Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Per Gesetz verordnete Gleichstellung

Maesi, Sunday, 14.10.2001, 19:57 (vor 8528 Tagen) @ Maya

Als Antwort auf: Re: Per Gesetz verordnete Gleichstellung von Maya am 13. Oktober 2001 13:36:49:

Hallo Maya

es geht doch um die Verteilung in den höheren Etagen. Du wirst mir doch sicherlich zustimmen, daß an der Basis, also in den handwerklichen Berufen (nicht in den einzelnen Zweigen) eine Gleichverteilung vorhanden ist.
Woran liegt es denn deiner Ansicht nach, daß der Frauenanteil in den höheren Etagen so gering ausfällt? Einzig und allein daran, daß Frauen von natur aus kein Interesse zeigen?

Da gibt es viele Gruende: nach wie vor traditionelle Rollenverteilung, unterschiedliche Lebensentwuerfe und Prioritaeten, fehlende ganztaegige Betreuungsplaetze fuer Kinder, usw.

In solchen Diskussionen sollte man sich auch einmal darauf einlassen, die Ursachen für die Unterpräsenz der Frauen in höheren Positionen zu beleuchten. Wenn es da tatsächlich Diskriminierung gibt, sollte sie doch beseitigt werden, oder? Frage ist nach den Mitteln, denn daß mit zweierlei Maß gemessen wird, können dir viele Frauen bestätigen. Hast du dir das schon mal angehört?

Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Man erkennt eine Ungleichverteilung der Geschlechter in einem bestimmten Bereich (hier: Verwaltung), postuliert eine Diskriminierung ohne es genauer zu untersuchen und erlaesst ein Gesetz dagegen. Ich halte das fuer blinden Aktionismus. Das Denkschema ist immer dasselbe; es gilt jedoch ausschliesslich dann, wenn Schluesselpositionen oder zukunftstraechtige bzw. gutbezahlte Branchen im Spiel sind.
Ich arbeite z.B. in der IT-Branche; der Frauenanteil ist bei meinem Broetchengeber ziemlich gering. Also wurde ein Kursus fuer Netzwerk-Techniker nur fuer Frauen geschaffen, um dieses (vermeintliche) Manko wenigstens im Netzwerk-Bereich zu beseitigen.
Beispiel 2: Als ich eine Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker absolvierte, waren von knapp 40 Teilnehmern gerade mal 3 Frauen. Die einzigen Vorbedingungen waren eine abgeschlossene Berufslehre oder andere Ausbildung sowie das Bestehen eines Aufnahmetests in Mathematik, Finanzbuchhaltung und Englisch. Eine geschlechterdiskriminierende Selektion der angehenden Studenten war nicht ersichtlich; es hatten sich einfach viel weniger Frauen gemeldet.
Unter Gleichheit verstehe ich Chancengleichheit. Wenn die Chancen unterschiedlich genutzt werden, muss das nicht automatisch auf eine Diskriminierung zurueckzufuehren sein. Vorhandene Diskriminierungen (nicht nur Geschlechterdiskriminierung) muessen erkannt und beseitigt werden, keine Frage. Gesetzliche Moeglichkeiten, dagegen vorzugehen, gibt es bereits.
Dass Maenner und Frauen (nicht nur im Berufsleben) mit unterschiedlichen Ellen gemessen werden, ist nichts neues. Das kann Dir auch jeder Mann bestaetigen, der in eine bestimmte Rolle gedraengt wird. Aber nur wenn eine Diskriminierung vorliegt, soll IMHO der Staat eingreifen.

Gruss

Marcel


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