@ Maesi
Servus, Maesi!
Ich habe so meine Zweifel; ich kann niemanden erspähen und ihm zudem Glauben schenken, daß er den während der letzten Jahrzehnte angerichteten Flurschaden zwischen den Geschlechtern wieder aufräumen möchte. So wenig es auch mir taugt, aber so ganz ohne anfängliche staatliche Eingriffe würds nicht gehen: Die bisherige Gesetzgebung und Rechtsprechung im Familienrecht, das unselige Gewaltschutzgesetz, die EU-Gleichstellungsrichtlinie... und, und, und... dieser ganze Zinnober muß erst einmal in den Orkus. Auch ich habe ja das bundesdeutsche Parteienspektrum durchforstet auf der Suche nach einer Partei, die sich unseren Ansinnen auch nur annähernd verpflichtet sähe... sorry, lieber Maesi, bis heut habe ich noch nix gefunden.
Bei der FDP verortet man ja ganz gerne drei Flügel: Die Wirtschaftsliberalen (Wolfgang Gerhardt, Hermann Otto Solms), die Linksliberalen und Feministen (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger; im folgenden der Einfachheit zuliebe kurz Schnarre genannt; das paßt ohnehin gut!) und den relativ kleinen Flügel der Nationalliberalen (mit dem vormaligen, von jener unseligen Schnarre geschaßten Generalbundesanwalt, Alexander Stahl). Die FDP... die fällt mir hauptsächlich dadurch auf, daß ich gar nicht weiß, wofür sie eigentlich steht. Dildo Schwesterwelle trägt noch durch jede Talkshow seine geschmacklosen Krawatten samt Jacketts, sowie seine gschaftlhuberischen, klugscheißerischen Attitüden spazieren; gemessen an der diesbezüglichen Frequenz und seiner Arroganz müßte er ja ein ganz großer Wichtiger sein.
Ja, wofür steht sie (nein... nicht er ihr... ☺☺) eigentlich, die FDP? Da gab es schon viel aus dem Bauchladen der letzten Jahre, seit sie 1998 so wuchtig aus Ämtern und Würden geschmissen wurde und sich in der Folgezeit aufs Wiedergewähltwerden kaprizieren mußte, wollte sie nicht in der Bedeutungslosigkeit versumpfen. Konzepte mußten also raus aus dem Hut, dem alten, und innerhalb ganz weniger Jahre sammelte die FDP unverdrossen eine beachtliche Menge an nervtötendem Schwachsinn an. Als erstes kam die Beklopptenhütte von Big Brother gerade recht. Flugs setzten sich Dildo und Mölle samt Verona dort mit rein, und Mölle landete sogar recht elegant per Fallschirm. Beide ließen sich mit der Pulle Bier am Hals filmen, und das Guido trug einmal ausnahmsweise keine seiner beschissenen Krawatten; wahrscheinlich, damit ihm das Bier besser runterlief. Das war die Ära der Spaßpartei. Als klar wurde, daß das doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei war, kam die Partei der Besserverdienenden. Nun gut, so viele Besserverdienende gibts halt doch keine, wenigstens nicht so nennenswert viele, die alle Diddä Bohlen oder so hießen und die der FDP das Wahlkreuz schenken könnten. Also stampfte man die Sache schnell wieder in die Tonne, besonders, weil die anderen der FDP nun vorwarfen, sie wäre die Partei der sozialen Kälte. Gut. Was aber jetzt. Da kam die vorletzte Landtagswahl in NRW, und Mölle hatte 8 % als Richtschnur veranschlagt. Die FDP kriegte sogar mehr, und Mölle, völlig größenwahnsinnig, seinen Hals nicht mehr voll: Eine 1 mußte her, die vor die 8 gepappt wurde; die Geburtstunde des Projekts 18 %. Dann schaßten sie Mölle, weil der über ein Affärchen gestolpert war, aber nur, um ihn alsbald wieder auszubuddeln, weil sie keinen anderen fanden. Zwischenzeitlich putschte sich Guido auf den Chefsessel der Partei. Jetzt war mindestens einer der arroganten, besserwisserischen, wichtigtuerischen und eitlen Geckenfratzschnösel dort angelangt, wo er sich qua Sendungsbewußtsein und qua Geburtsrecht eigentlich schon immer hingewähnt hatte. Und weil Fortuna dem anderen eben nicht gar holde gesinnet gewesen war, war der sauer. In der Folge legte Mölle seinen finalen Absturz hin, nachdem sich zwei der unsympathischsten Zeitgenossen hierzulande wegen absoluten Nichtigkeiten an die Gurgel gegangen waren. À propos Mölle: De mortibus nihil nisi bene... aber der war auch schon seit jeher einer, der Parteizugehörigkeit samt Meinung wie die Unterwäsche gewechselt hatte.
