Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht

Jörg, Sunday, 16.09.2001, 18:45 (vor 8473 Tagen) @ goprojekt

Als Antwort auf: wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht von goprojekt am 16. September 2001 13:31:06:

In der Tat handelt es sich bei dem von Dir zitierten Artikel um ein
schönes Beispiel für die Schizophrenie, mit der geschlechtsbezogene Themen
angegangen werden.

Man stelle sich nur einmal einen Artikel mit einer Überschrift wie folgt
vor:

"Ein Traum von einer Frau

Männer, die der Liebe wegen an ferne Strände reisen, gelten als
Sextouristen. Doch ihre Lust segelt unter romantischer Flagge, Heirat
nicht ausgeschlossen."

Das wäre wohl der Brüller des Jahres, weiß doch schon jedes Kind, daß ein
männlicher Sextourist gar kein Romantiker sein KANN, sondern nur ein übler,
patriarchaler Ausbeuter.

Demzufolge sieht man in den Medien den männlichen Sextouristen auch nur in
der Form des ältlichen mit Viagra vollgestopften Fettwanstes, der sich an
kleine wehrlose Mädchen ranmacht.

Auf der anderen Seite wird sogar selbst der sich gegenüber Frauen
prostituierende Mann noch als Gewinner hingestellt:

"Man hat sich an die Strandanmache genauso gewöhnt wie an kurze Hosen und
Badelatschen im Restaurant. Und trotz Verstoßes gegen das kulturelle
Wertgefüge bleibt die männliche Nutte zu Hause der Patriarch. Mehr noch: Er
gilt unter seinesgleichen als potent, als ganzer Mann. Der bezahlte Sex
kratzt kaum am männlichen Selbstbild, er wird toleriert. Ungestraft darf der
Mann seine Sexualität ausleben, auch wenn er sich dafür bezahlen lässt."

Und hier der finale Höhepunkt:

"Sogar für die moderne tunesische Frau wäre es undenkbar, sich ähnlich zu
verhalten."

Jetzt wissen wir's: Ein Tunesier, dem es so dreckig geht, daß er sich von
Frauen aushalten lassen muß, um einigermaßen über die Runden zu kommen
(Tunesien gehört bekanntlich nicht gerade zu den reichsten Ländern dieses
Globus) ist nicht nur ein böser Patriarch, sondern sogar noch gegenüber der
tunesischen Frau massiv im Vorteil, weil sie sich eben nicht auf diese
Weise durchschlagen kann (ha, ha).

Eigentlich sind die herkömmlichen Betrachtungsweisen vom weiblichen und vom
männlichen Sextourismus an Klischeehaftigkeit kaum mehr zu überbieten.

Gruß, Jörg


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