Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Frank, Sunday, 05.02.2006, 21:11 (vor 6855 Tagen)

5. Februar 2006, NZZ am Sonntag

"Eklat in EDA-Zulassungskommission

Protest-Rücktritte nach Calmy-Reys Entscheid, sechs Männer wegen ihres Geschlechts nicht einzustellen

Bundesrätin Calmy-Rey hat bei der Einstellung von Diplomaten Männer benachteiligt. Jetzt verlassen Ständerat Dick Marty und zwei Professoren aus Protest die Kommission für die Rekrutierung von Diplomaten.

Der Tessiner FDP-Ständerat Dick Marty und die beiden Professoren Pierre de Senarclens und François Hainard haben per sofort ihren Rücktritt aus der für die Rekrutierung des diplomatischen Nachwuchses zuständigen Zulassungskommission im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärt.

Die drei ehemaligen Kommissionsmitglieder begründen ihren Rücktritt mit einem Entscheid von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey im Rahmen der letzten Rekrutierungsrunde Ende Januar. Die Kommission hatte dabei 14 Personen ausgewählt, die ihrer Meinung nach qualifiziert schienen, in den diplomatischen Dienst einzutreten. Weil sich darunter aber nur vier Frauen befanden, stellte Calmy-Rey auch nur vier Männer ein. Sechs Männern, die die Prüfungen ebenfalls bestanden hatten, verweigerte sie wegen ihres Geschlechts die Einstellung, wie das Nachrichtenmagazin «Facts» am Donnerstag berichtet hatte.

Marty: «Pure Willkür»
Auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» sagt Marty, der Entscheid der Aussenministerin sei «pure Willkür» und halte dem in der Bundesverfassung stipulierten Diskriminierungsverbot nicht stand. «Calmy-Rey bestraft Männer, nur weil sie Männer sind. Das ist unhaltbar.» Er habe kein Interesse, einer Kommission anzugehören, deren Empfehlungen von der Departementschefin einfach in den Wind geschlagen würden, sagt Marty."

(kompletter Artikel unter http://nzz.ch/2006/02/05/il/articleDJUQF.html)

Den sechs abgelehnten Männern bleibt wohl nur eine Geschlechtsumwandlung übrig, denn:

"EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat sagt auf Anfrage, man habe den sechs abgelehnten Männern den Entscheid mitgeteilt und ihnen angeboten, sich zu vereinfachten Bedingungen bei der nächsten Ausschreibungsrunde, die in einem Jahr endet, wieder zu beteiligen. Die Frage, was denn mit den Männern passiere, wenn sich dann wieder nicht genügend Frauen qualifizierten, kann Jeannerat nicht beantworten. Er gehe aber davon aus, dass auch bei der nächsten Rekrutierungsrunde an der Geschlechterparität festgehalten werde. Zudem kündigt Jeannerat an, das Departement werde Schritte in die Wege leiten, den Diplomatenberuf für Frauen attraktiver zu machen. Konkrete Massnahmen seien aber noch nicht beschlossen worden."

So ruiniert man ein Gemeinwesen. Nicht die Besten kommen zum Zuge, sondern die, die das "richtige" Geschlecht haben.
Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Wodan, Sunday, 05.02.2006, 21:51 (vor 6855 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Immerhin ist es beachtenswert, daß sich einige tatsächlich AUS PROTEST zurückgezogen haben. Wäre schön, wenn dieses Beispiel auch bei Deutschlands Sitzpinklern Schule machte.

Gruß
Wodan

Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Scipio Africanus, Monday, 06.02.2006, 14:06 (vor 6855 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Wodan am 05. Februar 2006 19:51:

Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Immerhin ist es beachtenswert, daß sich einige tatsächlich AUS PROTEST zurückgezogen haben. Wäre schön, wenn dieses Beispiel auch bei Deutschlands Sitzpinklern Schule machte.
Gruß
Wodan

Dick Marty ist zwar ein FDP - Mensch ( nicht gerade meine Partei ), ist aber mit Sicherheit kein Kriecher. Er wurde übrigens von der UNO mit der Untersuchung der CIA - Folterpraxis bezüglich Europa beauftragt, dies deshalb, weil er sich einen Namen als unerschrockener Mafiajäger ( als Tessiner Staatsanwalt ) einen Namen gemacht hat. Somit erlangt sein Rücktritt einiges an Gewicht, weil er als unbestechlicher und integrer Politiker gilt.

