Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Danke, Feminismus!

Nikos, Saturday, 26.03.2005, 14:40 (vor 7573 Tagen)

Natürlich wieder mal kein einziges Wort über die Männer. Ich sage nur:

Schlaf weiter, Ihr Wissenschaftler!

Nikos

Wir haben uns das Kinderhaben abgewöhnt

Re: Danke, Feminismus!

Müllmann, Saturday, 26.03.2005, 14:59 (vor 7573 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Danke, Feminismus! von Nikos am 26. März 2005 12:40:

Natürlich wieder mal kein einziges Wort über die Männer. Ich sage nur:
Schlaf weiter, Ihr Wissenschaftler!
Nikos

Was mich an der Sache ärgert ist, das ich dem Zeugen von Kindern gar nicht abgeneigt gegenüber stehe, aber ich nicht darf. Für hiesige Frauen bin ich entweder unsichtbar oder nur verabscheuenswürdiger Dreck. Und für diese unfreiwillige Einsamkeit darf ich mich am Ende noch durch höhere Steuerlast und Beschneidung meiner Rente diskriminieren lassen.

Gruss,

der Müllmann

Re: Danke, Feminismus!

Sven, Saturday, 26.03.2005, 19:07 (vor 7573 Tagen) @ Müllmann

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Müllmann am 26. März 2005 12:59:

"Und für diese unfreiwillige Einsamkeit darf ich mich am Ende noch durch höhere Steuerlast und Beschneidung meiner Rente diskriminieren lassen."

Immer noch wesentlich billiger, als evtl. nach einer Scheidung die nächsten 20 Jahre für Frau und Kind(er) zu zahlen.

Re: Danke, Feminismus!

Olsen-Twins-Fan, Sunday, 27.03.2005, 21:36 (vor 7572 Tagen) @ Müllmann

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Müllmann am 26. März 2005 12:59:

So läuft das nun mal in einer Demokratie. Die Mehrheit darf die Minderheit abzocken.
(Ist auch die Meinung vom Bundesverfassungsgericht)

Olsen-Twins-Fan

Re: Danke, Feminismus!

astrid, Monday, 28.03.2005, 20:41 (vor 7571 Tagen) @ Müllmann

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Müllmann am 26. März 2005 12:59:

Hallo "Müllmann",

finde auch, daß Kinder nicht durch Beschneidung kinderloser gefördert werden sollten sondern durch Förderung von Teilzeitmöglichkeiten, weniger Verluste/mehr Sicherheiten für den Elternteil, der sich dafür entschließt, sich persönlich um Familie und die Entwicklung der Kinder zu kümmern.

Daß als erstes meist die "Machotypen" bei jungen Frauen ankommen und heiraten, gegen den Rat des Umfelds Kinder haben, dann sich wie erwartet scheiden lassen und die wirklich lieben Männer (oft auch Frauen), die sozial was zu bieten haben lange alleine bleiben, kenne ich aus meiner Umgebung. Die meisten Frauen springen auf die falschen Männer an und wundern sich auch noch über die Folgen, glauben sie könnten aus einem "Frauenjäger" den treuen Familienvater machen statt den von naturaus für ihre Wünsche kompetenten Mann auszuwählen. Instinkte gehen da immer noch vor den Verstand - so toll genial entwickelt sind wir Menschen doch noch nicht. Auch wird Sensibilität und vernünftiges Entgegenkommen als Schwäche statt als Stärke ausgelegt und ein Komplexhaufen der seine Unsicherheit hinter großen Worten und Zynismus versteckt fälschlicherweise für stark gehalten.

Laß dich nicht unterkriegen beim Suchen, besser keine Beziehung, als sich auf wen kaputten unpassenden einlassen und das dann ausbaden müssen. So viele liebe vernünftige Menschen, die dann auch von ihrer Persönlichkeit passen gibt es nicht, daß man sie ständig trifft, aber sie existieren! Nicht aufgeben
astrid

Natürlich wieder mal kein einziges Wort über die Männer. Ich sage nur:
Schlaf weiter, Ihr Wissenschaftler!
Nikos

Was mich an der Sache ärgert ist, das ich dem Zeugen von Kindern gar nicht abgeneigt gegenüber stehe, aber ich nicht darf. Für hiesige Frauen bin ich entweder unsichtbar oder nur verabscheuenswürdiger Dreck. Und für diese unfreiwillige Einsamkeit darf ich mich am Ende noch durch höhere Steuerlast und Beschneidung meiner Rente diskriminieren lassen.
Gruss,
der Müllmann

Re: Danke, Feminismus!

