Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Ein überfälliger Artikel mit Seltenheitswert! (n/t)

Hingucker, Monday, 17.10.2005, 10:32 (vor 6969 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Ein überfälliger Artikel mit Seltenheitswert! (n/t) von Jörg am 13. Oktober 2005 22:03:09:

...den man auch im DETAIL lesen sollte und nicht nur in der Titelschlagzeile und im Schlussfazit! Wobei man sich bei beidem fragt, wie die Autorin drauf gekommen ist nach der vorangegangenen großteils differenzierten, abwägenden und relativierenden Einordnung und Nennung der statistischen Zahlen und deren Deutbarkeit. Nicht ganz nachvollziehbar.

Richtiger wäre wohl in etwa:
Die Abstände nehmen schleichend ab und in sehr speziellen Bereichen sind sie nicht mehr oder kaum vorhanden (bzw. in noch viel spezielleren Einzelfällen sogar geringfügig umgekehrt). Und es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend nicht abbremst, sondern fortschreitet, womöglich beschleunigt, im Marsch auf eine Angleichung und auch zu einer strukturellen und nicht nur monetären Berufswahl/weg-Folgensituation, die sich ähnelt; es aber wiederum natürlich nicht zu einer Umkehrung (unwahrscheinlich *lächel*) der Ungleichverhältnisse kommt. Dies alles verbunden mit einem sich tatsächlich wandelnden gesellschaftlichen Bewusstsein für lebensplanerische Gründe und Hinter-Gründe struktureller Unterschiede sowie mit einigen schlagkräftigen Konzepten und menschlichen Regungen, die diese Unterschiede auf- und abfangen, womöglich verändern, auf dass das Gefühl von vorhandener oder drohender Ungleichheit und auch Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern nicht mehr nötig ist, in die eine wie andere Richtung.

Statistiken muss man richtig lesen können.
Argumentationen oder Relationen auch.

Dieser Spiegel-Online Artikel ist größtenteils im Flusstext etc. sachlich, detailliert-abwägend, setzt aber in Überschrift, Zwischentiteln, Fazit etc. auf Polarisierung ("Frauen immer noch gesamtgesehen schlechter bezahlt, alles ist aber relativ zu sehen und hängt von Einigem ab, die Abstände schrumpfen langsam" wäre eben kein Eyecatcher für irgendwen! Das versteh ich sogar!) und auf eine Moral-von-der-Geschicht, die beim Lesen nicht nachvollziehbar ist. Und die Leser fallen drauf rein.

Dann ist wieder jede Frau, die selbstbewusst ihre Gehaltsvorstellungen äußert, im Hintertreffen, und jede, die statistische Ungleichheit als EXISTENT nennt, wieder eine noch nicht aufgewachte Femi-Schlampen-Emanze, persönlich frustriert vom Leben und voller Hass auf die Männer, realitätsblind und von vorgestern und nicht gut genug in ihrem Job... hach ja. Und das Gegeneinander-Hetzen geht weiter.

Jedem das Leseverständnis, das er durchhält.

Und der Redaktion eine Kritik an die Artikelverfasserin, es muss doch ein "Versöhnliches" geben zwischen inhaltlich korrektem, sachlichem, interessantem, spannendem Journalismus und Lesbarkeit/Lese-Anreiz? Nicht immer dem Zwang erliegen, eine sehr reduzierte These zu einem "Wir haben was ganz Neues zu verkünden!"-Artikel zu schustern auf Kosten der Nachvollziehbarkeit und Richtigkeit.

Wer hinguckt (und nicht nur Schlagzeilen nachplappert), hat mehr vom Leben.

Gruß, ein Auch-mal-Feminist;)


gesamter Thread:

 

powered by my little forum