Scipio Africanus

Calmy-Rey ruft zu mehr Frauenbewegung auf

Arkander, Sunday, 05.02.2006, 22:14 (vor 6855 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

So ruiniert man ein Gemeinwesen. Nicht die Besten kommen zum Zuge, sondern die, die das "richtige" Geschlecht haben.
Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Der Knackpunkt ist doch folgender: Gleichmacherei wird als Gleichberechtigung verkauft. Eigentlich ist es völlig absurd von Gleichberechtigung zu sprechen wenn das Geschlecht das entscheidende Kriterium ist. Ein sehr schönes Beispiel für den blühenden Wahnsinn!

Aber Calmy-Reys Denke kommt nicht von ungefähr:

http://www.nachrichten.ch/detail/232550.htm

Re: Calmy-Rey ruft zu mehr Frauenbewegung auf

Garfield, Monday, 06.02.2006, 17:50 (vor 6855 Tagen) @ Arkander

Als Antwort auf: Calmy-Rey ruft zu mehr Frauenbewegung auf von Arkander am 05. Februar 2006 20:14:

Hallo Arkander!

Bezeichnend ist ja wieder dieser Satz: "Man dürfe die Augen auch nicht verschliessen vor der Tatsache, dass die Gleichstellung in Ländern mit Frauenquoten viel weiter fortgeschritten sei."

In dem Zusammenhang fällt mir eine Studie ein, in der der Frauenanteil an Führungspositionen in mehreren europäischen Ländern verglichen wurde. Dabei kam heraus, daß dieser Frauenanteil in Ländern, die eher als "patriarchal" organisiert gelten, wie z.B. in der Türkei, auffällig höher war als in Ländern, in denen es massive "Frauenförderung" gibt, wie z.B. in Deutschland.

Das bedeutet also:

viel "Frauenförderung" = wenig Frauen in Führungspositonen
wenig "Frauenförderung" = mehr Frauen in Führungspositionen

Wie läßt sich das erklären? In Ländern, in denen Frauen und Mädchen nicht überall Extra-Würste gebraten bekommen, müssen sie im Beruf dieselbe Leistung bringen wie die Männer. Das motiviert sie natürlich stärker zu echter Leistung. Noch mehr scheint sich aber die fehlende "Mädchenförderung" in den Schulen auszuwirken. In dieser Studie wurde auch festgestellt, daß Länder wie die Türkei im Unterricht wenig Wahlmöglichkeiten haben. Da müssen alle denselben Unterricht mitmachen, unabhängig vom Geschlecht. In Ländern wie Deutschland dagegen gibt es viel mehr Möglichkeiten, unangenehme Fächer geringer werten zu lassen oder gar ganz abzuwählen. Jungen nutzen das oft weniger, weil sie nach wie vor dazu erzogen werden, später die Ernährerrolle zu übernehmen und sich dazu auf Berufe konzentrieren müssen, die ihnen dies ermöglichen. Dazu wiederum müssen sie auch die dafür nötigen Schulfächer mitnehmen. Mädchen dagegen stehen weit weniger unter Druck und können es sich so mehr leisten, einfach nur ihren momentanen Interessen zu folgen. Wenn man ihnen dann auch noch die Möglichkeit gibt, unbeliebte Schulfächer einfach abzuwählen oder sie für die Zeugnisnote geringer zu werten, dann nutzen sie das häufiger als Jungen. Das bringt ihnen dann zwar beste Schulzeugnisse, aber sie erwerben so eben häufiger nicht die Grundkenntnisse, die sie später bräuchten, um auf eine Führungsposition zu gelangen. Überhaupt dürfte der Drang dazu auch umso schwächer sein, je mehr man ohne eigene Leistung von überallher geschenkt bekommt.

