Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Russen von Cloppenburg ...

Sven, Monday, 04.04.2005, 21:52 (vor 7564 Tagen)

"Jeder vierte Einwohner von Cloppenburg ist Aussiedler. Bei Gewalt- und Drogendelikten liegen die jungen Russlanddeutschen vorn, bei der Integration aber oft hinten. Die meisten leben in einer Parallelgesellschaft. Der einst betulichen, katholisch geprägten Region drohen herbe Konflikte."

"Körperliche Gewalt ist bei uns normaler", bestätigt Jana Perwikow"

*************

Unterschiedliche Männerbilder stossen aufeinander...

Und der Spiegel schreibt dazu einen ausländerkritischen Artikel.
Eigentlich unglaublich. Wie weit ist es gekommen ?

Rutscht der Spiegel in die braune Szene ab ?

Als "guter Gutmensch" muss ich doch um "etwas mehr Toleranz bitten" ... :-))

Lest selbst: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,346734,00.html

Bezug zum Forenthema? (n/t)

Andreas, Monday, 04.04.2005, 22:16 (vor 7564 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Die Russen von Cloppenburg ... von Sven am 04. April 2005 18:52:

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Krischan, Monday, 04.04.2005, 23:36 (vor 7564 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Die Russen von Cloppenburg ... von Sven am 04. April 2005 18:52:

"Jeder vierte Einwohner von Cloppenburg ist Aussiedler. Bei Gewalt- und Drogendelikten liegen die jungen Russlanddeutschen vorn, bei der Integration aber oft hinten. Die meisten leben in einer Parallelgesellschaft. Der einst betulichen, katholisch geprägten Region drohen herbe Konflikte."
"Körperliche Gewalt ist bei uns normaler", bestätigt Jana Perwikow"
*************
Unterschiedliche Männerbilder stossen aufeinander...
Und der Spiegel schreibt dazu einen ausländerkritischen Artikel.
Eigentlich unglaublich. Wie weit ist es gekommen ?
Rutscht der Spiegel in die braune Szene ab ?
Als "guter Gutmensch" muss ich doch um "etwas mehr Toleranz bitten" ... :-))
Lest selbst: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,346734,00.html

Ausländerkritisch? *fingerwackel* Nana...
Das sind Deutsche, um die es hier geht. Heim ins Reich geholte :-)

Kr.

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Tuesday, 05.04.2005, 00:32 (vor 7564 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Die Russen von Cloppenburg ... von Sven am 04. April 2005 18:52:

Unterschiedliche Männerbilder stossen aufeinander...
Und der Spiegel schreibt dazu einen ausländerkritischen Artikel.
Eigentlich unglaublich. Wie weit ist es gekommen ?
Rutscht der Spiegel in die braune Szene ab ?
Als "guter Gutmensch" muss ich doch um "etwas mehr Toleranz bitten" ... :-))

Ich habe jetzt nichts ausländerkritisches gefunden, trotz genauem lesens. Fände ich bei dem Thema auch nicht angebracht.

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Wodan, Tuesday, 05.04.2005, 01:59 (vor 7564 Tagen) @ Krischan

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Krischan am 04. April 2005 20:36:

Als "guter Gutmensch" muss ich doch um "etwas mehr Toleranz bitten" ... :-))

Ach du lieber Himmel! Jetzt gibt es nicht mehr nur den völlig widersinnigen Gebrauch der Wortprägung "Gutmensch", sondern es gibt auch noch „gute Gutmenschen“. Dann wohl auch böse oder schlechte. Und wohl auch Schlechtmenschen, zu denen sich die selbsternannten "Gutmenschkritiker" ja konsequenterweise zählen müssen. Zu diesen Schlechtmenschen muß man dann wohl die guten und die bösen oder schlechten Schlechtmenschen zählen. Und keiner kennt sich aus in dieser Menschologie.
Frage: was ist so schlimm an einem Gutmenschen? Wieso ist das Gegenteil, ein Schlechtmensch also, scheinbar etwas besseres. Und warum gehört der, der tadelnd überall Gutmenschen ausfindig macht nicht in dieselbe Kategorie?
Verwirrt aber lernbegierig
Wodan

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garfield, Tuesday, 05.04.2005, 16:04 (vor 7563 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Wodan am 04. April 2005 22:59:

Hallo Wodan!