Die FDP redet von Liberalismus und meint X-Beliebigkeit; sie spricht von Freiheit und meint Schranken- und Prinzipienlosigkeit. Sie fordert Dinge ein, die sie früher selber erfolgreich verhindert oder bekämpft hat. Vor allem betrachtet im Lichte ihrer paar Popel-Prozente, die sie regelmäßig ergattert hatte, war keine andere Partei so lange und so oft an deutschen Bundesregierungen beteiligt; Gelegenheiten hätte sie also zuhauf gehabt. Trotzdem hat sie kaum je etwas wirklich Liberales umgesetzt; ganz im Gegenteil. Willy Brandt hatte es nicht so mit der Rechnerei, und die FDP hat seelenruhig zugeschaut, wie besagter Willy den einzigen fähigen Wirtschaftsfachmann in jener sozialliberalen Truppe, Karl Schiller (SPD), aus der Regierung rausgeekelt hatte und man mit der Schuldenauftürmerei so richtig loslegen konnte. Als nächstes folgte die berüchtigte Familienrechtsreform. Auch da hat die FDP mit ihren Ministern kräftig mitgemischt. Ich glaube kaum, daß der bestimmt nicht ohnmächtige, linke FDP-Flügel samt Schnarre großartiges Interesse zeitigen möchte, das dereinst selbst fabrizierte Desaster jetzt wieder zu beseitigen. Das, was jetzt uns Guido laut krakeelend vermaledeit, wie die Schuldenmacherei, hat seine Fraktion 1969 begonnen und bis 1998 unter Kohl munter abgenickt. Und Guido war damals ja schon längst Fraktionsmitglied. Dann ist er ja noch einer, der für Studiengebühren und kürzere -zeiten kämpft. Er selber brachte es indes auf Beachtliches: 18 Semester Jura, aber für eine ordentliche Promotion war die Zeit dann halt leider doch zu knapp.
Nein, die FDP hats so gemacht, wie mittlerweile auch die Grünen: Sie waren zum Dackelschwanz verkommen, den der Dackel zum Wackeln braucht; außerdem aalt sichs halt so richtig schön und bequem in den Sesseln der Macht, nachdem man erst mal so ein ganz Wichtiger geworden ist... Ist ja auch ein wohlfeiles, praktisches Argument, daß man aufgrund und infolge des bösen Salates der bösen Wahlarithmetik keine eigenen Programmpunkte umsetzen kann.
Es nimmt mich auch nicht wunder, daß sich H. D. Genscher in Deutschland so großer Popularität erfreut. Genscher zählte gewiß nicht zu den Bösewichten, die jemandem etwas zuleide tun wollten; ähnlich wie Kohl verkörperte er den gut genährten, satten Nachkriegsdeutschen, den Papierkragenhelden, der nichts sonderlich Weltbewegendes in der Birne (lol...) hatte. Er war gleichwohl ein Meister der leeren Worthülsen; wenn man ihn interviewte, dann redete er mit seiner typischen, fettigen, belegten Stimme sehr, sehr viel, sagte dabei aber nix, gab kaum je Informationen preis.
Ihr Schweizer habts besser. Wie gerne würde auch ich permanent gefragt werden und immer wieder zu allem und jedem mein Ja und Amen geben können, anstatt nur alle vier Jahre so ein lumpiges Kreuzerl bei irgendeiner depperten Partei, die mich ja doch nur verarscht. Denke ich allerdings an den Umstand, daß sich bei Euch regelmäßig, so π mal Daumen, lediglich 35% der wahlberechtigten Bevölkerung an den Volksabstimmungen und entscheiden überhaupt beteiligen, dann sträuben sich mir die Haare, lieber Maesi... Ein Jammer! Daran kann man aber auch gut ablesen, wie sehr die Dummheit international verteilt ist.
Was also wird der alte carlos am 18. September wählen? Ich weiß nur, was ich unter Garantie nicht wählen werde: Rot-Rot-Grün. Aber ansonsten...
Machs gut, alter Eidgenosse!
carlos ☺