Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Recht gegen Recht

Bernhard, Thursday, 24.11.2005, 23:22 (vor 6930 Tagen)

Hallo

Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.

Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.

Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.

Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?

Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.

Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.

Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.

Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.

Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.

Rainer


Re: Recht gegen Recht

Conny, Friday, 25.11.2005, 02:18 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Hallo
Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.
Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?
Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.
Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.
Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.
Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.
Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.
Rainer

Hallo Rainer,

als Frau würde das sicher noch durchgehen, aber als Mann weißt du doch, daß du mit deinen Entlassungspapieren auch eine Unterschrift geleistet hast, daß du den Bund nicht für im nachhinein festgestellte gesundheiteliche schäden (dazu zählt auch deine Psyche) haftbar machen kannst.

Freundliche Grüße
Conny

PS: Die Bundeswehrzeit war auch eine Zeit, die mein Leben aus der Bahn warf. Stört mich heute aber nicht mehr so. Der Staat soll blos kräftig zahlen dafür und für den Staatsfeminismus außerdem.

Re: Recht gegen Recht

Quixote, Friday, 25.11.2005, 02:28 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Hallo
Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.
Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?
Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.
Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.
Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.
Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.
Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.
Rainer

Moin

danke für diesen blickwinkel....

Das ist weise !

Auch ich bin ein potentieller Killer. Weil nicht ich sondern der Staat das so wollte...

Als ich Gerichtsverfahren anstrengte , um eine Ex dazu zu zwingen, mich meine Tochter sehen zu lassen wurde mir von der radiaklfeministischen anwältin sperling Whv. vorgeworfen, ich sei agressiv...

Bevor der Staat mich Zwang, ein bajonett vor ein G3 zu pflanzen, war ich der liebste Jüngling mit lockigem haar ....

Dann wurde mich gelehrt, Menschen kaltzumachen, welche mir nix getan haben, aber die potenziell, während ich draussen im "Feld" sei, mir meine iebste schänden könnten oder meine Kinder töten..

heute ist die liebste nicht mehr die liebste und die kinder sind schon lang nicht mehr mein..

Und wenn sie mir eine G3 in die hand geben würden, dann wüsst` ich nicht, wer es als erster wert wäre , über den Jordan befördert zu werden ...

;_)

Quix

papa.com Forum

Re: Recht gegen Recht

Simon (der erste), Friday, 25.11.2005, 02:34 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.

Lieber Rainer,

vielleicht ist es in dieser Hinsicht - und nur in dieser Hinsicht - richtig, daß Frauen nicht zur Bundeswehr eingezogen werden. Stell Dir vor, unseren weiblichen Chauvinistinnen von heute würde noch die Tötungshemmung aberzogen!

Im übrigen bin ich für die Abschaffung aller Zwangsdienste.

Simon

Re: Recht gegen Recht

Jim, Friday, 25.11.2005, 02:39 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

schlimm! Das solltest du aber nicht uns schreiben hier, sondern den verantwortlichen Polit-Heinis die dummdämlich die Wehrpflicht immer noch befürworten. Am besten öffentlich als Leserbrief in einer Zeitung o.ä.

Hallo
Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.
Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?
Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.
Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.
Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.
Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.
Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.
Rainer

Re: Recht gegen Recht

Antwortenschreiber, Friday, 25.11.2005, 12:23 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Mein Beitrag mag etwas wirr klingen.

Das geht schon in Ordnung.

Re: Recht gegen Recht

noname, Friday, 25.11.2005, 13:33 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Hallo
Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.
Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?
Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.
Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.
Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.
Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.
Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.
Rainer

Tach Rainer!

Wie es formal mit der Verantwortung in diesem Fall steht kann ich leider nicht sagen. Selbst wenn die Bundeswehr dir das nötige Wissen verschafft hat, um möglichst effektiv töten zu können, stellen die daraus erfolgten psychischen Leiden (der Abbau der Tötungshemmung) keinen Rchtfertigungsgrund für etwaige Taten dar.