Diese Zusammenhänge wollen die etablierten Berufsfeministinnen selbstverständlich nicht sehen, denn wenn sie sie sehen würden, müßten sie eingestehen, daß es nicht nur den Männern, sondern auch den Frauen ohne sie besser ergehen würde. Damit würden sie aber ihre gesamte berufliche Existenz negieren. Dann wäre Schluß mit dem gut bezahlten Posten für äußerst wenig Arbeit.

Also verbreiten sie fleißig weiter solchen Dummschwätz.

Freundliche Grüße
von Garfield


Studie

Frank, Tuesday, 07.02.2006, 14:49 (vor 6854 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Calmy-Rey ruft zu mehr Frauenbewegung auf von Garfield am 06. Februar 2006 15:50:41:

Hallo Garfield.

Sehr interessant! Hast du einen Link zu der von dir erwähnten Studie?

Freundliche Grüße
Frank

Re: Studie

Garfield, Tuesday, 07.02.2006, 18:39 (vor 6854 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Studie von Frank am 07. Februar 2006 12:49:

Hallo Frank!

Ich habe direkt dazu jetzt auf die Schnelle keinen Link gefunden. Soweit ich mich erinnere, stand darüber aber schon mal etwas hier im Forum oder im Rote-Männer-Info.

Als ich eben gegoogelt habe, habe ich einen Text über den Frauenanteil im Informatik-Studium gefunden:

http://mod.iig.uni-freiburg.de/publikationen/online-publikationen/Frauenanteil.Informatik.International.pdf

Auf den ersten Blick hat das zwar nichts mit Führungspositionen zu tun, aber interessant fand ich darin z.B. folgende Aussage:

"Hingegen ist in so genannten industriell halbentwickelten Ländern wie in Südamerika, Namibia, in den reichen arabischen Ländern wie Kuwait, Saudiarabien oder den Arabischen Emiraten, den Tigerstaaten oder in Indien, noch in allen so genannten industriellen Entwicklungsländern, wie Burundi, Iran, Ägypten und früher Irak, die Frauenbeteiligung viel höher, oft auch größer als der Anteil männlicher Studierender."

Ich sehe dafür im Wesentlichen zwei Gründe:

Erstens daß die Schulsysteme dieser Länder so gestaltet sind, daß Jungen und Mädchen denselben Unterricht bekommen und Mädchen dann eben Fächern, die ihnen schwierig erscheinen, nicht einfach so ausweichen können. Wenn sie so mehr mit Mathematik, Physik oder auch Informatik zu tun bekommen, entwickeln sie eben auch eher Interesse an diesen Fächern und studieren sie später, während sie in Deutschland eben mehr Möglichkeiten haben, diesen Fächern zumindest teilweise auszuweichen und sich stattdessen stärker auf Fächer zu konzentrieren, die ihnen leichter erscheinen, was dann aber für eine berufliche Karriere oft eine schlechtere Basis ist.

Und zweitens, daß in diesen Ländern Männer sehr stark in der Ernährer-Rolle festgehalten werden, viel stärker als in Deutschland. In Ägypten beispielsweise kann ein Mann erst heiraten, wenn er ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung besitzt. Sonst wird er als Ehemann und Schwiegersohn nicht akzeptiert. In anderen arabischen Ländern wird das ähnlich sein. Wenn man dann erst einmal jahrelang studiert, kann man solange eben auch nicht heiraten. Also meiden viele junge Männer die Universitäten und versuchen stattdessen, möglichst schnell Geld zu verdienen.

In Ägypten kommt dann noch dazu, daß es dort einen gestaffelten Wehrdienst gibt. Und zumindest in staatlichen Unternehmen (wovon es dort recht viele gibt), Ämtern und Behörden ist eine längere Wehrdienstzeit Voraussetzung für eine Führungsposition. Das gilt so natürlich nur für Männer, da Frauen ja nicht wehrpflichtig sind. Auch das stellt dort für Männer noch eine zusätzliche Hürde da, vor der viele zurück scheuen.

Mit Frauenförderung hat das auf den ersten Blick wenig zu tun. Aber es ist wohl kaum vorstellbar, daß Feministinnen in Deutschland einen Zwang für Mädchen zur Teilnahme an Fächern wie Physik als Leistungskurse fordern werden. Solange da also nur mit dümmlichen Frauen-Quoten herumgesponnen wird, kann sich an der Situation nicht viel ändern, während in Ländern, die keine solchen Quoten haben, der Frauenanteil von ganz allein höher ist.