Morb, Saturday, 26.03.2005, 15:03 (vor 7573 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Danke, Feminismus! von Nikos am 26. März 2005 12:40:

Natürlich wieder mal kein einziges Wort über die Männer. Ich sage nur:
Schlaf weiter, Ihr Wissenschaftler!
Nikos

Kein Bange, sie schlafen nicht, sie warten nur auf den richtigen Augenblick.
Dann werden sie sehr viele Worte über Männer finden.
Z.B. wenn es darum geht, eine neue 'Rentenformel' zu schaffen, werden sie uns weit mehr Aufmerksamkeit schenken und mehr Verantwortung für den 'Rentenbeitragseinzahlermangel' zugestehen, als uns lieb sein wird.
Die Vorbereitungen in den Medien sind nicht zu übersehen.
Berichte über Frauen, die gerne Kinder hätten, aber keinen Partner finden....

Und wer möchte die Damen schon doppelt bestrafen - erst keinen finden, und dann noch weniger Rente?!

Glaube mir, dann werden sie uns berücksichtigen.
Jede Wette.

Morb

Re: Danke, Feminismus!

Frank, Monday, 28.03.2005, 20:06 (vor 7571 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Danke, Feminismus! von Nikos am 26. März 2005 12:40:

Zitat: "Wenn die Frauen nicht wollen, nützen politische Schritte nichts."

Symptomatisch, dass Frau Höhn nur die Frauen erwähnt. Dass es immer zweier Menschen, Mann und Frau, bedarf, um ein Kind in die Welt zu setzen, an diese Binsenweisheit denken solche Leute nur am Rande.
Mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten für berufstätige Frauen: schön und gut. Aber solange wir ein Rechtssystem haben, das Heirat und Kinderzeugung für einen Mann zu einem Unterfangen mit lauter gefährlichen Risiken und Fallstricken macht, dürfte der ersehnte Kindersegen noch lange auf sich warten lassen.

Männer für blöd zu halten, mag heutzutage schick sein. Eine Fehleinschätzung bleibt es dennoch.

Re: Danke, Feminismus!

Garfield, Tuesday, 29.03.2005, 17:24 (vor 7570 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Frank am 28. März 2005 17:06:

Hallo Frank!

"Aber solange wir ein Rechtssystem haben, das Heirat und Kinderzeugung für einen Mann zu einem Unterfangen mit lauter gefährlichen Risiken und Fallstricken macht, dürfte der ersehnte Kindersegen noch lange auf sich warten lassen."

Das ist natürlich richtig, aber das ändert nichts daran, daß nun einmal vor allem die Frauen bestimmen, ob Nachwuchs gezeugt wird oder nicht.

Da es für Männer (noch) keine Verhütungsmittel gibt, die in Anwendung, Wirksamkeit und Risiken mit denen für Frauen wirklich vergleichbar sind, ist Verhütung zumindest in festen Beziehungen meist Frauensache. Viele Frauen nehmen Hormonpräparate auch keineswegs nur zur Verhütung, sondern auch, weil man damit (z.B. mit der Pille) die lästige Regelblutung regulieren oder (mit einem Implanon-Stäbchen) sogar fast oder ganz vollständig abschalten kann.

So haben Frauen, die ihren Partner gegen seinen Willen zum Vater machen wollen, immer noch leichtes Spiel. Nimmt er ein Kondom, braucht sie nur darüber maulen, daß es damit doch nicht so schön wäre und daß sie doch die Pille nehmen würde. Falls er dann immer noch nicht auf das Kondom verzichten will, wirft sie ihm eben mangelndes Vertrauen vor. Und wer dann immer noch nicht aufgibt, bekommt eben heimlich die Kondome angestochen.

So haben Leute, die die Bedürfnisse der Männer völlig außer acht lassen, leider sogar recht. Denn letztendlich zählen in puncto Kinder nur die Wünsche der Frauen. Sie können zwar die Wünsche ihrer Partner berücksichtigen, und viele Frauen tun das sicher auch, aber sie müssen sie nicht berücksichtigen.

Denn zahlen muß er am Ende ja so oder so - selbst wenn er die Mutter seines Kindes gar nicht kannte, sondern nur anonymer Samenspender war.

