstrukturen: eine Minderheit kann durch die Mehrheit voellig demokratisch 'unterdrueckt' werden. Wirksamster Schutz dagegen sind IMHO die Menschenrechte sowie die buergerlichen Freiheitsrechte.
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Ekki am 25. August 2004 16:57:31:
Hallo Ekki
In einer Gesellschaft, in der:
a) bei der Rollenaufteilung zwischen den Geschlechtern nichts mehr selbstverständlich ist, und
b) alles umfassend verrechtlicht ist,
werden wir wohl oder übel mit der Regulierung der Geschlechterbeziehungen durch den Staat und/oder gesellschaftlich relevante Gruppen leben müssen.
Wir werden nur dann damit leben muessen, sofern wir b zulassen.
Ein Zurück zu einer Gesellschaft, in der die Geschlechterbeziehungen sich durch ungeschriebene, aber allgemein akzeptierte Gesetze von selbst regelten (wenn es eine solche Gesellschaft denn je gegeben hat!), ist zwar denkbar, kann aber durch niemanden verordnet werden.
Du gehst offenbar davon aus, dass die Geschlechterbeziehungen irgendwie reglementiert sein muessen, entweder durch Gesetze oder durch allgemein akzeptierte Konventionen. Welch niederschmetternde Aussicht! Wie waere es, die Geschlechterbeziehungen nicht (oder nur minimal) zu reglementieren und ansonsten die Menschen einfach selbst entscheiden zu lassen, wie sie miteinander umgehen wollen?
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Altschneider am 25. August 2004 14:30:24:
Hallo Michael
der Gender Ansatz macht eigentlich nur unter der Voraussetzung Sinn, dass biologisches und soziales Geschlecht klar zu trennen sind. Selbst dieses vorausgesetzt geht er selbstverständlich davon aus, dass die sozialen geschlechtsbezogenen Rollen nicht sinnvoll sind, sondern einer, selbstverständlich vom Gesetzgeber zu bestimmenden, Änderung bedürften. Von daher ist er wohl nur als politscher Ansatz zu sehen, um stärker in die Rechte des Individuums eingreifen zu können.
Zustimmung
Unerwünschte Nebenwirkung: Taktisch gibt er durchaus die Möglichkeit, mit formalen Bezug auf gender mainstreaming mehr Männerrechte einzufordern.
Wiederum Zustimmung. Diese Taktik macht aber nur Sinn, wenn die Einfuehrung Gender-Mainstreaming unvermeidlich ist - man(n) macht dann sozusagen noch das Beste aus der Sache. Aus meiner Sicht sollte der Bekaempfung von Gender-Mainstreaming Prioritaet eingeraeumt werden. Problematisch (insbesondere aus demokratischer Sicht) ist doch, dass eine tiefergehende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit GM gar nie stattgefunden hat; dadurch fehlt diesem Ansatz IMHO auch jegliche demokratische Legitimitaet.
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Max am 25. August 2004 11:30:08:
Hallo Max
die katholischen Bischöfe haben mit päpstlicher Rückendeckung erst kürzlich (in einer kurzen Passage, und, was selten vorkommt, absolut treffend) geschrieben, was sie von der weit überschätzten Bedeutung des soziologischen Konstrukts "Gender" bei gleichzeitiger Unterschätzung der "leiblichen Unterschiedlichkeit" halten: Nichts.
Ich bin bestimmt kein Papist, in diesem Falle jedoch muß ich sagen: Recht haben sie.
Ich vertrete hier eine durchaus pragmatische Ansicht. Die koerperlichen Unterschiede zwischen Frauen und Maennern sind offensichtlich; bei den einen moegen sie kleiner sein als bei den anderen, sie sind jedoch bei der weit ueberwiegenden Zahl der Menschen vorhanden. Diese Unterschiede haben eine Fuelle von soziale Folgen. Insofern mag eine Unterscheidung in 'gender' und 'sex' sinnvoll sein, ist aber in erster Linie von akademischem Interesse.
Daraus ergibt sich zwangsläufig, was ich von "Gender Mainstreaming" halte: Absolut überhaupt gar nichts. Wenn "Gender" schon pille-palle ist, was ist dann erst "Gender Mainstreaming"?
Das Geschlechterverhältnis geht den Staat schlicht und einfach nichts an! Für die Bundesrepublik gilt das Grundgesetz. In diesem ist das Wesentliche geregelt.
Zustimmung.