Was mich eher wundert ist, dass erst jüngst wieder die Debatte um Gewalt in Computerspielen und Filmen entflammt ist und einige Politiker mal wieder irgendwelche Spiele am liebsten verbieten wollen. Wenn man sich dann vor Augen hält, dass sich die Zielgruppe der Rekruten und die der Konsolen und Spielehersteller nahezu decken, kann einem schon übel werden. Daraus ergibt sich die paradoxe Situation, dass Grundwehrdienstleistende alt genug zum (theoretisch) realen Töten sind, aber zu jung um Pixelgegner zu abzumurksen.

*verrückt*

mfg
noname

Re: Recht gegen Recht

Andi, Friday, 25.11.2005, 13:45 (vor 6930 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Conny am 25. November 2005 00:18:

Hallo Conny

aber als Mann weißt du doch, daß du mit deinen Entlassungspapieren auch eine Unterschrift geleistet hast, daß du den Bund nicht für im nachhinein festgestellte gesundheiteliche schäden (dazu zählt auch deine Psyche) haftbar machen kannst.

Äh - und wenn du da nicht unterschreibst, wirst du nicht entlassen?

Die Unterschrift dürfte rechtlich wertlos sein, weil erzwungen.

Ist aber schon extrem frech, eine solche Unterschrift von Zwangsverpflichteten zur Beendigung des Zwangsdienstes zu verlangen. Unglaublich.

Viele Grüße,
Andi

Re: Recht gegen Recht

Moni, Friday, 25.11.2005, 13:47 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Hallo Rainer,

Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht....

...sehe ich genauso. Wer im Suff einen Menschen tot fährt, der kann nichts dafür. Schließlich hat sich der Staat erstens an der Alkoholsteuer bereichert und damit sein Trinken unterstützt, zweitens stellte er dem Unglücklichen einen Führerschein aus und bereicherte sich drittens an der Mehrwertsteuer für den Wagen, außerdem an der Mineralölsteuer, der Ökosteuer und der Mwst. für den Sprit, den der Unglückliche bei seiner ganz und gar unfreiwilligen Fahrt verbrannt hat. Um das Kraut gar fett zu machen, baute der Staat dem Unglücksfahrer auch noch eine Strasse.
Der Staat: Völlig verantwortungslos.

Freundlicher Gruss

Moni

Was denn nu, Rainer oder Bernhard? nt

noname, Friday, 25.11.2005, 14:01 (vor 6930 Tagen) @ noname

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von noname am 25. November 2005 11:33:

.

Re: Recht gegen Recht

Conny, Friday, 25.11.2005, 15:31 (vor 6930 Tagen) @ Andi

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Andi am 25. November 2005 11:45:

Hallo Conny

aber als Mann weißt du doch, daß du mit deinen Entlassungspapieren auch eine Unterschrift geleistet hast, daß du den Bund nicht für im nachhinein festgestellte gesundheiteliche schäden (dazu zählt auch deine Psyche) haftbar machen kannst.

Äh - und wenn du da nicht unterschreibst, wirst du nicht entlassen?

Das kann ich dir auch nicht mehr sagen. Das ist doch schon ca. 15 Jahre her. Ich war genau zur Wende dort und durfte noch 15 Monate dienen. Die letzten 2 1/2 Monate war ich aber Krank geschrieben und war Zuhause. Wurde dann noch als mobiler Reservist entlassen, durfte diesen Seesack voller Zeug mit nach Hause nehmen um es dann 6 Wochen später wieder abzugeben. Ich war eigentlich schon ausgemustert.

Die Unterschrift dürfte rechtlich wertlos sein, weil erzwungen.

Erzwungen war sie ja nicht. Ich habe damals aber nicht danach gefragt, was ist, wenn ich das nicht unterschreibe.