Wenn es aber endlich Verhütungsmittel für Männer gibt, die wirklich mit denen für Frauen vergleichbar sind, dann wird sich der zunehmende Zeugungsunwille der Männer erst so richtig auswirken. Das wird dann einen Knick in der Geburtenstatistik geben, der nicht wegzudiskutieren sein wird.

Und spätestens dann wird man nicht mehr umhin kommen, auch die männlichen Bedürfnisse in Betracht zu ziehen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Danke, Feminismus!

Jolanda, Tuesday, 29.03.2005, 17:38 (vor 7570 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Garfield am 29. März 2005 14:24:26:

Lieber Garfield

Etwas macht mir persönlich ein bisschen Kopfzerbrechen bei dieser ganzen Entwicklung.

Und zwar ist das der Egoismus von uns erwachsenen Menschen. Per Gesetz kann die Frau den heute einfach viel einfacher ausleben und wird dabei noch unterstützt.

Was wir daran ändern können, dass ist die finanzielle Ausbeutung der Männer, indem die sich eben verweigern ein Kind zu zeugen. Nur was geschieht, wenn immer mehr Frauen Kinder per Reagenzglas und künstlicher Befruchtung erzeugen.

Klar, der Mann ist dann finanziell aus dem Schneider und hat mit der ganzen Geschichte persönlich nicht mehr sehr viel zu tun, aber wie werden die Auswirkungen sein, wenn immer mehr Kinder ohne Väter aufwachsen? Was werden das für Menschen werden, die nur unter Frauen aufgezogen werden?

Wie wird sich das auf die Gesellschaft und letztendlich auch auf den Mann und das männliche Kind auswirken? Wo hört unsere Verantwortung auf? Dort wo es nicht unser Kind ist?

Aber was, wenn es ganz viele Kinder gibt, wo kein Vater mehr etwas dazu zu sagen hat? Also ganz ehrlich Garfield, davor graut mir, das ist eine Zukunftsperspektive, die mir Angst macht.

Was ist da deine Meinung dazu?

Lieber Gruss
Jolanda

Re: Danke, Feminismus!

Garfield, Tuesday, 29.03.2005, 19:30 (vor 7570 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Jolanda am 29. März 2005 14:38:19:

Hallo Jolanda!

Ja, daß das Problem der vaterlosen Kinder wirklich existiert, läßt sich wohl mittlerweile kaum noch leugnen, auch wenn manche Betonköpfe das immer noch versuchen.

Ich denke, daß man sowieso darauf hinarbeiten muß, die Scheidungszahlen zu senken. Man sollte das scheidungswilligen Paaren nicht so einfach machen, jedenfalls nicht, wenn sie kleine Kinder haben.

Aber Trennungen von unverheirateten Paaren mit Kindern kann man so nicht verhindern, und die von dir erwähnten Reagenzglas-Zeugungen auch nicht.

Die Menschen haben heute viel zuviele Flausen im Kopf. Durch die Medien bekommen sie ein völlig falsches Bild von einer Partnerschaft oder Ehe vermittelt. Sie erwarten das berühmte Kribbeln im Bauch, rosarote Wölkchen und was weiß ich noch alles, und zwar nicht nur am Anfang, sondern unverändert durch das ganze Leben. So läßt die Ernüchterung dann nicht lange auf sich warten.

Aber ich denke, früher war das auch nicht so viel anders. Damals blieben mehr Menschen zusammen, weil es ihnen schlecht ging und sie so stärker aufeinander angewiesen waren. Aber auch in früheren Zeiten gab es uneheliche Kinder, die dann auch öfter als heute ganz ohne Eltern aufwuchsen. Denn da es für ein Kind nicht die heute übliche Alimentierung gab, hatten auch mehr Mütter gar kein Problem damit, ihre Kinder einfach in einem Hospitz zurück zu lassen und sich aus dem Staub zu machen.

Und es gab auch früher durchaus schon Scheidungen, wie auch Paare, die ohne Trauschein zusammen lebten und sich bald wieder trennten.

Daß aus vielen der so entstandenen Kinder trotzdem keine Psychopathen wurden, liegt wohl vor allem daran, daß sie damals früher in das reale Leben hinein kamen als heute. Viele Menschen glauben heute, daß es für die Kinder gut wäre, ihnen ihre Kindheit möglichst lange zu erhalten, aber das ist nicht so. Je länger man den Ernst des Lebens von ihnen fern hält, umso lebensuntüchtiger werden sie später als Erwachsene sein.

