Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: versuche präziser zu fragen

Ekki, Wednesday, 24.08.2005, 13:45 (vor 7023 Tagen) @ Texaco

Als Antwort auf: versuche präziser zu fragen von Texaco am 24. August 2005 09:51:

Hallo Texaco!

Ich meine jetzt in Deutschland, und zwar dort, wo man es auch mitkriegt, also auf der Straße, an der Uni, im Büro oder so. Die geringe Resonanz läßt aber eher darauf schließen, daß wenigen spontan etwas dazu einfällt.

Muslimische Frauen in Deutschland - und ich nehme jetzt mal Türkinnen, und nicht deutsche Konvertitinnen - befinden sich ersichtlich in einem inneren Zwiespalt zwischen der Anpassung an ihre Umwelt und dem Druck ihres landsmannschaftlichen Milieus, das eben diese Anpassung mit allen Mitteln zu verhindern sucht.

Im SPIEGEL von letzter Woche war ein Artikel darüber, daß Bücher zu einem lange totgeschwiegenen Thema - der Zwangsverheiratung - neuerdings die Bestsellerlisten stürmen.

Mein Eindruck jedenfalls ist, daß man als deutscher Mann mit der Sozialisation der meisten türkischen Frauen ebensolche Probleme hätte, wie mit den Feministinnen, wenn auch auf andere Art und Weise.

Ein Milieu, wo die Familie sich in alles einmischt und über allem steht, wäre zumindest für mich nichts.

Ich hatte einmal eine türkische Nachhilfeschülerin, die Kopftuch trug und mir klarmachte, eine strenggläubige Muslima dürfe keinen Mann berühren und deshalb auch nicht die Hand geben. Ich respektierte das und bekam ein großes Lob dafür, verbunden mit der Bemerkung, noch nicht einmal alle türkischen Männer würden das respektieren.

Hart angekommen ist's mich trotzdem.

Und ich habe auch erlebt, das ein türkisches Mädchen, die ich sympathisch fand und sie mich auch, in Gegenwart anderer Türken nicht wagen konnte, mich anzusprechen, und schon gar nicht sich mit mir verabreden.

Ich habe ferner einmal ein Gespräch einer türkischen Kellnerin mit deutschen Kunden mitgehört, in dem die Kellnerin sagte:

"Also, hier im Café kann ich ja im Minirock rumlaufen, weil es halt die Dienstkleidung ist, aber zu Hause sollte ich mir das mal erlauben! Und wenn ich mit einem deutschen Freund ankäme, würden meine Eltern mir was husten."

Ich komme halt immer wieder auf einen meiner Lieblingssprüche zurück:

Es kommt nie darauf an, wogegen man ist, sondern ausschließlich darauf, wofür man ist.[/i]

Auf unsere Fragestellung angewandt, heißt das:

Wenn man gegen Feminismus ist, muß das noch lange nicht heißen, das man das türkische oder moslemische Milieu attraktiv findet.

Damit sind natürlich "die" moslemischen Frauen in Deutschland noch lange nicht in allen Einzelheiten beschrieben. Das Milieu ist inzwischen sehr differenziert, und sogar feministische Spinnerinnen kann man unter ihnen finden.

Dennoch ist mein Eindruck, daß der islamische Konservativismus nach wie vor dominiert und seit einigen Jahren massiv und aggressiv auf dem Vormarsch ist - was ich, wie gesagt, für genauso verderbliche halte wie den europäischen Radikalfeminismus.

Gruß

Ekki


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