Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: focus-artikel: Kalter Krieg der Geschlechter

Ekki, Tuesday, 19.07.2005, 21:25 (vor 7059 Tagen) @ serge

Als Antwort auf: focus-artikel: Kalter Krieg der Geschlechter von serge am 19. Juli 2005 17:01:

Hallo Serge!

19.07.05
Kein Tauwetter in Sachen Liebe: Zwischen Mann und Frau geht immer noch ein eiserner Vorhang durch Europa.
13.07.05
Liebes-Exil mit Nebenwirkungen: Russischen Frauen fehlt bei westlichen Männern der „kleine Unterschied“.

Vielen Dank! Für mich als jemanden, der seit seiner Kindheit Russisch gelernt und mit Russen in Rußland und im Ausland vielfältige Erfahrungen gemacht hat, ein wahrer Leckerbissen, diese beiden Artikel.

Folgendes ist mir aufgefallen:

1)
Eine gemeinsame Folge des "Wandels der Zeiten" in Ost und West scheint darin zu bestehen, daß es nirgendwo mehr eine einheitliche Linie gibt. Da hieß es an einer Stelle:

Da war die russische Partnerin meines deutschen Freundes, die sich einst bitter beklagte: „Der ist kein richtiger Mann! Wenn er wenigstens manchmal richtig schreien und mit der Faust auf den Tisch schlagen würde.“

Oder die nach Deutschland emigrierte Kollegin, die sich bitter über ihren Ex-Mann beklagte: „Der spült inzwischen Geschirr Zuhause, so weit ist es mit ihm gekommen!“

Und an anderer Stelle, in unmittelbarer Reaktion darauf:

„Ihr seid verrückt! Ist ein echter Mann der, der mit der Faust auf den Tisch haut und für nichts in der Welt Geschirr spült? Ich bin seit drei Jahren mit einem Deutschen verheiratet und sehr glücklich“, hält die russische Ärztin Natali auf einem Diskussionsforum im Internet dagegen: „Glaubt niemandem, liebe Frauen: Im Ausland, etwa in Deutschland, gibt es sehr viele gute Männer, es fehlt dagegen an Frauen, vor allem an so schönen und ordentlichen wie Russinnen.“

Eigentlich doch eine sehr, sehr gute Nachricht: Wo die Bandbreite der Geschmäcker so groß ist, ist garantiert für jeden etwas dabei.

<hr>

2)
Die maßlose Anspruchshaltung vieler Frauen scheint geradezu von Ewigkeitswert zu sein und alle gesellschaftlichen Umbrüche zu überdauern:

„Langeweiler, Workaholicer, Neurotiker und Geizkragen“ gebe es zuhauf in Deutschland, schreibt auch eine junge Petersburgerin aus einer deutschen Großstadt, wo sie als Austauschstudentin lebt: „Als Frau will ich Romantik, Blumen, Anrufe, Überraschungen, dass der Mann um mich wirbt. Aber die Männer sind faul geworden in dieser Hinsicht – überall.“ Wenn sich ein formvollendeter romantischer Kavalier finde, sei der meistens hässlich, so die Studentin: „Und wer nicht hässlich ist, ist meistens zu verwöhnt von weiblicher Aufmerksamkeit.“

Tststs, gosudarynja (Herrscherin) sind ganz schön anspruchsvoll: Ein Mann soll "werben", d.h. wie ein dressiertes Äffchen seine Kunststückchen machen und jedwede Reaktion der GöttIn in Demut und Verzückung hinnehmen - auch und insbesondere die Abfuhren. Die größte Unverschämtheit aber sind die 4 Substantive am Anfang des Absatzes. In Klartext übersetzt, bedeuten sie: "Wer keine Stimmungskanone ist (Langweiler), fleißig und redlich arbeitet (Workaholic), über die Neurosen der Frau nicht in ekstatische Verzückung gerät (Neurotiker) und durch vernünftiges Wirtschaften mit dem Geld seiner Familie materielle Sicherheit bietet (Geizkragen) - der hat bei GöttInnen wir mir ausgeschissen!"[/u]

<hr>

3)
Tröstlich nur, daß es auch in Rußland Männer zu geben scheint, die einen klaren Kopf bewahren:

„Normal reisen sie aus, um zu parasitisieren. Ein normales Eheleben ist mit solchen Frauen kaum möglich. Die Westler schicken uns Menschenrechtler, wir ihnen unsere Hexen. Die naiven Deutschen kapieren nicht, dass ihnen so eine Frau zehn Jahre ihres Lebens kostet.“

Wenn nicht mehr und Schlimmeres! Selbst in der Zeit, als der eiserne Vorhang noch stand und so erfrischend entlarvende Artikel wie dieser "Focus"-Beitrag nicht geschrieben wurden, da beiden Seiten durch eben jenen eisernen Vorhang der klare Blick in jeder Hinsicht verstellt war, konnte, wer hören wollte, von Schicksalen erfahren, wo die Frau sofort nach Ankunft im Westen in der Menschenmenge am Flughafen oder Bahnhof auf Nimmerwiedersehen verschwand. Oder noch härter: Die Frau blieb so lange bei ihrem westlichen Mann, bis sie ein gesichertes Aufenthaltsrecht hatte und ihre Stellung auch sonst gefestigt war. Dann ließ sie den Westler mit einem ihrer Landsleute sitzen, nicht ohne ihm reinen Wein einzuschenken: "Du Idiot, du hast geglaubt, ich hätte dich aus Liebe geheiratet. Ich wollte in den Westen, sonst gar nichts. Und komm' mir nie wieder zu nahe, sonst schlägt mein neuer Macker dich zusammen."

Nochmals vielen Dank und herzliche Grüße!

Ekki

P.S.: Nach Deinem Vornamen zu urteilen, könntest Du Russe sein. Welche persönlichen Erfahrungen[/u] hast Du in den Geschlechterbeziehungen zwischen Ost und West?


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