Fatal für viele Jugendlichen ist heute auch die zunehmende Perspektivlosigkeit. Man muß sich immer mehr abstrampeln, um noch eine Lehrstelle und danach noch einen Job zu finden. Die Hürden dafür werden immer höher, und so kommen immer mehr Jugendliche nicht drüber. So manches vaterlose Kind hätte in füheren Zeiten vielleicht noch die Kurve gekriegt, aber wenn die Jugendlichen immer öfter chancenlos herumhängen, klappt das eben nicht mehr.

Ich denke, es gibt kein Patentrezept, um diese Probleme zu lösen. Da muß man an sehr vielen Stellen ansetzen.

Vor allem bräuchten wir ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft, aber ich sehe im Moment nichts, was das auf breiter Front bewirken könnte...

Herzliche Grüße
von Garfield

@Garfield - Re: Danke, Feminismus!

Ekki, Tuesday, 29.03.2005, 20:02 (vor 7570 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Danke, Feminismus! von Garfield am 29. März 2005 16:30:40:

Hallo Garfield!

Daß aus vielen der so entstandenen Kinder trotzdem keine Psychopathen wurden, liegt wohl vor allem daran, daß sie damals früher in das reale Leben hinein kamen als heute. Viele Menschen glauben heute, daß es für die Kinder gut wäre, ihnen ihre Kindheit möglichst lange zu erhalten, aber das ist nicht so. Je länger man den Ernst des Lebens von ihnen fern hält, umso lebensuntüchtiger werden sie später als Erwachsene sein.

Fatal für viele Jugendlichen ist heute auch die zunehmende Perspektivlosigkeit. Man muß sich immer mehr abstrampeln, um noch eine Lehrstelle und danach noch einen Job zu finden. Die Hürden dafür werden immer höher, und so kommen immer mehr Jugendliche nicht drüber. So manches vaterlose Kind hätte in füheren Zeiten vielleicht noch die Kurve gekriegt, aber wenn die Jugendlichen immer öfter chancenlos herumhängen, klappt das eben nicht mehr.

Und diese beiden Faktoren verstärken sich gegenseitig:

Was glaubst Du wohl, wieviele Personen, die scheinheilig "beklagen", daß die Arbeitsmarktlage so schlecht sei, klammheimlich heilfroh darüber sind, daß sie sich auf diese Weise der Realität entziehen (zu) können (glauben)?[/u]

Was dann wiederum die Situation für diejenigen, die sich ehrlich bemühen, den Weg ins Leben zu finden, verschlimmert.

Heute stand zu dem Thema in SPIEGEL ONLINE ein Artikel:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-348574,00.html

Natürlich müssen alle Beteiligten vor ihrer eigenen Tür kehren - Arbeitgeber, Gewerkschaften, Politiker, Arbeitslose. Aber das, was in diesem Artikel beschrieben wird, ist ein unverantwortlich kriminelles Handeln der Betroffenen sowohl an sich selbst als auch an der Gesellschaft.[/u]

Empörter Gruß

Ekki

Re: @Garfield - Re: Danke, Feminismus!

Garfield, Wednesday, 30.03.2005, 15:28 (vor 7569 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Garfield - Re: Danke, Feminismus! von Ekki am 29. März 2005 17:02:

Hallo Ekki!

Ja, es gibt Leute, die es sich in unserem sozialen Netz sehr bequem gemacht haben.

Aber das wirklich Schlimme daran ist doch folgendes: Jeder, der wirklich ernsthaft nach einer Erwerbsmöglichkeit sucht, hat heute allen Grund, solchen Gammlern dankbar zu sein, weil die ihm nämlich wenigstens schon keine Konkurrenz mehr machen!

Wie man es dreht und wendet: Es gibt weniger offene Stellen als Arbeitslose. Das ist eine statistische Tatsache. Selbst wenn es keine Gammler gäbe: Wie erfolgreich kann die Suche nach nichtvorhandenen Stellen sein?

Selbstverständlich wird dann heute auch oft eine 1A-Bewerbung erwartet. Das kostet einiges, und diese Kosten bekommt man keineswegs immer vom Arbeitsamt zurück erstattet. Und vom Finanzamt gibt's auch nichts zurück, wenn man in dem Jahr keinen Job findet und somit folglich auch keine Lohnsteuer zahlt, von der man Bewerbungskosten absetzen könnte. Dazu kommt, daß immer weniger Unternehmen es für nötig halten, Bewerbungsunterlagen wieder zurück zu schicken. Bei der Flut an Bewerbungen ist denen das mittlerweile zu teuer geworden. Man kann dann also kaum etwas wieder verwenden und muß oft alles wieder für viel Geld neu kaufen. So ist die Anzahl der möglichen Bewerbungen zwangsläufig begrenzt.

