Alles Gender
Mirko, Thursday, 17.11.2005, 18:12 (vor 6937 Tagen)
Wenn die GenderforscherInnen sagen,
dass sie jeden gesellschaftlichen
Bereich zuerst aus geschlechtsspeziefischer
Sicht untersuchen wollen, um dann
"Lösungsvorschläge" für eine "Gleichstellung"
von Mann und Frau zu erarbeiten,
Re: Alles Gender
Mikael, Thursday, 17.11.2005, 20:54 (vor 6937 Tagen) @ Mirko
Als Antwort auf: Alles Gender von Mirko am 17. November 2005 16:12:
Es gibt ja auch eine Gender-Mainstreaming-Richtlinie.
Im Fernsehen (Ard oder Zdf) gab's mal die Reportage "Gelesen, gelacht, gelocht" (o.ä.). Da wurde von einem ein paar Hundert-Seelen Dorf berichtet, dass für Zigtausend Euro so eine Studie erstellt hat.
Deutschland pleite ? Neee, wir doch nicht !
Gruß !
Re: Alles Gender
Maesi, Tuesday, 22.11.2005, 19:54 (vor 6932 Tagen) @ Mirko
Als Antwort auf: Alles Gender von Mirko am 17. November 2005 16:12:
Hallo Mirko
Wenn die GenderforscherInnen sagen,
dass sie jeden gesellschaftlichen
Bereich zuerst aus geschlechtsspeziefischer
Sicht untersuchen wollen, um dann
"Lösungsvorschläge" für eine "Gleichstellung"
von Mann und Frau zu erarbeiten,
Zustimmung. Zwei Dinge sind IMHO im Rahmen des Gender Mainstreamings wesentlich:
1. Jeder Umstand der Gesellschaft (selbst so etwas triviales wie ein Christkindlmarkt) soll auf den Geschlechteraspekt hin untersucht und daraufhin bestimmte Massnahmen getroffen werden. Keiner kann sich diesen Untersuchungen und den darauf abstuetzenden obrigkeitlichen Manipulationen entziehen; der Mensch wird damit in der Gesamtheit seiner Handlungsmoeglichkeiten, also total, dem Gender Mainstreaming (GM) unterworfen. In diesem Sinn ist das Konzept massiv humanismusfeindlich, weil es die freie Entfaltungsmoeglichkeiten des Individuums weitgehend liquidiert. Dabei wird stillschweigend vorausgesetzt, dass Angehoerige einer bestimmten Gruppe (naemlich die Gender Experten) in der Lage sind, in jeder Situation beurteilen zu koennen, was 'geschlechtergerecht' ist. Anders ausgedrueckt: sie waehnen sich im Besitz der absoluten Wahrheit darueber, was 'Geschlechtergerechtigkeit' ueberhaupt ausmacht. Noch schlimmer! GM-Experten glauben darueber hinaus, die gesamte Wirkung ihrer Handlungsentscheidungen auf die Gesellschaft ziemlich genau vorhersagen zu koennen; waere es anders, koennten sie gar keine detaillierten Massnahmen in derart vielen konkreten Situationen vorschlagen, und die beschlossenen Massnahmen muessten ja auch noch in einem logischen Zusammenhang zueinander stehen, damit da sie sich nicht womoeglich gegenseitig in unerwuenschter Weise beehindern. Das ist hanebuechener Unsinn! Es existiert keine einzige soziologische Theorie, die irgendeine der zahlreichen komplexen menschlichen Gesellschaften bzw. die darin wirkenden Interaktionen hinreichend genau beschreiben koennte - und ich bezweifle, dass es jemals eine geben wird. Damit faellt aber auch die ganze Theorie des GM in sich zusammen, mittels umfassender, gezielter Massnahmen auf allen Ebenen des obrigkeitlichen Handelns eine 'geschlechtergerechtere' Gesellschaft erzwingen zu koennen.
