Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Schweden: Feministische Partei wird antreten

Dr. Slivovicgo, Monday, 04.04.2005, 20:27 (vor 7564 Tagen)

Vorhin im Radio gehört: In Schweden wird bei den Wahlen in einem Jahr eine feministische Partei antreten. Hier ein Link. http://diestandard.at/?url=/?id=2002887 Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben.

Ist das eine wichtige Neuigkeit? Wird das Veränderungen nach sich ziehen, oder ist es nur ein Symptom mehr für die herrschende Stimmung in Politik und Medien?

Feministische Frauenparteien sind an sich nichts Neues. Es gibt sie ja auch in Deutschland, ohne besonderen Erfolg. Sie scheinen mehr ideologisch verbohrte Vereine zu sein, denn richtige Parteien. Wirklich einflußreich sind die Frauen-Flügel in den etablierten Parteien. Und das ist ja wohl in Schweden nicht anders.

Wozu gründen Frauen dann eine eigene Partei? Erstens erhöht es den Druck auf die Altparteien, die um ihre Wählerinnen bangen müssen. Frauen in den Altparteien setzen ihre Forderungen leichter durch. Zweitens könnte es sein, daß die neue Partei ins Parlament einzieht und an einer Links-Koalition beteiligt wäre. Das wäre das non plus ultra an Einfluß: Eine Partei, die nur dafür besteht, frauenpolitische Forderungen durchzusetzen, und von deren Wohlwollen der Fortbestand der Regierung abhängt. In Deutschland wäre das schwer, wegen der 5-Prozent-Klausel. In Schweden sieht es derzeit aber leichter aus: "Boethius sagte bereits Anfang März, die Zeit für die neuerliche Gründung einer FeministInnenpartei sei derzeit außerordentlich günstig, da in Meinungsumfragen der linke und der bürgerliche Block in etwa gleichauf liegen. "Da kann unsere Partei die entscheidende Rolle spielen", sagte sie vor einigen Wochen in einem Interview." Wenn das so kommt, wie sie es sich erhoffen, dann werden Schwedens Feministinnen mächtiger denn je.

Liegt darin möglicherweise auch eine Chance? Frauen aus anderen Parteien symphatisieren offen mit der Frauenpartei. Wenn nun aber die großen Parteien umdenken? Wenn sie sagen, feministische Frauen wählen uns nicht mehr, und unser Frauen-Flügel arbeitet nicht mehr für unseren eigenen Wahlerfolg, dann könnten sie sich am Ende entscheiden, auf ein Kontrastprogramm setzten. Dann gäbe es erstmals ein nicht-feministisches Angebot an die Wähler. Die naheliegendere Strategie ist leider eine andere: Die Feministinnen umarmen, wieder einzubinden und so die kleine Partei in die Vergessenheit drängen. Es hängt von den männlichen Mitgliedern der alten Parteien ab, ob diese Parteigründung die Feministinnen stärkt oder schwächst.

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

Krischan, Monday, 04.04.2005, 23:34 (vor 7564 Tagen) @ Dr. Slivovicgo

Als Antwort auf: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Dr. Slivovicgo am 04. April 2005 17:27:

Na da bin ich ja mal gespannt, wie die kommenden Wahlen in Ikeas Königreich ausgehen. Vor allem, wie es dann dort weitergeht.
Was Du beschreibst wäre natürlich ein mögliches Folgeszenario. Ein anderes wäre das, was kommt, wenn Naziparteien in die Landtage einziehen. Sie zeigen eine Regierungsperiode lang, daß sie von Politk nix verstehen und ziehen nach vier Jahren in die Versenkung. Warum sollte es in Schweden mit Schaumschlägern anders sein. Außer zweigeschlechtliche Bastelanleitungen für die Regale des Möbelhauses mit den vier Buchstaben können sie in Schweden ja keine Sorge haben. Oder gibt es dort noch was, was man an Frauenbevorzugung noch nicht hat?

Gruß,
Krischan

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

Ralf, Tuesday, 05.04.2005, 00:49 (vor 7564 Tagen) @ Krischan

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Krischan am 04. April 2005 20:34:

Oder gibt es dort noch was, was man an Frauenbevorzugung noch nicht hat?

Naja, die Männersteuer halt - soviel Gerechtigkeit muss schon sein! Und die arbeitsfreien Menstruationstage - kann doch wohl wirklich nicht angehen, dass sich Schweden da von irgendeiner Fabrik im tiefsten Pazifik überholen lässt. Außerdem muss die Außenpolitik endlich vollständig auf die Bekämpfung von Zwangsehen und weiblicher Genitalverstümmelung ausgerichtet werden, statt wie bisher ausschließlich den Interessen des Patriarchats zu dienen.

Gruß Ralf

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

pumajäger, Tuesday, 05.04.2005, 12:29 (vor 7563 Tagen) @ Ralf

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Ralf am 04. April 2005 21:49:

"Naja, die Männersteuer halt - soviel Gerechtigkeit muss schon sein!"