Ist aber schon extrem frech, eine solche Unterschrift von Zwangsverpflichteten zur Beendigung des Zwangsdienstes zu verlangen. Unglaublich.
Viele Grüße,
Andi

Freundliche Grüße
Conny

Re: Recht gegen Recht

Magnus, Friday, 25.11.2005, 15:49 (vor 6930 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Hallo
Bei folgendem handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt. Die Handlung ist keinesfalls beabsichtigt. Mir gehr es nur um die Verantwortung.
Karl E. wurde unter Zwang zur Bundeswehr eingezogen und musste dort den Umgang mit Sprengstoff erlernen. Als Jahre später seine Ehe in die Brüche geht, plaziert er einen Sprengsatz und jagt seine Ex in die Luft.
Der Staat hat eine Vorleistung für die Tat erbracht. Wenn ich einem Einbrecher die nötigen Werkzeuge zur verfügung stelle mache ich mich strafbar.
Wie steht eigentlich der Staat in seiner Verantwortung gegenüber der Zwangssoldaten?

Naja, strafbar macht sich der Staat natürlich nicht, auch nicht juristisch, schließlich lernt man bei der Bundeswehr nicht nur den Umgang mit Waffen und Sprengstoff, sondern auch wie und wann diese Waffen ausschließlich verwendet werden dürfen.

Allerdings ist das juristisch betrachtet und nicht moralisch. Wenn der Staat nun irgendwelche "Computerspiele" für ein Massaker an der Schule verantwortlich machen will, so muss er sich selbst erstmal darüber im klaren sein, dass er von jedem 18-jährigen Deutschen Mann den Dienst an der Waffe abverlangt. Robert Steinhäuser in Erfurt war 19 Jahre alt. Diese peinlichen Diskussionen im damaligen Fernsehen über das Geschehnis und "Computerspiele" und deren "Mitschuld" waren völlig am Thema vorbei. Die Ursachen für solche Taten liegen ganz woanders und die Verantwortung für das Geschehene in Erfurt tragen ebenso die Pädagogen, die Schulleiterin usw., die einem Menschen völlig die Zukunftsperspektive mit unangemessenen Mitteln geraubt haben.

Bei meiner Zwangsrekrutierung hat mich kein Mensch darüber aufgeklärt welche Folgen meine Gewaltausbildung für mich und meine Mitmenschen haben kann.
[quote]Ich lernte wie man einen Menschen mit dem Spaten erschlägt, wie man einen Gegner mit Schusswaffen möglichst schwer verletzt, aber nicht tötet. Ich lernte Wie man Menschen ohne Hilfsmittel foltert. Das war das Schlimmste weil die Ausbilder das als völlig normal ansahen.
[/quote]

Also Folterung haben wir nicht gelernt - das wäre ja pervers - aber ich kann eines sagen: der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist erheblich. Eine Zielscheibe ist immer noch etwas anderes als ein Mensch, wobei, das muss ich zugeben, mir sehr sehr mulmig wurde, als ich mir mal genau darüber Gedanken machte und den "Soldaten hinter dem Holzstoß auf der Zielscheibe" unter dem Gesichtspunkt des Mordens betrachtete.

Ich habe übrigens bei mir persönlich festgestellt, dass zwischen Realität und Fiktion ein sehr großer Unterschied liegt. Ich kann jeden Horror-Film anschauen, selbt wenn da Köpfe rollen - aber abgestumpft hat mich das überhaupt nicht - höchstens auf fiktionaler Ebene. Aber als ich mal versuchte bei einer besagten Internetseite mir den Film von der Köpfung einer amerikanischen Geisel im Irak anzuschauen, und zwar den, in dem der Kopf mit dem Messer abgeschnitten wurde, so konnte ich diesesn Film nicht anschauen und habe ihn abgestellt, als die Prozedur begann und das Messer angesetzt wurde. Auch hier ist also ein großer Unterschied zwischen "Theorie" und "Praxis" ersichtlich - zumindest von meiner Erfahrung her.

Ich war selbst mal in der Situation einen Menschen erschlagen zu wollen. Ohne die Vorbildung Bundeswehr wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen. Mit dem Wissen "Bundeswehr" wird Töten Alternative.

Zwischen wollen und wünschen im Vergleich zu versuchen und tun liegen große Unterschiede. Wenn ich denke, was ich mir schon alles wünschte oder wollte, aber letzten Endes aufgrund von Vernunft nicht getan oder versucht habe, dann kann ich auch viel erzählen.