In Jobs mit niedriger Qualifikation wird zwar oft noch keine schriftliche Bewerbung erwartet, aber da läuft das dann heute immer öfter so ab: Man fragt nach, ob sie eine Stelle frei haben und man erhält eine positive Antwort. Dann wird man aber nicht etwa eingestellt. Nein, man bekommt dann das Angebot, für zwei Wochen auf Probe zu arbeiten. Wenn man das legal tun möchte, muß man sich natürlich beim Arbeitsamt abmelden. Dann arbeitet man zwei Wochen auf Probe, kriegt aber natürlich keinen Arbeitsvertrag. Am Ende bekommt man gesagt, daß man leider nicht eingestellt werden könnte. Geld kriegt man für die zwei Wochen natürlich auch nicht. Nicht unbedingt, weil man schlecht gearbeitet hat - nein, einfach, weil das so am billigsten für das Unternehmen ist. Der nächste Bewerber wartet ja schon, und der darf dann auch zwei Wochen umsonst arbeiten. Und wenn er so dreist ist, dafür einen Arbeitsvertrag zu verlangen, kann er sofort wieder gehen.

Dann muß man wieder zum Arbeitsamt und sich neu anmelden. Die Bearbeitung dauert dann natürlich, und man sitzt mindestens einen Monat ohne Geld da. Dann kann man Verwandte und Bekannte anpumpen, um Miete und Essen bezahlen zu können.

Ich kann durchaus verstehen, daß so mancher Arbeitslose keinen Bock mehr auf diesen sinnlosen Zirkus hat und sich dann lieber in der sozialen Hängematte ausruht.

Und zu diesem Artikel: Wieviele der befragten Erwerbslosen hatten ein eigenes Haus oder lebten billig bei ihren Eltern? Das sind nämlich beides triftige Gründe, um vor einem Umzug zurück zu scheuen.

Und ist es ein Wunder, daß viele Menschen nicht weit zur Arbeit fahren möchten, wenn die Treibstoffpreise fröhlich immer weiter steigen und auch die öffentlichen Verkehrsmittel immer teurer werden? Und die Löhne und Gehälter aber leider stagnieren oder sogar sinken? Manche Unternehmen bieten heute Hungerlöhne, bei denen man sich so hohe Fahrtkosten einfach nicht mehr leisten kann. Vom Finanzamt gibt's ja auch immer weniger zurück.

Gib den Menschen vernünftige Bedingungen, und alles läuft wie geschmiert. Gib ihnen schlechte Bedingungen, und alles geht den Bach herunter. Oder um es anders auszudrücken: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: @ekki off topic

scipio africanus, Wednesday, 30.03.2005, 15:43 (vor 7569 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Garfield - Re: Danke, Feminismus! von Ekki am 29. M�rz 2005 17:02:

Hallo Ekki, du erlaubst, dass ich mich kurz in diese Diskussion einschalte.

Heute stand zu dem Thema in SPIEGEL ONLINE ein Artikel:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-348574,00.html
Natürlich müssen alle Beteiligten vor ihrer eigenen Tür kehren - Arbeitgeber, Gewerkschaften, Politiker, Arbeitslose. Aber das, was in diesem Artikel beschrieben wird, ist ein unverantwortlich kriminelles Handeln der Betroffenen sowohl an sich selbst als auch an der Gesellschaft.[/u]
Empörter Gruß
Ekki

