Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
In der Schweiz wird wieder einmal beklagt, dass Frauen Lohndiskriminierungen hinnehmen müssen, und zwar Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts. Das Gejammere ist nicht neu. Interessant ist aber die Art und Weise der Berichterstattung.
Da steht :
"Nüchtern fällt insbesondere die Lohnbilanz aus. Während die Frauen im öffentlich-rechtlichen Bereich eine Verbesserung erreichen konnten, hat sich die Lohndifferenz im privaten Sektor in den letzten Jahren kaum verändert. Noch immer verdienen Frauen dort im Durchschnitt 25 Prozent weniger als Männer: 40 Prozent dieses Minderlohn sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen."
Es werden Zahlen genannt, und zwar 25 und 40 Prozent. Das klingt für den flüchtigen Leser sehr dramatisch, ein richtiger Skandal, und dringender Handlungsbedarf scheint angezeigt, da im Kontext von geschlechtsspezifischer Diskriminierung die Rede ist.
Wer sich aber ein klein wenig Zeit nimmt, der erkennt, dass nur für 40 % von den 25 % diskriminatorischer Charakter behauptet wird, das macht also also 10 %, und diese 10 % auch nur im privaten Sektor, der öffentliche Sektor bleibt dabei ausgenommen. Ein grobe Schätzung, die den öffentlichen Bereich mit einschliesst, ergäbe dann noch etwa, sagen wir mal 7 % Lohndifferenz. Das ist schon beinahe nicht mehr signifikant.
Berücksichtigt man weiter, dass Männer immer noch oft Alleinernährer sind, dies bei Frauen aber sehr selten der Fall ist, dann wirkt die ganze Angelegenheit aufgeblasen.
Und diese minime Differenz wird auch nicht hinterfragt. Schliesslich zweifelt der Papst auch nicht am Dogma der Jungfräulichkeit Marias.
Aber es soll ja nicht informiert, sondern etwas erreicht werden, denn unsere famose Aussenministerin will wieder mal die sexistischen Frauenquoten aufs politische Tapet bringen.
Der ganze Text unter :
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/594041.html
Scipio Africanus
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 10:29:
Sauber zerlegt, Scipio!
schick den Beitrag doch auch an info@maenner.ch, (falls du es nicht schon getan hast, oder falls sie hier nicht mitlesen) damit sie nützlichen Gebrauch davon machen.
Ich hätte es schon gemacht, will mich aber nicht mit fremden Federn schmücken.
Gruß, Eugen
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Eugen am 17. Februar 2006 11:26:24:
Sauber zerlegt, Scipio!
schick den Beitrag doch auch an info@maenner.ch, (falls du es nicht schon getan hast, oder falls sie hier nicht mitlesen) damit sie nützlichen Gebrauch davon machen.
Ich hätte es schon gemacht, will mich aber nicht mit fremden Federn schmücken.
Warum nicht ? Ich mach das ständig :)
Gruss Scipio
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 10:29:
"Nüchtern fällt insbesondere die Lohnbilanz aus. Während die Frauen im öffentlich-rechtlichen Bereich eine Verbesserung erreichen konnten, hat sich die Lohndifferenz im privaten Sektor in den letzten Jahren kaum verändert. Noch immer verdienen Frauen dort im Durchschnitt 25 Prozent weniger als Männer: 40 Prozent dieses Minderlohn sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen."
Es werden Zahlen genannt, und zwar 25 und 40 Prozent. Das klingt für den flüchtigen Leser sehr dramatisch, ein richtiger Skandal, und dringender Handlungsbedarf scheint angezeigt, da im Kontext von geschlechtsspezifischer Diskriminierung die Rede ist.
Wer sich aber ein klein wenig Zeit nimmt, der erkennt, dass nur für 40 % von den 25 % diskriminatorischer Charakter behauptet wird, das macht also also 10 %, und diese 10 % auch nur im privaten Sektor, der öffentliche Sektor bleibt dabei ausgenommen. Ein grobe Schätzung, die den öffentlichen Bereich mit einschliesst, ergäbe dann noch etwa, sagen wir mal 7 % Lohndifferenz. Das ist schon beinahe nicht mehr signifikant.
Berücksichtigt man weiter, dass Männer immer noch oft Alleinernährer sind, dies bei Frauen aber sehr selten der Fall ist, dann wirkt die ganze Angelegenheit aufgeblasen.
