Forscher durchblicken die Frau
Aus der Lokalpresse:
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Braunschweig
Frauen sind für manche Männer rätselhafte Geschöpfe: Sie können sich keine Abseits-Regeln merken, befolgen beim Einparken keine Ratschläge und vergessen den schlimmsten Frust durch den Kauf von einem Paar Schuhe. Adam wird Eva wohl nie verstehen. Anders die Wissenschaft, die das Rätsel Frau jetzt entschlüsselt hat. Genauer: Das X-Chromosom, das in unserem Erbgut den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein ausmacht.
X steht für unbekannt, geheimnisumwoben, aber auch für versteckte Energien. Zu Recht: So fanden die Forscher nach einem Bericht des Wissenschaftsmagazins "Nature" heraus, dass das X-Chromosom offenbar ein wahrer Protein-Bomber ist. Hier werden winzige Eiweiß-Bausteine hergestellt, die unser Gehirn erst denkfähig machen. Ohne dieses X-Chromosom, so die Wissenschaft, läge unser geistiges Niveau wohl zwischen dem eines Regenwurms und dem einer Nacktschnecke. Weitere Forschungen nach der Frage, warum der Mensch intelligent ist, müssen beim X-Chromosom beginnen, heißt es in der Studie.
Glück für die Dame: Sie hat zwei dieser tollen Protein-Fabriken in jeder Zelle. Die kann sich das Bessere aussuchen. Trägt eines der X-Chromosomen etwa einen Gen-Defekt, der die gefährliche Bluter-Krankheit auslösen würde, wird einfach das andere Chromosom genommen. Pech für den Herren: Er hat nur ein X-Chromosom und muss sich stattdessen mit einem Y-Chromosom zufrieden geben - das aber fast so hohl ist wie ein Schokoladen-Osterhase. Intelligente Gehirn-Bausteine werden hier bestimmt nicht produziert.
Denken wir also daran: Selbst wenn es so sein sollte, dass Männer besser einparken können und die Abseits-Regeln beim Fußball besser beherrschen: All das verdankt Adam dann doch dem X-Chromosom, das Eva gleich doppelt hat.
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Kommentare? Vielleicht sogar Argumentationsansätze für einen Leserbrief?
Gruß,
Silvain
Re: Forscher durchblicken die Frau
Als Antwort auf: Forscher durchblicken die Frau von Silvain am 18. März 2005 06:45:07:
Der Autor (die Autorin) sollte ein Anti-Sexismus-Training besuchen.
Außerdem denke ich, daß man nicht einfach ein x-chromosom "aussucht", sondern zwischen beiden einen Durchschnitt bildet. Daher gibt es Genies eben nur auf männlicher Seite.
Übrigends eignen sich Chromosomen nicht als Projektionsobjekte für Minderwertigkeitsgefühle - oder eben Größenwahn.
Das y-Chromosom hat schlicht andere Aufgaben als das X-Chromosom.
Re: Forscher durchblicken die Frau
Als Antwort auf: Forscher durchblicken die Frau von Silvain am 18. März 2005 06:45:07:
"Genauer: Das X-Chromosom, das in unserem Erbgut den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein ausmacht."
So etwas Albernes! Hier karikiert der Biologismus sich selbst. Nicht das X-Chromosom, sondern das Y-Chromosom macht den Unterschied aus. Das nämlich haben Frauen nicht, während das Umgekehrte vom X-Chromosom eben nicht gilt.
Doch macht dieser Quatsch mal wieder schön deutlich, was von den neuerlichen Trendy-Versuchen, alles biologistisch erklären zu wollen, zu halten ist: nichts nämlich.
Gruß
Wodan
Re: Forscher durchblicken die Frau
Als Antwort auf: Forscher durchblicken die Frau von Silvain am 18. März 2005 06:45:07:
Hallo!
Ich kann dieses Chromosomengeseiere nicht mehr lesen und hören. Fast jeden Monat baut sich irgend so ein "Forscher" vor der Presse auf und verkündet, dass er die letzten Geheimnisse des Lebens entdeckt hat. Dabei gilt gerade auch für diejenigen, die an der Genforschung beteiligt sind, der kluge Satz: "Ich weiss, dass ich nichts weiss". Wenn das alles stimmen würde was da so über die X-Y-Chromosomensuppe schwadroniert wird, warum haben diese Herrschaften nicht allemal den Nobelpreis? Wenn sie soviel über Gene wissen, warum sind sie nicht hingegangen und haben Gene so umgebaut, dass den Menschen zum Beispiel die dritten Zähne einfach nachwachsen? Die Krankenkassen würden sich über die Entlastung freuen, denn was der Kiefer beim Ersatz der Milchzähne leisten kann, das müsste er doch später noch einmal leisten können. Komisch, darüber wissen wir garnichts. Nur ausgerechnet bei den X-Chromosomen stehen "Wissenschaftler" Schlange, und überschagen sich geradezu beim Verkünden, was für göttliche Wesen Frauen doch seien. "Hannibal" ante portas?
Ich glaube diesen "Weisen" kein Wort und ordne die ganzen Veröffentlichungen in die selbe Kategorie ein wie die seinerzeit euphorisch verkündete Entdeckung der "kalten Kernfusion im Kochtopf" und der Nimtz`schen Entdeckung der Überlichtgeschwindigkeit von Mikrowellen.
Oder anders gesagt: Moderne "Wissenschafts"-Kaffeesatzleserei.
Gruss,
Ferdi
Re: Forscher durchblicken die Frau
Als Antwort auf: Forscher durchblicken die Frau von Silvain am 18. März 2005 06:45:07:
Ich denke, der artikel bezieht sich auf
http://www.nature.com/cgi-taf/DynaPage.taf?file=/nature/journal/v434/n7031/full/434266a_fs.html.