Ich kann absolut nicht verstehen, warum du bei Arbeitslosen, die sich deiner Ansicht nach zuwenig um Arbeit bemühen, ein kriminelles Verhalten vorliegen soll. Du sitzt der kapitalistischen Propaganda auf !
Tatsache ist, dass es zuwenig Arbeitsstellen gibt. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Lohnarbeiter lange Arbeitswege in Kauf nimmt, um seinen Job zu verrichten. Es ist sogar volkswirtschaftlicher Unsinn, dies zu fordern, solange es in näherer Umgebung der Arbeitsstelle genügend Menschen gibt, die diese Arbeit verrichten wollen und den Anforderungen genügen. Das ist in der Regel beim heutigen Arbeitgebermarkt der Fall. Es ist eine Verschwendung von Ressourcen auf dem Buckel der Arbeitnehmer, lange Arbeitswege und Wohnortswechsel zu fordern. Der einzige Profiteur ist der Arbeitgeber, der aus einem noch grösseren Pool an Arbeitslosen schöpfen kann.
Zur immer wieder geforderten Flexibilität des Arbeitnehmers - insbesondere geografische Flexibilität - bleibt festzustellen, dass es gar nie grössere Flexibilität als heute gab.
Der Arbeitnehmer, der überlange Arbeitswege ablehnt und die Arbeitsaufnahme verweigert, handelt volkswirtschaftlich sinnvoll. Der Arbeitgeber wird fast immer einen Arbeitnehmer in der näheren Umgebung finden, der den Ansprüchen vollauf genügt. Überlange Arbeitswege rechtfertigen sich nur bei hochqualifizierten Arbeitnehmern, wo die Arbeitsstelle nicht ohne weiteres angemessen besetzt werden kann.
Mit der gängigen Argumentation, dass zu bequeme Arbeitnehmer ein wesentlicher Faktor für die Massenarbeitslosigkeit sind, wird eine AUSGRENZUNG bezweckt, nämlich die Ausgrenzung des Dissidenten. Der Dissident im kapitalistischen System ist der unangepasste arbeitslose Arbeitnehmer. Arbeitslosigkeit stellt das kapitalistische Gesellschaftssystem grundsätzlich in Frage. Der Arbeitslose Mensch ist das, was der Dissident im sozialistischen System war, die Mensch gewordene Antithese. Der Arbeitslose muss deshalb als morlisch verdorben dargestellt werden, etwas, dass in den sozialistischen Staaten Dissidenten immer unterstellt wurde.
Der psychische Druck durch die soziale Ausgrenzung führt bei immer mehr von Arbeitslosigkeit betroffenen zu psychischen Erkrankungen und oft in die psychiatrische Klinik. Dazu gibt es genügend überzeugende Statistiken. Parallelen zur Psychiatrisierung von Dissidenten in der ehemaligen Sowjetunuion sind unverkennbar und durchaus angebracht, auch wenn die Phänomene nicht gänzlich gleich zu bewerten sind.

Ich betone, dass ich nichts ironisch beschreibe.

scipio, mit einer etwas anderen Sicht der Dinge



@Scipio Africanus - Re: @ekki off topic

Ekki, Thursday, 31.03.2005, 20:09 (vor 7568 Tagen) @ scipio africanus

Als Antwort auf: Re: @ekki off topic von scipio africanus am 30. März 2005 12:43:

Hallo, Scipio Africanus!

Hallo Ekki, du erlaubst, dass ich mich kurz in diese Diskussion einschalte.

Ich erlaube! *schmunzel*

Ich kann absolut nicht verstehen, warum du bei Arbeitslosen, die sich deiner Ansicht nach zuwenig um Arbeit bemühen, ein kriminelles Verhalten vorliegen soll. Du sitzt der kapitalistischen Propaganda auf!

Habe kein Problem damit, mich zum Kapitalismus zu bekennen.

Tatsache ist, dass es zuwenig Arbeitsstellen gibt. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Lohnarbeiter lange Arbeitswege in Kauf nimmt, um seinen Job zu verrichten. Es ist sogar volkswirtschaftlicher Unsinn, dies zu fordern, solange es in näherer Umgebung der Arbeitsstelle genügend Menschen gibt, die diese Arbeit verrichten wollen und den Anforderungen genügen. Das ist in der Regel beim heutigen Arbeitgebermarkt der Fall.

Erst gestern kam wieder eine Sendung - ZDF Reporter - wo ein Arbeitsloser aus Leer sich vor die Kamera setzte und frank, frei, frisch und frech meinte: "Aus Leer wegziehen wegen Arbeit? Nee. Ich hab' hier meinen Freunde und hier bleib' ich."

Darüber, wieviele Leute so denken, läßt sich endlos streiten.

Eins bleibt aber festzuhalten:

Wer im Wissen darum, daß an einem mehr oder weniger weit von seinem derzeitigen Wohnort eine seiner Qualifikation entsprechende Arbeit auf ihn wartet, die Annahme derselben verweigert, der schädigt zumindest[/u]:

a) sich selbst;
b) die Region, in der er derzeit lebt: er trägt nichts zu deren Wohlstand bei;
c) die Region, wo er hinziehen könnte: er trägt nichts zu deren Wohlstand bei, obwohl er es könnte.

