Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Der neue Vater

Garfield, Monday, 21.03.2005, 19:19 (vor 7578 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Der neue Vater von Odin am 19. März 2005 13:05:16:

Hallo Odin!

Insgesamt finde ich den Artikel sehr gut. Einen Punkt habe ich allerdings vermißt:

Es gibt sicher heute genügend Väter, die aufgrund der in diesem Artikel erwähnten weit verbreiteten dümmlichen Vorstellungen vom "Neuen Vater" genau diese Fehler machen.

Es gibt aber auch Väter, die davon eigentlich gar nichts halten und sich trotzdem gezwungen sehen, diese Fehler zu machen.

In Familien mit Kindern scheint mir die Scheidungsrate besonders hoch zu sein. Jedenfalls haben alle geschiedenen Paare, die ich kenne, Kinder, während kein einziges mir persönlich bekanntes verheiratetes kinderloses Paar je die Scheidung eingereicht hat. Zufall? Ich glaube nicht.

Nun versetze man sich mal in die Situation eines geschiedenen Vaters oder gar in die Situation eines unverheirateten Vaters, dessen Partnerin sich von ihm getrennt hat, hinein. Die Mutter des gemeinsamen Kindes hat einen neuen Partner und empfindet den Ex-Partner nur noch als Störfaktor. Wenn er Glück hat, hat sie Skrupel dabei, ihm den Kontakt zum Kind zu verweigern, oder vielleicht scheut sie auch einfach vor den damit verbundenen Auseinandersetzungen zurück. Wenn sie ihn aber gern aus ihrem neuen Leben verbannen möchte, wird sie natürlich versuchen, ihm das gemeinsame Kind zu entfremden. Sie wird dem Kind Negatives über ihn erzählen und dabei auch vor Lügen nicht zurück schrecken. Und was kann er dagegen tun? Gar nichts. Er wird dann aber umso mehr bestrebt sein, dem Kind alles recht zu machen und jegliche Konfrontation zu vermeiden. Und damit als Erziehungsfaktor genauso ausfallen, wie der im Artikel erwähnte "Neue Vater".

Aber welche andere Wahl hat er denn? Ein kleines Kind hat noch nicht die nötige Einsicht, um zu erkennen, daß Eltern eben auch mal streng sein müssen. Es begreift das höchstens instinktiv, aber nicht bewußt. So wird der Vater, wenn er dem Kind denn wirklich ein Vater und dabei auch mal streng und unnachgiebig ist, also tatsächlich eher Gefahr laufen, den Kontakt zum Kind vollends zu verlieren. Wenn das Kind dann eben durch die Beeinflussung der Mutter bestärkt nach der nächstbesten Auseinandersetzung mit dem Vater einfach erklärt, daß es ihn nicht mehr sehen möchte.

Wenn denn der neue Partner der Mutter es schafft, dem Kind ein echter Vater zu sein, dann geht wenigstens das Kind noch relativ ungeschädigt aus der Scheidung oder Trennung hervor.

Aber auch die "Ersatzväter" haben es dann oft nicht einfach. Wenn sie mal Strenge zeigen, bekommen sie von den Kindern häufig so etwas zu hören wie "du hast mir gar nichts zu sagen, du bist ja gar nicht mein Vater". Und dann steht er auch ratlos da. Obendrein muß er auch befürchten, daß die Mutter sich von ihm trennt, wenn es zu häufig Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Kind gibt. Er wird dann also genau wie der biologische Vater ebenfalls dazu neigen, dem Kind alles recht zu machen - und es ihm damit gerade nicht recht machen.

Kinder haben überhaupt ein sehr feines Gespür dafür, wie sie ihre Eltern gegeneinander ausspielen können, und wenn sie merken, daß ihnen das gelingt, dann nutzen sie das sofort aus.

So kommt es, daß gerade in den heute viel zitierten "Patchwork"-Familien oft Zustände herrschen, in denen den Kindern überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt werden. Väter und Ersatzväter werden von Müttern und Kindern in ihrer Funktion ausgehebelt, und die Mütter können und wollen die Vater-Funktion oft nicht ausfüllen.

Und selbst wenn es nicht zur Scheidung oder Trennung kommt:

Auch dann haben es Väter immer schwerer damit, ihren Kindern noch echte Väter zu sein. Auch wenn sie das wollen. Vor ca. 2 Jahren war doch mal ein Fall in den Medien: Da hat ein junges Mädchen seinen Vater des sexuellen Mißbrauchs beschuldigt. Der Vater kam in U-Haft, es kam zur Gerichtsverhandlung, und das Mädchen gestand dann schließlich, sich alles nur ausgedacht zu haben. Der Vater hatte ihr einen Disco-Besuch verboten, und dafür wollte sie sich nun durch den Mißbrauchs-Vorwurf rächen.

In einem anderen Fall wurde ein Mann von der Tochter seiner Partnerin (es war nicht seine Tochter) ebenfalls des sexuellen Mißbrauchs angeklagt. Der Mann hatte weniger Glück. Er wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, und das Mädchen gestand erst lange nach der Verhandlung, daß sie gelogen hat. Sie hatte ebenfalls eine Auseinandersetzung mit ihrem "Ersatzvater" und hat sich danach bei einer Tante über ihn beschwert. Diese Tante mochte ihn nicht und hat das Mädchen dann zu der Falschbeschuldigung angestiftet. Sie hat ihr genau erklärt, wie sie den angeblichen Mißbrauch beschreiben soll. Die Mutter versuchte nun, den Fall neu zur Verhandlung zu bringen, aber die Psychologen, die das Mädchen vorher befragt hatten, wollten ihren Irrtum nicht eingestehen und behaupteten einfach, daß das Mädchen jetzt lügen würde und vorher die Wahrheit gesagt hätte. Der Mann blieb also unschuldig in Haft. Möglicherweise sitzt er die immer noch ab.

Wenn man sieht, wie so einfach die Leben von unbescholtenen Vätern von unserer Justiz zerstört werden können, dann überlegt man es sich wohl gut, ob man seiner Vaterrolle wirklich gerecht wird und dabei im Extremfall solch ein Risiko eingeht oder ob man nicht doch lieber die einfachere Rolle des "Neuen Vaters" spielt.

Nicht nur der "Neue Vater"-Quatsch muß gestoppt werden. Auch die Scheidungszahlen müssen sinken und in Justiz und Jugendämtern muß sich einiges ändern. Sonst sehe ich schwarz für die Kinder.

Freundliche Grüße
von Garfield



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