Das wir wohl kommen;-)

Im Zuge der Gleichberechtigung werden in Schweden auch die Kosten für die Altersheime diskutiert und hier ergibt sich wohl ein sattes Negativkonto für die Frauen. Mal sehen wie das Bühnenstück weiter geht.

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

MisterGee, Tuesday, 05.04.2005, 17:53 (vor 7563 Tagen) @ Dr. Slivovicgo

Als Antwort auf: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Dr. Slivovicgo am 04. April 2005 17:27:

"Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben."

Die Prozentzahl finde ich eigentlich sehr sehr traurig.

hier mehr Infos:

Frank, Tuesday, 05.04.2005, 18:04 (vor 7563 Tagen) @ Dr. Slivovicgo

Als Antwort auf: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Dr. Slivovicgo am 04. April 2005 17:27:

"Die herausragende Persönlichkeit des amtierenden Komitees ist Gudrun Schyman (56). 1993 übernahm sie die Führung der postkommunistischen Linkspartei, machte sie weitgehend mit ihrer Distanzierung vom Altkommunismus gesellschaftsfähig und zu einer politischen Kraft. Sie gehört neben den Grünen zu den Stützparteien der Minderheitsregierung der Sozialdemokraten.

Dann stolperte die redegewandte Politikerin über Reiseabrechnungen und mangelhafte Steuererklärungen. Sie verließ zunächst die Parteispitze und im vergangenen Jahr auch die Partei, um sich "völlig der feministischen Arbeit" zu widmen - was sie denn auch mit kompromißloser Härte tat. In einer Parteitagsrede verglich sie etwa die Männer mit den islamistischen früheren Herrschern in Afghanistan, den Taliban. In der Behandlung der Frauen fänden sich da kaum Unterschiede. Trotz heftiger Angriffe sah sie sich nicht genötigt, diese Äußerung wenigstens zu differenzieren."

...

"Feminismus gehört zum täglichen Vokabular der Politik. Auch Ministerpräsident Göran Persson bemüht sich, diese Klientel zu bedienen. Als Gudrun Schyman die Linkspartei verließ, schwante der sozialdemokratischen Parteisekretärin Marita Ulvskog Böses. Um der Konkurrenz zuvorzukommen, gründete sie kürzlich das Netzwerk Feminista, mit dem allerdings viele in der eigenen Partei nichts anzufangen wissen, schließlich gebe es bereits den Frauenverband.

FI hat noch keine Vorsitzende, damit will man ebenso warten wie mit der offiziellen Parteigründung und dem Programm. Männer sind auch willkommen, solange sie sich den feministischen Idealen unterordnen."

http://www.welt.de/data/2005/04/05/621919.html

Re: hier mehr Infos - Rückfrage

Eugen Prinz, Tuesday, 05.04.2005, 18:20 (vor 7563 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: hier mehr Infos: von Frank am 05. April 2005 15:04:

FI hat noch keine Vorsitzende, damit will man ebenso warten wie mit der offiziellen Parteigründung und dem Programm. Männer sind auch willkommen, solange sie sich den feministischen Idealen unterordnen."

Aaaah, köstlich! Ist das ein Filialbetrieb des legendären OWK ;-)

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

Nikos, Tuesday, 05.04.2005, 18:31 (vor 7563 Tagen) @ MisterGee

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von MisterGee am 05. April 2005 14:53:

"Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben."
Die Prozentzahl finde ich eigentlich sehr sehr traurig<

Warum?

Grüße
Nikos

Re: hier mehr Infos: eine Frage

Nikos, Tuesday, 05.04.2005, 18:39 (vor 7563 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: hier mehr Infos: von Frank am 05. April 2005 15:04:

Ich frage mich andauernd, warum immer nur die wunderschönsten Frauen sich dem Feminismus widmen. Hat es einen bestimmten Grund? Oder werden sie erst nachher so schön, nachdem sie sich total verwirklicht haben?

fragt sich
Nikos
*der Heiratsmarkt ist eh klein*

hier lang zum Schönen

Re: hier mehr Infos:

Morb, Tuesday, 05.04.2005, 19:57 (vor 7563 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: hier mehr Infos: von Frank am 05. April 2005 15:04:

"Die herausragende Persönlichkeit des amtierenden Komitees ist Gudrun Schyman (56). 1993 übernahm sie die Führung der postkommunistischen Linkspartei, machte sie weitgehend mit ihrer Distanzierung vom Altkommunismus gesellschaftsfähig und zu einer politischen Kraft. Sie gehört neben den Grünen zu den Stützparteien der Minderheitsregierung der Sozialdemokraten.
Dann stolperte die redegewandte Politikerin über Reiseabrechnungen und mangelhafte Steuererklärungen. Sie verließ zunächst die Parteispitze und im vergangenen Jahr auch die Partei, um sich "völlig der feministischen Arbeit" zu widmen - was sie denn auch mit kompromißloser Härte tat. In einer Parteitagsrede verglich sie etwa die Männer mit den islamistischen früheren Herrschern in Afghanistan, den Taliban. In der Behandlung der Frauen fänden sich da kaum Unterschiede. Trotz heftiger Angriffe sah sie sich nicht genötigt, diese Äußerung wenigstens zu differenzieren."
...
"Feminismus gehört zum täglichen Vokabular der Politik. Auch Ministerpräsident Göran Persson bemüht sich, diese Klientel zu bedienen. Als Gudrun Schyman die Linkspartei verließ, schwante der sozialdemokratischen Parteisekretärin Marita Ulvskog Böses. Um der Konkurrenz zuvorzukommen, gründete sie kürzlich das Netzwerk Feminista, mit dem allerdings viele in der eigenen Partei nichts anzufangen wissen, schließlich gebe es bereits den Frauenverband.
FI hat noch keine Vorsitzende, damit will man ebenso warten wie mit der offiziellen Parteigründung und dem Programm. Männer sind auch willkommen, solange sie sich den feministischen Idealen unterordnen."
http://www.welt.de/data/2005/04/05/621919.html

<hr>

... Die Homogenisierung von männlicher und weiblicher Rolle in der Gesellschaft setzt die vollständige Abschaffung und Erstattung des bestehenden für das Patriarchat entwickelten gesellschaftlichen Überbaus voraus. D. h., Systeme wie das ökonomische, das juristische oder das religiöse müssen verschwinden, bevor den Frauen die Gleichberechtigung gegeben werden kann. Sonst winkt, wie sich schon andeutet, die Versklavung des Mannes durch zu Furien werdende Weiber...

W. Münkel

Auch wenn Münkel sich zuweilen einer recht 'direkten' Aussprache bedient, möchte man ihm angesichts solcher (Fehl-)Entwicklungen Recht geben.

Gruß

Morb

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

MisterGee, Tuesday, 05.04.2005, 20:04 (vor 7563 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Nikos am 05. April 2005 15:31:

"Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben."
Die Prozentzahl finde ich eigentlich sehr sehr traurig<

Warum?
Grüße
Nikos

Naja. 4-10% is doch viel oder nicht?

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

Krischan, Tuesday, 05.04.2005, 20:53 (vor 7563 Tagen) @ MisterGee

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von MisterGee am 05. April 2005 17:04:

"Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben."
Die Prozentzahl finde ich eigentlich sehr sehr traurig<

Warum?
Grüße
Nikos

Naja. 4-10% is doch viel oder nicht?

Es sind 2-5% aller Wähler/-innen. Ungefähr das was hierzulande andere Extremisten bekommen. Ironie ist dabei, daß die offenbar nicht mal die Frauen zu überzeugen wissen, sonst wären es mehr als nur um jede vierzehnte, die diese Partei wählt.

Re: hier mehr Infos:

Krischan, Tuesday, 05.04.2005, 20:57 (vor 7563 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: hier mehr Infos: von Frank am 05. April 2005 15:04:

"In einer Parteitagsrede verglich sie etwa die Männer mit den islamistischen früheren Herrschern in Afghanistan, den Taliban. In der Behandlung der Frauen fänden sich da kaum Unterschiede."

So eine Elefantenscheiße habe ich noch nicht mal von der Gröfaz (Größte Feministin aller Zeiten - die Alte Alice also) gelesen. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das erklärt natürlich auch, warum sie sogar von den Frauen nur 4-10% zu erwarten haben.

Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten

Mister Z, Tuesday, 05.04.2005, 22:04 (vor 7563 Tagen) @ Krischan

Als Antwort auf: Re: Schweden: Feministische Partei wird antreten von Krischan am 05. April 2005 17:53:

"Die Partei soll etwa 1600 Mitglieder und ein Potenzial von 4-10% der WählerINNEN haben."
Die Prozentzahl finde ich eigentlich sehr sehr traurig<

Warum?
Grüße
Nikos

Naja. 4-10% is doch viel oder nicht?

Es sind 2-5% aller Wähler/-innen. Ungefähr das was hierzulande andere Extremisten bekommen. Ironie ist dabei, daß die offenbar nicht mal die Frauen zu überzeugen wissen, sonst wären es mehr als nur um jede vierzehnte, die diese Partei wählt.

Das ist allerdings nicht verwunderlich. Eher verwunderlich, dass überhaupt eine solche Partei gegründet wird. Mehr oder weniger alle Parteien haben sich ja bereits Femipolitik auf ihre Fahnen geschrieben.
Wo bleibt da die Differenzierung, mal von verbalen Ausfällen abgesehen? Wahrscheinlich wird gerade der Männerhass zur corporate identity.

Prost!

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