TV-Tipp
Di 05.04 22:15 (ZDF)
37°: Kampf ums Kind
Wenn Eltern zu "Entführern" werden
Autor: Film von Victor Grandits und Jessica Krauß
Ein Kind zu entführen ist ein Verbrechen. Darüber sind sich alle einig. Was aber, wenn der Vater oder die Mutter ihr eigenes Kind kidnappen? Die - strafbare - Tat ist keine Seltenheit mehr in Deutschland. Juristisch spricht man hier von "Kindesentziehung". Allein die Zahl offizieller Anträge auf Rückführung eines verschwundenen Kindes beim Generalbundesanwalt geht an die 300. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil viele Verfahren dort gar nicht anhängig werden und weil nach der Erfahrung von Hilfsorganisationen viele Betroffene keinen Kontakt zu öffentlichen Stellen aufnehmen. Man kann guten Gewissens davon sprechen, dass in Deutschland mindestens täglich eine neue Tragödie ihren Lauf nimmt. Für die zurückbleibenden Elternteile der Anfang eines oft jahrelangen Albtraums. Viele entziehende Elternteile tauchen mit dem Kind im Ausland spurlos unter - binationale Ehen oder Lebensgemeinschaften sind besonders oft betroffen. 37° hat drei Fälle von Entziehung in und aus den USA begleitet. Die Autoren fragen dabei auch nach Hintergründen und Motiven: Geschah es aus Rache oder Verzweiflung ? War es eine geplante Aktion oder eine Kurzschlusshandlung? - Der Film zeigt nicht nur das Leid der Mütter und Väter, denen die Kinder genommen wurden; er versucht auch die Situation derjenigen zu verstehen, die das Kind nehmen und gehen - und nach internationalem Recht urplötzlich als "Entführer" dastehen. Eines haben die Menschen gemeinsam, die bereit waren, ihre persönliche Geschichte vor der Kamera zu erzählen: Was sie erlebt haben, hat ihr Leben für immer verändert. Sandra versucht sich noch mit ihrer kleinen Tochter im Wohnzimmer zu verstecken, aber es ist zu spät. Der Gerichtsvollzieher und die Kripo stehen schon vor der Tür: Die Szenen, die sich dann abspielen, sind dramatisch. Die Beamten aber handeln rechtmäßig, tun nur ihre Pflicht. Vor dem amerikanischen Gesetz gilt die junge Mutter als Entführerin ihrer kleinen Tochter. Denn als die Ehe mit ihrem amerikanischen Ehemann nach beinahe sechs Jahren in die Brüche geht, packt Sandra ihre Sachen und geht arglos zurück ins heimatliche Deutschland. Ihre Tochter nimmt sie mit. Doch nach internationalem Recht hat sie ihr Kind "entführt". So interpretierte es jedenfalls ihr Mann und erwirkte die Rückführung seiner Tochter in die USA - um dort seinerseits ohne jede Spur zu verschwinden. Sandra weint, wenn sie von ihren vielen schlaflosen Nächten erzählt. Seit Monaten wartet sie vergeblich auf ein Lebenszeichen und sie verzweifelt zusehends.
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Meines Wissens sind vor allem Väter vom Kindesentzug betroffen, dass sie da ausgerechnet eine Frau als Beispiel nehmen... naja, villeicht ja doch sehenswert.
Grüße Mirko.
Re: TV-Tipp
Als Antwort auf: TV-Tipp von Mirko am 05. April 2005 15:29:
Meines Wissens sind vor allem Väter vom Kindesentzug betroffen, dass sie da ausgerechnet eine Frau als Beispiel nehmen... naja, villeicht ja doch sehenswert.
Grüße Mirko.
Es werden meines Wissens drei Fälle erzählt. Ist aber nur ein Mann dabei. Die Auswahl hat mich auch skeptisch gemacht.
Re: TV-Tipp
Als Antwort auf: TV-Tipp von Mirko am 05. April 2005 15:29:
Ich erinnere mich hier ganz spontan an ein Buch (ungefähr das schlechteste, das ich je gelesen habe, ich sah es berufsbedingt an), das in den frühen 90ern zu einem Bestseller in zweistelliger Auflage wurde und sogar einen Nachfolgeband schaffte. Es handelt von der Entführung eines Mädchens aus dem Iran durch seine US-amerikanische Mutter. Ratet mal, wer in dem Buch gut und wer böse ist.
Krischan
Re: TV-Tipp
Als Antwort auf: Re: TV-Tipp von Krischan am 05. April 2005 22:12:
Hallo Krischan!
Das Buch habe ich nie gelesen, aber ich habe mal den Film gesehen. Ganz so übel fand ich den gar nicht. Da wurde nämlich auch gezeigt, daß der Mann keineswegs von sich aus seine Frau im Iran plötzlich unterdrückte, sondern daß dabei u.a. seine Mutter eine große Rolle spielte. Er wurde also von der gesamten Familie, inklusive den weiblichen Familien-Mitgliedern, dazu gedrängt, sich den dort herrschenden Sitten und Vorstellungen anzupassen und seine Frau ebenfalls dazu zu zwingen.
So gesehen fand ich den Film gar nicht mal so unrealistisch. Allerdings warte ich immer noch auf einen Film, der dem hier in Deutschland vorherrschenden Alltag entspricht und Kindesentzug durch die Mutter thematisiert. Aber so mutig ist dann wohl doch noch kein Film-Produzent...
Freundliche Grüße
von Garfield