Opfer häuslicher Gewalt sollen noch besser betreut werden
... aber nur, wenn's Frauen sind:
Auf verprügelte Frauen zugehen: Opfer häuslicher Gewalt sollen noch besser betreut werden
Berlin (ddp-bln). Die Opfer von häuslicher Gewalt sollen in Berlin künftig noch besser betreut werden. Nach Polizeieinsätzen in Wohnungen gehen die Mitarbeiterinnen von Hilfsprojekten jetzt direkt auf die Betroffenen zu, um ihnen Unterstützung anzubieten. Durch den neuen Ansatz, der das bisherige Konzept ergänzt, sollen noch mehr Frauen als bisher erreicht werden. Seit zwei Jahren besteht in Berlin die rechtliche Möglichkeit, prügelnde Ehemänner für bis zu zwei Wochen der Wohnung zu verweisen. Die Zahl der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt hat sich von 7552 im Jahr 2002 auf 12 814 im vergangenen Jahr erhöht.
Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass viele Frauen infolge jahrelanger Gewaltexzesse physisch und psychisch nicht in der Lage seien, aus eigener Kraft Hilfe zu suchen, sagte Frauen-Staatssekretärin Susanne Ahlers bei der Vorstellung des Konzepts. Mit der neuen Form der so genannten aufsuchenden Arbeit solle ihnen - die eigene Zustimmung vorausgesetzt - der Zugang zu Beratung erleichtert werden. Berlin greife damit erfolgreiche Modelle in Österreich und anderen Bundesländern auf.
Nach Darstellung von Polizeipräsident Dieter Glietsch schließt das Projekt eine «wichtige Lücke im Instrumentarium gegen häusliche Gewalt». 2003 seien in Berlin 1036, im vergangenen Jahr schon 1175 Täter der ehelichen Wohnung verwiesen worden. Allerdings hätten die oft apathischen, resignierten Frauen die Zeit meist nicht genutzt, um über Alternativen nachzudenken. Glietsch hofft, dass ihnen die direkte Ansprache durch Expertinnen - per Telefon oder Besuch vor Ort - hilft, sich aus der Gewaltbeziehung zu lösen.
326 Plätze in Berliner Frauenhäusern
Das seit Anfang Oktober bestehende zusätzliche Angebot werde von den Frauen gut angenommen, sagte Irma Leisle von der Hotline gegen häusliche Gewalt. Die Expertinnen vermitteln die Betroffenen an eine der fünf Frauenberatungsstellen oder helfen bei der Suche nach einem sicheren Quartier. Gegenwärtig stehen in Berlin 326 Plätze in Frauenhäusern und 272 in Zufluchtswohnungen zur Verfügung.
Die Asyle auf Zeit sind jedoch teilweise völlig ausgebucht, nachdem einige Plätze dem Rotstift zum Opfer fielen, wie die Staatssekretärin einräumte. Sollte in Berlin keine Unterbringungsmöglichkeit zu finden sein, würden auch Objekte in Brandenburg genutzt. Insgesamt fördert die Verwaltung Anti-Gewalt-Projekte jährlich mit knapp sechs Millionen Euro.
Die bereits seit 1999 geschaltete Hotline wurde bisher insgesamt 30 000 Mal von Frauen in Anspruch genommen. Unter der Telefonnummer 611 03 00 erhalten sie professionellen Rat. Außerdem suchten die Mitarbeiterinnen in 750 Fällen Opfer zu Hause auf. Das neue Projekt wird zunächst für ein Jahr von der Frauenverwaltung mit 50 000 Euro gefördert und soll wissenschaftlich begleitet werden. Mit ersten konkreten Ergebnissen rechnet Ahlers für das Frühjahr 2006.
http://www3.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=65&id=71496
Alle Hervorhebungen von mir.
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Frank,
25.10.2005, 11:36
- Re: Opfer häuslicher Gewalt sollen noch besser betreut werden - Lucius I. Brutus, 25.10.2005, 15:41