Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht

goprojekt, Sunday, 16.09.2001, 16:31 (vor 8476 Tagen)

das selbe. wie unterschiedlich die wahrnehmung und die interpretationsversuche unter dem genderdiktat sein können, zeigt sich unter anderem am thema sextourismus. wobei es mir hier nicht um eine moralische bewertung des sachverhaltes geht, sondern um die gendergesteuerte wahrnehmung von taten. wenn männer als sextouristen reisen, dann reisen sie als sextouristen. in diesem falle lügt die sprache nicht. wenn frauen als sextouristinnen reisen, dann noch lange nicht als sextouristinnen. offenbar scheint in diesem falle die sexuelle ausbeutung eine wohltat zu sein. ein schönes beispiel dafür findet ihr [link=http://www.zeit.de/2001/38/Reisen/200138_tunesien_neu.html"target="blank]hier[/link]

Re: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht

Diana, Sunday, 16.09.2001, 17:45 (vor 8476 Tagen) @ goprojekt

Als Antwort auf: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht von goprojekt am 16. September 2001 13:31:06:

wenn frauen als sextouristinnen reisen, dann noch lange nicht als sextouristinnen. offenbar scheint in diesem falle die sexuelle ausbeutung eine wohltat zu sein.

Guten Tag goprojekt,

natürlich werden Frauen nicht als Sextouristinnen angesehen, weil die Lust der Frau in den Köpfen der meisten Menschen (noch) nicht vorhanden ist -und wenn, dann doch nur als Nebenprodukt der Lusterfüllung des Mannes. Jahrhundertelang wurde doch die Selbstbefriedigung der Frau als krankhaft angesehen.

Warum ist es so wichtig, daß Frauen in den Augen anderer asexuelle Wesen sind?

Meine Vermutung geht dahin, daß Männer dadurch leichter manipulierbar sind -so banal das auch sein mag.

Wenn ein Mann einer Frau gegenübersteht, die sich zurückhaltend gibt, wird er eher zu Aktivitäten zwecks Beziehungsaufnahme gelenkt. Es reicht in diesem Fall, wenn die Frau teils sogar nur via Körpersprache ihre Bereitschaft zum Kopulieren signalisiert. Erobern soll er aber schon noch dürfen.

Wenn hingegen eine sexuell aktive Frau auf einen Mann zugeht, reagiert dieser häufig mit Potenzstörungen.

Gemeinsam erarbeiten müßte man mit Männer und Frauen eine Basis,
auf der auch Gespräche über die Ängste der Männer vor übermächtigen Frauen stattfinden können.

Übermächtige Frauen -ein Symbol für die stets präsente Mutter?

Da müßte MANN auch aktiver werden -es gibt ja nun die Möglichkeit für Eltern, sich beim Erziehungsurlaub abzuwechseln. Leider nehmen das immer noch nur recht wenige Männer in Anspruch. Sicher, das hat finanzielle Aspekte. Aber für das eine Jahr darf man sich ja nun auch mal einschränken.

goprojekt, daß eine Frau so gesehen wird, wie sie nicht ist, ist ein Problem dieser Gesellschaft. Da bedarf es wahrhaftig noch viel Aufklärung von beiden Seiten.

Gruß

Diana

Re: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht

Jörg, Sunday, 16.09.2001, 18:45 (vor 8476 Tagen) @ goprojekt

Als Antwort auf: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht von goprojekt am 16. September 2001 13:31:06:

In der Tat handelt es sich bei dem von Dir zitierten Artikel um ein
schönes Beispiel für die Schizophrenie, mit der geschlechtsbezogene Themen
angegangen werden.

Man stelle sich nur einmal einen Artikel mit einer Überschrift wie folgt
vor:

"Ein Traum von einer Frau

Männer, die der Liebe wegen an ferne Strände reisen, gelten als
Sextouristen. Doch ihre Lust segelt unter romantischer Flagge, Heirat
nicht ausgeschlossen."

Das wäre wohl der Brüller des Jahres, weiß doch schon jedes Kind, daß ein
männlicher Sextourist gar kein Romantiker sein KANN, sondern nur ein übler,
patriarchaler Ausbeuter.

Demzufolge sieht man in den Medien den männlichen Sextouristen auch nur in
der Form des ältlichen mit Viagra vollgestopften Fettwanstes, der sich an
kleine wehrlose Mädchen ranmacht.

Auf der anderen Seite wird sogar selbst der sich gegenüber Frauen
prostituierende Mann noch als Gewinner hingestellt:

"Man hat sich an die Strandanmache genauso gewöhnt wie an kurze Hosen und
Badelatschen im Restaurant. Und trotz Verstoßes gegen das kulturelle
Wertgefüge bleibt die männliche Nutte zu Hause der Patriarch. Mehr noch: Er
gilt unter seinesgleichen als potent, als ganzer Mann. Der bezahlte Sex
kratzt kaum am männlichen Selbstbild, er wird toleriert. Ungestraft darf der
Mann seine Sexualität ausleben, auch wenn er sich dafür bezahlen lässt."

Und hier der finale Höhepunkt:

"Sogar für die moderne tunesische Frau wäre es undenkbar, sich ähnlich zu
verhalten."

Jetzt wissen wir's: Ein Tunesier, dem es so dreckig geht, daß er sich von
Frauen aushalten lassen muß, um einigermaßen über die Runden zu kommen
(Tunesien gehört bekanntlich nicht gerade zu den reichsten Ländern dieses
Globus) ist nicht nur ein böser Patriarch, sondern sogar noch gegenüber der
tunesischen Frau massiv im Vorteil, weil sie sich eben nicht auf diese
Weise durchschlagen kann (ha, ha).

Eigentlich sind die herkömmlichen Betrachtungsweisen vom weiblichen und vom
männlichen Sextourismus an Klischeehaftigkeit kaum mehr zu überbieten.

Gruß, Jörg

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