Und wenn er Familie hat, dann schädigt er auch die.

Der Arbeitnehmer, der überlange Arbeitswege ablehnt und die Arbeitsaufnahme verweigert, handelt volkswirtschaftlich sinnvoll. Der Arbeitgeber wird fast immer einen Arbeitnehmer in der näheren Umgebung finden, der den Ansprüchen vollauf genügt. Überlange Arbeitswege rechtfertigen sich nur bei hochqualifizierten Arbeitnehmern, wo die Arbeitsstelle nicht ohne weiteres angemessen besetzt werden kann.

Ach nee! Den Hochqualifizierten kann man sogar überlange (!) Arbeitswege zumuten - da würde selbst ich sagen: 'Lieber umziehen als exzessiv lange Anfahrtswege zu haben.' - während den weniger Qualifizierten (wer immer das ist!) nicht mal moderate Pendelstrecken zuzumuten sind?!

Mit der gängigen Argumentation, dass zu bequeme Arbeitnehmer ein wesentlicher Faktor für die Massenarbeitslosigkeit sind, wird eine AUSGRENZUNG bezweckt, nämlich die Ausgrenzung des Dissidenten. Der Dissident im kapitalistischen System ist der unangepasste arbeitslose Arbeitnehmer. Arbeitslosigkeit stellt das kapitalistische Gesellschaftssystem grundsätzlich in Frage. Der Arbeitslose Mensch ist das, was der Dissident im sozialistischen System war, die Mensch gewordene Antithese. Der Arbeitslose muss deshalb als morlisch verdorben dargestellt werden, etwas, dass in den sozialistischen Staaten Dissidenten immer unterstellt wurde.

Wenn man der Meinung ist, daß Arbeit ein Menschenrecht sei, dann ist die Arbeitsverweigerung ein im höchsten Maße unsoziales Verhalten.

Wenn jemand aus Prinzip "unangepaßt" sein will, dann ist das genauso "intelligent und sozial", wie eine um jeden Preis konformistische Haltung - und läuft im Endeffekt aufs Selbe hinaus.

Der psychische Druck durch die soziale Ausgrenzung führt bei immer mehr von Arbeitslosigkeit betroffenen zu psychischen Erkrankungen und oft in die psychiatrische Klinik. Dazu gibt es genügend überzeugende Statistiken. Parallelen zur Psychiatrisierung von Dissidenten in der ehemaligen Sowjetunuion sind unverkennbar und durchaus angebracht, auch wenn die Phänomene nicht gänzlich gleich zu bewerten sind.

Der Begriff "Dissident" wurde einst verwendet, um Gegner eines Systems zu bezeichnen, das den Menschen die elementarsten Menschenrechte verwehrte.

Ich gelte übrigens im realen Leben als unverbesserlicher Verharmloser der kommunistischen Herrschaft. Aber selbst mir geht es über die Hutschnur, wenn der Widerstand gegen den Kommunismus auch nur ansatzweise verglichen wird mit einer Oppositionshaltung im heutigen System - das nicht ideal ist, aber diesen Vergleich meiner Überzeugung nach eben doch nicht verdient.

Die einzige Hilfe gegen Arbeitslosigkeit - die in der Tat zu schweren psychischen Störungen führt![/i] - ist Arbeit[/u], nicht aber[/u] die Eröffnung der Möglichkeit, nicht zu arbeiten und trotzdem Geld zu kriegen.

Ich betone, dass ich nichts ironisch beschreibe.

Ich auch nicht.

scipio, mit einer etwas anderen Sicht der Dinge

Ekki, FDP-Wähler

Re: @Scipio Africanus - Re: @ekki off topic

scipio africanus, Friday, 01.04.2005, 14:47 (vor 7567 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Scipio Africanus - Re: @ekki off topic von Ekki am 31. März 2005 17:09:

Hallo Ekki,

Erst gestern kam wieder eine Sendung - ZDF Reporter - wo ein Arbeitsloser aus Leer sich vor die Kamera setzte und frank, frei, frisch und frech meinte: "Aus Leer wegziehen wegen Arbeit? Nee. Ich hab' hier meinen Freunde und hier bleib' ich."

Eine sehr vernünftige Haltung !

