Das Zittern danach
Das Zittern danach
Erzwungene Hilflosigkeit: Paniksymptome nach einem Trauma sind nur scheinbar ein "weibliches" Leiden
Nach dem Ersten Weltkrieg nannte man sie Kriegszitterer: die deutschen Soldaten, denen die Schlachten von Verdun und anderswo zuerst das Kämpfen ausgetrieben hatten und dann Initiative, Zuversicht und die im Wortsinn "ruhige Hand". Das Zittern galt bei den begutachtenden Ärzten zwar als unmännlich, brachte aber eine kleine Rente. Heute hieße es posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Ängste, Flashbacks und "unerklärliche" körperliche Leiden zählen zu den Symptomen der Störung; Kriegserlebnisse können ,sie g enauso auslösen wie jedes andere Trau-ma, ' jede Gewalttat, jeder Unfall, jede Naturkatastrophe. Aber nicht jeder, der etwas Schreckliches erlebt, entwickelt die Sympto-
me. Lange war man Überzeugt, dass diese unterschiedliche psychische "Verwundbar-keit" vor allein mit der Persönlichkeit zu tun haben müsse. Dabei galt, ähnlich wie bei den Kriegszitterern: je weiblicher, desto gefährdeter.
Rita Rosner, Psychologieprofessorin an der Universität München, bestätigte in ihrer jüngsten Studie: Frauen sind wirklich gefährdeter. Doppelt so viele Frauen wie Männer erkranken an PTBS, obwohl Männer sogar etwas häufiger Opfer oder Zeugen von Gewalt sind. Das aber, so Rosner, scheint zu einem großen Teil im Trauma selbst zu gründen und nu: teilweise in der Person.
Wie sich zeigte, tritt die Störung häufig darin auf, wenn das Trauma mindestens eines von zwei Merkmalen aufweist. Das erste: Ein Mensch verursachte das Trauma, kein Wirbel. sturin und kein technischer Defekt. Das zweite: Anders als andere schlimme Ereignisse versperrte das Trauma die Mittel, die es einem erleichtern würden, damit, Zurechtzukommen.
Wolle aber rühren die Geschlechterunterschiede? Die Trau men von Frauen, so Rosner, rühren besonders häufig von sexueller Gewalt her. Die erfüllt beide Merkma. le auf einmal: Es gibt einen Verursacher, und zusätzlich verzichten. viele Frauen auf eines ihrer wichtigsteil Bewältigungsmittel, das Gespräch. Reden sie darüber, müssen nämlich viele noch immer mit Äch. tung in ih rein Umfeld rechnen. Re. den sie ii nicht bezahlen sie oft genug mit PTBS. So erklärt sich das schein. bar weibliche Problem im Kern als
ein soziales. Barbara Knab
aus Psychologie heute April 05
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