2. GM ist in erster Linie ein Instrument der Buerokratie und damit der direkten Kontrolle des Waehlers entzogen. Irgendjemand hat hier vor einigen Wochen geschrieben, dass eines der wichtigsten Merkmale einer Demokratie nicht so sehr das Recht auf Wahlen an sich ist sondern das Recht, jemanden abwaehlen zu koennen; in der Sowjetunion z.B. konnten die Buerger zwar waehlen, sie konnten die kommunistische Partei bzw. deren Exponenten aber de facto nicht von ihren Aemtern abwaehlen. Damit hat der Betreffende etwas sehr Wahres geschrieben, das fuer GM-Experten noch mehr als fuer die politischen Amtsinhaber in den frueheren kommunistischen Staaten gilt; waehrend letztere sich wenigstens formal einer (allerdings bereits im voraus entschiedenen) Wahl stellen mussten, kann man letztere gar nicht erst waehlen. GM-Experten koennen in ihrer Funktion als Administratoren bzw. fallweise hinzugezogenen externen Beratern vom Souveraen demzufolge auch nicht ABgewaehlt werden. Desweiteren fand nie eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung ueber GM statt; ja die meisten Menschen kennen noch nicht einmal diesen Begriff, geschweige denn wissen sie, was dahintersteckt. Dem GM-Konzept fehlt - abgesehen vom systemimmanenten Totalitarismus - auch jegliche demokratie-ethische Legitimitaet, und das obwohl es tief in die Lebenswirklichkeit jedes einzelnen eingreifen wird.
Totalitaere Praktiken ausgeheckt durch Instanzen, die sich im Besitze gottaehnlicher Weisheit waehnen und obendrein noch ausserhalb der Macht des Souveraens stehen. Ein Alptraum fuer jeden Demokraten! Das Beispiel Christkindlmarkt wirkt auf den ersten Blick eher laecherlich; wenn man sich aber vor Augen fuehrt, dass das in Zukunft nur ein winzigkleines Mosaiksteinchen im gesamten GM-Apparat darstellen wird, dann kommt einem das Gruseln.
Gruss
Maesi
Re: Alles Gender
Andreas (d.a.), Tuesday, 22.11.2005, 22:41 (vor 6932 Tagen) @ Maesi
Als Antwort auf: Re: Alles Gender von Maesi am 22. November 2005 17:54:57:
"Das Beispiel Christkindlmarkt wirkt auf den ersten Blick eher laecherlich; wenn man sich aber vor Augen fuehrt, dass das in Zukunft nur ein winzigkleines Mosaiksteinchen im gesamten GM-Apparat darstellen wird, dann kommt einem das Gruseln."
Nicht lächerlicher als das bereits früher hier gepostete Projekt über "Gender-Aspekte des Grillens" ...
Re: Alles Gender
Conny, Wednesday, 23.11.2005, 03:50 (vor 6932 Tagen) @ Andreas (d.a.)
Als Antwort auf: Re: Alles Gender von Andreas (d.a.) am 22. November 2005 20:41:
"Das Beispiel Christkindlmarkt wirkt auf den ersten Blick eher laecherlich; wenn man sich aber vor Augen fuehrt, dass das in Zukunft nur ein winzigkleines Mosaiksteinchen im gesamten GM-Apparat darstellen wird, dann kommt einem das Gruseln."
Nicht lächerlicher als das bereits früher hier gepostete Projekt über "Gender-Aspekte des Grillens" ...
Ein Kommentar von einem, der meint, daß es für Soziologiestudenten sicher wichtigeres gibt als sich so ausführlich über das Grillen in Abhängigkeit des Geschlechtes auszutoben und daraus wohl einen Einheitsbrei aus Kohle, Fleisch und Vegetarischem macht, damit das ja ein genderneutrales Grillen wird, das dann weder Mann noch Frau so richtig spaß macht.
Dieses Gender Mainstreaming scheint mir sowas wie eine Beschäftigungsmaßnahme zu sein für eine Gesellschaft, die sich Arbeit sucht und in Dingen findet, die niemand haben will.
Wenn ich das Grillen gleichberechtig machen sollte, würde ich sagen, heute grillen wir so, wie die anwesenden Frauen das wollen und das nächste mal sind wir männer dran. Aus dem Grillen soll doch nicht noch eine Standard-EU-Verordnung herauskommen, wie man geschlechtsunabhänig grillt. Sonst ist das Grillen nichts weiter wie die Standard-EU-Kloschüssel (dafür gibts doch schon eine Norm).
Wie gut, daß wir alle ja schon UMTS haben und uns zu jeder Situation die entsprechenden Richtlinien aufs Handy holen können, um nicht dem anderen Geschlecht auf die Füße zu treten.
Gute Nacht Europa, träume weiter und verharre in Lähmung
Conny