Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Wenn du frech, häßlich und faul bist, werde Feministin” - wie wahr, wie wahr.nT

Sven, Thursday, 21.07.2005, 15:13 (vor 7057 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: BRANDHEISSE INFO AUS POLEN! von Ekki am 19. Juli 2005 10:31:

Hallo allerseits!
Der folgende hammerhafte Text erschien in der Online-Ausgabe der polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza”.
Vorab einige Hintergrundinformationen:
Joanna Kluzik-Rostowska, Beauftragte des Warschauer Oberbürgermeisters für Frauen- und Familienangelegenheiten.
Interessant ist in diesem Fall nicht nur Frau Kluzik-Rostowska, sondern mindestens ebensosehr ihr Chef, der Warschauer Oberbürgermeister Lech Kaczynski, über den ich hier index.php?id=53482 unter Verweis auf seine deutsche Internet-Seite ausführlich geschrieben hatte. Er kandidiert im Herbst bei den polnischen Präsidentschaftswahlen und machte kürzlich durch das Verbot einer Schwulen- und Lesbenparade in Warschau von sich reden.
Kaczynski gehört einer bürgerlich-konservativen Partei („Recht und Gerechtigkeit”) an.
Die Kontrahentin von Frau Kluzik-Rostowska, Magdalena Sroda, ist ebenfalls Frauenbeauftrage, allerdings nicht im Warschauer Bürgermeisteramt, sondern in der Regierung, die gegenwärtig noch von den Sozialdemokraten geführt wird, jedoch im Herbst bei der fast gleichzeitig mit der deutschen Bundestagswahl mit ebenso großer Sicherheit abgelöst werden wird wie in Berlin Rot-Grün.
Und nun: Viel Vergnügen beim Lesen!
<hr>
<p align="center[/link]Verteidigung der Plakate „Wenn du frech und häßlich bist ...” </p>
PAP 18-07-2005, letzte Aktualisierung 18-07-2005 18:52
Die Beauftragte des Warschauer Oberbürgermeisters für Frauen- und Familienangelegenenheiten, Joanna Kluzik-Rostkowska, ist der Ansicht, daß ein Plakat mit der Aufschrift „Wenn du frech, häßlich und faul bist, werde Feministin” nicht entstanden wäre, wenn die polnischen Feministinnen sich anders präsentierte hätten. Die Ministerin Magdalena Sroda ist dagegen der Meinung, daß das Plakat von der Frustration derjenigen zeuge, die es gemacht hätten.
Die Plakate der „Bewegung für Moralische Hygiene” („Ruchu Higieny Moralnej”, im Folgenden abgek. RHM) tauchten vor einigen Tagen in Warschau und Krakau auf. Auf ihnen sind provozierend angezogene Frauen zu sehen – mit tiefen Dekolletés, kurzen Röcken und den Schnauzen von Hunden und Katzen anstelle der Gesichter. Eine von ihnen hält eine Gurke in der Hand. Unter der Hauptüberschrift "Wenn du frech, häßlich und faul bist, werde Feministin” steht als Unterüberschrift: „oder geh' zum Psychologen”.
In einem offenen Brief an die Gleichstellungsbeauftragte der Regierung, Magdalena Sroda, schrieb Kluzik-Rostkowska, daß die Feministinnen sich durch diejenigen beleidigt fühlen, die sie zu kritisieren wagen; Sroda erblickte in den Plakaten eine „rechte Verschwörung”.
„Die feministische Bewegung ist Teil der politischen Szene, und wenn Leute, die den Ehrgeiz haben, die Realität zu beeinflussen, wegen Witzen, die man über sie macht, beleidigt sind, dann ist das die Reaktion eines Kindes, nicht eines Politikers. Und das feministische Milieu soll sich nicht wundern, daß sein Einfluß andere Folgen zeitigte, als die beabsichtigten. Diese Leute kannten doch genau das wenig schmeichelhafte Klischee einer Feministin (...), und dennoch haben sie es nicht für nötig befunden, ein Image zu kreieren, das ein bißchen mehr leistet, als bei Männern Kastrationsängste zu erzeugen”, meinte die Beauftragte des Warschauer Oberbürgermeisters.
Sie reagierte damit auf Äußerungen von Vertretern feministischer Kreise, die in der vergangenen Woche ihrer Empörung in einem offenen Brief in der „Gazeta Wyborcza” Luft gemacht hatten. Nach Meinung der in der Tageszeitung zitierten Chefredakteurin der feministischen Zeitschrift „Zadra”, Beata Kozak, bedienen sich die Plakate bis ins Lächerliche übersteigerter ordinärer Stereotype, udn die Mitglieder der RHM zeigten auf diese Weise ihre „Kastrationsängste”.
Nach Meinung von Kluzik-Rostkowska sollte der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen auf Zusammenarbeit basieren, nicht aber auf der „krampfhaften Suche nach einem Feind”. „Ich bin überzeugt, daß der Wandel des Modells der polnischen Familie zu einbem partnerschaftlichen Modell mit gleicherer Verteilung der Pflichten als früher unumkehrbar ist”, fährt die Bevollmächtigte fort. Um anschließend zu unterstreichen, daß ihrer Auffassung nach das Problem der Diskriminierung von Frauen sehr wohl existiere und man nicht stillsitzen und das Erstaunen der Frauen vergrößern kann, die das Waschpulver entdecken”.
„Ich bin jedoch überzeugt, daß der Weg, den die Ministerin Sroda und das feministische Milieu beschritten haben, in die Sackgasse führt und sogar das Verständnis für die Anliegen der Frauen da wieder zerstört, wo es bereits entstanden ist“, meint Kluzik-Rostkowska.
Die Ministerin Magdalena Sroda sagte der Polnischen Presseagentur (PAP), daß sie zwar nichts über die Absichten dieser Plakataktion weiß, daß aber das Bild der Feministin, das in diesen Plakaten zum Ausdruck komme, zeige, mit was für Leuten man es hier zu tun habe – „mit frustrierten Frauenfeinden”.
Ihrer Meinung nach ist der Brief von Kluzik-Roskowska absurd. „Die Beauftragte des Oberbürgermeisters ist selbst Feministin! Jede Frau, die unabhängig ist, eine Funktion im öffentlichen Leben wahrnimmt und um die Rechte der Familie kämpft, die für die Familie am wichtigsten sind, ist eine Feministin”, sagte Sroda der PAP. (Anm.d.Übers.: Hier handelt es sich wohl um einen Druckfehler im polnischen Originaltext. Richtig hätte es wahrscheinlich heißen müssen: „... und um die Rechte der Frauen[/u] kämpft, die für die Familie am wichtisten sind ...”) Des Weiteren unterstrich sie, daß sie keine Feministin kenne, die gegen das andere Geschlecht kämpfe, wie dies in dem Brief der Vertreterin des Warschauer Rathauses behauptet werde.
Zu dem von ihr erhobenen Vorwurf einer „rechten Verschwörung” meinte Sroda, hinter dieser Plakataktion müsse eine Partei stehen, denn sie könne sich nicht vorstellen, daß eine solche Aktion von „arbeitslosen Grafikern” finanziert werde.
Lt. dem Plakatezeichner des RHM, Wojciech Kurkuc gehören zu dieser Bewegung beruflich aktive Journalisten, Grafiker und bildende Künstler, die – wie er der „Gazeta Wyborcza“ sagte - „ab und an eine substantielle Diskussion anstoßen wollen”.
http://wiadomosci.gazeta.pl/wiadomosci/1,53600,2826955.html


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