Allerdings glaube ich eher, dass nicht die Bundeswehr daran eine Schuld trägt, dass du das wolltest. Es ist eher so, dass es dann in der menslichen Natur liegt, diesen Gedanken gehegt zu haben. Wenn du nicht bei der Bundeswehr gewesen wärst, dann wäre es vielleicht nicht der Klappspaten gewesen sondern was anderes.

Meine Bundeswehrzeit ist jetzt 35 Jahre her. Ich betrachte dies als größte Schande in meinem Leben weil mir durch Zwang die Tötungshemmung gegenüber anderen Menschen aberzogen wurde.

Ich bin der Meinung, dass die Bundeswehr keine Tötungshemmung abbauen konnte. Tötungshemmung wird höchstens durch Krieg abgebaut, d.h. durch Praktische Erfahrung und nicht Theorie. Ansonsten wäre ja jedes Computerspiel, jeder Horror- oder Actionfilm eine Anleitung zum Töten. Inwiefern nun das tatsächlich eine Hemmschwelle im realen Leben abbauen kann, müsste vielleicht mal untersucht werden. Ich denke aber, dass es z.B. keine Unterschiede in Gewaltanwendungen gibt was Computerspieler und Nicht-Computerspieler angeht - oder Bundeswehrler und Nicht-Bundeswehrler.

Mein Beitrag mag etwas wirr klingen. Mich verfolgt diese Zwangsrekrutierung seit Jahrzehnten. Ich betrachte es als Vergewaltigung meiner Person.

Wenn du wirklich ein Problem damit hast, solltest du psychologischen Rat suchen, wofür du dich auch nicht schämen brauchst. Bundeswehr betrachte ich zwar als enorme Zeitverschwendung und Raub meiner persönlichen Lebenszeit - das ist schon schlimm genug - bleibende Schäden hat sie bei mir Gott sei Dank nicht hinterlassen. Aber das kann ja von Person zu Person verschieden sein.

Magnus

Zwangsunterschrift

noname, Friday, 25.11.2005, 16:42 (vor 6929 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Conny am 25. November 2005 13:31:

Moin!

Habe damals auch das eine oder andere unterschrieben. Wie verläuft eine Unterschriftenaktion üblicherweise in der Bundeswehr? Nun, die ganze Kompanie (bis zu 100 Mann (und Frau)) wird zusammengetrommelt, man stellt sich in Reih´ und Glied auf und wird alphabetisch aufgerufen, bekommt nen Wisch vorgelegt und erwartungsvolle Augen eines Vergesetzen geben dir zu verstehen, dass er die Sache schnell hinter sich wissen will. Habe mich getraut, mal darauf hinzuweisen, dass dieser "Gruppenzwang" und dieses Prozedere einen geradzu dazu zwingen, den Wisch unbesehen zu unterschreiben. Mein Vorgesetzter hatte auch totaaal viel Verständnis argumentierte aber, dass es halt "die üblichen Papiere" seien und dass man eben wenig Zeit habe und man der Bundeswehr an dieser Stelle ruhig vertrauen könne.

Zum Punkt Entlassungspaiere

Kann mir vorstellen, dass die Unterschriften zur Beendigung der Bundeswehrkarriere insofern erzwungen sind, als dass davon die Zahlung der Abfindung abhängig gemacht wird.

mfg
noname

Re: Recht gegen Recht

Lucius I. Brutus, Saturday, 26.11.2005, 03:35 (vor 6929 Tagen) @ Bernhard

Als Antwort auf: Recht gegen Recht von Bernhard am 24. November 2005 21:22:

Da viele sich bereits hier äußerten möchte ich ausdrücklich betonen, daß du kein wirres Beitrag geschrieben hast. Es war ehrlich und auf den Punkt gebracht.

In anderen Ländern ist es schlimmer. Mindestens in D. kann man Zivildienst leisten. Ich persönlich wurde für einen erheblichen Teil meiner Dienstzeit auf französisch-Guyanna verdonnert, um für die Republik töten zu lernen, um eine Bestie der Jungle zu werden, sechs Monate lang. Sich tagelang im Schlamm zu begraben war gerade mal ein Witz. Folterfallen basteln, Würmer essen, Urin trinken, und ich war nicht mal zwanzig.