"Gender Mainstreaming" auf europäischer Ebene ist nichts anderes als der Versuch, die Wolkenkuckucksträume realitätsferner (Links)-Ideologen in Gesetze und Verordnungen zu giessen, damit der Schwachsinn rechtlich abgesichert ist. Es ist allerhöchste Zeit, dieser politischen Klasse in ihren Fieberträumen etwas Linderung zu verschaffen, indem man ihr glasklar aufzeigt, wo ihre Zuständigkeiten enden.
Wiederum Zustimmung. Insgesamt reiht sich GM in die Reihe sozialer Experimente ein, mit denen man eine 'widerborstige' Gesellschaft mittels mehr oder weniger rigider Gesetze und Buerokratie in einem ideologisch gewuenschten Sinne zu formen versuchte. Der 'Sozialistische Mensch' konnte beispielsweise nirgends erfolgreich heranerzogen werden - weder in der Sowjetunion noch in der Volksrepublik China oder gar in Kambodscha; diese gescheiterten Experimente sollten uns eigentlich eine Lehre sein...
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 30. August 2004 18:04:21:
Ein Zurück zu einer Gesellschaft, in der die Geschlechterbeziehungen sich durch ungeschriebene, aber allgemein akzeptierte Gesetze von selbst regelten (wenn es eine solche Gesellschaft denn je gegeben hat!), ist zwar denkbar, kann aber durch niemanden verordnet werden.
Du gehst offenbar davon aus, dass die Geschlechterbeziehungen irgendwie reglementiert sein muessen, entweder durch Gesetze oder durch allgemein akzeptierte Konventionen. Welch niederschmetternde Aussicht! Wie waere es, die Geschlechterbeziehungen nicht (oder nur minimal) zu reglementieren und ansonsten die Menschen einfach selbst entscheiden zu lassen, wie sie miteinander umgehen wollen?
Gruss
Maesi
Hallo Maesi!
Hier kann ich logisch nicht folgen. Was anderes ist eine "Entscheidung der Menschen, wie sie miteinander umgehen wollen" anderes als eine Konvention? Oder noch präziser ausgedrückt: Aus der Summe solcher Einzelentscheidungen bilden sich - ohne daß eine Behörde da verordnend eingreifen könnte - Konventionen.
Man mag ja diese oder jene Konvention inakzeptabel finden, aber ich kann mir keine Gesellschaft vorstellen, in der sich keine Konventionen herausbilden würden.
Der Eingriff von staatlicher Seite kann manchmal segensreich sein - insofern er Willkür, ein reines Faustrecht und eine Gesellschaft unter dem "Recht des Stärkeren" verhindert - aber er kann auch ganz schön nerven, wobei es wiederum individuell ist, wer sich durch welchen Eingriff genervt fühlt, und wer ihn gutheißt.
Ich bestreite nicht, daß in jeder Gesellschaft sowohl ob der Konventionen als auch ob der Eingriffe des Staates Leidensdruck für einzelne Personen entsteht. Nur wie gesagt - wie anders sollte man sich eine Gesellschaft vorstellen, als ein Ineinandergreifen natürlich gewachsener Konventionen und den Eingriffen des Staates?
Gruß
Ekki
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Ekki am 31. August 2004 08:37:47:
Hallo Ekki
Ein Zurück zu einer Gesellschaft, in der die Geschlechterbeziehungen sich durch ungeschriebene, aber allgemein akzeptierte Gesetze von selbst regelten (wenn es eine solche Gesellschaft denn je gegeben hat!), ist zwar denkbar, kann aber durch niemanden verordnet werden.
Du gehst offenbar davon aus, dass die Geschlechterbeziehungen irgendwie reglementiert sein muessen, entweder durch Gesetze oder durch allgemein akzeptierte Konventionen. Welch niederschmetternde Aussicht! Wie waere es, die Geschlechterbeziehungen nicht (oder nur minimal) zu reglementieren und ansonsten die Menschen einfach selbst entscheiden zu lassen, wie sie miteinander umgehen wollen?
Hier kann ich logisch nicht folgen. Was anderes ist eine "Entscheidung der Menschen, wie sie miteinander umgehen wollen" anderes als eine Konvention? Oder noch präziser ausgedrückt: Aus der Summe solcher Einzelentscheidungen bilden sich - ohne daß eine Behörde da verordnend eingreifen könnte - Konventionen.
Habe mich vielleicht etwas ungenau ausgedrueckt. Es sollte eigentlich erzwungene Konventionen heissen.
Man mag ja diese oder jene Konvention inakzeptabel finden, aber ich kann mir keine Gesellschaft vorstellen, in der sich keine Konventionen herausbilden würden.