Für mich sieht der typische Gutmensch so aus:

Er ist selbstgerecht, also der festen Überzeugung, daß er immer alles richtig macht, während andere Menschen, die etwas nicht so machen wie er oder andere Überzeugungen haben, grundsätzlich schlecht sind.

Er bezieht dieses Wissen keineswegs aus eigenen Erfahrungen oder eigenem Nachdenken, sondern aus Dogmen und Klischees, die er, ohne sie jemals zu hinterfragen, von anderen übernommen hat.

Ein Gutmensch hält beispielsweise ein Holzhaus für ökologisch sinnvoll. Darüber, daß dafür Bäume abgehauen werden mußten, denkt er gar nicht erst nach.

Ein Gutmensch meint, durch die Mitgliedschaft bei den Grünen, bei Greenpeace und bei einem Tierschutzverein seinen Beitrag zur Weltverbesserung bereits mehr als reichlich geleistet zu haben. Das ermöglicht ihm beispielsweise Kritik am PKW-Verkehr, andererseits aber auch den Besitz eines PKWs mit hohem Benzinverbrauch.

Der Gutmensch ist natürlich für sofortige Abschaffung sämtlicher Atomkraftwerke und möglichst auch aller älterer Verbrennungskraftwerke. Andererseits erwartet er aber auch ganz selbstverständlich, daß es hell wird, wenn er einen Lichtschalter betätigt.

Ein Gutmensch ist sich auch ganz sicher, daß Frauen stets und ständig von den bösen Männern übelst benachteiligt und diskriminiert werden. Von allen Männern? Selbstverständlich nicht! Der männliche Gutmensch sieht sich als einsame Insel der Vernunft und des Fortschritts im Meer seiner primitiven, niederträchtigen Geschlechtsgenossen. Allenfalls Männer, die seine Ansichten größtenteils teilen, werden noch als Menschen akzeptiert. Der Rest der männlichen Bevölkerung fällt quasi in die Kategorie "Untermensch", der man ruhig jegliche Niedertracht und Gemeinheit pauschal unterstellen und sie auch sonst in jeder Weise bei jeder sich bietenden Gelegenheit niedermachen darf. Um sich anschließend wieder selbst oder in einer Gruppe von Gutmenschen auch gegenseitig ob der eigenen moralischen Überlegenheit auf die Schultern zu klopfen.

Allein das widert mich schon ausreichend an. Solche Gutmenschen waren schon immer diejenigen, von denen mehr oder weniger blutrünstige Diktatoren die meiste Unterstützung bekommen haben. Hitler hat das übrigens auch erkannt. Er sagte immer, daß man nicht beim Verstand, sondern bei den Instinkten der Menschen ansetzen müsse. Deshalb legte er weniger Wert auf ein logisch einleuchtendes Parteiprogramm (das vermied er sogar weitgehend), sondern mehr auf Parolen, Schlagworte oder beeindruckende Inszenierungen von NSDAP-Veranstaltungen (z.B. durch riesige Fahnen oder Fackeln). Damit brachte er viele simple Gemüter, denen Nachdenken zu mühevoll war, auf seine Seite. Er gab ihnen eine Ideologie bzw. Religion, und genau das braucht der klassische Gutmensch, weil er nicht in der Lage ist, sich selbst sinnvolle Regeln zu setzen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Tuesday, 05.04.2005, 16:56 (vor 7563 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Garfield am 05. April 2005 13:04:43:

Damit dürfte aber klar sein, daß der "Gutmensch" eine reine Projektionsfigur ist. Die Nachteile bei den Projektionsfiguren "Ausländer" oder "Jude" sind aufgehoben, weil sie hier ja durch Geburt vorgegeben sind, ob man dazu gehört und sich ihrer bedienen kann, oder selbst betroffen ist. Zum "Gutmenschen" kann man jeden erklären, je nachdem, wie man den Begriff definiert.
Persönlich wirst Du wohl kaum jemanden kennen, der so ist, wie du's beschreibst, es sind einfach "solche Leute" (ähnliches finden wir bei der Projektionsfigur "Männer").
Jeder kann bei dem Begriff "Gutmensch" empfinden und hineinlegen wie und was er will und sich natürlich als ganz etwas anderes empfinden - nicht als "Schlechtmensch", wie Wodan vermutet, sondern als "Bessermensch", natürlich ohne sich selbst so zu nennen, denn sonst wäre ja wieder augenfällig, daß man sich als "besser" empfindet und damit wäre die Projektion beinahe automatisch bewiesen: Gutmenschen sind die Menschen, die sich so fühlen, wie ich und das ist natürlich ekelhaft, weil gute Menschen sowas nicht tun dürfen.