Unseren Berufsfeministinnen ist das natürlich nur recht: So können sie den niedrigen Frauenanteil in manchen Studienrichtungen weiterhin als Begründung für ihre bequemen Posten verwenden. Allein schon deshalb haben die auch kein Interesse daran, wirklich etwas zu ändern.

Freundliche Grüße
von Garfield

Nur noch "soft-skills"!

Ridcully, Wednesday, 08.02.2006, 14:01 (vor 6853 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Calmy-Rey ruft zu mehr Frauenbewegung auf von Garfield am 06. Februar 2006 15:50:41:

Hallo Garfield!

Witzige und treffende Argumentation. Das sollte man publik machen! habe auch schon öfters darüber nachgedacht, dass viele Frauen vom System so verweichlicht werden, dass es ihnen eigentlich schadet. Wer nie lernen muss sich durchzukämpfen bricht beim ersten starken Widerstand.

Diese Tendenz wird noch befördert indem echte, harte Qualifikationen wie Sachkenntnis, Wissen oder technische Beherschung eines Berufs zunehmend durch ein Wischiwaschi von "soft skills" schöner Biographie und gutem Auftreten ersetzt werden.
Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Tendenz - Siehe DSDS - bei der aber die Frauen besser abschneiden.

Kenne persönlich einige, bei denen man merkt dass sie sich nie mit Inhalten befasst haben, über das Nötigste hinaus, aber sehr gut in "Networking", "Empathie in Vorgesetzte" und "taktische Beziehungspflege" sind. Wirklich nette Frauen oft. Aber kann eine Gesellschaft, die von ihren Frauen nichts mehr verlangen mag dauerhaft bestehen? Kann der Extremhedonismus von Sex and the City ein tragbares Rollenmodell abgeben?

Gute Nacht Deutschland

Ridcully

Ich sprühs auf jeede Wand: NEUE FRAUEN BRAUCHT DAS LAND ! (nT)

Sven, Monday, 06.02.2006, 11:13 (vor 6855 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

5. Februar 2006, NZZ am Sonntag
"Eklat in EDA-Zulassungskommission
Protest-Rücktritte nach Calmy-Reys Entscheid, sechs Männer wegen ihres Geschlechts nicht einzustellen
Bundesrätin Calmy-Rey hat bei der Einstellung von Diplomaten Männer benachteiligt. Jetzt verlassen Ständerat Dick Marty und zwei Professoren aus Protest die Kommission für die Rekrutierung von Diplomaten.
Der Tessiner FDP-Ständerat Dick Marty und die beiden Professoren Pierre de Senarclens und François Hainard haben per sofort ihren Rücktritt aus der für die Rekrutierung des diplomatischen Nachwuchses zuständigen Zulassungskommission im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärt.
Die drei ehemaligen Kommissionsmitglieder begründen ihren Rücktritt mit einem Entscheid von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey im Rahmen der letzten Rekrutierungsrunde Ende Januar. Die Kommission hatte dabei 14 Personen ausgewählt, die ihrer Meinung nach qualifiziert schienen, in den diplomatischen Dienst einzutreten. Weil sich darunter aber nur vier Frauen befanden, stellte Calmy-Rey auch nur vier Männer ein. Sechs Männern, die die Prüfungen ebenfalls bestanden hatten, verweigerte sie wegen ihres Geschlechts die Einstellung, wie das Nachrichtenmagazin «Facts» am Donnerstag berichtet hatte.
Marty: «Pure Willkür»
Auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» sagt Marty, der Entscheid der Aussenministerin sei «pure Willkür» und halte dem in der Bundesverfassung stipulierten Diskriminierungsverbot nicht stand. «Calmy-Rey bestraft Männer, nur weil sie Männer sind. Das ist unhaltbar.» Er habe kein Interesse, einer Kommission anzugehören, deren Empfehlungen von der Departementschefin einfach in den Wind geschlagen würden, sagt Marty."

