Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Noch ein Umdenkanstoß

Silvain, Friday, 08.04.2005, 09:22 (vor 7560 Tagen) @ Krischan

Als Antwort auf: Noch ein Umdenkanstoß von Krischan am 07. April 2005 22:13:

Recht darauf zu haben, andere wie einen Bonsai zurechtzubiegen. Die Frage soll also nicht sein: "Wie kann ich es dir denn recht machen?" Auch soll sie nicht sein: "Weißt du überhaupt, wie du mich willst?" Schon gar nicht: "Kann ich es dir überhaupt recht machen?" (Die ehrliche Antwort wäre ein klares nein.) Sie kann einzig und allein sein: "Wie will ich sein?"

Hallo Krischan,

volle Zustimmung! Indes verwundert es mich doch immer wieder, wie vehement sich viele Männer vor dieser Frage drücken. Ihr Leben lang eifern sie aufgezwungenen Idealen hinterher. Sie setzen sich eine Heirat als ihr Lebensziel, weil sie sich dann ja "moralisch besser" fühlen können, arbeiten sich ein Leben lang für andere ab, weil das ja "ihre Pflicht" sei, bereichern sich mit Status-Symbolen nur aufgrund dessen Werts für ihre Anerkenntnis in der Gesellschaft und vergessen dabei, sich zu fragen, was sie eigentlich SELBST wollen.

Im schlimmsten Falle werden leere Worthülsen herausgekramt. Da ist dann die Rede von Menschen "mit altem Stil", wenn sie sich gesellschaftlichen Zwängen beugten, wurden andere als "schüchtern und komisch" bezeichnet, wenn sie keine Anstalten machten, sich in bestehende Gruppen zu integrieren, wird erwartet, dass der Mann gefälligst auf die Frau zuzugehen habe, weil "das sich so gehört".

Spricht man jedoch mit Männern älteren Semesters, hört man immer wieder den Rückschluss heraus, dass ihnen alles Verbiegen und Anpassen nichts gebracht habe ausser Einsamkeit und Armut im Alter. Und so wenig wie man von den Verfechtern obiger Worthülsen rationale Begründungen für ihre Ansichten bekommt, so wenig können diese Männer einem dann schlüssig erklären, warum sie so gehandelt haben. Selbst im Angesicht ihres Lebensabends scheuen sie die Frage nach dem, was man selbst will oder zumindest wollte.

Mir für meinen Teil ist und war es schon immer egal, was andere oder die vielbeschworene "Gesellschaft" von mir erwartet haben. Ich habe zum Glück eine Erziehung genossen, die mir weitgehende Freiheiten liess, solange ich meine Entscheidungen fundiert begründen konnte. Und so ist mein Ratgeber bei Entscheidungen auch nachwievor die Ratio und nicht irgendwelche Zwänge. Das hat den Vorteil, dass ich mir einst auf dem Sterbebett vielleicht manches vorwerfen kann - aber sicher nicht, unüberlegte Entscheidungen getroffen zu haben, nur um irgendjemandem zu gefallen.

Morgendlicher Gruß,
Silvain


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