Familienverbände unterstützen Forderung nach Elterngeld
Familienverbände unterstützen Forderung nach Elterngeld
Aufruf für SPD-Modell / Geplante Lohnersatzleistung für junge Väter und Mütter stößt auf Widerstand bei der Union
Die SPD bekommt Unterstützung von großen Familienverbänden für ihre Idee, ein einkommensabhängiges Elterngeld einzuführen. Die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf) hat jetzt einen entsprechenden Aufruf gestartet. Ihm haben sich Prominente angeschlossen.
Familienministerin Schmidt (ddp)
+ Familienministerin Schmidt (ddp)
Frankfurt a.M. · Das Elterngeld begrenze "die finanzielle Achterbahnfahrt in der Familiengründungsphase", begründete die eaf-Präsidentin, Ute Gerhard, die Initiative. Damit werde es "auch für Väter attraktiv", Erziehungszeit zu nehmen. Sollten sie allerdings keine Elternzeit in Anspruch nehmen, müsste ein Teil des Elterngelds verfallen.
Elterngeld ist eine Lohnersatzleistung, die nach Vorstellung der SPD für ein Jahr nach der Geburt eines Kindes gezahlt werden soll. In Schweden und Finnland hat man damit sehr gute Erfahrungen gemacht, weil es Müttern und Vätern den Lebensstandard sichert. Zugleich begrenzt es das berufliche Ausstiegsrisiko, weil die Berufstätigkeit nur für kurze Zeit unterbrochen wird.
Dem Aufruf angeschlossen hat sich der Verband der allein erziehenden Mütter und Väter. Er hatte sich schon nach Bekanntwerden des Familienberichts, der ebenfalls ein Elterngeld favorisiert, für diese Lösung ausgesprochen. Weitere Unterstützer sind der Vorsitzende der Familienkommission, Hans Bertram von der Berliner Humboldt Universität, der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt, der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, die Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Jutta Allmendinger, und Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder.
"Elterngeld muss ergänzt werden"
Das Elterngeld müsse "zwingend ergänzt werden" mit einem "ausreichenden und guten Angebot frühkindlicher Erziehung" heißt es im Aufruf. Ohne einen Ausbau von Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, die jünger als drei Jahre sind, verfehle "das Elterngeld nicht nur sein Ziel, sondern bürdet den Eltern zusätzlich ein hohes Risiko auf". Außerdem dürften erwerbslose Eltern nicht leer ausgehen, auch für sie müsse gesorgt werden.
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) hatte sich am Montag vor der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände ebenfalls für ein Elterngeld ausgesprochen. Er hege Sympathie für das Modell, weil es der Wirklichkeit gerecht werde, in der vor allem die besser ausgebildeten Frauen auf Kinder verzichteten. Wenn man etwas ändern wolle, müsse man das zur Kenntnis nehmen.
Die Union lehnt ein Elterngeld ab: Es sei nicht zu finanzieren. In ihrem Wahlprogramm plädiert sie für steuerliche Erleichterungen und einen Kinderbonus von monatlich 50 Euro als Beitragsermäßigung in der Rentenversicherung.
Katholiken skeptisch
Der Deutsche Familienverband und der Familienbund der Katholiken sehen das Elterngeld auch sehr kritisch. Es biete "keine echte Wahlfreiheit", sagt Marcus Ostermann, Bundesgeschäftsführer der Familienverbandes. Sein Kollege vom Familienbund der Katholiken, Markus Warnke, ergänzt: Elterngeld unterstütze die Erwerbstätigkeit beider Eltern. Das sei ein "einseitiges Familienbild". Die Verbände verlangen, dass das Erziehungsgeld in seiner heutigen Form erhöht werden müsse. Katharina Sperber