(kompletter Artikel unter http://nzz.ch/2006/02/05/il/articleDJUQF.html)
Den sechs abgelehnten Männern bleibt wohl nur eine Geschlechtsumwandlung übrig, denn:
"EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat sagt auf Anfrage, man habe den sechs abgelehnten Männern den Entscheid mitgeteilt und ihnen angeboten, sich zu vereinfachten Bedingungen bei der nächsten Ausschreibungsrunde, die in einem Jahr endet, wieder zu beteiligen. Die Frage, was denn mit den Männern passiere, wenn sich dann wieder nicht genügend Frauen qualifizierten, kann Jeannerat nicht beantworten. Er gehe aber davon aus, dass auch bei der nächsten Rekrutierungsrunde an der Geschlechterparität festgehalten werde. Zudem kündigt Jeannerat an, das Departement werde Schritte in die Wege leiten, den Diplomatenberuf für Frauen attraktiver zu machen. Konkrete Massnahmen seien aber noch nicht beschlossen worden."
So ruiniert man ein Gemeinwesen. Nicht die Besten kommen zum Zuge, sondern die, die das "richtige" Geschlecht haben.
Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Maesi, Monday, 06.02.2006, 22:07 (vor 6854 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

Hallo zusammen

5. Februar 2006, NZZ am Sonntag
"Eklat in EDA-Zulassungskommission
Protest-Rücktritte nach Calmy-Reys Entscheid, sechs Männer wegen ihres Geschlechts nicht einzustellen
Bundesrätin Calmy-Rey hat bei der Einstellung von Diplomaten Männer benachteiligt. Jetzt verlassen Ständerat Dick Marty und zwei Professoren aus Protest die Kommission für die Rekrutierung von Diplomaten.
Der Tessiner FDP-Ständerat Dick Marty und die beiden Professoren Pierre de Senarclens und François Hainard haben per sofort ihren Rücktritt aus der für die Rekrutierung des diplomatischen Nachwuchses zuständigen Zulassungskommission im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärt.

Solche geschlechterdiskriminierenden Aktionen sind erst der Anfang. Es werden noch viele qualifizierte Maenner ueber die Klinge springen muessen. Ich glaube nicht, dass der Ruecktritt der drei Kommissionsmitglieder (inkl. dem prominenten Dick Marty) hier wesentliches bewirkt.

Marty: «Pure Willkür»
Auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» sagt Marty, der Entscheid der Aussenministerin sei «pure Willkür» und halte dem in der Bundesverfassung stipulierten Diskriminierungsverbot nicht stand. «Calmy-Rey bestraft Männer, nur weil sie Männer sind. Das ist unhaltbar.» Er habe kein Interesse, einer Kommission anzugehören, deren Empfehlungen von der Departementschefin einfach in den Wind geschlagen würden, sagt Marty."[/i]
(kompletter Artikel unter http://nzz.ch/2006/02/05/il/articleDJUQF.html)

Schoen, dass Marty die Verfassungswidrigkeit von Frau Calmy-Reys Handlung erkennt. Art. 8 Absatz 2 der Bundesverfassung lautet folgendermassen:

'Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religioesen, weltanschaulichen oder politischen Ueberzeugung oder wegen einer koerperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.'

Wer das Geschlecht als Qualifikationskriterium anerkennt, handelt gegen die Verfassung. Fuer mich ist ebenfalls klar, dass Frau Calmy-Rey gegen die Verfassung verstossen hat, auf die sie als Bundesraetin einen Eid leistete.

Den sechs abgelehnten Männern bleibt wohl nur eine Geschlechtsumwandlung übrig, denn:
"EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat sagt auf Anfrage, man habe den sechs abgelehnten Männern den Entscheid mitgeteilt und ihnen angeboten, sich zu vereinfachten Bedingungen bei der nächsten Ausschreibungsrunde, die in einem Jahr endet, wieder zu beteiligen. Die Frage, was denn mit den Männern passiere, wenn sich dann wieder nicht genügend Frauen qualifizierten, kann Jeannerat nicht beantworten. Er gehe aber davon aus, dass auch bei der nächsten Rekrutierungsrunde an der Geschlechterparität festgehalten werde. Zudem kündigt Jeannerat an, das Departement werde Schritte in die Wege leiten, den Diplomatenberuf für Frauen attraktiver zu machen. Konkrete Massnahmen seien aber noch nicht beschlossen worden."