Zustimmung. Entscheidend ist jedoch, wie die Konventionen zustande kommen und ob man mittels der Staatsgewalt zur Annahme/Befolgung derselben genoetigt wird.
Der Eingriff von staatlicher Seite kann manchmal segensreich sein - insofern er Willkür, ein reines Faustrecht und eine Gesellschaft unter dem "Recht des Stärkeren" verhindert - aber er kann auch ganz schön nerven, wobei es wiederum individuell ist, wer sich durch welchen Eingriff genervt fühlt, und wer ihn gutheißt.
Jeder staatliche Eingriff hat natuerlich auch (gewollte und ungewollte) soziale Auswirkungen. Das ist fuer mich jedoch nicht der springende Punkt. Schauen wir uns die betreffenden Textstellen aus der EU-Definition zu GM nochmals an:
'Hierbei geht es darum, die Bemuehungen um das Vorantreiben der Chancengleichheit nicht auf die Durchfuehrung von Sondermassnahmen fuer Frauen zu beschraenken, sondern zur Verwirklichung der Gleichberechtigung ausdruecklich saemtliche allgemeinen politischen Konzepte und Massnahmen einzuspannen, indem naemlich die etwaigen Auswirkungen auf die Situation der Frauen bzw. Der Maenner bereits in der Konzeptionsphase aktiv und erkennbar integriert werden ('gender perspective'). Dies setzt voraus, daß diese politischen Konzepte und Maßnahmen systematisch hinterfragt und die etwaigen Auswirkungen bei der Festlegung und Umsetzung beruecksichtigt werden.'
Weiter unten steht noch:
'Es geht dabei nicht nur darum, den Frauen den Zugang zu den Programmen und Finanzmitteln der Gemeinschaft zu eroeffnen, sondern auch und vor allem darum, das rechtliche Instrumentarium, die Finanzmittel und die Analyse- und Moderationskapazitaeten der Gemeinschaft zu mobilisieren, um auf allen Gebieten dem Beduerfnis nach Entwicklung ausgewogener Beziehungen zwischen Frauen und Maennern Eingang zu verschaffen.'
Die staatlichen Eingriffe gehen weit ueber die Verhinderung von Willkuer oder das 'Recht des Staerkeren' hinaus. Hier sollen Bewusstseinsaenderungen staatlich verordnet und erzwungen werden - noch dazu mittels Eindampfens der gesamten Welt auf einen einzigen Begriff: naemlich 'gender'; ein Bestreben, das ich fuer totalitaer halte. Interessant ist auch, dass diese beiden Passagen ueber einen Drittel des Textes der EU-Definition ausmacht. Man weiss nach dem Studium der Definition zwar nicht so recht, was hier eigentlich gemacht werden soll; aber man weiss, dass es in saemtlichen staatlichen Eingriffen beruecksichtigt werden soll und dafuer erhebliche Mittel (gesetzlicher, finanzieller, analytischer und sonstiger Art) einzusetzen sind.
Gruss
Maesi
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 02. September 2004 22:23:07:
Lieber Maesi!
Hier sollen Bewusstseinsaenderungen staatlich verordnet und erzwungen werden - noch dazu mittels Eindampfens der gesamten Welt auf einen einzigen Begriff: naemlich 'gender'; ein Bestreben, das ich fuer totalitaer halte.
Volle Zustimmung! Da hat sich ganz stikum eine lauernde Gefahr aller erster Güte für unsere Freiheit aufgebaut.
Aber es besteht kaum ein Bewußtsein darüber. Von vielen verschiedenen Seiten wird das sogar - von den einen unreflektiert, von anderen absichtsvoll - als "Weg zu mehr Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit" willkommen geheißen. Also so, wie es "verkauft" wird.
Der neue Totalitarismus kommt nicht mit knallenden Stiefeln über das Straßenpflaster, sondern über die seichten, allgegenwärtigen Medien direkt in die verdämmernden Gehirne und Seelen der Menschen spaziert.
Nick
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Nick am 02. September 2004 22:57:44:
Hi Nick,
Der neue Totalitarismus kommt nicht mit knallenden Stiefeln über das Straßenpflaster, sondern über die seichten, allgegenwärtigen Medien direkt in die verdämmernden Gehirne und Seelen der Menschen spaziert.
...wunderschön formuliert! Und wenn´s nicht so eine fürchterliche Tragweite hätte, dann wäre es fast schon lustig.