Immerhin hat es mir die Augen über meine Wertigkeit aufgemacht. Wie die Amerikaner es trefflich bezeichnen G.I. "Goverment Issue". Ein Ding, ein Instrument, eine laufende Waffe. Grusel grusel.

Gruß.

Re: Recht gegen Recht

Rainer, Saturday, 26.11.2005, 10:00 (vor 6929 Tagen) @ Magnus

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Magnus am 25. November 2005 13:49:51:

Hallo

Naja, strafbar macht sich der Staat natürlich nicht, auch nicht juristisch, schließlich lernt man bei der Bundeswehr nicht nur den Umgang mit Waffen und Sprengstoff, sondern auch wie und wann diese Waffen ausschließlich verwendet werden dürfen.

Die militärische Gewalt dient ausschließlich der Vernichtung des Gegners. Im sogenannten "Unterricht" bei der Bundeswehr wird der Gegner stets "vernichtet".

Also Folterung haben wir nicht gelernt - das wäre ja pervers - aber ich kann eines sagen: der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist erheblich.

Meine "Lehrmeister" meinten das bei der Bundeswehr nicht gefoltert wird. Man sollte aber trotzdem wissen wie man das macht. Das Opfer war ein Soldat der so dumm war zu fragen, wie man foltert. Das Geschrei von dem Typ höre ich noch heute.

Eine Zielscheibe ist immer noch etwas anderes als ein Mensch, wobei, das muss ich zugeben, mir sehr sehr mulmig wurde, als ich mir mal genau darüber Gedanken machte und den "Soldaten hinter dem Holzstoß auf der Zielscheibe" unter dem Gesichtspunkt des Mordens betrachtete.

Ein Mensch ist auch nur eine Zielscheibe.

Zwischen wollen und wünschen im Vergleich zu versuchen und tun liegen große Unterschiede.

Die Flinte hatte ich mir schon besorgt. Geplant war ein Schuss aus 200m Entfernung. Aus der Sicheren Deckung, genau wie ich es gelernt habe.

Allerdings glaube ich eher, dass nicht die Bundeswehr daran eine Schuld trägt, dass du das wolltest. Es ist eher so, dass es dann in der menslichen Natur liegt, diesen Gedanken gehegt zu haben. Wenn du nicht bei der Bundeswehr gewesen wärst, dann wäre es vielleicht nicht der Klappspaten gewesen sondern was anderes.

Ich habe erfolgreich gelernt einem Menschen aus großer Entfernung in den Kopf zu schiessen. Ohne Bundeswehr wüsste ich nicht um die Präzision moderner Feuerwaffen.

Ich bin der Meinung, dass die Bundeswehr keine Tötungshemmung abbauen konnte. Tötungshemmung wird höchstens durch Krieg abgebaut, d.h. durch Praktische Erfahrung und nicht Theorie.

Im Rausch des Schiessens geht jede Tötungshemmung verloren. Ich habe einen Sturmangriff mit scharfer Munition mitgemacht. Da zerbricht etwas in einem. Man ist hinterher kein normaler Mensch mehr. Der Rausch ist unbeschreiblich. Über die Gefahr solcher "Übungen" ist sich auch die Bundeswehr im Klaren. Du bekommst zwei Leinen an den Gürtel. An jedem Ende der Leine steht ein Ausbilder. So können die Ausbilder verhindern das du ins Feuer der eigenen Leute läufst. Im Nachhinein habe ich erfahren das die "Ausbilder" einen Soldaten umreissen, wenn er anfängt auf die eigenen Leute zu feuern. Das zur Theorie...

Wenn du wirklich ein Problem damit hast, solltest du psychologischen Rat suchen, wofür du dich auch nicht schämen brauchst.

Auch ein Psychiater kann das Erlebte nicht ungeschehen machen.