Im naechsten Jahr werden wohl auch wieder neue Aspiranten die Pruefung absolvieren. Sofern auch dann 'zuwenig' Frauen die Pruefung bestehen, wird sich das Problem wieder aufs neue stellen. Sollten die diesjaehrigen abgelehnten Maenner sich tatsaechlich auch naechstes Jahr wieder bewerben und man obendrein ein vereinfachtes Verfahren ihnen gegenueber anwendet, diskriminiert man sogar doppelt: einerseits werden wiederum Maenner aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert, andererseits die Neubewerber gegenueber den Wiederbewerbern; so kumuliert sich die Diskriminierung und zieht laufend neue nach sich. Wenn die abgelehnten Maenner klug sind, orientieren sie sich halt anders und wenden sich einem Bereich zu, in dem sie (noch) nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Die Zukunft liegt ohnehin dort, wo keine Diskriminierung herrscht.

Recht aufschlussreich finde ich ausserdem, wie nonchalant Frau Calmy-Rey beinahe die Haelfte des diplomatischen Nachwuchses eines Jahrgangs streichen konnte. Normalerweise straeuben sich ja gerade die Sozialdemokraten (denen Frau Calmy-Rey angehoert) gegen jeglichen Stellenabbau. Ich erinnere etwa an den Protest als Bundesrat Blocher Personal in seinem Departement (Justiz und Polizei) einsparen wollte oder allgemein das sozialdemokratische Gezeter von wegen fehlenden Ausbildungsplaetzen; hier hat eine sozialdemokratische Bundesraetin gleich selbst Ausbildungsplaetze liquidiert. Ich finde ausserdem, dass Bundesrat Rudolf Merz (Finanzdepartement) ueberlegen muesste, ob nicht eventuell das diplomatische Korps der Schweiz ueberdotiert ist und dort ein gewisses Einsparpotential besteht, da ja offenbar ohne groessere Probleme auf die Dienste von sechs Nachwuchsdiplomaten verzichtet werden kann und diese Streichungspraxis naechstes Jahr wohl fortgesetzt werden wird.

Desweiteren wuenschte ich mir von Bundesrat Pascal Couchepin eine aehnliche Haltung in Bezug auf die Besetzung der Posten des Eidg. Bueros fuer Gleichstellungsfragen. Dort werden seit Jahren fast ausschliesslich Frauen eingestellt. Und da das Gleichstellungsbuero ja selbst Geschlechterquoten ausdruecklich fordert (etwa bei der Besetzung von Professuren), koennte man(n) eigentlich bei den Berufsgleichstellerinnen gleich anfangen.

So ruiniert man ein Gemeinwesen. Nicht die Besten kommen zum Zuge, sondern die, die das "richtige" Geschlecht haben.

Keine Bange. Mit dem diplomatischen Korps der Schweiz ist es nicht so weit her. Viel kann Frau Calmy-Rey dort eh nicht kaputtmachen.

Und die Diskriminierung von Männern wird damit gekontert, dass man die Bevorzugung von Frauen noch ausbaut, indem man ihnen den Weg in den Diplomatenberuf erleichtert. Wer soll da nicht zum Zyniker werden.

Kommt darauf an, wie diese Erleichterungen aussehen. Wenn sie darin bestehen, dass die Eignungskriterien bei Frauen niedriger angesetzt werden als bei Maennern, dann schiesst sich die Aussenministerin damit langfristig selbst ins Knie. Aber wahrscheinlich merkt sie das noch nicht einmal.

Gruss

Maesi

Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Scipio Africanus, Tuesday, 07.02.2006, 16:52 (vor 6854 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

Und hier noch ein sehr aufschlussreiches Interview :

http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/590443.html

Sehr aufschlussreich ist der Titel : "Frauen sind sicher mindestens so gut": Warum nicht einfach sagen, was frau denkt, nämlich : Frauen sind besser.