Du verkennst hier die Fragestellung. Ich würde zunächst mal dein Zusammenwerfen von öffentlichem und privaten Sektor kritisieren, weil das im Einzelfall irrelevant ist. Wir sind also bei 10% im privaten Sektor. Und hier sagt der Artikel diese 10% seien "allein auf das Geschlecht zurückzuführen." Wenn das so stimmt, dann besteht tatsächlich Handlungsbedarf. Allerdings stellt sich bei diesen 10% die Frage, ob sie tatsächlich nur auf Geschlecht beruhen. Hier wäre eine Analyse der Rohdaten erforderlich, es zeigt sich, daß die gefundene Differenz größer wird, je gröber die Daten aufgelöst sind. Benötigt würden 4-stellige ISCO-88 Daten, in den EU-Ländern wird idR nur die zweistellige SES erhoben. In dem EU paper "Highlighting pay differences between men and women" wird ein Beispiel für die Reduktion gegeben:
1-stelliger Code: 20% Differenz
2-stelliger Code: 11%, 18%
3-stelliger Code: (nur für 18%-Gruppe) 14%
D.h. es wäre wichtig zu wissen, welches Detailniveau die Daten haben, auf denen die 10% beruhen.
susu
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von susu am 17. Februar 2006 14:07:47:
Du verkennst hier die Fragestellung. Ich würde zunächst mal dein Zusammenwerfen von öffentlichem und privaten Sektor kritisieren, weil das im Einzelfall irrelevant ist. Wir sind also bei 10% im privaten Sektor. Und hier sagt der Artikel diese 10% seien "allein auf das Geschlecht zurückzuführen." Wenn das so stimmt, dann besteht tatsächlich Handlungsbedarf.
Nein, es besteht kein Handlungsbedarf, denn Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist strafbar und somit einklagbar.
Ausserdem gibt es Beratungs - und Schlichtungsstellen, an die sich betroffene oder vermeintlich betroffene wenden können.
Statistiken sind für den Einzelfall immer irrelevant. Deshalb bin ich ja auch gegen Quoten.
Weshalb soll der private Sektor nicht mit dem öffentlichen Sektor in einer ganzheitlichen Betrachtung zusammengelegt werden ? Seltsame Kritik. Statistiken fassen immer zusammen.
Eine Differenz von 10% ist ein äusserst schwaches Argument, um dringenden Handlungsbedarf belegen zu wollen.
Du hast aber offensichtlich mein posting nicht verstanden. Eine sachliche Information wäre nicht in der Art und Weise dargestellt worden, wie es in dem Artikel getan wurde. Man hätte von einer Lohnschere von 10 % gesprochen, die 10 relevanten Prozent, die angeblich auf geschlechtsspezifische Diskriminierung zurückzuführen sind, und angefügt, dass dies aber für den öffentlich - rechtlichen Sektor nicht gilt. Dabei wäre es interessant zu wissen, wieviel die Lohnschere im öffentlich - rechtlichen Sektor auseinanderklafft. Das wurde nicht weiter ausgeführt, weil damit der Zweck, die pppruuhtale Diskriminierung der Frau zu belegen, noch weiter an Glaubwürdigkeit verloren hätte.
Ich bleibe dabei : die Berichterstattung ist irreführend und soll Misstände vorgaukeln, die so nicht vorhanden sind.
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 15:28:
Ich bleibe dabei : die Berichterstattung ist irreführend und soll Misstände vorgaukeln, die so nicht vorhanden sind.
Vollkommen Richtig! Es geht nur um den Status "Opfer" und Frau will immer im Opferstatus verbleiben um sich Privilegien und Überprivilegierung zu sichern. Als Opfer bekommt man so viele Vorteile von dem manche Personen nur träumen können die keine Opfer sind, viele Frauen halten sich für die Opfer obwohl sie keine sind, deshalb wird Opfer vorgegaukelt um Vorteile sich zu verschaffen!
meint,
Christian
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von susu am 17. Februar 2006 14:07:47:
Wir sind also bei 10% im privaten Sektor. Und hier sagt der Artikel diese >10% seien "allein auf das Geschlecht zurückzuführen." Wenn das so stimmt, >dann besteht tatsächlich Handlungsbedarf.