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Wodan, Tuesday, 05.04.2005, 16:59 (vor 7563 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Garfield am 05. April 2005 13:04:43:

Hallo Wodan!
Für mich sieht der typische Gutmensch so aus: ...

Nunja vielleicht ist der Streit nur terminologisch, meiner Meinung nach aber passen die Eiferer gegen das sog. "Gutmenschentum" oft sehr gut in diegleiche Kategorie - die Du hier ja trefflich beschrieben hast.
M.E. ist das deshalb einfach ein Kampfbegriff, der versucht, etwas lächerlich zu machen, um sich dadurch die Argumente sparen oder schwache Argumente unterstützen zu können. - Versteh mich nicht falsch, aber diese Art des Kampfes gegen das sog. "Gutmenschentum" ist keinen Deut besser als dieses selbst. - Apropos "besser"; ist das der Grund dafür, daß man der Opposition den Zusatz "gut" freiwillig überläßt, daß man nämlich glaubt selbst besser zu sein? Oder meint man, "gut" sei überhaupt nicht mehr positiv besetzt, es gelte daher heute eben nicht gut zu sein (daher mein Beispiel vom Schlechtmenschentum)?
Auf beiden Wegen käme man wohl in Teufels Küche. Das ist der Grund, warum ich diesen Begriff eben nicht mag. Und deshalb auch hatte ich versucht, seine obige Verwendung etwas zu problematisieren.
Schönen Gruß
Wodan

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Wodan, Tuesday, 05.04.2005, 17:03 (vor 7563 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Odin am 05. April 2005 13:56:29:

Jeder kann bei dem Begriff "Gutmensch" empfinden und hineinlegen wie und was er will und sich natürlich als ganz etwas anderes empfinden - nicht als "Schlechtmensch", wie Wodan vermutet, sondern als "Bessermensch", natürlich ohne sich selbst so zu nennen, denn sonst wäre ja wieder augenfällig, daß man sich als "besser" empfindet und damit wäre die Projektion beinahe automatisch bewiesen: Gutmenschen sind die Menschen, die sich so fühlen, wie ich und das ist natürlich ekelhaft, weil gute Menschen sowas nicht tun dürfen.

Ganz richtig, Odin. Etwa in diesem Sinne dachte ich's mir auch.
Gruß
Wodan

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garfield, Tuesday, 05.04.2005, 17:40 (vor 7563 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Wodan am 05. April 2005 13:59:

Hallo Wodan!

Ein wesentliches Merkmal des Gutmenschen habe ich ja noch vergessen: Das Schwarz/Weiß-Denken. Genaugenommen ist das sogar der wesentlichste Punkt. Denn für den Gutmenschen gibt es nur Gut und Böse. Sonst nichts. Er selbst ist natürlich gut, und alle, die sind wie er, ebenfalls. Wer aber nicht ist wie er, kann folglich nur böse sein.

Gutmenschen gibt es mehr oder weniger überall, und so gehen sie zuweilen eben auch mal aufeinander los. Natürlich sieht jeder der beiden Streithähne dann nur sich selbst als Gutmensch an. Der andere ist selbstverständlich böse, also ein Schlechtmensch, wie du es ausgedrückt hast.

Man muß so etwas nicht unbedingt bekämpfen. Man kann solche Leute aber auch nicht ernst nehmen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garfield, Tuesday, 05.04.2005, 17:54 (vor 7563 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Odin am 05. April 2005 13:56:29:

Hallo Odin!

Doch, ich habe schon Gutmenschen persönlich kennen gelernt.

Wie schon an Wodan geschrieben, hatte ich noch einen wesentlichen Punkt vergessen: Für den Gutmenschen gibt es immer nur Gut und Böse, aber nichts dazwischen.

Man muß sich aber immer bewußt machen, daß es so eine Schwarz/Weiß-Welt nicht wirklich gibt. Nichts und niemand ist absolut gut oder absolut böse. Jeder Mensch hat gute wie auch schlechte Eigenschaften, die sich jeweils wiederum sowohl positiv als auch negativ auswirken können, je nach den Umständen.