Scipio Africanus

Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten

Maesi, Tuesday, 07.02.2006, 21:09 (vor 6853 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Scipio Africanus am 07. Februar 2006 14:52:

Hallo Scipio

Und hier noch ein sehr aufschlussreiches Interview :
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/590443.html
Sehr aufschlussreich ist der Titel : "Frauen sind sicher mindestens so gut": Warum nicht einfach sagen, was frau denkt, nämlich : Frauen sind besser.

Sehr aufschlussreich auch die Antwort auf folgende Frage:

Tagi: 'Verstoesst das EDA mit dieser Praxis nicht gegen das Diskriminierungsverbot im Gleichstellungsgesetz?'

Frey Nakonz: 'Das Gleichstellungsgesetz zielt auf die Gleichstellung von Maennern und Frauen vor dem Hintergrund, dass in der Regel die Frauen diskriminiert sind. Die Praxis des EDA hilft also der Erfuellung des Gleichstellungsgesetzes.'

Schoen, wie eine Gleichstellungsbeauftragte das Gleichstellungsgesetz unverhohlen in aller Oeffentlichkeit sexistisch interpretiert. Geschlechterdiskriminierung verstoesst offensichtlich nicht gegen Verfassung und Gleichstellungsgesetz, sofern Maenner diskriminiert werden. Fuer mich ein Grund mehr diese 'politischen Kommissare', die sich ueber Verfassung und Bundesgesetze hinwegsetzen, endlich ersatzlos abzuschaffen; das wuerde naemlich ebenfalls 'der Erfuellung des Gleichstellungsgesetzes dienen' angesichts der massiven weiblichen Ueberzahl in den Gleichstellungsaemtern und -stellen.

Ebenfalls recht erhellend folgendes:

Tagi: 'Die sechs Maenner waeren aber wohl aufgenommen worden, wenn sie weibliche Geschlechtsorgane haetten.'

Frey Nakonz: 'Das ist eine Unterstellung.'

Schauen wir, wie sich EDA-Sprecherin Carin Carey gegenueber Facts dazu aeusserte:

'Das seien die besten Kandidaten auf Grund ihrer Leistungen im Concours gewesen, erklaert EDA-Sprecherin Carine Carey diplomatisch; sie muss aber auch bestaetigen: «Die Chancengleichheit spielte auch eine Rolle.»'

Somit ist das eben keineswegs eine Unterstellung, wie die EDA-Gleichstellungsbeauftragte entruestet behauptet; vielmehr wird die Relevanz des Geschlechts fuer die Besetzung der Stellen vom EDA offen zugegeben.

Beachten wir in diesem Zusammenhang auch noch, was der EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat gegenueber der NZZ dazu sagte:

'EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat sagt auf Anfrage, man habe den sechs abgelehnten Maennern den Entscheid mitgeteilt und ihnen angeboten, sich zu vereinfachten Bedingungen bei der naechsten Ausschreibungsrunde, die in einem Jahr endet, wieder zu beteiligen. Die Frage, was denn mit den Maennern passiere, wenn sich dann wieder nicht genuegend Frauen qualifizierten, kann Jeannerat nicht beantworten. Er gehe aber davon aus, dass auch bei der naechsten Rekrutierungsrunde an der Geschlechterparitaet festgehalten werde. […]'

Auch das bestaetigt, dass fuer das EDA offensichtlich die Geschlechtsorgane der Nachwuchsdiplomaten von erheblichem Interesse sind. Tja, Pech gehabt, Frau Frey Nakonz! Bevor Sie das naechste Mal so indigniert auf eine voellig legitime Frage reagieren, erkundigen Sie sich lieber, was in ihrem eigenen Laden so alles dazu verlautbart wird! Angesichts der Tatsache, dass Departementsvorsteherin Bundesraetin Calmy-Rey uebrigens schon frueher ungehalten war ob der Ueberzahl der Maenner, die die Pruefungen fuer eine Stage im diplomatischen Korps erfolgreich absolviert hatten, erscheint Frau Frey Nakonz' Entruestung noch unglaubwuerdiger.

Gruss

Maesi

Das kommt davon, wenn man Frauen das Wahlrecht gibt!

Magnus, Tuesday, 07.02.2006, 20:17 (vor 6853 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Eklat: Schweizer Bundesrätin düpiert angehende männliche Diplomaten von Frank am 05. Februar 2006 19:11:

;-)

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