Eigentlich nicht, denn die Formulierung "sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen" sagt ja nichts über die Ursachen aus, auch wenn es (sicher nicht zufällig), so klingt. Da sind viele Interpretationen möglich, von der Berufswahl, die das Geschlecht bevorzugt, über Gehaltsverzicht während der Erziehungszeit bis zum früheren Renteneintritt, was du willst.
Würde ich also auch so sehen, das hier massiv manipuliert wird.
Ich hege immer den Verdacht, das bewusst auf feinere Datenraster verzichtet wird - da sich dann die Unterschiede nivellieren würden.
Altschneider
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von susu am 17. Februar 2006 14:07:47:
Schreb Du doch den Brief an die Zeitung! Aber etwas verständlicher bitte.
Danke
Nikos
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Altschneider am 17. Februar 2006 18:28:
Deutschland ist totalitär geworden.
Nikos
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von susu am 17. Februar 2006 14:07:47:
Du verkennst hier die Fragestellung. Ich würde zunächst mal dein Zusammenwerfen von öffentlichem und privaten Sektor kritisieren, weil das im Einzelfall irrelevant ist. Wir sind also bei 10% im privaten Sektor. Und hier sagt der Artikel diese 10% seien "allein auf das Geschlecht zurückzuführen." Wenn das so stimmt, dann besteht tatsächlich Handlungsbedarf. Allerdings stellt sich bei diesen 10% die Frage, ob sie tatsächlich nur auf Geschlecht beruhen. Hier wäre eine Analyse der Rohdaten erforderlich, es zeigt sich, daß die gefundene Differenz größer wird, je gröber die Daten aufgelöst sind. Benötigt würden 4-stellige ISCO-88 Daten, in den EU-Ländern wird idR nur die zweistellige SES erhoben. In dem EU paper "Highlighting pay differences between men and women" wird ein Beispiel für die Reduktion gegeben:
1-stelliger Code: 20% Differenz
2-stelliger Code: 11%, 18%
3-stelliger Code: (nur für 18%-Gruppe) 14%
D.h. es wäre wichtig zu wissen, welches Detailniveau die Daten haben, auf denen die 10% beruhen.
susu
Wiedermal sehr schön. Kannst du vielleicht dir die Zeit nehmen, die ISCO-Dingskirchen zu erklären oder mit einem Link zu helfen. Es klingt sonst nach einer bürokratischen besserwisser-Keule!
Danke!
Re: Eine weitere Manipulation ist auch hier zu finden
Als Antwort auf: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 10:29:
Da benutzen manche Personen immer als scheinheiliges, verlogenes und hinterfotziges Argument die Kindererziehung um gegen eine Wehrpflicht für Frauen zu plädieren. Tatsache ist, die Männer werden in die Ernährerrolle durch Frauen gedrängt, die Männer erwirtschaften dreiviertel aller Steuern, Sozialgelder bzw. Abgaben, die Männer werden als Vater entsorgt, die Männer haben durchschnittlich 6 Jahre geringere Lebenserwartung, nicht jede Frau bekommt ein Kind usw., aber nur die Kindererziehung wird als Argument vorgeschoben um eine Wehrpflicht für Frauen abzulehnen, diese Personen sind nicht mal für eine Abschaffung sondern nur für Äpfel mit Birnen vergleichen!
meint,
Christian
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Lucius I. Brutus am 18. Februar 2006 01:18:
Wiedermal sehr schön. Kannst du vielleicht dir die Zeit nehmen, die ISCO-Dingskirchen zu erklären oder mit einem Link zu helfen. Es klingt sonst nach einer bürokratischen besserwisser-Keule!
Das klingt nicht nur in deinen Ohren so. Allerdings geht meine Quelle "Pay differences..." auch nicht näher darauf ein. So wie ich das System verstehe, ist die ISCO einfach ein Raster, daß jedem Beruf eine 4-stellige Zahl zuweist, wobei die kürzeren Formen die ersten Ziffern beibehalten, die dann höhere Kategorien beinhalten.
Beispiel:
2222
2: Berufe, die einen Universitätsabschluß verlangen
22: Berufe aus den Bereichen Gesundheit und Biologie
222: Berufe aus dem Bereich Gesundheit
2222: Zahnärzte
In der EU werden nur die ersten beiden Stellen erfasst, was bedeutet das Zahnärzte, Tierärzte, Diplomlandwirte, Biiologen, etc. eine Kategorie darstellen.
susu
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Altschneider am 17. Februar 2006 18:28:
Eigentlich nicht, denn die Formulierung "sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen" sagt ja nichts über die Ursachen aus, auch wenn es (sicher nicht zufällig), so klingt. Da sind viele Interpretationen möglich, von der Berufswahl, die das Geschlecht bevorzugt, über Gehaltsverzicht während der Erziehungszeit bis zum früheren Renteneintritt, was du willst.