Da steht also der Bundesuntertan im tiefsten Vertrauen darauf, daß er ja rechtsstaatlich gestählt ist, auf dem Territorium seiner "Musterdemokratie" und späht angestrengt in alle Richtungen, um einen aufkommenden Totalitarismus nur ja rechtzeitig zu entdecken. Dabei hat er eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie der zu erwartende Feind aussehen müßte, wenn er denn käme: An einem Hitlerbärtchen wird er ihn nämlich einwandfrei erkennen.
Und während er da also steht und Ausschau hält, steht ein Totalitarist bereits direkt hinter ihm und zieht ihm mit der Keule einen Scheitel nach dem anderen, woraus der rechtsstaatlich gestählte Musteruntertan den sagenhaften Schluß zieht, daß die Ausschau nach einem Totalitaristen eine schmerzhafte und überaus anstrengende Angelegenheit ist. Seine Schmerzen wiederum bestätigen ihm, daß er Großartiges für seine "Demokratie" leistet und daß sein Aufopferungswille schier unendlich ist. Er hält sich für vorbildlich.
Ich aber sage Dir: Eine Demokratie von Idioten ist das sprichwörtliche "Ding der Unmöglichkeit".
Freundlicher Gruß - Max
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 02. September 2004 22:23:07:
Hallo Maesi!
Die staatlichen Eingriffe gehen weit ueber die Verhinderung von Willkuer oder das 'Recht des Staerkeren' hinaus. Hier sollen Bewusstseinsaenderungen staatlich verordnet und erzwungen werden - noch dazu mittels Eindampfens der gesamten Welt auf einen einzigen Begriff: naemlich 'gender'; ein Bestreben, das ich fuer totalitaer halte. Interessant ist auch, dass diese beiden Passagen ueber einen Drittel des Textes der EU-Definition ausmacht. Man weiss nach dem Studium der Definition zwar nicht so recht, was hier eigentlich gemacht werden soll; aber man weiss, dass es in saemtlichen staatlichen Eingriffen beruecksichtigt werden soll und dafuer erhebliche Mittel (gesetzlicher, finanzieller, analytischer und sonstiger Art) einzusetzen sind.
Gruss
Maesi
Volle Zustimmung. Meine Ausführungen waren ja ganz allgemein gehalten. In dem analysierten konkreten Fall ist es genau so, wie Du sagst.
Gruß
Ekki
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Max am 03. September 2004 08:42:43:
Hallo Nick! Hallo Max!
Standing ovations! Die meisten Menschen sind viel zu sehr auf das Ausschau-Halten nach roher Gewalt und/oder bestimmten äußeren Merkmalen (wirklich schön das Beispiel mit dem Hitler-Bärtchen, Max! Dabei könnte der Träger desselben jedwede Gesinnung haben.) fixiert.
Für die Subtilitäten fehlt den meisten Menschen die Ader.
Und manchmal fehlt ihnen - ich nehme mich da selbst in keinster Weise aus - auch die Informiertheit:
Es ist einfach sagenhaft, wieviel Unheil sich in einzelnen Worten von Rechtsverordnungen verstecken kann. Nur: Damit können sich natürlich nur Leute befassen, die (a) Berufsjuristen sind und (b) die Zeit haben, so was zu studieren.
Und damit komme ich auch zu meinem einzigen Kritikpunkt:
Ich aber sage Dir: Eine Demokratie von Idioten ist das sprichwörtliche "Ding der Unmöglichkeit".
Freundlicher Gruß - Max
Es dürfte relativ schwer werden, Max, zu definieren, wer denn nun als "Idiot" zu qualifizieren sei.
Wer dies unternimmt, ist in zweierlei Gefahr:
1) Er könnte über das Ziel hinausschießen und anderen Menschen bitter Unrecht tun.
2) Er könnte sich auch selbst - ebenfalls zu Unrecht - zum Idioten abgestempelt sehen.
Die Qualifizierung Andersdenkender als Idioten ist zudem fester Bestandteil jedweden Totalitarismus. Die radikalen Feministinnen machen da keine Ausnahme.
Meine Vorgehensweise:
a) Den Gegner durch Freundlichkeit im Ton und Härte in der Sache verunsichern.
b) Das Prinzip des "Teile und herrsche" anwenden, indem man "unsichere Kantonisten" im anderen Lager auf die anderer Seite hinüberzuziehen versucht.
c) Wüste Beschimpfungen - wie die Einstufung als "Idiot" - anderen überlassen, und selbst immer einen guten Schuß Humor und Selbstkritik bewahren.