Der Feminismus ist ein typisches Beispiel für das Gutmenschentum, da viele Feministinnen eben auch an so eine Schwarz/Weiß-Welt glauben, in der es auf der einen Seite böse, niederträchtige, herrschsüchtige, eben patriarchale Männer gibt, auf der anderen Seite aber gute, sanftmütige, friedfertige Frauen, die von diesen bösen Männern unterdrückt werden. Zwar wird eingestanden, daß nicht jeder Mann schlecht ist - aber gut kann ein Mann nur werden, indem er seine weibliche Seite erkennt und ausbaut, indem er also quasi zur Frau wird. Bleibt er seiner angeblich männlichen Seite treu, gilt er als böse.

Böse Frauen gibt es hingegen für feministische Gutmenschen nicht. Selbst Psychopathinnen wie Ilse Koch (die Frau des Kommandandanten des KZ Buchenwald, die dort Häftlinge foltern und auch töten ließ) gelten nicht als böse, sondern nur als patriarchal beeinflusst.

Bewiesen werden muß das nach Meinung der Radikalfeministinnen nicht. Es wird einfach behauptet, und diese Behauptungen werden dann wiederum als "Beweise" für andere Behauptungen verwendet.

So denkt und handelt der typische Gutmensch.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Andreas, Tuesday, 05.04.2005, 17:56 (vor 7563 Tagen) @ Wodan

- kein Text -

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garfield, Tuesday, 05.04.2005, 18:22 (vor 7563 Tagen) @ Andreas

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Andreas am 05. April 2005 14:56:21:

Hallo Andreas!

Stimmt, du hast das gut auf den Punkt gebracht. Genau diese Denkfaulheit stört mich am meisten an solchen Leuten, und die damit einhergehende Arroganz nervt dann noch zusätzlich.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Tuesday, 05.04.2005, 18:52 (vor 7563 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Garfield am 05. April 2005 14:54:42:

Hallo Odin!
Doch, ich habe schon Gutmenschen persönlich kennen gelernt.

Ich weiß ja nicht, wo du dich so herumtreibst, aber nach dem, was du da so beschrieben hast, würde ich dir ganz ernsthaft einen Wohnungs- und Bekanntenwechsel empfehlen :-)

Du zeichnest hier eine Karrikatur, die natürlich genau so dieses schwarz/weiß-denken aufweist, dass du kritisierst. Deshalb: Wie gesagt, solche Prototypen gibts nicht, sind aber vielleicht als Prototypen ganz brauchbar - solange man den Bezug zur Realität nicht verliert.

Die Projektionsfigur "Ausländer" z.b. eignet sich nicht so gut als Projektionsfigur (ebenso, wie z.b. "Männer", "Jude", "Feministin"...), weil jeder - selbst wenn er noch so engstirnig und fanatisch ist, zugeben muß, daß nicht "alle" Ausländer so sind. Gelegentlich muß er sogar zugeben, daß es nicht am "Ausländerdasein" an sich liegt, sondern an anderen Faktoren, warum "Ausländer" eben so sind, wie verkündet (kriminell, arrogant, aggressiv, dreckig, lüstern usw). Ebensolches gilt auch für Jude, Feministin, Männer...

Beim Gutmenschen ist das aber ganz anders. Da der Begriff nicht genau beschrieben ist, kann man ruhig alles hineinlegen, was einem so an sich selbst unangenehm ist und von sich abspalten. Ich selbst bin dann so 100%ig perfekt, daß ich sogar bereit bin, meine Fehler einzusehen, im Gegensatz zum Gutmenschen. "Ach, wenn ich nur welche hätte, dann würd ichs euch beweisen" :-)

Wie gesagt, als Prototyp ist der Begriff vielleicht sogar brauchbar und zur Vereinfachung. Wir benützen (so hoffe ich) den Begriff "Feministin" oft so. So manche Feministin würde uns wohl ob unserer Thesen hier im Forum gerne die Hand schütteln, weil auch sie z.b. unter der Entwicklung des Feminismus sehr leiden, bzw. noch mehr leiden unter der Breitarschigkeit so mancher Frauen, die gerne in der Zeitung von der Powerfrau lesen, aber selbst sich am Herd festklammern, wenn der Mann mal fragt, ob nicht - angesichts eines 27jährigen Sohnes - vielleicht ein wenig Mitarbeit am Haushaltseinkommen abgebracht wäre, als diesen "zu betreuen" :-)