Wie gesagt, ich würde gerne die Rohdaten sehen, weil es durchaus möglich ist, daß die von dir genannten Faktoren einbezogen wurden.
Würde ich also auch so sehen, das hier massiv manipuliert wird.
Ich hege immer den Verdacht, das bewusst auf feinere Datenraster verzichtet wird - da sich dann die Unterschiede nivellieren würden.
Das ist vor allem eine Sache der Arbeits- und/oder Steuerbehörden. Eine genauere Rasterung bedeutet einen deutlichen Mehraufwand in der Verwaltung der Daten und verursacht zusätzliche Kosten. Angenommen in Deutschland würden ab 2007 die 4-stelligen Codes eingeführt, dann würde das einige Millionen Euro kosten und die Vertreter des BDI und besonders des Mittelstandes auf den Plan rufen, für die das auch eine Erhöhung des Aufwands bei der Personalverwaltung bedeutet.
susu
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 15:28:
Nein, es besteht kein Handlungsbedarf, denn Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist strafbar und somit einklagbar.
Ausserdem gibt es Beratungs - und Schlichtungsstellen, an die sich betroffene oder vermeintlich betroffene wenden können.
Statistiken sind für den Einzelfall immer irrelevant. Deshalb bin ich ja auch gegen Quoten.
Weshalb soll der private Sektor nicht mit dem öffentlichen Sektor in einer ganzheitlichen Betrachtung zusammengelegt werden ? Seltsame Kritik. Statistiken fassen immer zusammen.
In diesem Fall widerspreche ich dir, weil es hier nicht zu einer Datenflut führt, zwischen öffentlichem und privaten Sektor zu differenzieren. Statistiken sind deshalb sinnvoll, weil sie größere Datenmengen erfassbar machen.
Eine Differenz von 10% ist ein äusserst schwaches Argument, um dringenden Handlungsbedarf belegen zu wollen.
10% sind eine ganze Menge. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 1-2% reicht ja schon für einen Sturm der Entrüstung. Und MWS belastet ja nicht alle Ausgaben, d.h. real wären das vieleicht Kaufkrafteinbußen von 1,5%.
Ich bleibe dabei : die Berichterstattung ist irreführend und soll Misstände vorgaukeln, die so nicht vorhanden sind.
Ich halte das einfache zusammenrechnen von öffentlichem und privaten Sektor für ebenso irreführend.
susu
Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation
Als Antwort auf: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 10:29:
Hallo Scipio
In der Schweiz wird wieder einmal beklagt, dass Frauen Lohndiskriminierungen hinnehmen müssen, und zwar Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts. Das Gejammere ist nicht neu. Interessant ist aber die Art und Weise der Berichterstattung.
Da steht :
"Nüchtern fällt insbesondere die Lohnbilanz aus. Während die Frauen im öffentlich-rechtlichen Bereich eine Verbesserung erreichen konnten, hat sich die Lohndifferenz im privaten Sektor in den letzten Jahren kaum verändert. Noch immer verdienen Frauen dort im Durchschnitt 25 Prozent weniger als Männer: 40 Prozent dieses Minderlohn sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen."
Es werden Zahlen genannt, und zwar 25 und 40 Prozent. Das klingt für den flüchtigen Leser sehr dramatisch, ein richtiger Skandal, und dringender Handlungsbedarf scheint angezeigt, da im Kontext von geschlechtsspezifischer Diskriminierung die Rede ist.
Wer sich aber ein klein wenig Zeit nimmt, der erkennt, dass nur für 40 % von den 25 % diskriminatorischer Charakter behauptet wird, das macht also also 10 %, und diese 10 % auch nur im privaten Sektor, der öffentliche Sektor bleibt dabei ausgenommen. Ein grobe Schätzung, die den öffentlichen Bereich mit einschliesst, ergäbe dann noch etwa, sagen wir mal 7 % Lohndifferenz. Das ist schon beinahe nicht mehr signifikant.