Rainer

Re: Recht gegen Recht

Rainer, Saturday, 26.11.2005, 10:17 (vor 6929 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Conny am 25. November 2005 00:18:

Hallo

als Frau würde das sicher noch durchgehen, aber als Mann weißt du doch, daß du mit deinen Entlassungspapieren auch eine Unterschrift geleistet hast, daß du den Bund nicht für im nachhinein festgestellte gesundheiteliche schäden (dazu zählt auch deine Psyche) haftbar machen kannst.

Bei meiner Entassung habe ich nichts unterschrieben. Ich wurde 2 Stunden vor Ablauf der Vergewaltigungszeit aus dem Bundeswehrknast entlassen. Es war Sonntagabend der 30.6.1974

Von der finanziellen Seite habe ich den Staat bis heute weit mehr beschissen als er mir damals genommen hat. Allein das befriedigt aber nicht.

Rainer

Re: Recht gegen Recht

Rainer, Saturday, 26.11.2005, 11:49 (vor 6929 Tagen) @ Quixote

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Quixote am 25. November 2005 00:28:

Hallo

Auch ich bin ein potentieller Killer. Weil nicht ich sondern der Staat das so wollte...

Der Staat?

Rainer

http://www.ibka.org/infos/kurzinfo.html

Re: Recht gegen Recht

Magnus, Monday, 28.11.2005, 21:44 (vor 6926 Tagen) @ Rainer

Als Antwort auf: Re: Recht gegen Recht von Rainer am 26. November 2005 08:00:

Hallo Rainer,

ich weiß nicht, in was für einer Einheit du warst oder ob das hier ein Fake ist, aber ich habe auch die ganzen Prozeduren durchgemacht und mit nahezu jeder Handfeuerwaffe der Bundeswehr geschossen. Natürlich waren diese Gefechtsübungen mit scharfer Munition durchaus übel - vor allem wenn dann beim simulierten Angriff der Gegner unsere Gruppe in wenigen Minuten über hundert Papkameraden umgeballert hat. Im Schießen war ich auch ganz gut und hatte dafür auch die Schützenschnur bekommen. Dennoch:

1. Natürlich wird im Unterricht der Gegner stets vernichtet. Der Gegner ist hier aber nicht irgendein Nachbar, Nebenbuhler oder Rivale, sondern eine Fremde Armee, die Deutschland platt machen will. Ich betrachte die Bundeswehr - da (für Wehrpflichtige) keine Angriffsarmee mehr - im höheren Sinne als die staatliche Umsetzung des Rechts auf Selbstverteidigung. Wenn jemand mich mit einer Waffe töten will, dann warte ich schließlich auch nicht, bis er abdrückt.

2. Das mit der Folter - sofern an einem Kameraden ausgeübt - wäre Pflicht gewesen, dem nächsthöheren Vorgesetzten zu melden bzw. eine Beschwerde zu schreiben.

Ein Mensch ist auch nur eine Zielscheibe.

3. Ein Mensch ist selbstverständlich keine Zielscheibe, sondern ein Mensch, der ein ebensolches Recht auf Existenz hat wie du. Nur die Handlung eines Menschen bestimmt, wie man sich dem anderen gegenüber verhält.

Die Flinte hatte ich mir schon besorgt. Geplant war ein Schuss aus 200m Entfernung. Aus der Sicheren Deckung, genau wie ich es gelernt habe.

Nun, dafür kannst du aber nicht die Bundeswehr verantwortlich machen. Ich weiß nicht, was dieser andere Mensch getan hast, dass du solch eine Planung vollzogen hast, aber wie ich bereits gesagt habe: wenn du nicht zu Bundeswehr gegangen wärst und dann "Last Samuarai" geschaut hättest, hättest du die vielleicht eine Ninja-Kostüm und ein Samurai Schwert gekauft.

Auch ein Psychiater kann das Erlebte nicht ungeschehen machen.

Ich sage es jetzt mal ganz krass: du hast kein Problem mit dem Erlebten bei der Bundeswehr, sondern ein Problem mit dir selbst und der Lösung von Konfliktsituationen. Warum das so ist, kann ein Psychologe durchaus herausfinden.

Magnus

powered by my little forum