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Tuesday, 05.04.2005, 19:04 (vor 7563 Tagen) @ Andreas

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Andreas am 05. April 2005 14:56:21:

Er fühlt sich gut, weil er glaubt, etwas Gutes getan zu haben: er hat zum Boykott von nepalesischen Teppichen aufgerufen, da diese von Kindern geknüpft werden. Und er fühlt sich gut, weil viele Menschen ihm gefolgt sind. Jetzt werden keine nepalesischen Teppiche mehr gekauft und die Kinder müssen keine Teppiche mehr knüpfen. Deswegen fühlt er sich gut, denn der Gutmensch ist gegen Kinderarbeit. Er weiß aber nicht, daß die Kinder jetzt alle auf der Straße sitzen, um sich zu prostituieren - was am Ende schlimmer ist als Teppiche knüpfen, aber das Brot für den nächsten Tag muß bezahlt werden. Das weiß der Gutmensch nicht. Warum weiß er es nicht? Weil er sich nicht informiert hat. Warum hat er sich nicht informiert? Weil er denkfaul ist. Der Gutmensch ist nicht deswegen schlecht, weil er gut sein möchte, sondern deswegen, weil er Angst davor hat, kritische Fragen zu stellen oder über die Konsequenzen seiner Handlungen nachzudenken. Seine Mutlosigkeit und Feigheit sind das eigentliche Verbrechen. Das wollte Garfield wohl damit sagen.

Na, daß kann man wohl kaum verlangen, daß jeder Mensche jetzt - zur Weltverbesserung - von Kindern geknüpfte Teppiche kauft, damit die Kinder vor der Prostitution bewahrt bleiben :-)
Dann würde ich dir empfehlen, daß Du mal öfters Opium kaufst. Das ist nämlich oft die einzige Lebensgrundlage, die so ein afghanischer Bauer so hat.

1) Kauft man dann eben seinen Teppich woanders, z.B. in einem dritte Welt Laden
2) Sorgt man eben, so weit man kann dafür, daß sich für die Bauern wieder der Anbau von Getreide lohnt

Bemühungen dazu gibt es, leider scheitern sie aber oft. Was aber eben NICHT bedeutet, daß die Bemühungen sinnlos sind. Daß gute Ansätze oft nicht richtig zuende gedacht sind, ist sicher. Trotzdem sind die Ansätze noch immer gut. Einem Sextouristen, der kleine Mädels in Thailand sucht, nehm ich nun wirklich nicht ab, daß er damit die Familie des Mädels unterstützen will. Ebenso wie ichs einem Teppichkäufer abnehme, daß er den Teppich nur aus Kinderliebe kauft.

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garfield, Tuesday, 05.04.2005, 19:52 (vor 7563 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Odin am 05. April 2005 15:52:40:

Hallo Odin!

Du meinst also, wer Gutmenschen kritisiert, outet sich damit selbst als Gutmensch? :-)

Unrecht hast du damit durchaus nicht - jeder Mensch neigt halt zur Trägheit, auch zur geistigen Trägheit. Und es ist natürlich bequem, wenn man vorgedachte Meinungen einfach übernehmen kann. So steckt in jedem von uns ein Gutmensch, die Frage ist nur, wie weit man ihn rausläßt.

Ich finde, daß es durchaus gefährlich werden kann, wenn zuviele Menschen blind irgendwelchen Dogmen glauben. Besonders deutlich wurde und wird das, wenn sich die Dogmen gegen eine Minderheit richten. Sie können sich aber durchaus auch gegen einen großen Teil der Bevölkerung richten, z.B. eben gegen Männer.

Wenn nun jemand solche Dogmen einfach ohne zu überlegen übernimmt und weiter gibt, dann ist das an sich nicht so schlimm, sondern eventuell nur ein geistiges Armutszeugnis für denjenigen. Es kann natürlich auch sein, daß ihm diese Dogmen plausibel erscheinen, weil er zu wenig Informationen zur Verfügung hat. Das wiederum kann daran liegen, daß er zu faul ist, um sich zu informieren, oder aber auch daran, daß er bewußt desinformiert wurde.

Letztendlich zählt aber, was hinten herauskommt: Das Dogma lebt weiter und wird verstärkt. Und kann sich so noch besser selbst nähren.