Naja, diese Trennung zwischen Privatwirtschaft und oeffentlichem Bereich wuerde ich nicht ueberbewerten. Die Probleme liegen IMHO ganz woanders:
Schwer messbare, aber nichtsdestotrotz wichtige Faktoren werden normalerweise unzureichend oder gar nicht beruecksichtigt; dazu gehoeren die unten noch etwas detaillierter ausgefuehrte Leistung, aber auch Verhandlungsgeschick bei Lohnverhandlungen, zeitliche und oertliche Flexibilitaet, Bereitschaft zur Leistung von Sondereinsaetzen, gezielte Karriereplanung, ununterbrochene Arbeitsbiographie, geschickte Ausnutzung von Arbeitsmarktbedingungen (z.B. gezielte Positionierung in prosperierenden, zukunftstraechtigen Berufen/Branchen) usw. usf.
Ein grundsaetzliches Problem im Zusammenhang mit der Leistungsmessung ist, dass kaum stichhaltige Leistungskennzahlen zu erhalten sind. In kleinen und mittleren Betrieben werden diese meist noch nicht einmal erhoben, weil dort jemand, der mindere Leistung erbringt, auch so ziemlich schnell auffaellt; dadurch erscheint die Leistungsermittlung dort eher trivial, und der Aufwand, der damit verbunden ist, steht in keinem Verhaeltnis zum Nutzen. In Grossbetrieben wiederum wird zwar mehr oder weniger systematisch Leistung gemessen - jedoch mit teilweise unterschiedlichen Messmethoden und sogar 'intuitiven' (um nicht zu sagen subjektiv gefaerbten) Leistungseinschaetzungen, was einen direkten Leistungsvergleich zwischen verschiedenen Unternehmen stark erschwert. Ausserdem bleiben diese betrieblichen Leistungsmessungen normalerweise betriebsintern und sind den Forschern nichts so ohne weiteres zugaenglich. Ohne Leistungsvergleiche sind aber die Lohnvergleiche, welche normalerweise nur formale und deshalb gut messbare Kriterien (Ausbildung, Beschaeftigungsgrad, Fuehrungsfunktionen, diverse Sonderzulagen etc.) miteinbeziehen, ziemlich unsicher.
Berücksichtigt man weiter, dass Männer immer noch oft Alleinernährer sind, dies bei Frauen aber sehr selten der Fall ist, dann wirkt die ganze Angelegenheit aufgeblasen.
Zustimmung. Dadurch, dass Maenner weit oefter die Allein- oder wenigstens Haupternaehrer in Familien sind, ist bei ihnen entsprechender Druck und damit auch eine Motivation zur Maximierung des Lohnes hin vorhanden, der bei Frauen weitaus seltener ist. Dieser Druck hat positive und negative Auswirkungen: einerseits erhoeht er die Wahrscheinlichkeit, Karriere zu machen oder ein hoeheres Einkommen zu erwirtschaften, andererseits erhoeht er die gesundheitlichen Risiken (Burn-out, Dauerstress und dadurch hoher Blutdruck, ungesunde Fastfood-Ernaehrung). So hat halt jede Medaille ihre zwei Seiten
Es gibt IMHO geschlechterspezifisch unterschiedliche Verhaltensweisen, die wiederum im statistischen Durchschnitt unterschiedlich honoriert werden. Daran ist nichts schlechtes, wenn die geschlechterspezifisch unterschiedlichen Verhaltensweisen selbstbestimmt gewaehlt wurden. Schlecht finde ich hingegen, wenn der blosse statistische Unterschied ohne jegliche tiefgruendigere Untersuchung einfach als Geschechterdiskriminierung interpretiert wird. Auch wenn es manchem Gendertheoretiker gegen den Strich geht: moeglicherweise waehlen Maenner und Frauen ganz bewusst bestimmte geschlechterspezifische Rollenmodelle aus und nehmen fuer die errungenen Vorteile auf dem einen Gebiet auch Nachteile in einem anderen Bereich in Kauf.
Das von susu erwaehnte ISCO88-Berufskategoriensystem ist einerseits gut, weil es die Berufe in ein System einbindet, welches auf recht detaillierte, formal ueberpruefbare und ziemlich gut messbare Kriterien gruendet. Andererseits bleibt der ganze Bereich der individuellen Verhaltensweisen (Leistungsbereitschaft, Lohnverhandlungsgeschick, lohnmaximierendes Verhalten auf dem Arbeitsmarkt etc.) dabei unberuecksichtigt, was sich in der Praxis halt dementsprechend in einer gewissen Grauzone aeussert, innerhalb der man nicht entscheiden kann, ob es sich um echte Geschlechterdiskriminierung handelt oder einfach um Auswirkungen der nicht gemessenen unterschiedlichen, u.U. geschlechterspezifischen Verhaltensweisen (z.B. die Alleinernaehrer-Rolle).