Glück für die Dame: Sie hat zwei dieser tollen Protein-Fabriken in jeder Zelle. Die kann sich das Bessere aussuchen. Trägt eines der X-Chromosomen etwa einen Gen-Defekt, der die gefährliche Bluter-Krankheit auslösen würde, wird einfach das andere Chromosom genommen.
Die bluterkrankheit hat auch sehr viel mit intelligenz zu tun.
In der tat widerspricht sich der artikel von Erika Check in Nature.
Sie meint, dass die ergebnisse der genetiker Larry Summers widersprechen
würden, aber im weiteren verlauf ihres artikels bestätigt sie ihn
eigentlich. Z.b. mag es sein, dass durch die zwei X-chromosomen
frauen eher durchschnittlich intelligent sind, während brilliante
köpfe (allerdings auch idioten) eher bei männern zu finden sind.
Die auslese bei der intelligenz wirkte wahrscheinlich stärker bei
männern, da die auf die jagd gingen, da sie die frauen bei der balz
beeindrucke mussten - und immer noch müssen. Zitate:
The X chromosome gets a chance to shine, or to fail miserably, each time it passes through the male line. Because a male carries only one copy, any new mutations are revealed in all their glory. And because successful males have the potential to sire very large numbers of children with multiple partners, mutations on the X chromosome that are advantageous to both sexes can spread rapidly through a population.
Provocatively, researchers led by Horst Hameister at the University of Ulm in Germany speculate that this process was driven by sexual selection. Early in human evolution, they suggest, females developed a preference for intelligent males. According to their theory, the genes for super-intelligence and for the preference of intelligent males were closely linked, and so were inherited together.
Also: intelligenz mag wesentlich vom X-chromosom bestimmt zu werden, aber
männer könnten die antreiber der evolution und die hauptprofiteure sein.
Pech für den Herren: Er hat nur ein X-Chromosom und muss sich stattdessen mit einem Y-Chromosom zufrieden geben - das aber fast so hohl ist wie ein Schokoladen-Osterhase. Intelligente Gehirn-Bausteine werden hier bestimmt nicht produziert.
Wenn's ne autorin war, kann man ja sagen, dass ihr das zweite X-chromosom
ja offensichtlich nicht geholfen hat.
Re: Forscher durchblicken die Frau
Als Antwort auf: Re: Forscher durchblicken die Frau von reinecke54 am 18. März 2005 11:26:56:
Hallo Reinecke!
"Die auslese bei der intelligenz wirkte wahrscheinlich stärker bei
männern, da die auf die jagd gingen, da sie die frauen bei der balz
beeindrucke mussten - und immer noch müssen."
Das denke ich auch. Die speziellen Tätigkeitsfelder, die im Verlaufe der Evolution von Männern ausgefüllt wurden, brachten es häufig mit sich, daß Männer in unvorhersehbare Situationen gerieten, die man nicht nach einem vorher festgelegten Schema lösen konnte. Um auch aus solchen Situationen einen Ausweg zu finden, brauchte man zwei Fähigkeiten: Erstens Intelligenz und zweitens die Bereitschaft, geistiges Neuland zu betreten. Nur dann kann man nämlich wirklich neue Ideen entwickeln.
Die Menschen waren aber immer Gruppenlebewesen. Nur in der Gruppe waren sie stark, und so brauchte man immer einen Anführer. Es reichte also völlig aus, wenn entweder dieser Anführer oder aber ein Ratgeber dieses Anführers über die erforderlichen geistigen Fähigkeiten verfügte. Der Rest der Truppe konnte ruhig aus Volltrotteln bestehen, solange sie taten, was der Anführer anwies. Natürlich durfte es auch nicht zuviele sehr unintelligente Männer geben, aber wenn es sie in erträglicher Anzahl gab, war das zumindest kein Nachteil.
Für Frauen sah das anders aus. Sie hielten sich mehr im Lager und in der relativ sicheren näheren Umgebung auf. Da gab es kaum unkalkulierbare Gefahren. Auch ihre tägliche Arbeit war im Wesentlichen immer dieselbe. Die konnte also nach Schema F erledigt werden und dazu benötigt man keine hohe Intelligenz und vor allem nicht die Neigung, geistig neue Wege zu beschreiten. Ganz im Gegenteil: Wer sich bei Routinearbeiten langweilte und versuchte, ständig auf Teufel komm raus alles anders zu machen, der war da fehl am Platze. Weil Frauen aber weniger in Gruppen, sondern mehr nebeneinander arbeiteten, war es nachteilig, wenn sie sehr unintelligent waren. Durchschnittliche Intelligenz war da gerade richtig.
Ja, und so kommt es, daß es auch heute noch bei Männern wie Frauen genau diese Intelligenz-Verteilung gibt. Und so kommt es auch, daß die meisten Erfindungen nach wie vor durch Männer gemacht werden. Entscheidend ist dabei gar nicht unbedingt die Intelligenz, sondern mehr die Fähigkeit, geistig eingefahrene Gleise zu verlassen und sich etwas völlig Neues auszudenken, glaube ich.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Ach ja, damals, im guten alten Jahr 1858, bevor alles anders wurde ... (n/t)
Als Antwort auf: Re: Forscher durchblicken die Frau von Garfield am 18. März 2005 18:57:28:
Re: Ach ja, damals, im guten alten Jahr 1858, bevor alles anders wurde ... (n/t)
Als Antwort auf: Re: Ach ja, damals, im guten alten Jahr 1858, bevor alles anders wurde ... (n/t) von Andreas (d.a.) am 18. März 2005 19:30:03:
Hallo Andreas!
Hm, aber seit 1858 hat sich am Geschlechterverhältnis nichts wesentlich geändert!
Freundliche Grüße
von Garfield