was für ein Käse
Als Antwort auf: Weil sie kein Mädchen ist von Lucius I. Brutus am 25. September 2005 15:43:
"Doch je mehr sich die 35-Jährige, Mutter eines anderthalbjährigen Sohnes, mit den Inhalten Merkelscher Politik befasste, desto zurückhaltender wurde sie. "Ich habe nachgeschaut, was sie als Frauenministerin gemacht hat. Da hat sie nicht geglänzt." Und das Wahlprogramm, etwa Unterstützung für Mütter? Da war nichts. Bildung? Ebenso wenig. "Das fügte sich alles zu einem Bild, das mir nicht gefallen hat." Olbertz wählte schlussendlich die Grünen."
Es wird den "Spiegel" nicht interessieren, aber vielen Männern ging's mit Roten und Grünen ähnlich: wir haben nachgeschaut, was sie für Männer gemacht haben, und da haben sie nicht geglänzt. Und das Wahlprogramm, etwa Unterstützung für Väter? Da war nichts. Das fügte sich alles zu einem Bild, das vielen von uns nicht gefallen hat. So haben viele von uns gar nicht gewählt. Oder die FDP.
"Angela Merkel hat keine Mehrheit errungen - auch oder gerade deshalb, weil es ihr bei dieser historischen Entscheidung zwischen Mann und Frau nicht gelungen ist, ihre Geschlechtsgenossinnen hinter sich zu bringen. Gerade einmal 35 Prozent aller Wählerinnen wollten die kühle Physikerin, das waren fast drei Prozentpunkte weniger als der CSU-Kraftprotz Stoiber vor drei Jahren von den Frauen bekam. Selbst CDU-Jumbo Helmut Kohl hatte zwischen 1983 und 1998 mindestens ebenso viele Anhängerinnen wie Merkel."
Esther Vilar hat schon 1971 festgestellt: Frauen haben die Macht. Sie könnten, wenn sie wollten, mit ihrer Stimmenmehrheit jede Frau in ein hohes politisches Amt wählen. Sie tun's aber nicht. Also haben sie schlichtweg keinen Grund zu jammern. Den haben sie sowieso nicht. Alle Kanzler waren bis jetzt Männer, haben aber bislang noch nie explizit Politik für Männer gemacht. Unter dem "Macho" Schröder haben Frauen das Gewaltschutzgesetz und beinahe das Verbot selbstbestimmter Vaterschaftstests durchgesetzt. Das zeigt, wer die wahre Macht im Lande hat: nicht Kanzler oder Kanzlerin, sondern die Frauen.
"Hat Angela Merkel nicht nur die Wahl vergeigt, sondern langfristig die Chance auf mehr Weiblichkeit in der Politik, auf mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft verspielt?"
Das will ich doch hoffen. Wir ahnen dumpf, was "mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft" bedeuten wird und erschaudern. Wenn schon die bisherigen männlichen Kanzler lupenreine Frauenpolitik gemacht haben, was mag uns dann erst blühen, wenn nicht nur die, die die Fäden ziehen, Frauen sind, sondern auch die Marionette am anderen Ende der Fäden?
"Ein Konzept gegen die dramatisch niedrige Geburtenrate, gerade unter Akademikerinnen, war das Programm jedenfalls nicht. Vielmehr hält die Union ihr Ideal der Hausfrauenehe weiter hoch, das sie in den Köpfen vieler ihrer älteren Wähler vermutet. Mit dem Steuerexperten Paul Kirchhof hatte die CDU in letzter Minute einen prominenten Vertreter dieser Richtung aktiviert. Frauen sollen "in ihrer Familie Karriere" machen, meint der Professor, das verheiße allerdings "nicht Macht, sondern Freundschaft"."
Klar, diese Schwarzen sind alle von gestern und pflegen ein Frauenbild aus den 50ern. Nur: soviel moderner sind Rote und Grüne auch nicht. Deren Männerbild stammt noch von '68: Männer sind Schweine. Vergewaltiger, Schläger, Machos, Frauenunterdrücker. Dieses Bild spukt immer noch in den Köpfen der Leute herum, die das Sagen haben, und das merkt man allenthalben. Fortschrittlich ist das nicht.
"So konnte die Kandidatin außer Wut kaum Emotionen wecken, mit ihrem kühlen Wahlkampf inklusive der Ankündigung sozialer Grausamkeiten. Dabei hätten vergangene Wahlen gezeigt, sagt die Politikwissenschaftlerin Sauer, dass gerade Frauen "Angst vor dem Umbau des Sozialstaats und dem sozialen Absturz" hätten."
Klar, diese Angst ist berechtigt. Profitieren sie doch wie keine zweite Gruppe von den Wohltaten dieses Sozialstaats.
"Selbst die politische Konkurrenz honoriert Merkels Antritt. Dadurch sei die "Tür für Frauen wieder etwas offener geworden", sagt Elke Ferner, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, "es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die erste Kanzlerin haben - eine mit einem fortschrittlicheren Gesellschaftsbild"."
So fortschrittlich wie das der SPD oder der Grünen? Klar, die wollen eine Kanzlerin haben, die "endlich mal was für uns Frauen tut".
Äääh, gibt's in Griechenland nicht noch ein paar schöne Inseln?
"Alice Schwarzer, ungeduldig wie immer, möchte nicht so lange warten. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Angela Merkel den Poker ums Kanzleramt doch noch gewinnt. Denn eine Niederlage, da ist sie sich sicher, würde "als Niederlage aller Frauen interpretiert"."
Und zwar von ihr höchstpersönlich. Damit sie und alle anderen noch mehr klagen, jammern, fordern können. Die werden nie den Hals voll kriegen, selbst dann nicht, wenn alle Macht den Frauen gehört.
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- Weil sie kein Mädchen ist -
Lucius I. Brutus,
25.09.2005, 18:43
- was für ein Käse -
Frank,
26.09.2005, 13:02
- Re: was für ein Käse - Nikos, 26.09.2005, 13:42
- Bitte mal, um Angaben zur Machbarkeitsstudie - Antwortenschreiber, 26.09.2005, 16:56
- was für ein Käse -
Frank,
26.09.2005, 13:02