Ein anderes Problem hat ebenfalls susu angesprochen: wie kommt man mit vernuenftigem Aufwand an die Daten? Eine stark wettbewerbsorientierte Wirtschaft wird bei allzu aufwendigen und deshalb teuren Datenerhebungen nicht mitmachen - fuer die kleinen und mittleren Betriebe bedeuteten teure Datenerhebungen u.U. sogar den Ruin.
Ein weiteres Problem nenne ich den 'Promi-Effekt'. Es geht darum, dass jemand, der sich in einer Topposition befindet, nicht so sehr nach Leistung/Ausbildung oder anderen objektiv nachvollziehbaren Kriterien bezahlt wird, sondern allein durch seine Bekanntheit einen gewissen 'Marktwert' besitzt, der sich wiederum direkt in seinem Lohn niederschlaegt. Typische Vertreter von solchen hochbezahlten Leuten sind Topmodels, Topmanager, bekannte Schauspieler oder auch Spitzensportler. Ob beispielsweise das weltbekannte Topmodel X.Y. bessere Arbeit leistet, eine hoehere Ausstrahlung besitzt als das (noch) unbekannte Model A.B. spielt keine Rolle; es reicht aus, dass X.Y. allein durch ihren bekannten Namen Erwartungen auf erhebliche Umsatzsteigerungen bei jenen Couturiers weckt, fuer die sie taetig ist.
Dieser Promi-Effekt existiert nicht nur im Showbusiness (wo er jedoch besonders wichtig ist) sondern auch branchenintern oder gar innerhalb eines Grossbetriebes: da mag der Manager G.H. ausserhalb seiner Berufsbranche/seines Betriebs voellig unbekannt sein; aber innerhalb wird er als Topmann 'gehandelt', der hohe Lohnforderungen stellen kann. Entsprechend begehrt ist eine solche Person bei den Headhunters bzw. im betriebsinternen Kandidatenkarrussell um die prestigetraechtigen Positionen. Dieser Ruf ist dem Promi normalerweise nicht einfach in den Schoss gefallen, sondern er hat ihn sich durch 'karriereoptimierendes Verhalten' systematisch erarbeitet; ob der Ruf haelt, was er verspricht, steht latuernich auf einem anderen Blatt. Der Promi-Effekt ist besonders bei den begehrten Jobs und Toppositionen wichtig - also genau jenen Jobs, die von den Gleichstellungsbuerokraten am ehesten als quotierwuerdig angesehen werden, weil dort auch fuer sie besonders viel Prestige abfaellt. Wenn die Gleichstellungsbuerokratin B.C.-D. beispielsweise durchsetzen kann, dass bei der Besetzung von Professorenposten an der renommierten Uni in H. kuenftig eine Frauenquote gilt, dann steht sie in allen Zeitungen und steigert bedingt durch ihre 'Meriten' wiederum den eigenen Marktwert; ob die Qualitaet der universitaeren Ausbildung durch die Frauenquote tatsaechlich steigt oder sinkt, ist fuer die Reputation von B.C.-D. voellig belanglos. Wenn B.C.-D. hingegen eine Frauenquote bei der Muellabfuhr im selben Ort H. durchsetzen kann, wird sie hoechstens fuer eine realitaetsferne Buerokratin gehalten, weil jeder genau weiss, dass man mit einem Job bei der Muellabfuhr Frauen jagen kann, und damit die Quote wohl nie erfuellt werden wird; Lorbeeren sind mit 'Quoten' der letzteren Art in der Gleichstellungsszene ganz gewiss nicht zu verdienen - also laesst die professionelle Gleichstellungsfrau die Finger davon.
Und diese minime Differenz wird auch nicht hinterfragt. Schliesslich zweifelt der Papst auch nicht am Dogma der Jungfräulichkeit Marias.
Aber es soll ja nicht informiert, sondern etwas erreicht werden, denn unsere famose Aussenministerin will wieder mal die sexistischen Frauenquoten aufs politische Tapet bringen.
Zweifellos.
Gruss
Maesi