Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Sparkasse: sexistische Werbung

Eugen, Thursday, 22.12.2005, 20:29 (vor 6902 Tagen) @ Thomas

Als Antwort auf: Sparkasse: sexistische Werbung von Thomas am 22. Dezember 2005 08:43:

Die Antworten von Werberat und Sparkassenverband sind nicht uninteressant.

1. Der sogenannte „Deutsche Werberat“
ist ja lediglich ein Selbstkontrollorgan der werbetreibenden Wirtschaft, also kein Staatsorgan. Er hat in dieser Angelegenheit nicht etwa „den Schwanz eingezogen“ wie einer meinte, sondern er hat perfekt (für die werbetreibende Wirtschaft) funktioniert. Er ist schließlich nur ein Feigenblatt, mit dem die Wirtschaft lästigen gesetzlichen Interventionen vorbeugen möchte.

Bezeichnend die Aussage: „Der Deutsche Werberat als selbstdisziplinäre Einrichtung der Werbewirtschaft beanstandet Maßnahmen, die gegen die eigenen Verhaltensregeln oder allgemein akzeptierte Grundüberzeugungen verstoßen.“
Die „eigenen Überzeugungen“ des Werberates sind natürlich dessen eigene Angelegenheit und völlig unverbindlich. Und die „allgemein akzeptierten Grundüberzeugungen“ sind genauso eine Luftblase. Hat der Werberat je umgefragt, was allgemein akzeptierte Grundüberzeugungen sind? Hat er das irgendwo schriftlich in einer Art Katechismus niedergelegt? Natürlich nicht.

Allgemein akzeptierte Grundüberzeugungen sind derzeit offenkundig die Bedürfnisse des Frauenmarktes. Männerfeindlichkeit geht klar – Frauenfeindlichkeit macht Probleme. Bei letzterem - und nur da zieht der Werberat ganz schnell den Schwanz ein. Somit ist es eine rein willkürliche Entscheidung, was er gut- und was er schlechtheißt.

Gegen gesetzliche Bestimmung darf ohnehin niemand verstoßen, und so könnte sich die Wirtschaft diesen Werberat auch schenken, das Geld sparen oder -noch besser - z.B. an MANNdat e.V. überweisen.

Wenn der Werberat derart versagt, dann muss letztlich doch die Justiz bemüht werden, bzw. die Politik aufgefordert werden, Gesetze für die Werbung zu machen, damit die Würde des Mannes nicht der feministisch inspirierten Zeitgeistin zum Opfer fällt.

2. Der Sparkassenverband
Da ist es noch einfacher. Frau von Oertzen schreibt: „In unserer Bewertung (des Motivs) sehen wir uns auch durch die durchweg positiven Reaktionen der Zielgruppe bestätigt.“

Natürlich. Wer hätte das gedacht?! Der Frauenmarkt hat schließlich noch immer Zuwachsraten. Und die Zielgruppe ist somit die schmuckbehängte, konsumgeile Tusse in Lederhose und Stiefeln, die den Hals noch nicht voll genug hat. Und wenn man diese befragt, wie sie das Motiv findet, dann findet sie das natürlich toll, irre und wahnsinnig. Männer hat man sicher nicht gefragt.

Der ganze Rest des Schreibens von Frau von Oertzen ist Schmierseife.

Es sei allerdings auch eine selbstkritische Analyse gestattet, ohne den Protagonisten hiermit zu Nahe treten zu wollen.

Die Beschwerde war nicht glücklich geführt. Der Deutsche Werberat stellt sich natürlich vor seine Auftraggeber (hier die Sparkassen) und der Sparkassenverband stellt sich natürlich vor seine Mitgliedsbetriebe. Die Adressaten für Beschwerden müssen also die regionalen Sparkassenzentralen sein. Denn diese bestimmen, womit geworben wird, und hier kann eine Beschwerde, wie schon dokumentiert, durchaus erfolgreich sein. Der Hinweis darauf, dass bereits ein Institut einsichtigerweise der Beschwerde stattgegeben hat, hätte sicher nicht geschadet, weil damit auch Frau von Oertzens Behauptung entkräftet gewesen wäre, es habe sich noch niemand beschwert.

Auch ist die inhaltliche Argumentation nicht stimmig gewesen. Die Frau reitet tatsächlich nicht auf dem Mann, und dieser kriecht auch nicht wie ein Tier auf dem Boden. Mit solcher hingebogener Interpretation bietet man Angriffsfläche, und die Gegenseite hat diese auch zu (reichlich schwachsinnigen) Gegeninterpretationen genutzt, um die Sache zu bagatellisieren.

Es ist ja viel einfacher: Der Mann wird hier zum Gebrauchsgegenstand degradiert (was auch von der Gegenseite eingeräumt wird), noch dazu in sexistischer Darstellung, wodurch wir als Betrachter uns in unserer Würde verletzt fühlen. Fertig.

Die Angelegenheit ist allerdings erst mal erledigt. Das Motiv soll ja angeblich ab nächsten Jahres nicht mehr verwendet werde. Trotzdem lohnt es m.E., die Sache richtig auszuwerten, denn so sicher wie der Tod und die Steuern gärt schon die nächste zeitgeistige Blähung in den Hirnen der werbetreibenden Wirtschaft.

Gruß von Eugen


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