Die totalitäre Verführung
Als Antwort auf: Versuchungen der Unfreiheit von Sam am 15. Juli 2005 19:36:
"Was bleibt vom ehemals so umjubelten "engagierten Intellektuellen", der auf die Revolution setzte, dem großen Künstler der medialen Selbstinszenierung? Dem Kern seiner Positionen, seiner sozialistischen, antibürgerlichen, antiamerikanischen, antikapitalistischen und antiimperialistischen Attitüde blieb er trotz manch taktisch-strategischer Schwenks bis zum Schluß treu. Seine frappierende Blindheit gegenüber den Diktaturen, gegenüber den kommunistischen Verbrechen, die Millionen Menschen das Leben kosteten, sein verbohrtes Beharren auf den Irrtümern mündete in keine selbstreflexive Revision, wie sie andere Intellektuelle gerade in Frankreich vornahmen. Sartre war keineswegs der einzige, der der totalitären Verführung erlag, aber er war einer ihrer großen Wortführer. Der Zusammenbruch des Kommunismus und der Sieg der Demokratie ging denn auch mit einem Bedeutungsverlust der Intellektuellen einher nachdem das Ausmaß ihrer Verstrickung in die totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts erkennbar geworden ist: Sie sind moralisch entzaubert."
(Ulrike Ackermann, Die totalitäre Verführung, http://www.online-merkur.de/showZitate.php?isbn=aktuelles_heft)
Dieser Beitrag findet sich auch hier:
http://www.ulrike-ackermann.de/sartre.pdf
Darüber hinaus vielversprechend die aktuelle Vorschau auf eine Ausgabe zum Thema "Wirklichkeit!", die sich offenbar unter anderem den poststrukturalistischen Spinnereien widmet:
"Wieso können wir die Welt erkennen? Und können wir das überhaupt? In den letzten Jahrzehnten hat die postmoderne Theoriefraktion in den Universitäten und auch in den Feuilletons das große Wort geführt, das da lautet: Ein Beobachter beobachtet nur das, was er beobachtet. Anders gesagt: Ob es da draußen eine Realität gibt, wissen wir nicht - wir wissen nur, daß das, was wir wissen, Bilder und Zeichen sind.
Klingt verrückt? Ist es auch, aber in der Ablehnung einer denk- und sprachunabhängigen Konzeption von Wirklichkeit waren sich immerhin so unterschiedliche Denker wie Nietzsche und Saussure, Lévi-Strauss und Foucault, Goodman, Luhmann und Derrida einig, und das waren keine flachen Köpfe. Warum ihre Sicht auf die Welt trotzdem falsch ist und der an die äußere und die innere Realität glaubende Common sense recht hat, wird in einer Reihe von philosophischen und erkenntnistheoretischen Beiträgen so erklärt, daß es auch der Laie verstehen kann."
(http://www.online-merkur.de/vorschau.php)
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