DAS ist das Problem dabei. Wenn man nicht dagegen angeht, dann ändert man nichts daran. Aber das Dogma lebt ja nicht aus sich selbst heraus, sondern es lebt durch Menschen, die es glauben und weiter verbreiten.

Folglich muß man da ansetzen, wenn man irgendwelche Dogmen und Klischees bekämpfen will. Manche Leute klammern sich aber besonders beharrlich daran fest, und das sind eben unter anderen auch die, die oft als Gutmenschen bezeichnet werden.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Andreas, Tuesday, 05.04.2005, 20:18 (vor 7563 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Odin am 05. April 2005 16:04:19:

Bemühungen dazu gibt es, leider scheitern sie aber oft. Was aber eben NICHT bedeutet, daß die Bemühungen sinnlos sind. Daß gute Ansätze oft nicht richtig zuende gedacht sind, ist sicher. Trotzdem sind die Ansätze noch immer gut. Einem Sextouristen, der kleine Mädels in Thailand sucht, nehm ich nun wirklich nicht ab, daß er damit die Familie des Mädels unterstützen will. Ebenso wie ichs einem Teppichkäufer abnehme, daß er den Teppich nur aus Kinderliebe kauft.

Mein Beispiel stammte aus den 90er Jahren. Da gab es tatsächlich eine Phase, in der Kinderschutzorganisationen in einer großangelegten bundesweiten Kampagne zum Boykott dieser Teppiche aufriefen. Tatsächlich ging der Verkauf der Teppiche aus Nepal dermaßen stark zurück, daß tausende von Kindern entlassen wurden und auf der Straße landeten, was katastrophale Folgen für die Kinder hatte. Bloßer Aktionismus bringt da nix und wenn diese selbsternannten "Kinderschützer" damals auf die Warnrufe von Ökonomen gehört hätten, dann wäre es auch nicht so weit gekommen. Das Problem "Kinderarbeit" ist nicht einfach durch schnell aufgezogene Boykottaufrufe zu beseitigen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht dadurch, daß plötzlich alle von heute auf morgen in den Dritte-Welt-Laden rennen. Dazu bedarf es der Anstrengung der internationalen Gemeinschaft, internationaler Wirtschaftsorganisationen, der betroffenen Staaten und der Industrienationen in Form einer konkreten Planung, die langfristig und nachhaltig vor allem dazu führt, daß es für die entsprechenden Volkswirtschaften wirtschaftlich sinnvoller wird, Kinder in Schulen zu schicken statt in Fabriken. Bei einem Wirtschaft wie Nepal ist das derzeit einfach nicht der Fall.

Gruß
Andreas

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Garp, Tuesday, 05.04.2005, 21:07 (vor 7563 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Wodan am 05. April 2005 13:59:

Hallo Wodan

Nunja vielleicht ist der Streit nur terminologisch, meiner Meinung nach aber passen die Eiferer gegen das sog. "Gutmenschentum" oft sehr gut in diegleiche Kategorie - die Du hier ja trefflich beschrieben hast.

Hmm, denkst du jetzt der Begriff Eiferer beschreibt die Kritiker der „Gutmenschen“ zurecht? Wird dies der Sache gerecht? Wie ist ein Eiferer definiert, oder handelt es sich nur um einen Kampfbegriff? ;-)))

Der „Gutmensch“ ist die ironische Beschreibung einer dogmatischen Haltung. Wenn ich etwas als dogmatisch beschreibe, dann nehme ich immer in Anspruch, diese Dogmatik durchschaut zu haben. Ebenso wenn ich zu jemandem sage, er sei ein „Ideologe“
Selbstverständlich beschreiben diese Begriffe niemals einen Menschen umfassend, sondern lediglich seine Geisteshaltung zu bestimmten Sachverhalten.
Ob die Kritik berechtigt ist, lässt sich verifizieren, wenn die gewählten Mittel nicht zu dem gewünschten Ziel führen, die Situation zu verbessern bzw. Gutes zu tun.
Wenn ich diese Verifizierung nicht aufzeigen kann, dann handelt es sich wohl eher um einen Kampfbegriff oder ein Schimpfwort.