Herzlicher Gruß
Ekki
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Maesi am 02. September 2004 22:23:07:
Die staatlichen Eingriffe gehen weit ueber die Verhinderung von Willkuer oder das 'Recht des Staerkeren' hinaus. Hier sollen Bewusstseinsaenderungen staatlich verordnet und erzwungen werden - noch dazu mittels Eindampfens der gesamten Welt auf einen einzigen Begriff: naemlich 'gender'; ein Bestreben, das ich fuer totalitaer halte. Interessant ist auch, dass diese beiden Passagen ueber einen Drittel des Textes der EU-Definition ausmacht. Man weiss nach dem Studium der Definition zwar nicht so recht, was hier eigentlich gemacht werden soll; aber man weiss, dass es in saemtlichen staatlichen Eingriffen beruecksichtigt werden soll und dafuer erhebliche Mittel (gesetzlicher, finanzieller, analytischer und sonstiger Art) einzusetzen sind.
Wir hatten doch erst vor kurzen den "sozialistischen, neuen Menschen" zu Grabe getragen.
Und jetzt schon wieder ein neues Gesellschaftsexperiment mit dem Ziel der Schaffung des "geschlechtslosen, neuen Menschen"?
Das geht den Bach runter!
befürchtet Guildo
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Max am 03. September 2004 08:42:43:
Hi Max,
Ich aber sage Dir: Eine Demokratie von Idioten ist das sprichwörtliche "Ding der Unmöglichkeit".
Dirty Harry (Clint Eastwood) formuliert diesen Sachverhalt folgendermaßen:
"Meinungen sind wie Arschlöcher: jeder hat eins."
Freundlicher Gruß
vom Nick
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Ekki am 03. September 2004 13:26:36:
Hallo Ekki,
Und damit komme ich auch zu meinem einzigen Kritikpunkt:
Ich aber sage Dir: Eine Demokratie von Idioten ist das sprichwörtliche "Ding der Unmöglichkeit".
Freundlicher Gruß - Max
Es dürfte relativ schwer werden, Max, zu definieren, wer denn nun als "Idiot" zu qualifizieren sei.
...finde ich nicht. Wer in diesem Land die totalitäre Gefahr immer noch ausschließlich am rechten Rand des Meinungsspektrums vermutet, der ist ganz offensichtlich ein Idiot.
Wer dies unternimmt, ist in zweierlei Gefahr:
1) Er könnte über das Ziel hinausschießen und anderen Menschen bitter Unrecht tun.
...na ja - bitteres Unrecht stelle ich mir dann doch ein bißchen anders vor.
2) Er könnte sich auch selbst - ebenfalls zu Unrecht - zum Idioten abgestempelt sehen.
...derjenige, der andere "Idioten" nennt, könnte sich selbst zu Unrecht als Idioten abgestempelt sehen? Dann wäre er ja einer und hätte Recht, nicht Unrecht!
Die Qualifizierung Andersdenkender als Idioten ist zudem fester Bestandteil jedweden Totalitarismus.
...vielleicht. Und wenn, dann ist es höchstens eines von mehreren Merkmalen. Wenn ein Mannschaftskapitän den 5:0-Sieg seiner eigenen Elf mit dem Umstand erklärt, daß die "gegnerischen Idioten" fünf Eigentore geschossen haben: Ist er dann Totalitarist oder Realist?
Die radikalen Feministinnen machen da keine Ausnahme.
...stimmt. Das sind Idioten und ich bin Realist.
Meine Vorgehensweise:
a) Den Gegner durch Freundlichkeit im Ton und Härte in der Sache verunsichern.
...genial.
b) Das Prinzip des "Teile und herrsche" anwenden, indem man "unsichere Kantonisten" im anderen Lager auf die anderer Seite hinüberzuziehen versucht.
...ist ja wie Seilziehen.
c) Wüste Beschimpfungen - wie die Einstufung als "Idiot" - anderen überlassen, und selbst immer einen guten Schuß Humor und Selbstkritik bewahren.
...dann werde ich alter Klugscheisser mir das mal hinter meine Rotzlöffel schreiben. Danke.
Herzlicher Gruß
Ekki
dito - Max
Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung
Als Antwort auf: Re: Gender-Mainstreaming - Segen oder Fluch fuer die Gleichberechtigung von Max am 05. September 2004 06:56:50:
Hallo Max,
"...dann werde ich alter Klugscheisser mir das mal hinter meine Rotzlöffel schreiben. Danke."
Aber übertreib's nicht, gelle
Gutes Starkdeutsch ist allemal besser als Süßholz.
Lao Tse sagt:
"Wahre Worte sind nicht schön.
Schöne Worte sind nicht wahr."
Eine unerschöpfliche Fundgrube der Weisheit ist dieser alte Chinese, kann ich dir sagen!
Gruß vom
Nick