Darüber, wieviele Leute so denken, läßt sich endlos streiten.
Eins bleibt aber festzuhalten:
Wer im Wissen darum, daß an einem mehr oder weniger weit von seinem derzeitigen Wohnort eine seiner Qualifikation entsprechende Arbeit auf ihn wartet, die Annahme derselben verweigert, der schädigt zumindest[/u]:
a) sich selbst;
b) die Region, in der er derzeit lebt: er trägt nichts zu deren Wohlstand bei;
c) die Region, wo er hinziehen könnte: er trägt nichts zu deren Wohlstand bei, obwohl er es könnte.
Und wenn er Familie hat, dann schädigt er auch die.

Volkswirtschaftlich ist nur wichtig, dass die Arbeitsstelle mit einer geeigneten Person besetzt werden kann, und dabei wenig Ressourcen verbraucht werden. Umzug und lange Arbeitswege verbrauchen materielle Ressourcen und haben ausserdem den Nachteil, den Arbeitnehmer auch psychisch zu belasten.

Der Arbeitnehmer, der überlange Arbeitswege ablehnt und die Arbeitsaufnahme verweigert, handelt volkswirtschaftlich sinnvoll. Der Arbeitgeber wird fast immer einen Arbeitnehmer in der näheren Umgebung finden, der den Ansprüchen vollauf genügt. Überlange Arbeitswege rechtfertigen sich nur bei hochqualifizierten Arbeitnehmern, wo die Arbeitsstelle nicht ohne weiteres angemessen besetzt werden kann.
Ach nee! Den Hochqualifizierten kann man sogar überlange (!) Arbeitswege zumuten - da würde selbst ich sagen: 'Lieber umziehen als exzessiv lange Anfahrtswege zu haben.' - während den weniger Qualifizierten (wer immer das ist!) nicht mal moderate Pendelstrecken zuzumuten sind?!

Genau Ekki. Der Molekularbiologe muss und KANN flexibler sein als der Hilfsarbeiter.
Moderate Pendelstrecken sind moderat und deshalb zumutbar.

Wenn man der Meinung ist, daß Arbeit ein Menschenrecht sei, dann ist die Arbeitsverweigerung ein im höchsten Maße unsoziales Verhalten.
Wenn jemand aus Prinzip "unangepaßt" sein will, dann ist das genauso "intelligent und sozial", wie eine um jeden Preis konformistische Haltung - und läuft im Endeffekt aufs Selbe hinaus.

Ich habe nirgends der Arbeitsverweigerung im allgemeinen das Wort geredet, sondern ich wehre mich gegen das neoliberale Menschenbild, das den Menschen lediglich als ökonomische Einheit auf dem Arbeitsmarkt sieht.

Der Begriff "Dissident" wurde einst verwendet, um Gegner eines Systems zu bezeichnen, das den Menschen die elementarsten Menschenrechte verwehrte.
Ich gelte übrigens im realen Leben als unverbesserlicher Verharmloser der kommunistischen Herrschaft. Aber selbst mir geht es über die Hutschnur, wenn der Widerstand gegen den Kommunismus auch nur ansatzweise verglichen wird mit einer Oppositionshaltung im heutigen System - das nicht ideal ist, aber diesen Vergleich meiner Überzeugung nach eben doch nicht verdient.

Ich habe Parallelen aufgezeigt, dabei bestreite ich nicht die Unterschiede. Der Dissident im sozialistischen System ist eben ein anderer als im kapitalistischen. Als Dissident bezeichnete ich den Menschen, der das politische System GRUNDSÄTZLICH in Frage stellt. Im kapitalistischen System ist das der arbeitslose Mensch.

Die einzige Hilfe gegen Arbeitslosigkeit - die in der Tat zu schweren psychischen Störungen führt![/i] - ist Arbeit[/u], nicht aber[/u] die Eröffnung der Möglichkeit, nicht zu arbeiten und trotzdem Geld zu kriegen.

Nicht arbeiten und trotzdem Geld kriegen ist doch bereits Tatsache. Wir reden über den Begriff der Zumutbarkeit für den Arbeitnehmer. Zumutbar ist aber nicht all das, was uns die Neoliberalen weismachen wollen.

Ekki, FDP-Wähler

Auch FDP-Wähler sind Menschen, ein wenig verwirrt vielleicht, aber trotzdem Menschen ;)

scipio, marxistisch-leninistischer sozialdemokratischer konservativer christdemokratischer Nichtwähler :)

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