Viele Grüße
Garp

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Wednesday, 06.04.2005, 03:13 (vor 7563 Tagen) @ Andreas

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Andreas am 05. April 2005 17:18:04:

Weißt Du, wenn alle Menschen morgen am Münchner Stachus aufs Klo rennen, dann gibt das ein großes Chaos. Aber das machen eben nicht alle.
Wenn man zum Boykott nepalesischer Teppiche aufruft - soweit sie nicht ein Siegel tragen, die sie als geprüfte Teppiche auszeichnet, die nicht durch Kinderarbeit hergestellt werden - dann kannst Du versichert sein, daß ganz viele auf die bösen Gutmenschen schimpfen und erst recht zwei kindergeknüpfte kaufen und sich ganz toll dabei fühlen.
Deine Idee mit den Schulen wird jedenfalls nicht funktionieren, weil die Kinder neben dem Teppichknüpfen keine Zeit für Schule haben - geht also auch in die Hosen und ein typischer Gutmenschenvorschlag. Also: willkommen im Club :-)
Viel geht schief, aber man lernt!

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Odin, Wednesday, 06.04.2005, 03:22 (vor 7563 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Garfield am 05. April 2005 16:52:37:

Nun, da gibts kaum noch was hinzuzufügen - außer, daß dann jeder wachsam den eigenen inneren Gutmenschen bewachen muß :-)

Ich nenne ihn nur anders: Für mich ist es der bequeme Teil meines Ichs, der sich nicht dauernd mit vermeintlichen Selbstverständlichkeiten aufhalten will oder kann - diese aber dann leider oftmals vergißt und in die Vereinfachung flüchtet.
Gelegentlich aber auch ängstlich - aus Angst vor den Folgen - Eiferer abwehrt, wohl wissend, daß sie doch nicht so ganz unrecht haben, aber ihre Gedanken zu Ende spinnt und in den Abgrund glotzt und diesen fürchtet.

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

scipio africanus, Thursday, 07.04.2005, 13:40 (vor 7561 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von Garfield am 05. April 2005 13:04:43:

Der Gutmensch ist nicht einfach ein Mensch, der sich für soziale Anliegen einsetzt. Das ist ein Missverständnis. Charakteristisch für den Gutmenschen ist vielmehr seine überhebliche Pose. Er (oder sie) sieht überall moralisch verdorbene Menschen, von denen er sich durch seine Aktivitäten abzugrenzen versucht, sei es, indem er gegen die Abholzung des Regenwaldes protestiert, sei es, indem er wieder mal einen Andersdenkenden als Nazi oder wenigstens frauenfeindlich erkennt. Durch diese aktiv betriebene Abgrenzung darf er/sie sich besser, d.h moralisch besser als alle diese schlechten Bürger um ihn rum fühlen. Das ist seine Motivation.
Diese Haltung zeugt sicher von Überheblichkeit, vielleicht auch Eitelkeit.

Wer jetzt aber glaubt, dass jeder, der sich gegen die Abholzung der Regenwälder engagiert ein Gutmensch sei, der liegt falsch. Allerdings sind Gutmenschen in Institutionen wie dem WWF oder amnesty international sicher häufiger anzutreffen als auf irgendeiner Baustelle.
Wer mal den Prototyp der Gutmenschin studieren will, der schau sich mal die Aktivitäten der Schweizer Aussenministerin M.Calmy-Rey an.
Mal latscht sie ein paar Kilometer an der innerkoreanischen Grenze ab, um den Frieden zu fördern, von dort gehts an die Weltfrauenkonferenz, flugs danach jettet sie in die Darfurregion im Sudan, wo Frauenundkinder besonders betroffen sind, dann ist mal wieder die (männliche) häusliche Gewalt das Thema, bevor noch schnell das Weltklima angegangen wird ... undsoweiterundsoweiter.
Soziales Engagement ist wichtig und ehrenwert. Der Begriff Gutmensch soll nicht sozial denkende und handelnde Menschen verunglimpfen, wird aber immer wieder so verstanden. Er richtet sich in spöttischer Weise gegen die moralinsauere Überheblichkeit des Gutmenschen, seinen Mangel an Reflektionsvermögen. Der Gutmensch stellt seine "Güte" nicht in Frage, deshalb spöttisch "Gutmensch".

Re: Die Russen von Cloppenburg ...

Nikos, Thursday, 07.04.2005, 14:34 (vor 7561 Tagen) @ scipio africanus

Als Antwort auf: Re: Die Russen von Cloppenburg ... von scipio africanus am 07. April 2005 10:40:

Ein Gutmensch ist für mich jemand(in), der sich nicht bewusst, daß auch er schlechte Eigenschaften besitzt.

Nikos

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